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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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Eine Thräne der Trennung entschlüpfte ihm, noch eine herzliche stumme Umarmung, und dann schwang er sich auf sein Roß. Fort ging es nun durch Feld und Wald, durch Gebirge, über Flüsse und Meere.

Schon hatte sein Schwert der Ungläubigen Blut, schon hatte die heilige Stätte seine frommen Thränen getrunken, und noch immer kehrte kein Friede in seine Brust zurück. Oft war ihm der Böse in mancherlei Gestalten erschienen, und hatte sein Anerbieten erneuert; aber Kuno blieb standhaft, und wies jeden Antrag von sich.

So verflossen einige Jahre unter blutigen Kämpfen und grausamem Gemetzel im Heere der Ungläubigen, als Kuno eines Tags gefangen ward und in des Sultans Hände fiel. Er erwartete einen schmählichen Tod, allein man warf ihn in einen finstern Kerker, wo er, getrennt von seinen treuen Knappen, tief unter der Erde, schreckliche Tage der Einsamkeit

Eine Thräne der Trennung entschlüpfte ihm, noch eine herzliche stumme Umarmung, und dann schwang er sich auf sein Roß. Fort ging es nun durch Feld und Wald, durch Gebirge, über Flüsse und Meere.

Schon hatte sein Schwert der Ungläubigen Blut, schon hatte die heilige Stätte seine frommen Thränen getrunken, und noch immer kehrte kein Friede in seine Brust zurück. Oft war ihm der Böse in mancherlei Gestalten erschienen, und hatte sein Anerbieten erneuert; aber Kuno blieb standhaft, und wies jeden Antrag von sich.

So verflossen einige Jahre unter blutigen Kämpfen und grausamem Gemetzel im Heere der Ungläubigen, als Kuno eines Tags gefangen ward und in des Sultans Hände fiel. Er erwartete einen schmählichen Tod, allein man warf ihn in einen finstern Kerker, wo er, getrennt von seinen treuen Knappen, tief unter der Erde, schreckliche Tage der Einsamkeit

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[341/0380] Eine Thräne der Trennung entschlüpfte ihm, noch eine herzliche stumme Umarmung, und dann schwang er sich auf sein Roß. Fort ging es nun durch Feld und Wald, durch Gebirge, über Flüsse und Meere. Schon hatte sein Schwert der Ungläubigen Blut, schon hatte die heilige Stätte seine frommen Thränen getrunken, und noch immer kehrte kein Friede in seine Brust zurück. Oft war ihm der Böse in mancherlei Gestalten erschienen, und hatte sein Anerbieten erneuert; aber Kuno blieb standhaft, und wies jeden Antrag von sich. So verflossen einige Jahre unter blutigen Kämpfen und grausamem Gemetzel im Heere der Ungläubigen, als Kuno eines Tags gefangen ward und in des Sultans Hände fiel. Er erwartete einen schmählichen Tod, allein man warf ihn in einen finstern Kerker, wo er, getrennt von seinen treuen Knappen, tief unter der Erde, schreckliche Tage der Einsamkeit

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/380>, abgerufen am 16.04.2024.