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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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waren schon so verflossen, und Ritter Kuno sah mit Schmerz, daß sein alter Stamm mit ihm erlöschen werde.

Schwermüthiger Gedanken voll, ging er einst im einsamen Forste, klagte und jammerte bei sich über das harte Schicksal, das ihm alles gab, nur kein Kind, und warf sich endlich unter einer Eiche nieder, seinem Kummer recht nachzuhängen. Siehe, da stand plötzlich ein unbekannter Jäger vor ihm, von seltner Gestalt und Geberde, und sprach:

"Ritter Kuno, seyd fröhlich und guter Dinge! Ihr sollt eine zahlreiche Nachkommenschaft haben, wenn ihr euch mir zum Eigenthum verschreiben wollt!"

Dem Ritter fuhr's eiskalt über die Haut. Er stand auf, betrachtete den Jäger genauer, und da sah er erst den Pferdefuß, und erkannte den "Gott sey bei uns". Flugs schlug er andächtig ein Kreuz, und der tückische Satan verschwand; aber Kuno's Gemüth ward

waren schon so verflossen, und Ritter Kuno sah mit Schmerz, daß sein alter Stamm mit ihm erlöschen werde.

Schwermüthiger Gedanken voll, ging er einst im einsamen Forste, klagte und jammerte bei sich über das harte Schicksal, das ihm alles gab, nur kein Kind, und warf sich endlich unter einer Eiche nieder, seinem Kummer recht nachzuhängen. Siehe, da stand plötzlich ein unbekannter Jäger vor ihm, von seltner Gestalt und Geberde, und sprach:

„Ritter Kuno, seyd fröhlich und guter Dinge! Ihr sollt eine zahlreiche Nachkommenschaft haben, wenn ihr euch mir zum Eigenthum verschreiben wollt!“

Dem Ritter fuhr’s eiskalt über die Haut. Er stand auf, betrachtete den Jäger genauer, und da sah er erst den Pferdefuß, und erkannte den „Gott sey bei uns“. Flugs schlug er andächtig ein Kreuz, und der tückische Satan verschwand; aber Kuno’s Gemüth ward

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[339/0378] waren schon so verflossen, und Ritter Kuno sah mit Schmerz, daß sein alter Stamm mit ihm erlöschen werde. Schwermüthiger Gedanken voll, ging er einst im einsamen Forste, klagte und jammerte bei sich über das harte Schicksal, das ihm alles gab, nur kein Kind, und warf sich endlich unter einer Eiche nieder, seinem Kummer recht nachzuhängen. Siehe, da stand plötzlich ein unbekannter Jäger vor ihm, von seltner Gestalt und Geberde, und sprach: „Ritter Kuno, seyd fröhlich und guter Dinge! Ihr sollt eine zahlreiche Nachkommenschaft haben, wenn ihr euch mir zum Eigenthum verschreiben wollt!“ Dem Ritter fuhr’s eiskalt über die Haut. Er stand auf, betrachtete den Jäger genauer, und da sah er erst den Pferdefuß, und erkannte den „Gott sey bei uns“. Flugs schlug er andächtig ein Kreuz, und der tückische Satan verschwand; aber Kuno’s Gemüth ward

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/378>, abgerufen am 27.04.2024.