liche Mutter war sehr dagegen, weil der Preis der Kolonialwaaren dadurch in die Höhe ging; sie wurde aber von dem Triumvirate über- stimmt, welches aus meinem Vater, dem guten Pfarrer und mir bestand. Wir waren zu jeder Entsagung bereit, und unerschöpflich in Erfin- dung von Surrogaten. Jch fing an, alle dien- lich scheinenden Blumen und aromatischen Blät- ter, bei ihrem zarten Hervortreiben, sorgsam zu trocknen, und es gelang mir, durch vieles Ver- suchen und Zusammensetzen, eine Mischung zu treffen, welche dem chinesischen Thee sehr nahe kam. Mein Vater pflanzte Farbekräuter, und legte eine Fabrik von Zucker aus Runkelrüben an; Mir machte es große Freude, bei dieser Anlage, durch Aufsicht, mit zu wirken. Der Pfarrer legte sich fleißig auf Bienenzucht, und erfand eine Vor- richtung, dem Gespinste des Flachses eine grö- ßere Vollkommenheit zu geben. So sahen wir ruhig auf die Jsolirung des Kontinents, und den Verlust der ehemaligen Kolonien. Wir be- kämpften den Erbfeind mit unblutigen Waffen. Lehre und Beispiel pflanzten sich immer weiter fort; Nationalindustrie ward überall belebt,
liche Mutter war ſehr dagegen, weil der Preis der Kolonialwaaren dadurch in die Hoͤhe ging; ſie wurde aber von dem Triumvirate uͤber- ſtimmt, welches aus meinem Vater, dem guten Pfarrer und mir beſtand. Wir waren zu jeder Entſagung bereit, und unerſchoͤpflich in Erfin- dung von Surrogaten. Jch fing an, alle dien- lich ſcheinenden Blumen und aromatiſchen Blaͤt- ter, bei ihrem zarten Hervortreiben, ſorgſam zu trocknen, und es gelang mir, durch vieles Ver- ſuchen und Zuſammenſetzen, eine Miſchung zu treffen, welche dem chineſiſchen Thee ſehr nahe kam. Mein Vater pflanzte Farbekraͤuter, und legte eine Fabrik von Zucker aus Runkelruͤben an; Mir machte es große Freude, bei dieſer Anlage, durch Aufſicht, mit zu wirken. Der Pfarrer legte ſich fleißig auf Bienenzucht, und erfand eine Vor- richtung, dem Geſpinſte des Flachſes eine groͤ- ßere Vollkommenheit zu geben. So ſahen wir ruhig auf die Jſolirung des Kontinents, und den Verluſt der ehemaligen Kolonien. Wir be- kaͤmpften den Erbfeind mit unblutigen Waffen. Lehre und Beiſpiel pflanzten ſich immer weiter fort; Nationalinduſtrie ward uͤberall belebt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0108"n="98"/>
liche Mutter war ſehr dagegen, weil der Preis<lb/>
der Kolonialwaaren dadurch in die Hoͤhe ging;<lb/>ſie wurde aber von dem Triumvirate uͤber-<lb/>ſtimmt, welches aus meinem Vater, dem guten<lb/>
Pfarrer und mir beſtand. Wir waren zu jeder<lb/>
Entſagung bereit, und unerſchoͤpflich in Erfin-<lb/>
dung von Surrogaten. Jch fing an, alle dien-<lb/>
lich ſcheinenden Blumen und aromatiſchen Blaͤt-<lb/>
ter, bei ihrem zarten Hervortreiben, ſorgſam zu<lb/>
trocknen, und es gelang mir, durch vieles Ver-<lb/>ſuchen und Zuſammenſetzen, eine Miſchung zu<lb/>
treffen, welche dem chineſiſchen Thee ſehr nahe kam.<lb/>
Mein Vater pflanzte Farbekraͤuter, und legte<lb/>
eine Fabrik von Zucker aus Runkelruͤben an; Mir<lb/>
machte es große Freude, bei dieſer Anlage, durch<lb/>
Aufſicht, mit zu wirken. Der Pfarrer legte ſich<lb/>
fleißig auf Bienenzucht, und erfand eine Vor-<lb/>
richtung, dem Geſpinſte des Flachſes eine groͤ-<lb/>
ßere Vollkommenheit zu geben. So ſahen wir<lb/>
ruhig auf die Jſolirung des Kontinents, und<lb/>
den Verluſt der ehemaligen Kolonien. Wir be-<lb/>
kaͤmpften den Erbfeind mit unblutigen Waffen.<lb/>
Lehre und Beiſpiel pflanzten ſich immer weiter<lb/>
fort; Nationalinduſtrie ward uͤberall belebt,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[98/0108]
liche Mutter war ſehr dagegen, weil der Preis
der Kolonialwaaren dadurch in die Hoͤhe ging;
ſie wurde aber von dem Triumvirate uͤber-
ſtimmt, welches aus meinem Vater, dem guten
Pfarrer und mir beſtand. Wir waren zu jeder
Entſagung bereit, und unerſchoͤpflich in Erfin-
dung von Surrogaten. Jch fing an, alle dien-
lich ſcheinenden Blumen und aromatiſchen Blaͤt-
ter, bei ihrem zarten Hervortreiben, ſorgſam zu
trocknen, und es gelang mir, durch vieles Ver-
ſuchen und Zuſammenſetzen, eine Miſchung zu
treffen, welche dem chineſiſchen Thee ſehr nahe kam.
Mein Vater pflanzte Farbekraͤuter, und legte
eine Fabrik von Zucker aus Runkelruͤben an; Mir
machte es große Freude, bei dieſer Anlage, durch
Aufſicht, mit zu wirken. Der Pfarrer legte ſich
fleißig auf Bienenzucht, und erfand eine Vor-
richtung, dem Geſpinſte des Flachſes eine groͤ-
ßere Vollkommenheit zu geben. So ſahen wir
ruhig auf die Jſolirung des Kontinents, und
den Verluſt der ehemaligen Kolonien. Wir be-
kaͤmpften den Erbfeind mit unblutigen Waffen.
Lehre und Beiſpiel pflanzten ſich immer weiter
fort; Nationalinduſtrie ward uͤberall belebt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/108>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.