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Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.

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einzelne Reste von ihnen scheinen sich (Lassen a.a.O. 387 ff.) in Himalaya, in Belutschistan, Tübet und sonst erhalten zu haben. Sie wurden durch die nachrückenden arischen Inder und gewiss nicht friedlich in die Gebirge zurückgedrängt (Lassen 366), wo sie nun theils im barbarischen Zustande weiter lebten, theils aber, und so namentlich die südlicheren Dekhanvölker, in die indische Kultur übergingen (Lassen 364. 371). Ein ähnliches Schicksal hatten verschiedene amerikanische Stämme, die von anderen mächtigeren Indianervölkern theils aufgerieben, theils sich einverleibt wurden; auch wird von einzelnen Hottentottenvölkern eine ähnliche Vermischung mit Kafferstämmen erwähnt (Waitz 2, 318).

Doch scheinen auch manche Völker vermindert oder gar verschwunden, ohne es in Wirklichkeit zu sein. Ein solcher Schein ist hervorgerufen, wie Waitz 1, 159-160 zeigt, theils durch Umänderung von Namen, wo man nun fälschlich annahm, weil der Name nicht mehr existire, so sei auch das Volk erloschen, oder durch Irrthümer der Reisenden, indem sie manche Namen zu weit ausdehnen, andere aber auf völligem Missverständniss beruhen, oder durch falsche Schätzung der Volkszahl, wie man sie oft sehr übertrieben, namentlich bei älteren Reisenden, z. B. für Polynesien bei Cook, findet u. dergl.

Ehe wir nun aber die Gründe für jenes weniger leicht zu erklärende Hinschwinden der Naturvölker aufsuchen, müssen wir den Umfang desselben betrachten, wobei wir ausser Europa alle Welttheile zu berücksichtigen haben.

In Asien sterben aus oder sind schon ausgestorben die Kamtschadalen und so rasch ging ihre Verminderung vor sich, das Langsdorff (1803-4, Krusensterns Begleiter) Ortschaften, welche die Cooksche Expedition und La Perouse noch wohl bevölkert sahen, völlig menschenleer fand. Wenn La Perouse 1787 auf der Halbinsel im ganzen noch 4000 Bewohner fand (2,166), so sind die russischen Einwanderer in dieser Zahl, bei der trotzdem auf mehrere Quadratmeilen kaum ein Mensch kommt, schon einbegriffen. Denn Cooks Reisebegleiter (1780) fanden, nach den Mittheilungen eines dort ansässigen Offiziers in Kamtschatka nur noch 3000 Einwohner, wobei die Kurilen schon mitgerechnet sind; sie erzählen selbst, wie sich die Eingeborenen immer mehr mit den einwandernden Russen verbinden und ihre Zahl dadurch immer mehr abnimmt (Cook 3. R. 4, 175). La Perouses Reisegefährte Lessep (41) behauptet, dass nur noch ein Viertel der eigentlichen Kamtschadalen übrig sei; und er war noch nicht ein volles Jahrhundert nach der ersten Unternehmung der Russen (1696) gegen Kamtschatka dort. Dasselbe Schicksal haben ausser den Jakuten und Jukagiren in Sibirien Waitz, (1, 164) auch die Aleuten auf den Fuchsinseln und die ihnen verwandten Stämme auf den nächsten Küsten von Amerika, die wir

einzelne Reste von ihnen scheinen sich (Lassen a.a.O. 387 ff.) in Himalaya, in Belutschistan, Tübet und sonst erhalten zu haben. Sie wurden durch die nachrückenden arischen Inder und gewiss nicht friedlich in die Gebirge zurückgedrängt (Lassen 366), wo sie nun theils im barbarischen Zustande weiter lebten, theils aber, und so namentlich die südlicheren Dekhanvölker, in die indische Kultur übergingen (Lassen 364. 371). Ein ähnliches Schicksal hatten verschiedene amerikanische Stämme, die von anderen mächtigeren Indianervölkern theils aufgerieben, theils sich einverleibt wurden; auch wird von einzelnen Hottentottenvölkern eine ähnliche Vermischung mit Kafferstämmen erwähnt (Waitz 2, 318).

Doch scheinen auch manche Völker vermindert oder gar verschwunden, ohne es in Wirklichkeit zu sein. Ein solcher Schein ist hervorgerufen, wie Waitz 1, 159-160 zeigt, theils durch Umänderung von Namen, wo man nun fälschlich annahm, weil der Name nicht mehr existire, so sei auch das Volk erloschen, oder durch Irrthümer der Reisenden, indem sie manche Namen zu weit ausdehnen, andere aber auf völligem Missverständniss beruhen, oder durch falsche Schätzung der Volkszahl, wie man sie oft sehr übertrieben, namentlich bei älteren Reisenden, z. B. für Polynesien bei Cook, findet u. dergl.

