als die Ursache aller Uebel zu verschreien, welche die Zeit mit sich führte.
Von diesem Abschnitte meines Lebens an, ge- wöhnte ich mich, fast eben so viel zu schreiben, als ich bisher gelesen. Jch war gewohnt Dir alle klei- nen, mich betreffenden Ereignisse zu erzählen, so- gar alles, was ich bei dieser und jener Veranlas- sung gedacht und empfunden hatte. Diese liebe Ge- wohnheit setzte ich schriftlich fort, und man hätte ein eigenes Packetboth für meine Korrespondenz einrichten können. Da es aber überall keins gab, so mußte von Zeit zu Zeit ein großer Theil mei- ner, in Hoffnung geschriebnen Briefe den Flam- men geopfert werden. Jch war dann jedes Mahl sehr traurig, aber niemahls unwillig. Das Kon- tinentalsystem leuchtete mir zu sehr ein, als daß ich mich nicht gern jeder, daraus entspringenden, Unannehmlichkeit unterzogen hätte, so empfindlich sie meinem Herzen auch war. Mein Vater nannte diese Maßregeln weise und wohlthätig in ihren späteren Folgen, sowohl für Frankreich, als für das übrige feste Land, wenn man sie allgemein mit gutem Willen ergreife. Meine wirthschaft-
Erster Theil. [7]
als die Urſache aller Uebel zu verſchreien, welche die Zeit mit ſich fuͤhrte.
Von dieſem Abſchnitte meines Lebens an, ge- woͤhnte ich mich, faſt eben ſo viel zu ſchreiben, als ich bisher geleſen. Jch war gewohnt Dir alle klei- nen, mich betreffenden Ereigniſſe zu erzaͤhlen, ſo- gar alles, was ich bei dieſer und jener Veranlaſ- ſung gedacht und empfunden hatte. Dieſe liebe Ge- wohnheit ſetzte ich ſchriftlich fort, und man haͤtte ein eigenes Packetboth fuͤr meine Korreſpondenz einrichten koͤnnen. Da es aber uͤberall keins gab, ſo mußte von Zeit zu Zeit ein großer Theil mei- ner, in Hoffnung geſchriebnen Briefe den Flam- men geopfert werden. Jch war dann jedes Mahl ſehr traurig, aber niemahls unwillig. Das Kon- tinentalſyſtem leuchtete mir zu ſehr ein, als daß ich mich nicht gern jeder, daraus entſpringenden, Unannehmlichkeit unterzogen haͤtte, ſo empfindlich ſie meinem Herzen auch war. Mein Vater nannte dieſe Maßregeln weiſe und wohlthaͤtig in ihren ſpaͤteren Folgen, ſowohl fuͤr Frankreich, als fuͤr das uͤbrige feſte Land, wenn man ſie allgemein mit gutem Willen ergreife. Meine wirthſchaft-
Erſter Theil. [7]
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als die Urſache aller Uebel zu verſchreien, welche
die Zeit mit ſich fuͤhrte.
Von dieſem Abſchnitte meines Lebens an, ge-
woͤhnte ich mich, faſt eben ſo viel zu ſchreiben, als
ich bisher geleſen. Jch war gewohnt Dir alle klei-
nen, mich betreffenden Ereigniſſe zu erzaͤhlen, ſo-
gar alles, was ich bei dieſer und jener Veranlaſ-
ſung gedacht und empfunden hatte. Dieſe liebe Ge-
wohnheit ſetzte ich ſchriftlich fort, und man haͤtte
ein eigenes Packetboth fuͤr meine Korreſpondenz
einrichten koͤnnen. Da es aber uͤberall keins gab,
ſo mußte von Zeit zu Zeit ein großer Theil mei-
ner, in Hoffnung geſchriebnen Briefe den Flam-
men geopfert werden. Jch war dann jedes Mahl
ſehr traurig, aber niemahls unwillig. Das Kon-
tinentalſyſtem leuchtete mir zu ſehr ein, als daß
ich mich nicht gern jeder, daraus entſpringenden,
Unannehmlichkeit unterzogen haͤtte, ſo empfindlich
ſie meinem Herzen auch war. Mein Vater nannte
dieſe Maßregeln weiſe und wohlthaͤtig in ihren
ſpaͤteren Folgen, ſowohl fuͤr Frankreich, als fuͤr
das uͤbrige feſte Land, wenn man ſie allgemein
mit gutem Willen ergreife. Meine wirthſchaft-
Erſter Theil. [7]
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/107>, abgerufen am 27.07.2024.
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