mein Herz treulich beschützt. Guter, herrlicher Bruder! so brav, so liebend, so treu! nur En- gel können dir gleichen! Engel, jetzt deine Ge- sellschafter, deine tröstenden Gefährten!
Meine Mutter war nun geschäftig wie Mar- tha, und fröhlich wie die Tochter Jephta, am Tage der Rückkehr. Sie schmückte und ordnete das ganze Haus zu dem frohen Empfange. Daneben beschäftigte sie sich mit meiner Aus- stattung, und scherzte freundlich mit mir über meinen Brautstand und die nahe Verbindung. Jch berührte kaum die Erde, ich schwebte in den Gefilden der Seligen, und doch hatte ich nie die irdischen Geschäfte pünktlicher und sorg- samer verrichtet. So werden alle Fähigkeiten der Seele und ihres Organs, des Körpers, durch die Liebe und die Freude erhöhet, ja ver- doppelt!
Die Zeit der Weinreife rückte heran. Jch war schon in den Bergen, und ordnete die ver- schiedenen Vorbereitungen zur Lese an. Die Sonne ging hinter einer entfernteren Bergspitze
nieder,
mein Herz treulich beſchuͤtzt. Guter, herrlicher Bruder! ſo brav, ſo liebend, ſo treu! nur En- gel koͤnnen dir gleichen! Engel, jetzt deine Ge- ſellſchafter, deine troͤſtenden Gefaͤhrten!
Meine Mutter war nun geſchaͤftig wie Mar- tha, und froͤhlich wie die Tochter Jephta, am Tage der Ruͤckkehr. Sie ſchmuͤckte und ordnete das ganze Haus zu dem frohen Empfange. Daneben beſchaͤftigte ſie ſich mit meiner Aus- ſtattung, und ſcherzte freundlich mit mir uͤber meinen Brautſtand und die nahe Verbindung. Jch beruͤhrte kaum die Erde, ich ſchwebte in den Gefilden der Seligen, und doch hatte ich nie die irdiſchen Geſchaͤfte puͤnktlicher und ſorg- ſamer verrichtet. So werden alle Faͤhigkeiten der Seele und ihres Organs, des Koͤrpers, durch die Liebe und die Freude erhoͤhet, ja ver- doppelt!
Die Zeit der Weinreife ruͤckte heran. Jch war ſchon in den Bergen, und ordnete die ver- ſchiedenen Vorbereitungen zur Leſe an. Die Sonne ging hinter einer entfernteren Bergſpitze
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mein Herz treulich beſchuͤtzt. Guter, herrlicher
Bruder! ſo brav, ſo liebend, ſo treu! nur En-
gel koͤnnen dir gleichen! Engel, jetzt deine Ge-
ſellſchafter, deine troͤſtenden Gefaͤhrten!
Meine Mutter war nun geſchaͤftig wie Mar-
tha, und froͤhlich wie die Tochter Jephta, am
Tage der Ruͤckkehr. Sie ſchmuͤckte und ordnete
das ganze Haus zu dem frohen Empfange.
Daneben beſchaͤftigte ſie ſich mit meiner Aus-
ſtattung, und ſcherzte freundlich mit mir uͤber
meinen Brautſtand und die nahe Verbindung.
Jch beruͤhrte kaum die Erde, ich ſchwebte in
den Gefilden der Seligen, und doch hatte ich
nie die irdiſchen Geſchaͤfte puͤnktlicher und ſorg-
ſamer verrichtet. So werden alle Faͤhigkeiten
der Seele und ihres Organs, des Koͤrpers,
durch die Liebe und die Freude erhoͤhet, ja ver-
doppelt!
Die Zeit der Weinreife ruͤckte heran. Jch
war ſchon in den Bergen, und ordnete die ver-
ſchiedenen Vorbereitungen zur Leſe an. Die
Sonne ging hinter einer entfernteren Bergſpitze
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/138>, abgerufen am 27.07.2024.
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