Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

düsterer und schwermüthiger, als je. Langsam ging er nach seiner Burg zurück. Auf seiner Stirn lag Trübsinn und Kummer und kein freundlicher Blick mehr. Da beschloß er endlich, nach dem heiligen Lande zu pilgern, und im blutigen Saracenenkampf und im heißen Gebet an des Erlösers Grabe, seines Kummers Linderung zu suchen.

Schon standen die Rosse für ihn und seine drei Knappen im Vorhofe, als Kuno sein trauerndes Weib noch ein Mal umarmte, und ihr, nach damaliger Sitte, die Hälfte seines entzwei gebrochenen Eheringes darreichte.

"Nimm!" so sprach er ernst, "nimm hin die Hälfte unseres Ringes ehelicher Treue, den des Priesters Hand weihte, er möge der wieder vereinigenden Liebe Probe seyn. Sieben Jahre harre meiner, kehre ich auch dann noch nicht heim, so denke - ich sey gefallen, und dann - sey unser Eheband gelöst."

düsterer und schwermüthiger, als je. Langsam ging er nach seiner Burg zurück. Auf seiner Stirn lag Trübsinn und Kummer und kein freundlicher Blick mehr. Da beschloß er endlich, nach dem heiligen Lande zu pilgern, und im blutigen Saracenenkampf und im heißen Gebet an des Erlösers Grabe, seines Kummers Linderung zu suchen.

Schon standen die Rosse für ihn und seine drei Knappen im Vorhofe, als Kuno sein trauerndes Weib noch ein Mal umarmte, und ihr, nach damaliger Sitte, die Hälfte seines entzwei gebrochenen Eheringes darreichte.

„Nimm!“ so sprach er ernst, „nimm hin die Hälfte unseres Ringes ehelicher Treue, den des Priesters Hand weihte, er möge der wieder vereinigenden Liebe Probe seyn. Sieben Jahre harre meiner, kehre ich auch dann noch nicht heim, so denke – ich sey gefallen, und dann – sey unser Eheband gelöst.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0379" n="340"/>
düsterer und schwermüthiger, als je. Langsam ging er nach seiner Burg zurück. Auf seiner Stirn lag Trübsinn und Kummer und kein freundlicher Blick mehr. Da beschloß er endlich, nach dem heiligen Lande zu pilgern, und im blutigen Saracenenkampf und im heißen Gebet an des Erlösers Grabe, seines Kummers Linderung zu suchen.</p>
        <p>Schon standen die Rosse für ihn und seine drei Knappen im Vorhofe, als Kuno sein trauerndes Weib noch ein Mal umarmte, und ihr, nach damaliger Sitte, die Hälfte seines entzwei gebrochenen Eheringes darreichte.</p>
        <p>&#x201E;Nimm!&#x201C; so sprach er ernst, &#x201E;nimm hin die Hälfte unseres Ringes ehelicher Treue, den des Priesters Hand weihte, er möge der wieder vereinigenden Liebe Probe seyn. Sieben Jahre harre meiner, kehre ich auch dann noch nicht heim, so denke &#x2013; ich sey gefallen, und dann &#x2013; sey unser Eheband gelöst.&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0379] düsterer und schwermüthiger, als je. Langsam ging er nach seiner Burg zurück. Auf seiner Stirn lag Trübsinn und Kummer und kein freundlicher Blick mehr. Da beschloß er endlich, nach dem heiligen Lande zu pilgern, und im blutigen Saracenenkampf und im heißen Gebet an des Erlösers Grabe, seines Kummers Linderung zu suchen. Schon standen die Rosse für ihn und seine drei Knappen im Vorhofe, als Kuno sein trauerndes Weib noch ein Mal umarmte, und ihr, nach damaliger Sitte, die Hälfte seines entzwei gebrochenen Eheringes darreichte. „Nimm!“ so sprach er ernst, „nimm hin die Hälfte unseres Ringes ehelicher Treue, den des Priesters Hand weihte, er möge der wieder vereinigenden Liebe Probe seyn. Sieben Jahre harre meiner, kehre ich auch dann noch nicht heim, so denke – ich sey gefallen, und dann – sey unser Eheband gelöst.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/379
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/379>, abgerufen am 29.03.2024.