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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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Kinder oder jüngeren Hausgenossen, nicht gesprochen
werde. O, warum wird doch im Sprechen keine
größere Vorsicht gebraucht?! Die Kinder sind lei-
der oft in diesem Punkte so vorwitzig; sie horchen
so aufmerksam auf, wo über schlüpfrige Gegen-
stände Rede ist, sie haschen jedes Wort auf, sie
denken darüber nach, sie fragen und sprechen weiter
darüber bei ihres Gleichen, und so wird eine zu
Hause gehörte unvorsichtige Aeußerung bei ihnen
nur zu leicht die Quelle eines großen Verderbens.
"Ein kleiner Funke", sagt der Apostel, "welch einen
großen Brand entzündet er oft!"
*)

*) Für Mütter auf dem Lande (oder welche es sonst be-
trifft) haben wir noch die Warnung beizufügen, daß
sie doch um jeden Preis darauf bedacht seien, gewisse
Vorgänge mit dem Viehe (die Begattung etwa der
Kühe, der Pferde u. s. w.) den Augen der Kinder zu
entziehen. Welch eine unbegreifliche Rücksichtslosigkeit
hat in diesem Punkte nicht selten Platz! Mit der
größten Gleichgültigkeit läßt man es zu, daß so etwas
unter den Augen der Kinder stattfinde; ja man ver-
anlaßt es sogar, indem man die Kinder dabei zu
hülfe nimmt. Wie ist es möglich?! Sieht man
denn nicht, daß Solches geradezu darnach angethan
ist, um das Schamgefühl auf die nachtheiligste Art zu
verletzen und gefährliche Versuchungen und Sünden
wider die h. Reinigkeit herbeizuführen? Es ist unbe-
greiflich, wie es Eltern geben kann, die das nicht
einsehen; es ist eine Rücksichtslosigkeit, welche wegen
der nur zu leicht daraus sich entwickelnden üblen Fol-
gen nicht genug bedauert werden kann. Darum euch,
christliche Mütter, sei's an's Herz gelegt, in diesem
Punkte die zarteste Rücksicht und Vorsicht walten zu
lassen; es ist insbesondere euere Sache und heilige
Pflicht für euch; etwaige Mühe und Unbequemlichkeit
kann euch unmöglich davon dispensiren. Um jeden
Preis sollt ihr zu verhüten suchen, daß solche Dinge
nicht in Gegenwart der Kinder geschehen, so viel
möglich selbst dann nicht, wenn sie schon mehr er-
wachsen sind.

Kinder oder jüngeren Hausgenossen, nicht gesprochen
werde. O, warum wird doch im Sprechen keine
größere Vorsicht gebraucht?! Die Kinder sind lei-
der oft in diesem Punkte so vorwitzig; sie horchen
so aufmerksam auf, wo über schlüpfrige Gegen-
stände Rede ist, sie haschen jedes Wort auf, sie
denken darüber nach, sie fragen und sprechen weiter
darüber bei ihres Gleichen, und so wird eine zu
Hause gehörte unvorsichtige Aeußerung bei ihnen
nur zu leicht die Quelle eines großen Verderbens.
„Ein kleiner Funke“, sagt der Apostel, „welch einen
großen Brand entzündet er oft!“
*)

*) Für Mütter auf dem Lande (oder welche es sonst be-
trifft) haben wir noch die Warnung beizufügen, daß
sie doch um jeden Preis darauf bedacht seien, gewisse
Vorgänge mit dem Viehe (die Begattung etwa der
Kühe, der Pferde u. s. w.) den Augen der Kinder zu
entziehen. Welch eine unbegreifliche Rücksichtslosigkeit
hat in diesem Punkte nicht selten Platz! Mit der
größten Gleichgültigkeit läßt man es zu, daß so etwas
unter den Augen der Kinder stattfinde; ja man ver-
anlaßt es sogar, indem man die Kinder dabei zu
hülfe nimmt. Wie ist es möglich?! Sieht man
denn nicht, daß Solches geradezu darnach angethan
ist, um das Schamgefühl auf die nachtheiligste Art zu
verletzen und gefährliche Versuchungen und Sünden
wider die h. Reinigkeit herbeizuführen? Es ist unbe-
greiflich, wie es Eltern geben kann, die das nicht
einsehen; es ist eine Rücksichtslosigkeit, welche wegen
der nur zu leicht daraus sich entwickelnden üblen Fol-
gen nicht genug bedauert werden kann. Darum euch,
christliche Mütter, sei's an's Herz gelegt, in diesem
Punkte die zarteste Rücksicht und Vorsicht walten zu
lassen; es ist insbesondere euere Sache und heilige
Pflicht für euch; etwaige Mühe und Unbequemlichkeit
kann euch unmöglich davon dispensiren. Um jeden
Preis sollt ihr zu verhüten suchen, daß solche Dinge
nicht in Gegenwart der Kinder geschehen, so viel
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wachsen sind.
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[88/0299] Kinder oder jüngeren Hausgenossen, nicht gesprochen werde. O, warum wird doch im Sprechen keine größere Vorsicht gebraucht?! Die Kinder sind lei- der oft in diesem Punkte so vorwitzig; sie horchen so aufmerksam auf, wo über schlüpfrige Gegen- stände Rede ist, sie haschen jedes Wort auf, sie denken darüber nach, sie fragen und sprechen weiter darüber bei ihres Gleichen, und so wird eine zu Hause gehörte unvorsichtige Aeußerung bei ihnen nur zu leicht die Quelle eines großen Verderbens. „Ein kleiner Funke“, sagt der Apostel, „welch einen großen Brand entzündet er oft!“ *) *) Für Mütter auf dem Lande (oder welche es sonst be- trifft) haben wir noch die Warnung beizufügen, daß sie doch um jeden Preis darauf bedacht seien, gewisse Vorgänge mit dem Viehe (die Begattung etwa der Kühe, der Pferde u. s. w.) den Augen der Kinder zu entziehen. Welch eine unbegreifliche Rücksichtslosigkeit hat in diesem Punkte nicht selten Platz! Mit der größten Gleichgültigkeit läßt man es zu, daß so etwas unter den Augen der Kinder stattfinde; ja man ver- anlaßt es sogar, indem man die Kinder dabei zu hülfe nimmt. Wie ist es möglich?! Sieht man denn nicht, daß Solches geradezu darnach angethan ist, um das Schamgefühl auf die nachtheiligste Art zu verletzen und gefährliche Versuchungen und Sünden wider die h. Reinigkeit herbeizuführen? Es ist unbe- greiflich, wie es Eltern geben kann, die das nicht einsehen; es ist eine Rücksichtslosigkeit, welche wegen der nur zu leicht daraus sich entwickelnden üblen Fol- gen nicht genug bedauert werden kann. Darum euch, christliche Mütter, sei's an's Herz gelegt, in diesem Punkte die zarteste Rücksicht und Vorsicht walten zu lassen; es ist insbesondere euere Sache und heilige Pflicht für euch; etwaige Mühe und Unbequemlichkeit kann euch unmöglich davon dispensiren. Um jeden Preis sollt ihr zu verhüten suchen, daß solche Dinge nicht in Gegenwart der Kinder geschehen, so viel möglich selbst dann nicht, wenn sie schon mehr er- wachsen sind.

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/299>, abgerufen am 25.11.2024.