brachte Nationalwohlstand hervor, und der Sieg war entschieden, hätte der allgemeine Feind nicht unter den andern Völkern verblendete Helfer gefunden. Auf mich hatte dieser kleine Krieg einen eben so vortheilhaften Einfluß als auf Frankreich, er weckte mich zur Thätigkeit. Bis dahin war ich nur unterbrochen körperlich be- schäftigt gewesen, von jetzt an war ich rastlos aufmerksam, daß Alles auf das beste geschah, daß man haushälterisch wirthschaftete, das Fehlende ergänzte, das Vorhandene vervollkommnete. Jch wendete die Lehre, welche die Nation erhielt, auch auf mich als Einzelwesen an, daß man nur dadurch sich unabhängig erhält, wenn man alle seine Bedürfnisse selbst befriedigen lernt. Alle die mechanischen Fertigkeiten, welche Du jüngst mit einigem Erstaunen an mir wahr genommen, haben jener Richtung meiner Ansicht ihren Ursprung zu danken. Da sich so wenig Gelegenheit abse- hen ließ, einen ordentlichen Briefwechsel mit Dir an zu fangen, so belebte ich wenigstens die schrift- lichen Unterhaltungen mit meinem Bruder, welche, größten Theils, Dich zum Gegenstande hatten. Er bewahrte Dein Bild in treuem Herzen, und
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brachte Nationalwohlſtand hervor, und der Sieg war entſchieden, haͤtte der allgemeine Feind nicht unter den andern Voͤlkern verblendete Helfer gefunden. Auf mich hatte dieſer kleine Krieg einen eben ſo vortheilhaften Einfluß als auf Frankreich, er weckte mich zur Thaͤtigkeit. Bis dahin war ich nur unterbrochen koͤrperlich be- ſchaͤftigt geweſen, von jetzt an war ich raſtlos aufmerkſam, daß Alles auf das beſte geſchah, daß man haushaͤlteriſch wirthſchaftete, das Fehlende ergaͤnzte, das Vorhandene vervollkommnete. Jch wendete die Lehre, welche die Nation erhielt, auch auf mich als Einzelweſen an, daß man nur dadurch ſich unabhaͤngig erhaͤlt, wenn man alle ſeine Beduͤrfniſſe ſelbſt befriedigen lernt. Alle die mechaniſchen Fertigkeiten, welche Du juͤngſt mit einigem Erſtaunen an mir wahr genommen, haben jener Richtung meiner Anſicht ihren Urſprung zu danken. Da ſich ſo wenig Gelegenheit abſe- hen ließ, einen ordentlichen Briefwechſel mit Dir an zu fangen, ſo belebte ich wenigſtens die ſchrift- lichen Unterhaltungen mit meinem Bruder, welche, groͤßten Theils, Dich zum Gegenſtande hatten. Er bewahrte Dein Bild in treuem Herzen, und
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[99/0109]
brachte Nationalwohlſtand hervor, und der Sieg
war entſchieden, haͤtte der allgemeine Feind nicht
unter den andern Voͤlkern verblendete Helfer
gefunden. Auf mich hatte dieſer kleine Krieg
einen eben ſo vortheilhaften Einfluß als auf
Frankreich, er weckte mich zur Thaͤtigkeit. Bis
dahin war ich nur unterbrochen koͤrperlich be-
ſchaͤftigt geweſen, von jetzt an war ich raſtlos
aufmerkſam, daß Alles auf das beſte geſchah, daß
man haushaͤlteriſch wirthſchaftete, das Fehlende
ergaͤnzte, das Vorhandene vervollkommnete. Jch
wendete die Lehre, welche die Nation erhielt,
auch auf mich als Einzelweſen an, daß man
nur dadurch ſich unabhaͤngig erhaͤlt, wenn man
alle ſeine Beduͤrfniſſe ſelbſt befriedigen lernt. Alle
die mechaniſchen Fertigkeiten, welche Du juͤngſt
mit einigem Erſtaunen an mir wahr genommen,
haben jener Richtung meiner Anſicht ihren Urſprung
zu danken. Da ſich ſo wenig Gelegenheit abſe-
hen ließ, einen ordentlichen Briefwechſel mit Dir
an zu fangen, ſo belebte ich wenigſtens die ſchrift-
lichen Unterhaltungen mit meinem Bruder, welche,
groͤßten Theils, Dich zum Gegenſtande hatten.
Er bewahrte Dein Bild in treuem Herzen, und
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/109>, abgerufen am 27.07.2024.
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