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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Gestalt seines Vaters erscheine; stehen Sie
ihm bey in der schrecklichen Nacht, wenn der
ehrwürdige Geist selbst vor ihm auftritt.
Ein ungeheures Entsetzen ergreift ihn; er
redet die Wundergestalt an; sieht sie win¬
ken, folgt und hört -- Die schrecklichste An¬
klage wider seinen Oheim ertönt in seinen
Ohren; Aufforderung zur Rache und die
dringende wiederholte Bitte: erinnere Dich
meiner!

Und da der Geist verschwunden ist, wen
sehen wir vor uns stehen? Einen jungen
Helden, der nach Rache schnaubt? Einen ge¬
bohrnen Fürsten, der sich glücklich fühlt, ge¬
gen den Usurpator seiner Krone aufgefordert
zu werden? Nein! Staunen und Trübsinn
überfällt den Einsamen; er wird bitter gegen
die lächelnden Bösewichter; schwört den Ab¬
geschiednen nicht zu vergessen, und schließt
mit dem bedeutenden Seufzer: die Zeit ist

Geſtalt ſeines Vaters erſcheine; ſtehen Sie
ihm bey in der ſchrecklichen Nacht, wenn der
ehrwürdige Geiſt ſelbſt vor ihm auftritt.
Ein ungeheures Entſetzen ergreift ihn; er
redet die Wundergeſtalt an; ſieht ſie win¬
ken, folgt und hört — Die ſchrecklichſte An¬
klage wider ſeinen Oheim ertönt in ſeinen
Ohren; Aufforderung zur Rache und die
dringende wiederholte Bitte: erinnere Dich
meiner!

Und da der Geiſt verſchwunden iſt, wen
ſehen wir vor uns ſtehen? Einen jungen
Helden, der nach Rache ſchnaubt? Einen ge¬
bohrnen Fürſten, der ſich glücklich fühlt, ge¬
gen den Uſurpator ſeiner Krone aufgefordert
zu werden? Nein! Staunen und Trübſinn
überfällt den Einſamen; er wird bitter gegen
die lächelnden Böſewichter; ſchwört den Ab¬
geſchiednen nicht zu vergeſſen, und ſchließt
mit dem bedeutenden Seufzer: die Zeit iſt

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[278/0287] Geſtalt ſeines Vaters erſcheine; ſtehen Sie ihm bey in der ſchrecklichen Nacht, wenn der ehrwürdige Geiſt ſelbſt vor ihm auftritt. Ein ungeheures Entſetzen ergreift ihn; er redet die Wundergeſtalt an; ſieht ſie win¬ ken, folgt und hört — Die ſchrecklichſte An¬ klage wider ſeinen Oheim ertönt in ſeinen Ohren; Aufforderung zur Rache und die dringende wiederholte Bitte: erinnere Dich meiner! Und da der Geiſt verſchwunden iſt, wen ſehen wir vor uns ſtehen? Einen jungen Helden, der nach Rache ſchnaubt? Einen ge¬ bohrnen Fürſten, der ſich glücklich fühlt, ge¬ gen den Uſurpator ſeiner Krone aufgefordert zu werden? Nein! Staunen und Trübſinn überfällt den Einſamen; er wird bitter gegen die lächelnden Böſewichter; ſchwört den Ab¬ geſchiednen nicht zu vergeſſen, und ſchließt mit dem bedeutenden Seufzer: die Zeit iſt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/287>, abgerufen am 25.11.2024.