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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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Besitzer vernachlässigt, waren die Gebäude ver-
fallen, die Gärten verwildert, die Felder und
Weinberge nur für den augenblicklichen Nutzen
bestellt. Mangel und Schmutz blickten aus den
einzelnen Hütten hervor, und blaßgelbe Gestal-
ten, in Lumpen gehüllt, verrichteten träge die
nöthigen Frohnarbeiten. Doch die Natur war
gleich üppig. Die wilde Durance tanzte eben
so trotzig daher. Die dunkeln Oliven schattir-
ten eben so anmuthig mit der frischen Zitrone,
und Tymian und Lawendel dufteten selbst von
öden Triften.

Es bedurfte nur festen Willen, Einsicht und
Geschmack, um mit geringen Aufopferungen ein
Paradies zu schaffen, welches späterhin jedes
Auge entzückte. Mein Vater hatte schon im
Augenblicke der Ankunft seinen Entschluß ge-
faßt. Er entließ den reich gewordenen Päch-
ter, mit einer angemessenen Vergütung, ver-
theilte den größten Theil des Ackers unter seine
Bauern, gegen eine jährliche geringe, von ihnen
selbst bestimmte Pacht, und hob alle Zeichen der
Dienstbarkeit auf. Er stellte sich den erstaun-
ten Menschen, nur als ihren Freund und Rath-

Beſitzer vernachlaͤſſigt, waren die Gebaͤude ver-
fallen, die Gaͤrten verwildert, die Felder und
Weinberge nur fuͤr den augenblicklichen Nutzen
beſtellt. Mangel und Schmutz blickten aus den
einzelnen Huͤtten hervor, und blaßgelbe Geſtal-
ten, in Lumpen gehuͤllt, verrichteten traͤge die
noͤthigen Frohnarbeiten. Doch die Natur war
gleich uͤppig. Die wilde Durance tanzte eben
ſo trotzig daher. Die dunkeln Oliven ſchattir-
ten eben ſo anmuthig mit der friſchen Zitrone,
und Tymian und Lawendel dufteten ſelbſt von
oͤden Triften.

Es bedurfte nur feſten Willen, Einſicht und
Geſchmack, um mit geringen Aufopferungen ein
Paradies zu ſchaffen, welches ſpaͤterhin jedes
Auge entzuͤckte. Mein Vater hatte ſchon im
Augenblicke der Ankunft ſeinen Entſchluß ge-
faßt. Er entließ den reich gewordenen Paͤch-
ter, mit einer angemeſſenen Verguͤtung, ver-
theilte den groͤßten Theil des Ackers unter ſeine
Bauern, gegen eine jaͤhrliche geringe, von ihnen
ſelbſt beſtimmte Pacht, und hob alle Zeichen der
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[24/0032] Beſitzer vernachlaͤſſigt, waren die Gebaͤude ver- fallen, die Gaͤrten verwildert, die Felder und Weinberge nur fuͤr den augenblicklichen Nutzen beſtellt. Mangel und Schmutz blickten aus den einzelnen Huͤtten hervor, und blaßgelbe Geſtal- ten, in Lumpen gehuͤllt, verrichteten traͤge die noͤthigen Frohnarbeiten. Doch die Natur war gleich uͤppig. Die wilde Durance tanzte eben ſo trotzig daher. Die dunkeln Oliven ſchattir- ten eben ſo anmuthig mit der friſchen Zitrone, und Tymian und Lawendel dufteten ſelbſt von oͤden Triften. Es bedurfte nur feſten Willen, Einſicht und Geſchmack, um mit geringen Aufopferungen ein Paradies zu ſchaffen, welches ſpaͤterhin jedes Auge entzuͤckte. Mein Vater hatte ſchon im Augenblicke der Ankunft ſeinen Entſchluß ge- faßt. Er entließ den reich gewordenen Paͤch- ter, mit einer angemeſſenen Verguͤtung, ver- theilte den groͤßten Theil des Ackers unter ſeine Bauern, gegen eine jaͤhrliche geringe, von ihnen ſelbſt beſtimmte Pacht, und hob alle Zeichen der Dienſtbarkeit auf. Er ſtellte ſich den erſtaun- ten Menſchen, nur als ihren Freund und Rath-

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/32>, abgerufen am 22.11.2024.