Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Jetzt ist es entschieden, und jeder Franzose Jetzt iſt es entſchieden, und jeder Franzoſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0167" n="157"/> Jetzt iſt es entſchieden, und jeder Franzoſe<lb/> muß einſehen, daß ihm nur Eins zu thun<lb/> uͤbrig bleibt: jede Fauſt muß ſich bewaffnen,<lb/> den Thron zu ſchuͤtzen und den eigenen Heerd.<lb/> Er ſchwieg und blickte erwartungsvoll auf uns.<lb/> Mir ſtockte die Sprache. Und du, Virginia?<lb/> fragte er nach einer Pauſe, du aͤußerſt nichts?<lb/> Auch du, mein Vater? fragte ich zitternd. Bin<lb/> ich nicht des Vaterlandes Sohn? ſagte er. Sein<lb/> edelſter! rief ich, und mein Muth kehrte wie-<lb/> der. Ja, mein Vater, ich ſehe was du mußt,<lb/> und keine weibiſche Thraͤne ſoll dich hindern.<lb/> Sorge nicht um deine Tochter, ſie wird zu<lb/> ſterben wiſſen. Auch zu leben, hoffe ich, ſagte<lb/> er, und zog mich an ſeine Bruſt. Dem Un-<lb/> gluͤcke durch den Tod entlaufen, iſt eine feige<lb/> Flucht, ſie entehrt, und nur die Schande darf<lb/> man nicht uͤberleben. Verſprich mir, muthig<lb/> fort zu wirken, dich an die eigene Kraft zu hal-<lb/> ten, auch wenn die letzte Stuͤtze bricht, und dir<lb/> ſelber treu zu bleiben in dieſen Zeiten des Ver-<lb/> raths. Jch ſchwoͤre, mein Vater! rief ich ſchluch-<lb/> zend: ich ſchwoͤre deiner werth zu bleiben durch<lb/> alle Zeiten! — Jhr frommer Sinn wird ſie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0167]
Jetzt iſt es entſchieden, und jeder Franzoſe
muß einſehen, daß ihm nur Eins zu thun
uͤbrig bleibt: jede Fauſt muß ſich bewaffnen,
den Thron zu ſchuͤtzen und den eigenen Heerd.
Er ſchwieg und blickte erwartungsvoll auf uns.
Mir ſtockte die Sprache. Und du, Virginia?
fragte er nach einer Pauſe, du aͤußerſt nichts?
Auch du, mein Vater? fragte ich zitternd. Bin
ich nicht des Vaterlandes Sohn? ſagte er. Sein
edelſter! rief ich, und mein Muth kehrte wie-
der. Ja, mein Vater, ich ſehe was du mußt,
und keine weibiſche Thraͤne ſoll dich hindern.
Sorge nicht um deine Tochter, ſie wird zu
ſterben wiſſen. Auch zu leben, hoffe ich, ſagte
er, und zog mich an ſeine Bruſt. Dem Un-
gluͤcke durch den Tod entlaufen, iſt eine feige
Flucht, ſie entehrt, und nur die Schande darf
man nicht uͤberleben. Verſprich mir, muthig
fort zu wirken, dich an die eigene Kraft zu hal-
ten, auch wenn die letzte Stuͤtze bricht, und dir
ſelber treu zu bleiben in dieſen Zeiten des Ver-
raths. Jch ſchwoͤre, mein Vater! rief ich ſchluch-
zend: ich ſchwoͤre deiner werth zu bleiben durch
alle Zeiten! — Jhr frommer Sinn wird ſie
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