Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Es sind einige Glieder abwesend, versetzte
der kluge Melina, und überhaupt könnten
wir, wenn wir nur Unterstützung fänden,
sehr bald aus der Nachbarschaft vollzählig
seyn.

Indessen sagte Philine zur Gräfin: es ist
noch ein recht hübscher junger Mann oben,
der sich gewiß bald zum ersten Liebhaber
qualifiziren würde.

Warum läßt er sich nicht sehen? versetzte
die Gräfin.

Ich will ihn holen, rief Philine, und eilte
zur Thüre hinaus.

Sie fand Wilhelmen noch mit Mignon
beschäftigt, und beredete ihn mit hinunter zu
gehen. Er folgte ihr mit einigem Unwillen,
doch trieb ihn die Neugier; denn da er von
vornehmen Personen hörte, war er voll Ver¬
langen, sie näher kennen zu lernen. Er trat
ins Zimmer, und seine Augen begegneten so¬

Es ſind einige Glieder abweſend, verſetzte
der kluge Melina, und überhaupt könnten
wir, wenn wir nur Unterſtützung fänden,
ſehr bald aus der Nachbarſchaft vollzählig
ſeyn.

Indeſſen ſagte Philine zur Gräfin: es iſt
noch ein recht hübſcher junger Mann oben,
der ſich gewiß bald zum erſten Liebhaber
qualifiziren würde.

Warum läßt er ſich nicht ſehen? verſetzte
die Gräfin.

Ich will ihn holen, rief Philine, und eilte
zur Thüre hinaus.

Sie fand Wilhelmen noch mit Mignon
beſchäftigt, und beredete ihn mit hinunter zu
gehen. Er folgte ihr mit einigem Unwillen,
doch trieb ihn die Neugier; denn da er von
vornehmen Perſonen hörte, war er voll Ver¬
langen, ſie näher kennen zu lernen. Er trat
ins Zimmer, und ſeine Augen begegneten ſo¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0029" n="21"/>
            <p>Es &#x017F;ind einige Glieder abwe&#x017F;end, ver&#x017F;etzte<lb/>
der kluge Melina, und überhaupt könnten<lb/>
wir, wenn wir nur Unter&#x017F;tützung fänden,<lb/>
&#x017F;ehr bald aus der Nachbar&#x017F;chaft vollzählig<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;agte Philine zur Gräfin: es i&#x017F;t<lb/>
noch ein recht hüb&#x017F;cher junger Mann oben,<lb/>
der &#x017F;ich gewiß bald zum er&#x017F;ten Liebhaber<lb/>
qualifiziren würde.</p><lb/>
            <p>Warum läßt er &#x017F;ich nicht &#x017F;ehen? ver&#x017F;etzte<lb/>
die Gräfin.</p><lb/>
            <p>Ich will ihn holen, rief Philine, und eilte<lb/>
zur Thüre hinaus.</p><lb/>
            <p>Sie fand Wilhelmen noch mit Mignon<lb/>
be&#x017F;chäftigt, und beredete ihn mit hinunter zu<lb/>
gehen. Er folgte ihr mit einigem Unwillen,<lb/>
doch trieb ihn die Neugier; denn da er von<lb/>
vornehmen Per&#x017F;onen hörte, war er voll Ver¬<lb/>
langen, &#x017F;ie näher kennen zu lernen. Er trat<lb/>
ins Zimmer, und &#x017F;eine Augen begegneten &#x017F;<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0029] Es ſind einige Glieder abweſend, verſetzte der kluge Melina, und überhaupt könnten wir, wenn wir nur Unterſtützung fänden, ſehr bald aus der Nachbarſchaft vollzählig ſeyn. Indeſſen ſagte Philine zur Gräfin: es iſt noch ein recht hübſcher junger Mann oben, der ſich gewiß bald zum erſten Liebhaber qualifiziren würde. Warum läßt er ſich nicht ſehen? verſetzte die Gräfin. Ich will ihn holen, rief Philine, und eilte zur Thüre hinaus. Sie fand Wilhelmen noch mit Mignon beſchäftigt, und beredete ihn mit hinunter zu gehen. Er folgte ihr mit einigem Unwillen, doch trieb ihn die Neugier; denn da er von vornehmen Perſonen hörte, war er voll Ver¬ langen, ſie näher kennen zu lernen. Er trat ins Zimmer, und ſeine Augen begegneten ſo¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/29
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/29>, abgerufen am 26.04.2024.