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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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Den vergnügtesten Abend brachte uns der Oster-
tag mit seinem Osterfeuer. Das Holz, Dornen und
Stroh wurde in den Zwischenstunden der letzten vier-
zehn Tage mit großem Fleiß und Eifer zusammen-
getragen und hoch aufgethürmt, damit man nach des
Vaters willen am Ostersonntage keine Arbeit mehr
damit habe. Sobald dann am Festtage die Oster-
eier verzehrt waren, brachen wir auf. Der Vater
nahm Gebet- und Gesangbuch, ich gewöhnlich den
Holzschuh mit Feuer, der Baumeister die Forke, der
Dieljunge kam gewöhnlich schwitzend mit einer aus-
gerissenen Bohnenstange nachgetrabt. Der wollte
auch das Seinige beitragen, daß unser Feuer recht
hoch brenne und seine Genossen an den nachfolgen-
den Tagen auf dem Schulwege darüber nicht spotten
könnten. Sobald die knisternde Flamme aufloderte,
ordnete der Vater die Kreisprozession an; er selbst
ging vorauf und stimmte das Lied: "Christus ist auf-
erstanden"
an und sonstige allgemein bekannte Oster-
lieder. Du hättest diese Feier mitmachen müssen,
lieber Leser! um dir eine Vorstellung von unserer
Freude und Erbauung machen zu können. Ich darf
versichern, daß ich später noch nie Ostern erlebt habe,
ohne recht lebhaft an diese Osterfreuden meiner Ju-
gend zurückzudenken und zu wünschen, noch einmal
wieder daran Theil nehmen zu können.

So sehr übrigens der Vater für angemessene Er-
holungen und Vergnügungen war, da er wohl wußte,
daß der Mensch ihrer bedürfte, und so sehr er daher
auch darauf bedacht war und es verstand, den Sei-
nigen auf die schönste Weise Erholungen und Er-
heiterungen zu bereiten, so war er doch nie ein Freund
von gewissen Lustbarkeiten, wie sie zur Zeit auf

Den vergnügtesten Abend brachte uns der Oster-
tag mit seinem Osterfeuer. Das Holz, Dornen und
Stroh wurde in den Zwischenstunden der letzten vier-
zehn Tage mit großem Fleiß und Eifer zusammen-
getragen und hoch aufgethürmt, damit man nach des
Vaters willen am Ostersonntage keine Arbeit mehr
damit habe. Sobald dann am Festtage die Oster-
eier verzehrt waren, brachen wir auf. Der Vater
nahm Gebet- und Gesangbuch, ich gewöhnlich den
Holzschuh mit Feuer, der Baumeister die Forke, der
Dieljunge kam gewöhnlich schwitzend mit einer aus-
gerissenen Bohnenstange nachgetrabt. Der wollte
auch das Seinige beitragen, daß unser Feuer recht
hoch brenne und seine Genossen an den nachfolgen-
den Tagen auf dem Schulwege darüber nicht spotten
könnten. Sobald die knisternde Flamme aufloderte,
ordnete der Vater die Kreisprozession an; er selbst
ging vorauf und stimmte das Lied: „Christus ist auf-
erstanden“
an und sonstige allgemein bekannte Oster-
lieder. Du hättest diese Feier mitmachen müssen,
lieber Leser! um dir eine Vorstellung von unserer
Freude und Erbauung machen zu können. Ich darf
versichern, daß ich später noch nie Ostern erlebt habe,
ohne recht lebhaft an diese Osterfreuden meiner Ju-
gend zurückzudenken und zu wünschen, noch einmal
wieder daran Theil nehmen zu können.

So sehr übrigens der Vater für angemessene Er-
holungen und Vergnügungen war, da er wohl wußte,
daß der Mensch ihrer bedürfte, und so sehr er daher
auch darauf bedacht war und es verstand, den Sei-
nigen auf die schönste Weise Erholungen und Er-
heiterungen zu bereiten, so war er doch nie ein Freund
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[157/0160] Den vergnügtesten Abend brachte uns der Oster- tag mit seinem Osterfeuer. Das Holz, Dornen und Stroh wurde in den Zwischenstunden der letzten vier- zehn Tage mit großem Fleiß und Eifer zusammen- getragen und hoch aufgethürmt, damit man nach des Vaters willen am Ostersonntage keine Arbeit mehr damit habe. Sobald dann am Festtage die Oster- eier verzehrt waren, brachen wir auf. Der Vater nahm Gebet- und Gesangbuch, ich gewöhnlich den Holzschuh mit Feuer, der Baumeister die Forke, der Dieljunge kam gewöhnlich schwitzend mit einer aus- gerissenen Bohnenstange nachgetrabt. Der wollte auch das Seinige beitragen, daß unser Feuer recht hoch brenne und seine Genossen an den nachfolgen- den Tagen auf dem Schulwege darüber nicht spotten könnten. Sobald die knisternde Flamme aufloderte, ordnete der Vater die Kreisprozession an; er selbst ging vorauf und stimmte das Lied: „Christus ist auf- erstanden“ an und sonstige allgemein bekannte Oster- lieder. Du hättest diese Feier mitmachen müssen, lieber Leser! um dir eine Vorstellung von unserer Freude und Erbauung machen zu können. Ich darf versichern, daß ich später noch nie Ostern erlebt habe, ohne recht lebhaft an diese Osterfreuden meiner Ju- gend zurückzudenken und zu wünschen, noch einmal wieder daran Theil nehmen zu können. So sehr übrigens der Vater für angemessene Er- holungen und Vergnügungen war, da er wohl wußte, daß der Mensch ihrer bedürfte, und so sehr er daher auch darauf bedacht war und es verstand, den Sei- nigen auf die schönste Weise Erholungen und Er- heiterungen zu bereiten, so war er doch nie ein Freund von gewissen Lustbarkeiten, wie sie zur Zeit auf

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/160>, abgerufen am 23.11.2024.