Morgen zu wünschen. Jch traf ihn im Wohn- zimmer, und sein Auge strahlte mir entgegen. Der Vater ist so ernst, sagte ich nach einigen freundlichen Reden, hat er sie schon gesehen? Ja wohl, erwiederte er, meine Nachricht hat ihn ernst gestimmt. Welche Nachricht? rief ich. Sie wird es nicht erschrecken, sagte er, indem er liebkosend meine Hand nahm, Emil begleitet mich ins Feld. O, meine Mutter! rief ich voll Schrecken. Für diese habe ich gezittert, sagte er, doch sie wird sich in das Unvermeidliche fin- den. Emil ist sechzehn Jahre, das Loos kann ihn in kurzen treffen; warum also nicht ein Opfer freiwillig bringen, welches früher oder später doch unabänderlich gebracht werden muß! jetzt geht er an der Hand der Freundschaft, wer weiß ob es ihm späterhin so gut wird; auch ist er unwi- derruflich entschlossen, und war im Begriff, gleich nach meiner Abreise, selbst nach Chaumerive zu gehen, um seinen Entschluß kund zu thun. Wir müssen zurück! rief ich hastig. Allerdings, sagte er: ihr Herr Vater bereitet die Mutter dazu vor. Ach meine arme, arme Mutter! klagte ich, wie wird sie es überleben! Sie bleiben ihr,
sagte
Morgen zu wuͤnſchen. Jch traf ihn im Wohn- zimmer, und ſein Auge ſtrahlte mir entgegen. Der Vater iſt ſo ernſt, ſagte ich nach einigen freundlichen Reden, hat er ſie ſchon geſehen? Ja wohl, erwiederte er, meine Nachricht hat ihn ernſt geſtimmt. Welche Nachricht? rief ich. Sie wird es nicht erſchrecken, ſagte er, indem er liebkoſend meine Hand nahm, Emil begleitet mich ins Feld. O, meine Mutter! rief ich voll Schrecken. Fuͤr dieſe habe ich gezittert, ſagte er, doch ſie wird ſich in das Unvermeidliche fin- den. Emil iſt ſechzehn Jahre, das Loos kann ihn in kurzen treffen; warum alſo nicht ein Opfer freiwillig bringen, welches fruͤher oder ſpaͤter doch unabaͤnderlich gebracht werden muß! jetzt geht er an der Hand der Freundſchaft, wer weiß ob es ihm ſpaͤterhin ſo gut wird; auch iſt er unwi- derruflich entſchloſſen, und war im Begriff, gleich nach meiner Abreiſe, ſelbſt nach Chaumerive zu gehen, um ſeinen Entſchluß kund zu thun. Wir muͤſſen zuruͤck! rief ich haſtig. Allerdings, ſagte er: ihr Herr Vater bereitet die Mutter dazu vor. Ach meine arme, arme Mutter! klagte ich, wie wird ſie es uͤberleben! Sie bleiben ihr,
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Morgen zu wuͤnſchen. Jch traf ihn im Wohn-
zimmer, und ſein Auge ſtrahlte mir entgegen.
Der Vater iſt ſo ernſt, ſagte ich nach einigen
freundlichen Reden, hat er ſie ſchon geſehen?
Ja wohl, erwiederte er, meine Nachricht hat
ihn ernſt geſtimmt. Welche Nachricht? rief ich.
Sie wird es nicht erſchrecken, ſagte er, indem
er liebkoſend meine Hand nahm, Emil begleitet
mich ins Feld. O, meine Mutter! rief ich voll
Schrecken. Fuͤr dieſe habe ich gezittert, ſagte
er, doch ſie wird ſich in das Unvermeidliche fin-
den. Emil iſt ſechzehn Jahre, das Loos kann ihn
in kurzen treffen; warum alſo nicht ein Opfer
freiwillig bringen, welches fruͤher oder ſpaͤter doch
unabaͤnderlich gebracht werden muß! jetzt geht
er an der Hand der Freundſchaft, wer weiß ob
es ihm ſpaͤterhin ſo gut wird; auch iſt er unwi-
derruflich entſchloſſen, und war im Begriff, gleich
nach meiner Abreiſe, ſelbſt nach Chaumerive zu
gehen, um ſeinen Entſchluß kund zu thun. Wir
muͤſſen zuruͤck! rief ich haſtig. Allerdings, ſagte
er: ihr Herr Vater bereitet die Mutter dazu
vor. Ach meine arme, arme Mutter! klagte ich,
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/122>, abgerufen am 27.07.2024.
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