Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Mann genau, ich hafte dafür, das ist ein
großer Schauspieler, oder kann es werden.
Der Mensch machte von ganzem Herzen ei¬
nen albernen Bückling, so daß der Graf laut
über ihn lachen mußte, und ausrief: Er
macht seine Sachen excellent, ich wette, die¬
ser Mensch kann spielen was er will, und es
ist Schade, daß man ihn bisher zu nichts bes¬
serm gebraucht hat.

Ein so außerordentlicher Vorzug war für
die übrigen sehr kränkend, nur Melina em¬
pfand nichts davon, er gab vielmehr dem
Grafen vollkommen recht, und versetzte mit
ehrfurchtsvoller Mine: ach ja, es hat wohl
ihm und mehreren von uns nur ein solcher
Kenner und eine solche Aufmunterung ge¬
fehlt, wie wir sie gegenwärtig an Ew. Excel¬
lenz gefunden haben.

Ist das die sämmtliche Gesellschaft? sagte
der Graf.

Mann genau, ich hafte dafür, das iſt ein
großer Schauſpieler, oder kann es werden.
Der Menſch machte von ganzem Herzen ei¬
nen albernen Bückling, ſo daß der Graf laut
über ihn lachen mußte, und ausrief: Er
macht ſeine Sachen excellent, ich wette, die¬
ſer Menſch kann ſpielen was er will, und es
iſt Schade, daß man ihn bisher zu nichts beſ¬
ſerm gebraucht hat.

Ein ſo außerordentlicher Vorzug war für
die übrigen ſehr kränkend, nur Melina em¬
pfand nichts davon, er gab vielmehr dem
Grafen vollkommen recht, und verſetzte mit
ehrfurchtsvoller Mine: ach ja, es hat wohl
ihm und mehreren von uns nur ein ſolcher
Kenner und eine ſolche Aufmunterung ge¬
fehlt, wie wir ſie gegenwärtig an Ew. Excel¬
lenz gefunden haben.

Iſt das die ſämmtliche Geſellſchaft? ſagte
der Graf.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0028" n="20"/>
Mann genau, ich hafte dafür, das i&#x017F;t ein<lb/>
großer Schau&#x017F;pieler, oder kann es werden.<lb/>
Der Men&#x017F;ch machte von ganzem Herzen ei¬<lb/>
nen albernen Bückling, &#x017F;o daß der Graf laut<lb/>
über ihn lachen mußte, und ausrief: Er<lb/>
macht &#x017F;eine Sachen excellent, ich wette, die¬<lb/>
&#x017F;er Men&#x017F;ch kann &#x017F;pielen was er will, und es<lb/>
i&#x017F;t Schade, daß man ihn bisher zu nichts be&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;erm gebraucht hat.</p><lb/>
            <p>Ein &#x017F;o außerordentlicher Vorzug war für<lb/>
die übrigen &#x017F;ehr kränkend, nur Melina em¬<lb/>
pfand nichts davon, er gab vielmehr dem<lb/>
Grafen vollkommen recht, und ver&#x017F;etzte mit<lb/>
ehrfurchtsvoller Mine: ach ja, es hat wohl<lb/>
ihm und mehreren von uns nur ein &#x017F;olcher<lb/>
Kenner und eine &#x017F;olche Aufmunterung ge¬<lb/>
fehlt, wie wir &#x017F;ie gegenwärtig an Ew. Excel¬<lb/>
lenz gefunden haben.</p><lb/>
            <p>I&#x017F;t das die &#x017F;ämmtliche Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft? &#x017F;agte<lb/>
der Graf.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0028] Mann genau, ich hafte dafür, das iſt ein großer Schauſpieler, oder kann es werden. Der Menſch machte von ganzem Herzen ei¬ nen albernen Bückling, ſo daß der Graf laut über ihn lachen mußte, und ausrief: Er macht ſeine Sachen excellent, ich wette, die¬ ſer Menſch kann ſpielen was er will, und es iſt Schade, daß man ihn bisher zu nichts beſ¬ ſerm gebraucht hat. Ein ſo außerordentlicher Vorzug war für die übrigen ſehr kränkend, nur Melina em¬ pfand nichts davon, er gab vielmehr dem Grafen vollkommen recht, und verſetzte mit ehrfurchtsvoller Mine: ach ja, es hat wohl ihm und mehreren von uns nur ein ſolcher Kenner und eine ſolche Aufmunterung ge¬ fehlt, wie wir ſie gegenwärtig an Ew. Excel¬ lenz gefunden haben. Iſt das die ſämmtliche Geſellſchaft? ſagte der Graf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/28
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/28>, abgerufen am 21.11.2024.