müssen. Auch auf meine glückliche Reise wurde getrunken. Ob Sie die Reise nach Montpellier fortsetzen werden, ist sehr die Frage, sagte plötz- lich Mucius: ihr Herr Vater mag das mor- gen entscheiden. Wir sahen ihn alle verwun- dert an, und baten um Erklärung. Heute nicht, sagte er ablehnend, laßt uns die Zukunft still bedecken, und des heutigen Abends rein genie- ßen. Damit stimmte er einen fröhlichen Rund- gesang an, und der Abend wurde bis spät in die Nacht verlängert und heiter beschlossen. Jch begab mich in einem geistigen Rausche, woran der Wein keinen Antheil hatte, zu Bette, und schlummerte erst in der Morgendämmerung zu seligen Träumen ein. --
Mein Vater war früh angekommen, ich fand ihn schon am Bette meiner Mutter als ich mein Kämmerchen verließ; er war ernst, und meine Mutter in einiger Unruhe. Jch umarmte beide, und eilte hinunter, um ihr Gespräch nicht zu stören, mehr noch, warum sollte ich es leugnen? um Mucius einen guten
muͤſſen. Auch auf meine gluͤckliche Reiſe wurde getrunken. Ob Sie die Reiſe nach Montpellier fortſetzen werden, iſt ſehr die Frage, ſagte ploͤtz- lich Mucius: ihr Herr Vater mag das mor- gen entſcheiden. Wir ſahen ihn alle verwun- dert an, und baten um Erklaͤrung. Heute nicht, ſagte er ablehnend, laßt uns die Zukunft ſtill bedecken, und des heutigen Abends rein genie- ßen. Damit ſtimmte er einen froͤhlichen Rund- geſang an, und der Abend wurde bis ſpaͤt in die Nacht verlaͤngert und heiter beſchloſſen. Jch begab mich in einem geiſtigen Rauſche, woran der Wein keinen Antheil hatte, zu Bette, und ſchlummerte erſt in der Morgendaͤmmerung zu ſeligen Traͤumen ein. —
Mein Vater war fruͤh angekommen, ich fand ihn ſchon am Bette meiner Mutter als ich mein Kaͤmmerchen verließ; er war ernſt, und meine Mutter in einiger Unruhe. Jch umarmte beide, und eilte hinunter, um ihr Geſpraͤch nicht zu ſtoͤren, mehr noch, warum ſollte ich es leugnen? um Mucius einen guten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0121"n="111"/>
muͤſſen. Auch auf meine gluͤckliche Reiſe wurde<lb/>
getrunken. Ob Sie die Reiſe nach Montpellier<lb/>
fortſetzen werden, iſt ſehr die Frage, ſagte ploͤtz-<lb/>
lich Mucius: ihr Herr Vater mag das mor-<lb/>
gen entſcheiden. Wir ſahen ihn alle verwun-<lb/>
dert an, und baten um Erklaͤrung. Heute nicht,<lb/>ſagte er ablehnend, laßt uns die Zukunft ſtill<lb/>
bedecken, und des heutigen Abends rein genie-<lb/>
ßen. Damit ſtimmte er einen froͤhlichen Rund-<lb/>
geſang an, und der Abend wurde bis ſpaͤt in<lb/>
die Nacht verlaͤngert und heiter beſchloſſen.<lb/>
Jch begab mich in einem geiſtigen Rauſche,<lb/>
woran der Wein keinen Antheil hatte, zu Bette,<lb/>
und ſchlummerte erſt in der Morgendaͤmmerung<lb/>
zu ſeligen Traͤumen ein. —</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Mein Vater war fruͤh angekommen, ich<lb/>
fand ihn ſchon am Bette meiner Mutter als<lb/>
ich mein Kaͤmmerchen verließ; er war ernſt,<lb/>
und meine Mutter in einiger Unruhe. Jch<lb/>
umarmte beide, und eilte hinunter, um ihr<lb/>
Geſpraͤch nicht zu ſtoͤren, mehr noch, warum<lb/>ſollte ich es leugnen? um Mucius einen guten<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[111/0121]
muͤſſen. Auch auf meine gluͤckliche Reiſe wurde
getrunken. Ob Sie die Reiſe nach Montpellier
fortſetzen werden, iſt ſehr die Frage, ſagte ploͤtz-
lich Mucius: ihr Herr Vater mag das mor-
gen entſcheiden. Wir ſahen ihn alle verwun-
dert an, und baten um Erklaͤrung. Heute nicht,
ſagte er ablehnend, laßt uns die Zukunft ſtill
bedecken, und des heutigen Abends rein genie-
ßen. Damit ſtimmte er einen froͤhlichen Rund-
geſang an, und der Abend wurde bis ſpaͤt in
die Nacht verlaͤngert und heiter beſchloſſen.
Jch begab mich in einem geiſtigen Rauſche,
woran der Wein keinen Antheil hatte, zu Bette,
und ſchlummerte erſt in der Morgendaͤmmerung
zu ſeligen Traͤumen ein. —
Mein Vater war fruͤh angekommen, ich
fand ihn ſchon am Bette meiner Mutter als
ich mein Kaͤmmerchen verließ; er war ernſt,
und meine Mutter in einiger Unruhe. Jch
umarmte beide, und eilte hinunter, um ihr
Geſpraͤch nicht zu ſtoͤren, mehr noch, warum
ſollte ich es leugnen? um Mucius einen guten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/121>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.