Ehe wir nun aber die Gründe für jenes weniger leicht zu erklärende Hinschwinden der Naturvölker aufsuchen, müssen wir den Umfang desselben betrachten, wobei wir ausser Europa alle Welttheile zu berücksichtigen haben.

In Asien sterben aus oder sind schon ausgestorben die Kamtschadalen und so rasch ging ihre Verminderung vor sich, das Langsdorff (1803-4, Krusensterns Begleiter) Ortschaften, welche die Cooksche Expedition und La Perouse noch wohl bevölkert sahen, völlig menschenleer fand. Wenn La Perouse 1787 auf der Halbinsel im ganzen noch 4000 Bewohner fand (2,166), so sind die russischen Einwanderer in dieser Zahl, bei der trotzdem auf mehrere Quadratmeilen kaum ein Mensch kommt, schon einbegriffen. Denn Cooks Reisebegleiter (1780) fanden, nach den Mittheilungen eines dort ansässigen Offiziers in Kamtschatka nur noch 3000 Einwohner, wobei die Kurilen schon mitgerechnet sind; sie erzählen selbst, wie sich die Eingeborenen immer mehr mit den einwandernden Russen verbinden und ihre Zahl dadurch immer mehr abnimmt (Cook 3. R. 4, 175). La Perouses Reisegefährte Lessep (41) behauptet, dass nur noch ein Viertel der eigentlichen Kamtschadalen übrig sei; und er war noch nicht ein volles Jahrhundert nach der ersten Unternehmung der Russen (1696) gegen Kamtschatka dort. Dasselbe Schicksal haben ausser den Jakuten und Jukagiren in Sibirien Waitz, (1, 164) auch die Aleuten auf den Fuchsinseln und die ihnen verwandten Stämme auf den nächsten Küsten von Amerika, die wir

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einzelne Reste von ihnen scheinen sich
 (Lassen a.a.O. 387 ff.) in Himalaya, in Belutschistan, Tübet
 und sonst erhalten zu haben. Sie wurden durch die
 nachrückenden arischen Inder und gewiss nicht friedlich in die
 Gebirge zurückgedrängt (Lassen 366), wo sie nun theils im
 barbarischen Zustande weiter lebten, theils aber, und so namentlich
 die südlicheren Dekhanvölker, in die indische Kultur
 übergingen (Lassen 364. 371). Ein ähnliches Schicksal
 hatten verschiedene amerikanische Stämme, die von anderen
 mächtigeren Indianervölkern theils aufgerieben, theils
 sich einverleibt wurden; auch wird von einzelnen
 Hottentottenvölkern eine ähnliche Vermischung mit
 Kafferstämmen erwähnt (Waitz 2, 318).</p>
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 ist hervorgerufen, wie Waitz 1, 159-160 zeigt, theils durch
 Umänderung von Namen, wo man nun fälschlich annahm, weil
 der Name nicht mehr existire, so sei auch das Volk erloschen, oder
 durch Irrthümer der Reisenden, indem sie manche Namen zu weit
 ausdehnen, andere aber auf völligem Missverständniss
 beruhen, oder durch falsche Schätzung der Volkszahl, wie man
 sie oft sehr übertrieben, namentlich bei älteren
 Reisenden, z. B. für Polynesien bei Cook, findet u. dergl.</p>
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 Langsdorff (1803-4, Krusensterns Begleiter) Ortschaften, welche die
 Cooksche Expedition und La Perouse noch wohl bevölkert sahen,
 völlig menschenleer fand. Wenn La Perouse 1787 auf der
 Halbinsel im ganzen noch 4000 Bewohner fand (2,166), so sind die
 russischen Einwanderer in dieser Zahl, bei der trotzdem auf mehrere
 Quadratmeilen kaum ein Mensch kommt, schon einbegriffen. Denn Cooks
 Reisebegleiter (1780) fanden, nach den Mittheilungen eines dort
 ansässigen Offiziers in Kamtschatka nur noch 3000 Einwohner,
 wobei die Kurilen schon mitgerechnet sind; sie erzählen
 selbst, wie sich die Eingeborenen immer mehr mit den einwandernden
 Russen verbinden und ihre Zahl dadurch immer mehr abnimmt (Cook 3.
 R. 4, 175). La Perouses Reisegefährte Lessep (41) behauptet,
 dass nur noch ein Viertel der eigentlichen Kamtschadalen übrig
 sei; und er war noch nicht ein volles Jahrhundert nach der ersten
 Unternehmung der Russen (1696) gegen Kamtschatka dort. Dasselbe
 Schicksal haben ausser den Jakuten und Jukagiren in Sibirien Waitz,
 (1, 164) auch die Aleuten auf den Fuchsinseln und die ihnen
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 Amerika, die wir
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Zitationshilfe: Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/15>, abgerufen am 22.11.2024.