ling sanft und bewußtlos, zu einem schöneren Leben, hinüber, beklagt und geliebt, selbst von denen, welche ihn nur in seiner Krankheit kann- ten. Die Töchter des Wirthes weinten um den schönen Todten, und gelobten, Rosen um seinen stillen Hügel zu pflanzen. Mucius hatte, die Erlaubniß seines Feldherrn benutzend, den Dienst schon verlassen, um seinen Freund zu uns zu geleiten, wo ihm die Myrthen der Liebe winkten. Jetzt fiel ihm der Gedanke zentner- schwer auf das Herz, ohne den Geliebten, den Pflege- und Schutzbefohlenen, vor der verzwei- felnden Mutter zu erscheinen. Es schien ihm unmöglich unsern vereinten Jammer zu tragen. Angst und Verzweiflung trieben ihn, bei einem Regimente wieder Dienste zu nehmen, welches durch Frankfurt nach Spanien marschirte. Er wollte den Tod suchen. Jetzt schrieb er mir aus einer Entfernung von wenigen Meilen, er fühle sich nicht stark genug mich noch ein Mahl zu sehen, auch erlaubten es seine Dienstverhält- nisse nicht. Er sagte mir ewiges Lebewohl, und fügte nur ganz von ungefähr hinzu, der Marsch
ling ſanft und bewußtlos, zu einem ſchoͤneren Leben, hinuͤber, beklagt und geliebt, ſelbſt von denen, welche ihn nur in ſeiner Krankheit kann- ten. Die Toͤchter des Wirthes weinten um den ſchoͤnen Todten, und gelobten, Roſen um ſeinen ſtillen Huͤgel zu pflanzen. Mucius hatte, die Erlaubniß ſeines Feldherrn benutzend, den Dienſt ſchon verlaſſen, um ſeinen Freund zu uns zu geleiten, wo ihm die Myrthen der Liebe winkten. Jetzt fiel ihm der Gedanke zentner- ſchwer auf das Herz, ohne den Geliebten, den Pflege- und Schutzbefohlenen, vor der verzwei- felnden Mutter zu erſcheinen. Es ſchien ihm unmoͤglich unſern vereinten Jammer zu tragen. Angſt und Verzweiflung trieben ihn, bei einem Regimente wieder Dienſte zu nehmen, welches durch Frankfurt nach Spanien marſchirte. Er wollte den Tod ſuchen. Jetzt ſchrieb er mir aus einer Entfernung von wenigen Meilen, er fuͤhle ſich nicht ſtark genug mich noch ein Mahl zu ſehen, auch erlaubten es ſeine Dienſtverhaͤlt- niſſe nicht. Er ſagte mir ewiges Lebewohl, und fuͤgte nur ganz von ungefaͤhr hinzu, der Marſch
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ling ſanft und bewußtlos, zu einem ſchoͤneren
Leben, hinuͤber, beklagt und geliebt, ſelbſt von
denen, welche ihn nur in ſeiner Krankheit kann-
ten. Die Toͤchter des Wirthes weinten um
den ſchoͤnen Todten, und gelobten, Roſen um
ſeinen ſtillen Huͤgel zu pflanzen. Mucius hatte,
die Erlaubniß ſeines Feldherrn benutzend, den
Dienſt ſchon verlaſſen, um ſeinen Freund zu
uns zu geleiten, wo ihm die Myrthen der Liebe
winkten. Jetzt fiel ihm der Gedanke zentner-
ſchwer auf das Herz, ohne den Geliebten, den
Pflege- und Schutzbefohlenen, vor der verzwei-
felnden Mutter zu erſcheinen. Es ſchien ihm
unmoͤglich unſern vereinten Jammer zu tragen.
Angſt und Verzweiflung trieben ihn, bei einem
Regimente wieder Dienſte zu nehmen, welches
durch Frankfurt nach Spanien marſchirte. Er
wollte den Tod ſuchen. Jetzt ſchrieb er mir
aus einer Entfernung von wenigen Meilen, er
fuͤhle ſich nicht ſtark genug mich noch ein Mahl
zu ſehen, auch erlaubten es ſeine Dienſtverhaͤlt-
niſſe nicht. Er ſagte mir ewiges Lebewohl, und
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/144>, abgerufen am 27.07.2024.
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