blikums ab, und ich fürchte, daß Ihr Herr Melina mit den seinigen schwerlich bey uns wohl aufgenommen werden dürfte.
Wilhelm wollte etwas zu ihren Gunsten sprechen, aber Serlo fing an, eine so un¬ barmherzige Schilderung von ihnen zu ma¬ chen, daß unser Freund sehr zufrieden war, als ein Frauenzimmer in das Zimmer trat, das Gespräch unterbrach, und ihm sogleich als Schwester Aurelia von seinem Freunde vorgestellt ward. Sie empfing ihn auf das freundschaftlichste, und ihre Unterhaltung war so angenehm, daß er nicht einmal einen ent¬ schiedenen Zug des Kummers gewahr wurde, der ihrem geistreichen Gesicht noch ein beson¬ deres Interesse gab.
Zum erstenmal seit langer Zeit fand sich Wilhelm wieder in seinem Elemente. Bey seinen Gesprächen hatte er sonst nur noth¬ dürftig gefällige Zuhörer gefunden, da er
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blikums ab, und ich fürchte, daß Ihr Herr Melina mit den ſeinigen ſchwerlich bey uns wohl aufgenommen werden dürfte.
Wilhelm wollte etwas zu ihren Gunſten ſprechen, aber Serlo fing an, eine ſo un¬ barmherzige Schilderung von ihnen zu ma¬ chen, daß unſer Freund ſehr zufrieden war, als ein Frauenzimmer in das Zimmer trat, das Geſpräch unterbrach, und ihm ſogleich als Schweſter Aurelia von ſeinem Freunde vorgeſtellt ward. Sie empfing ihn auf das freundſchaftlichſte, und ihre Unterhaltung war ſo angenehm, daß er nicht einmal einen ent¬ ſchiedenen Zug des Kummers gewahr wurde, der ihrem geiſtreichen Geſicht noch ein beſon¬ deres Intereſſe gab.
Zum erſtenmal ſeit langer Zeit fand ſich Wilhelm wieder in ſeinem Elemente. Bey ſeinen Geſprächen hatte er ſonſt nur noth¬ dürftig gefällige Zuhörer gefunden, da er
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blikums ab, und ich fürchte, daß Ihr Herr
Melina mit den ſeinigen ſchwerlich bey uns
wohl aufgenommen werden dürfte.
Wilhelm wollte etwas zu ihren Gunſten
ſprechen, aber Serlo fing an, eine ſo un¬
barmherzige Schilderung von ihnen zu ma¬
chen, daß unſer Freund ſehr zufrieden war,
als ein Frauenzimmer in das Zimmer trat,
das Geſpräch unterbrach, und ihm ſogleich
als Schweſter Aurelia von ſeinem Freunde
vorgeſtellt ward. Sie empfing ihn auf das
freundſchaftlichſte, und ihre Unterhaltung war
ſo angenehm, daß er nicht einmal einen ent¬
ſchiedenen Zug des Kummers gewahr wurde,
der ihrem geiſtreichen Geſicht noch ein beſon¬
deres Intereſſe gab.
Zum erſtenmal ſeit langer Zeit fand ſich
Wilhelm wieder in ſeinem Elemente. Bey
ſeinen Geſprächen hatte er ſonſt nur noth¬
dürftig gefällige Zuhörer gefunden, da er
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/281>, abgerufen am 25.11.2024.
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