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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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er mich heiter an. Meine Virginia, sagte er, wird
begreifen was noth thut, wenn es noth thut;
und wird tragen was Pflicht und Ehre gebieten.
O, mein Vater rief ich, nach so großen Verlust,
was kann ich noch verlieren? Verliere nur dich
selbst nicht, so hast du nichts verloren! sagte
er ernst. Und ewig hallt dieß Wort in meiner
Seele wieder.

Es war ein rauher Novembertag, der Sturm
heulte durch den Säulengang des Gebäudes,
und jagte die Blätter der hohen Ulmen an
unsern Fenstern vorüber; wir hatten uns zum
freundlich leuchtenden Kamine geflüchtet, als
der Pfarrer früher und eiliger, als gewöhnlich, in
das Zimmer trat. Wissen Sie? fragte er ängst-
lich. Was? fragten wir. Das Gerücht ist böse,
sagte er stockend, die Feinde haben den Rhein-
übergang gewagt, und keinen Widerstand ge-
funden. Wir schwiegen in starrer Bestürzung.
So erfüllt sie sich denn, brach endlich mein Va-
ter aus, jene dunkle Ahndung, welche ich bis-
her wie ein formloses Nachtgespenst auf mich
zuschreiten sahe, welche ich weder mir selbst klar
zu machen, noch andern mit zu theilen wagte!

er mich heiter an. Meine Virginia, ſagte er, wird
begreifen was noth thut, wenn es noth thut;
und wird tragen was Pflicht und Ehre gebieten.
O, mein Vater rief ich, nach ſo großen Verluſt,
was kann ich noch verlieren? Verliere nur dich
ſelbſt nicht, ſo haſt du nichts verloren! ſagte
er ernſt. Und ewig hallt dieß Wort in meiner
Seele wieder.

Es war ein rauher Novembertag, der Sturm
heulte durch den Saͤulengang des Gebaͤudes,
und jagte die Blaͤtter der hohen Ulmen an
unſern Fenſtern voruͤber; wir hatten uns zum
freundlich leuchtenden Kamine gefluͤchtet, als
der Pfarrer fruͤher und eiliger, als gewoͤhnlich, in
das Zimmer trat. Wiſſen Sie? fragte er aͤngſt-
lich. Was? fragten wir. Das Geruͤcht iſt boͤſe,
ſagte er ſtockend, die Feinde haben den Rhein-
uͤbergang gewagt, und keinen Widerſtand ge-
funden. Wir ſchwiegen in ſtarrer Beſtuͤrzung.
So erfuͤllt ſie ſich denn, brach endlich mein Va-
ter aus, jene dunkle Ahndung, welche ich bis-
her wie ein formloſes Nachtgeſpenſt auf mich
zuſchreiten ſahe, welche ich weder mir ſelbſt klar
zu machen, noch andern mit zu theilen wagte!

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[156/0166] er mich heiter an. Meine Virginia, ſagte er, wird begreifen was noth thut, wenn es noth thut; und wird tragen was Pflicht und Ehre gebieten. O, mein Vater rief ich, nach ſo großen Verluſt, was kann ich noch verlieren? Verliere nur dich ſelbſt nicht, ſo haſt du nichts verloren! ſagte er ernſt. Und ewig hallt dieß Wort in meiner Seele wieder. Es war ein rauher Novembertag, der Sturm heulte durch den Saͤulengang des Gebaͤudes, und jagte die Blaͤtter der hohen Ulmen an unſern Fenſtern voruͤber; wir hatten uns zum freundlich leuchtenden Kamine gefluͤchtet, als der Pfarrer fruͤher und eiliger, als gewoͤhnlich, in das Zimmer trat. Wiſſen Sie? fragte er aͤngſt- lich. Was? fragten wir. Das Geruͤcht iſt boͤſe, ſagte er ſtockend, die Feinde haben den Rhein- uͤbergang gewagt, und keinen Widerſtand ge- funden. Wir ſchwiegen in ſtarrer Beſtuͤrzung. So erfuͤllt ſie ſich denn, brach endlich mein Va- ter aus, jene dunkle Ahndung, welche ich bis- her wie ein formloſes Nachtgeſpenſt auf mich zuſchreiten ſahe, welche ich weder mir ſelbſt klar zu machen, noch andern mit zu theilen wagte!

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/166>, abgerufen am 25.11.2024.