Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Hadrian errichtete hier zuerst eine Landwehre, indem er lange starke Pfähle einschlagen und mit Weißdorn dicht bepflanzen ließ, was eine undurchdringliche Hecke bildete. Die Römer nannten es Vallatum, die Deutschen Pfahlhecke. Kaiser Probus ließ hierauf eine Mauer mit vielen Thürmen daneben aufführen, wovon noch jetzt kleine Reste übrig sind.

Der gemeine Mann, der ein solches riesenmäßiges Unternehmen menschlichen Kräften nicht zutraute, schrieb es dem Teufel zu. Man nannte es eine Teufelsmauer, und erzählt dabei, so wie bei jenen Teufelsmauern, daß der Teufel von Gott ein Stück der Erde als Eigenthum verlangt habe. Gott habe auch eingewilligt, und ihm so viel abzutreten versprochen, als er in einer Nacht vor dem ersten Hahnenschrei mit einer Mauer umgeben könne. Der Teufel habe darauf das

Hadrian errichtete hier zuerst eine Landwehre, indem er lange starke Pfähle einschlagen und mit Weißdorn dicht bepflanzen ließ, was eine undurchdringliche Hecke bildete. Die Römer nannten es Vallatum, die Deutschen Pfahlhecke. Kaiser Probus ließ hierauf eine Mauer mit vielen Thürmen daneben aufführen, wovon noch jetzt kleine Reste übrig sind.

Der gemeine Mann, der ein solches riesenmäßiges Unternehmen menschlichen Kräften nicht zutraute, schrieb es dem Teufel zu. Man nannte es eine Teufelsmauer, und erzählt dabei, so wie bei jenen Teufelsmauern, daß der Teufel von Gott ein Stück der Erde als Eigenthum verlangt habe. Gott habe auch eingewilligt, und ihm so viel abzutreten versprochen, als er in einer Nacht vor dem ersten Hahnenschrei mit einer Mauer umgeben könne. Der Teufel habe darauf das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0219" n="180"/>
Hadrian errichtete hier zuerst eine Landwehre, indem er lange starke Pfähle einschlagen und mit Weißdorn dicht bepflanzen ließ, was eine undurchdringliche Hecke bildete. Die Römer nannten es <hi rendition="#aq">Vallatum</hi>, die Deutschen Pfahlhecke. Kaiser Probus ließ hierauf eine Mauer mit vielen Thürmen daneben aufführen, wovon noch jetzt kleine Reste übrig sind.</p>
        <p>Der gemeine Mann, der ein solches riesenmäßiges Unternehmen menschlichen Kräften nicht zutraute, schrieb es dem Teufel zu. Man nannte es eine Teufelsmauer, und erzählt dabei, so wie bei jenen Teufelsmauern, daß der Teufel von Gott ein Stück der Erde als Eigenthum verlangt habe. Gott habe auch eingewilligt, und ihm so viel abzutreten versprochen, als er in einer Nacht vor dem ersten Hahnenschrei mit einer Mauer umgeben könne. Der Teufel habe darauf das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0219] Hadrian errichtete hier zuerst eine Landwehre, indem er lange starke Pfähle einschlagen und mit Weißdorn dicht bepflanzen ließ, was eine undurchdringliche Hecke bildete. Die Römer nannten es Vallatum, die Deutschen Pfahlhecke. Kaiser Probus ließ hierauf eine Mauer mit vielen Thürmen daneben aufführen, wovon noch jetzt kleine Reste übrig sind. Der gemeine Mann, der ein solches riesenmäßiges Unternehmen menschlichen Kräften nicht zutraute, schrieb es dem Teufel zu. Man nannte es eine Teufelsmauer, und erzählt dabei, so wie bei jenen Teufelsmauern, daß der Teufel von Gott ein Stück der Erde als Eigenthum verlangt habe. Gott habe auch eingewilligt, und ihm so viel abzutreten versprochen, als er in einer Nacht vor dem ersten Hahnenschrei mit einer Mauer umgeben könne. Der Teufel habe darauf das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/219
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/219>, abgerufen am 26.04.2024.