beytrage, wenn der Schauspieler auch im ge¬ meinen Leben seine Rolle fortspielt, und sei¬ nen Character soutenirt, deswegen war er dem Pedanten so günstig, und er fand, es sey recht gescheid, daß der Harfner seinen falschen Bart nicht allein Abends auf dem Theater, sondern auch beständig bey Tage trage, und freute sich sehr über das natürli¬ che Aussehen der Maskerade.
Als die andern über diesen Irrthum und über die sonderbaren Meinungen des Grafen spotteten, ging der Harfner mit Wilhelm bey Seite, nahm von ihm Abschied, und bat mit Thränen, ihn ja sogleich zu entlassen. Wil¬ helm redete ihm zu, und versicherte, daß er ihn gegen jedermann schützen werde, daß ihm niemand ein Haar krümmen, vielweniger ohne seinen Willen abschneiden sollte.
Der Alte war sehr bewegt, und in seinen Augen glühte ein sonderbares Feuer. Nicht
die¬
beytrage, wenn der Schauſpieler auch im ge¬ meinen Leben ſeine Rolle fortſpielt, und ſei¬ nen Character ſoutenirt, deswegen war er dem Pedanten ſo günſtig, und er fand, es ſey recht geſcheid, daß der Harfner ſeinen falſchen Bart nicht allein Abends auf dem Theater, ſondern auch beſtändig bey Tage trage, und freute ſich ſehr über das natürli¬ che Ausſehen der Maskerade.
Als die andern über dieſen Irrthum und über die ſonderbaren Meinungen des Grafen ſpotteten, ging der Harfner mit Wilhelm bey Seite, nahm von ihm Abſchied, und bat mit Thränen, ihn ja ſogleich zu entlaſſen. Wil¬ helm redete ihm zu, und verſicherte, daß er ihn gegen jedermann ſchützen werde, daß ihm niemand ein Haar krümmen, vielweniger ohne ſeinen Willen abſchneiden ſollte.
Der Alte war ſehr bewegt, und in ſeinen Augen glühte ein ſonderbares Feuer. Nicht
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beytrage, wenn der Schauſpieler auch im ge¬
meinen Leben ſeine Rolle fortſpielt, und ſei¬
nen Character ſoutenirt, deswegen war er
dem Pedanten ſo günſtig, und er fand, es
ſey recht geſcheid, daß der Harfner ſeinen
falſchen Bart nicht allein Abends auf dem
Theater, ſondern auch beſtändig bey Tage
trage, und freute ſich ſehr über das natürli¬
che Ausſehen der Maskerade.
Als die andern über dieſen Irrthum und
über die ſonderbaren Meinungen des Grafen
ſpotteten, ging der Harfner mit Wilhelm bey
Seite, nahm von ihm Abſchied, und bat mit
Thränen, ihn ja ſogleich zu entlaſſen. Wil¬
helm redete ihm zu, und verſicherte, daß er
ihn gegen jedermann ſchützen werde, daß ihm
niemand ein Haar krümmen, vielweniger
ohne ſeinen Willen abſchneiden ſollte.
Der Alte war ſehr bewegt, und in ſeinen
Augen glühte ein ſonderbares Feuer. Nicht
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/184>, abgerufen am 24.11.2024.
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