werk anbieten" sagte er "wenn ich solches nicht meinem Neffen entgegen gesendet hätte, welcher mich heut zu besuchen kommt. Sie werden sich daher ein Nachtlager bei mir gefallen las- sen müssen." Mein Vater nahm das in Hin- sicht meiner Mutter dankbar an. Er selbst aber entschloß sich, ein Postpferd zu besteigen, und so, mit dem Postillion, noch heute nach Bellegarde zu reiten, von wo er uns am an- dern Morgen, mit einem Wagen, abzuholen versprach. Jch wurde mit meiner Mutter auf ein Oberzimmer geführt. Sie fühlte sich so an- gegriffen, daß sie sich sogleich zu Bette legen mußte, und da ich nach einiger Zeit Neigung zum Schlaf bei ihr gewahr wurde, so ging ich, wie sie zu wünschen schien, wieder hinunter ins Wohnzimmer. Die Dämmerung war in: dessen hereingebrochen, ohne daß ich es bei dem Geschwätz der ältesten Tochter des Försters, sonderlich bemerkt hätte. Sie machte mich zwar darauf aufmerksam, doch setzte sie hinzu, der Vater liebt dieses trauliche Feierstündchen, und sieht nicht gern, wenn wir früh Licht an- zünden. Ein Wagengeräusch im Hofe machte
werk anbieten‟ ſagte er „wenn ich ſolches nicht meinem Neffen entgegen geſendet haͤtte, welcher mich heut zu beſuchen kommt. Sie werden ſich daher ein Nachtlager bei mir gefallen laſ- ſen muͤſſen.‟ Mein Vater nahm das in Hin- ſicht meiner Mutter dankbar an. Er ſelbſt aber entſchloß ſich, ein Poſtpferd zu beſteigen, und ſo, mit dem Poſtillion, noch heute nach Bellegarde zu reiten, von wo er uns am an- dern Morgen, mit einem Wagen, abzuholen verſprach. Jch wurde mit meiner Mutter auf ein Oberzimmer gefuͤhrt. Sie fuͤhlte ſich ſo an- gegriffen, daß ſie ſich ſogleich zu Bette legen mußte, und da ich nach einiger Zeit Neigung zum Schlaf bei ihr gewahr wurde, ſo ging ich, wie ſie zu wuͤnſchen ſchien, wieder hinunter ins Wohnzimmer. Die Daͤmmerung war in: deſſen hereingebrochen, ohne daß ich es bei dem Geſchwaͤtz der aͤlteſten Tochter des Foͤrſters, ſonderlich bemerkt haͤtte. Sie machte mich zwar darauf aufmerkſam, doch ſetzte ſie hinzu, der Vater liebt dieſes trauliche Feierſtuͤndchen, und ſieht nicht gern, wenn wir fruͤh Licht an- zuͤnden. Ein Wagengeraͤuſch im Hofe machte
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werk anbieten‟ ſagte er „wenn ich ſolches nicht
meinem Neffen entgegen geſendet haͤtte, welcher
mich heut zu beſuchen kommt. Sie werden
ſich daher ein Nachtlager bei mir gefallen laſ-
ſen muͤſſen.‟ Mein Vater nahm das in Hin-
ſicht meiner Mutter dankbar an. Er ſelbſt
aber entſchloß ſich, ein Poſtpferd zu beſteigen,
und ſo, mit dem Poſtillion, noch heute nach
Bellegarde zu reiten, von wo er uns am an-
dern Morgen, mit einem Wagen, abzuholen
verſprach. Jch wurde mit meiner Mutter auf
ein Oberzimmer gefuͤhrt. Sie fuͤhlte ſich ſo an-
gegriffen, daß ſie ſich ſogleich zu Bette legen
mußte, und da ich nach einiger Zeit Neigung
zum Schlaf bei ihr gewahr wurde, ſo ging ich,
wie ſie zu wuͤnſchen ſchien, wieder hinunter
ins Wohnzimmer. Die Daͤmmerung war in:
deſſen hereingebrochen, ohne daß ich es bei dem
Geſchwaͤtz der aͤlteſten Tochter des Foͤrſters,
ſonderlich bemerkt haͤtte. Sie machte mich zwar
darauf aufmerkſam, doch ſetzte ſie hinzu, der
Vater liebt dieſes trauliche Feierſtuͤndchen, und
ſieht nicht gern, wenn wir fruͤh Licht an-
zuͤnden. Ein Wagengeraͤuſch im Hofe machte
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/113>, abgerufen am 27.07.2024.
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