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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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die Bedingungen dar, die er machen könne
und wolle, bat Wilhelmen um schleunige
Entscheidung, und verließ ihn in nicht gerin¬
ger Unruhe.

Bey der wunderlichen und gleichsam nur
zum Scherz unternommenen Arbeit jener fin¬
girten Reisebeschreibung, die er mit Laertes
ausarbeitete, war er auf die Zustände und
das tägliche Leben der wirklichen Welt auf¬
merksamer geworden, als er sonst nicht ge¬
wesen war. Er begriff jetzt selbst erst die
Absicht des Vaters, als er ihm die Führung
des Journals so lebhaft empfohlen. Er
fühlte zum erstenmale, wie angenehm und
nützlich es seyn könne, sich zur Mittelsperson
so vieler Gewerbe und Bedürfnisse zu ma¬
chen, und bis in die tiefsten Gebirge und
Wälder des festen Landes Leben und Thä¬
tigkeit verbreiten zu helfen. Die lebhafte
Handelsstadt, in der er sich befand, gab ihm

die Bedingungen dar, die er machen könne
und wolle, bat Wilhelmen um ſchleunige
Entſcheidung, und verließ ihn in nicht gerin¬
ger Unruhe.

Bey der wunderlichen und gleichſam nur
zum Scherz unternommenen Arbeit jener fin¬
girten Reiſebeſchreibung, die er mit Laertes
ausarbeitete, war er auf die Zuſtände und
das tägliche Leben der wirklichen Welt auf¬
merkſamer geworden, als er ſonſt nicht ge¬
weſen war. Er begriff jetzt ſelbſt erſt die
Abſicht des Vaters, als er ihm die Führung
des Journals ſo lebhaft empfohlen. Er
fühlte zum erſtenmale, wie angenehm und
nützlich es ſeyn könne, ſich zur Mittelsperſon
ſo vieler Gewerbe und Bedürfniſſe zu ma¬
chen, und bis in die tiefſten Gebirge und
Wälder des feſten Landes Leben und Thä¬
tigkeit verbreiten zu helfen. Die lebhafte
Handelsſtadt, in der er ſich befand, gab ihm

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[360/0369] die Bedingungen dar, die er machen könne und wolle, bat Wilhelmen um ſchleunige Entſcheidung, und verließ ihn in nicht gerin¬ ger Unruhe. Bey der wunderlichen und gleichſam nur zum Scherz unternommenen Arbeit jener fin¬ girten Reiſebeſchreibung, die er mit Laertes ausarbeitete, war er auf die Zuſtände und das tägliche Leben der wirklichen Welt auf¬ merkſamer geworden, als er ſonſt nicht ge¬ weſen war. Er begriff jetzt ſelbſt erſt die Abſicht des Vaters, als er ihm die Führung des Journals ſo lebhaft empfohlen. Er fühlte zum erſtenmale, wie angenehm und nützlich es ſeyn könne, ſich zur Mittelsperſon ſo vieler Gewerbe und Bedürfniſſe zu ma¬ chen, und bis in die tiefſten Gebirge und Wälder des feſten Landes Leben und Thä¬ tigkeit verbreiten zu helfen. Die lebhafte Handelsſtadt, in der er ſich befand, gab ihm

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/369>, abgerufen am 03.05.2024.