Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

schien, und sie mit einigem Troste und Hof¬
nung belebte.

Ein alter Hausknecht eröfnete die Thüre
des alten Gebäudes, in das sie mit Gewalt
eindrangen. Ein jeder sorgte nun für seine
Sachen, sie abzupacken, sie hereinzuschaffen.
Das meiste war, wie die Personen selbst,
tüchtig durchweicht. Bey dem Einen Lichte
ging alles sehr langsam. Im Gebäude stieß
man sich, stolperte, fiel. Man bat um mehr
Lichter, man bat um Feuerung. Der einsyl¬
bige Hausknecht ließ mit genauer Noth seine
Laterne da, ging, und kam nicht wieder.

Nun fing man an das Haus zu durch¬
suchen, die Thüren aller Zimmer waren offen,
große Öfen, gewirkte Tapeten, eingelegte
Fußböden waren von seiner vorigen Pracht
noch übrig; von anderm Hausgeräthe aber
nichts zu finden, kein Tisch, kein Stuhl, kein
Spiegel, kaum einige ungeheuere leere Bett¬

ſchien, und ſie mit einigem Troſte und Hof¬
nung belebte.

Ein alter Hausknecht eröfnete die Thüre
des alten Gebäudes, in das ſie mit Gewalt
eindrangen. Ein jeder ſorgte nun für ſeine
Sachen, ſie abzupacken, ſie hereinzuſchaffen.
Das meiſte war, wie die Perſonen ſelbſt,
tüchtig durchweicht. Bey dem Einen Lichte
ging alles ſehr langſam. Im Gebäude ſtieß
man ſich, ſtolperte, fiel. Man bat um mehr
Lichter, man bat um Feuerung. Der einſyl¬
bige Hausknecht ließ mit genauer Noth ſeine
Laterne da, ging, und kam nicht wieder.

Nun fing man an das Haus zu durch¬
ſuchen, die Thüren aller Zimmer waren offen,
große Öfen, gewirkte Tapeten, eingelegte
Fußböden waren von ſeiner vorigen Pracht
noch übrig; von anderm Hausgeräthe aber
nichts zu finden, kein Tiſch, kein Stuhl, kein
Spiegel, kaum einige ungeheuere leere Bett¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0053" n="45"/>
&#x017F;chien, und &#x017F;ie mit einigem Tro&#x017F;te und Hof¬<lb/>
nung belebte.</p><lb/>
            <p>Ein alter Hausknecht eröfnete die Thüre<lb/>
des alten Gebäudes, in das &#x017F;ie mit Gewalt<lb/>
eindrangen. Ein jeder &#x017F;orgte nun für &#x017F;eine<lb/>
Sachen, &#x017F;ie abzupacken, &#x017F;ie hereinzu&#x017F;chaffen.<lb/>
Das mei&#x017F;te war, wie die Per&#x017F;onen &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
tüchtig durchweicht. Bey dem Einen Lichte<lb/>
ging alles &#x017F;ehr lang&#x017F;am. Im Gebäude &#x017F;tieß<lb/>
man &#x017F;ich, &#x017F;tolperte, fiel. Man bat um mehr<lb/>
Lichter, man bat um Feuerung. Der ein&#x017F;yl¬<lb/>
bige Hausknecht ließ mit genauer Noth &#x017F;eine<lb/>
Laterne da, ging, und kam nicht wieder.</p><lb/>
            <p>Nun fing man an das Haus zu durch¬<lb/>
&#x017F;uchen, die Thüren aller Zimmer waren offen,<lb/>
große Öfen, gewirkte Tapeten, eingelegte<lb/>
Fußböden waren von &#x017F;einer vorigen Pracht<lb/>
noch übrig; von anderm Hausgeräthe aber<lb/>
nichts zu finden, kein Ti&#x017F;ch, kein Stuhl, kein<lb/>
Spiegel, kaum einige ungeheuere leere Bett¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0053] ſchien, und ſie mit einigem Troſte und Hof¬ nung belebte. Ein alter Hausknecht eröfnete die Thüre des alten Gebäudes, in das ſie mit Gewalt eindrangen. Ein jeder ſorgte nun für ſeine Sachen, ſie abzupacken, ſie hereinzuſchaffen. Das meiſte war, wie die Perſonen ſelbſt, tüchtig durchweicht. Bey dem Einen Lichte ging alles ſehr langſam. Im Gebäude ſtieß man ſich, ſtolperte, fiel. Man bat um mehr Lichter, man bat um Feuerung. Der einſyl¬ bige Hausknecht ließ mit genauer Noth ſeine Laterne da, ging, und kam nicht wieder. Nun fing man an das Haus zu durch¬ ſuchen, die Thüren aller Zimmer waren offen, große Öfen, gewirkte Tapeten, eingelegte Fußböden waren von ſeiner vorigen Pracht noch übrig; von anderm Hausgeräthe aber nichts zu finden, kein Tiſch, kein Stuhl, kein Spiegel, kaum einige ungeheuere leere Bett¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/53
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/53>, abgerufen am 25.11.2024.