Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

seine Schadlust wird vereitelt. Ja, ja, nun sehe ich
es, daß Gott es weise eingerichtet hat. Der Boh-
nenstrauch aber darf dicker sein, weil die Vögel diese
Frucht nicht verschlucken können, erwiederte ich.

In ähnlicher Weise lernte ich von ihm, Gottes
Weisheit an den Knoten des Halmes, an der Be-
deckung der Körner in den Aehren und an tausend
andern Beispielen der Natur bewundern. Das machte
mir sichtbare Freude, die er mir durch folgendes Ge-
spräch recht zum Bewußtsein brachte. Sag mir, mein
Kind, sprach er, warum bist du so froh? Ich ant-
wortete: "Es ist ja so schönes Wetter, deß freuen sich
die Vögelein, und ich sollte nicht froh sein? Wir
werden eine gute Ernte und zu essen haben und auch
den Armen mittheilen können. Darauf freue ich mich
schon jetzt. An jeder Blume, an jedem Halme, an
jeder Aehre glänzet die Güte und Weisheit Gottes,
wie du mich lehrtest. Das zu wissen, macht mir
Freude. - Vater, wenn's hier schon so schön ist,
wie viel schöner muß es im Himmel sein!"

Als wir unter solchen Gesprächen an das Ende
des Kampes (eingehägtes Ackerstück) gekommen waren,
wo ein dicker Baumstamm lag, setzten wir uns da-
rauf und Vater lehrte mich das Gebet: "Dir dienen,
Gott, ist Seligkeit. - So leben, wie es dir gefällt,
- Bringt größere Zufriedenheit, - Als alles Geld
und Gut der Welt!"

War nachher, nachdem die übliche Hausandacht
vollendet war, noch Zeit und Muße übrig, so wurde
auf dem Hofe ein allgemeines Spiel, woran Groß
und Klein Theil nahm, gewöhnlich Ballspiel, ange-
ordnet. Auf des Vaters Commando: "Genug für
heute!"
hatte Alles ein Ende.

seine Schadlust wird vereitelt. Ja, ja, nun sehe ich
es, daß Gott es weise eingerichtet hat. Der Boh-
nenstrauch aber darf dicker sein, weil die Vögel diese
Frucht nicht verschlucken können, erwiederte ich.

In ähnlicher Weise lernte ich von ihm, Gottes
Weisheit an den Knoten des Halmes, an der Be-
deckung der Körner in den Aehren und an tausend
andern Beispielen der Natur bewundern. Das machte
mir sichtbare Freude, die er mir durch folgendes Ge-
spräch recht zum Bewußtsein brachte. Sag mir, mein
Kind, sprach er, warum bist du so froh? Ich ant-
wortete: „Es ist ja so schönes Wetter, deß freuen sich
die Vögelein, und ich sollte nicht froh sein? Wir
werden eine gute Ernte und zu essen haben und auch
den Armen mittheilen können. Darauf freue ich mich
schon jetzt. An jeder Blume, an jedem Halme, an
jeder Aehre glänzet die Güte und Weisheit Gottes,
wie du mich lehrtest. Das zu wissen, macht mir
Freude. – Vater, wenn's hier schon so schön ist,
wie viel schöner muß es im Himmel sein!“

Als wir unter solchen Gesprächen an das Ende
des Kampes (eingehägtes Ackerstück) gekommen waren,
wo ein dicker Baumstamm lag, setzten wir uns da-
rauf und Vater lehrte mich das Gebet: „Dir dienen,
Gott, ist Seligkeit. – So leben, wie es dir gefällt,
– Bringt größere Zufriedenheit, – Als alles Geld
und Gut der Welt!“

War nachher, nachdem die übliche Hausandacht
vollendet war, noch Zeit und Muße übrig, so wurde
auf dem Hofe ein allgemeines Spiel, woran Groß
und Klein Theil nahm, gewöhnlich Ballspiel, ange-
ordnet. Auf des Vaters Commando: „Genug für
heute!“
hatte Alles ein Ende.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0159" xml:id="C889V3_001_1874_pb0156_0001" n="156"/>
seine Schadlust wird vereitelt. Ja, ja, nun sehe ich<lb/>
es, daß Gott es weise eingerichtet hat. Der Boh-<lb/>
nenstrauch aber darf dicker sein, weil die Vögel diese<lb/>
Frucht nicht verschlucken können, erwiederte ich.</p>
        <p>In ähnlicher Weise lernte ich von ihm, Gottes<lb/>
Weisheit an den Knoten des Halmes, an der Be-<lb/>
deckung der Körner in den Aehren und an tausend<lb/>
andern Beispielen der Natur bewundern. Das machte<lb/>
mir sichtbare Freude, die er mir durch folgendes Ge-<lb/>
spräch recht zum Bewußtsein brachte. Sag mir, mein<lb/>
Kind, sprach er, warum bist du so froh? Ich ant-<lb/>
wortete: <q>&#x201E;Es ist ja so schönes Wetter, deß freuen sich<lb/>
die Vögelein, und ich sollte nicht froh sein? Wir<lb/>
werden eine gute Ernte und zu essen haben und auch<lb/>
den Armen mittheilen können. Darauf freue ich mich<lb/>
schon jetzt. An jeder Blume, an jedem Halme, an<lb/>
jeder Aehre glänzet die Güte und Weisheit Gottes,<lb/>
wie du mich lehrtest. Das zu wissen, macht mir<lb/>
Freude. &#x2013; Vater, wenn's hier schon so schön ist,<lb/>
wie viel schöner muß es im Himmel sein!&#x201C;</q></p>
        <p>Als wir unter solchen Gesprächen an das Ende<lb/>
des Kampes (eingehägtes Ackerstück) gekommen waren,<lb/>
wo ein dicker Baumstamm lag, setzten wir uns da-<lb/>
rauf und Vater lehrte mich das Gebet: <q>&#x201E;Dir dienen,<lb/>
Gott, ist Seligkeit. &#x2013; So leben, wie es dir gefällt,<lb/>
&#x2013; Bringt größere Zufriedenheit, &#x2013; Als alles Geld<lb/>
und Gut der Welt!&#x201C;</q></p>
        <p>War nachher, nachdem die übliche Hausandacht<lb/>
vollendet war, noch Zeit und Muße übrig, so wurde<lb/>
auf dem Hofe ein allgemeines Spiel, woran Groß<lb/>
und Klein Theil nahm, gewöhnlich Ballspiel, ange-<lb/>
ordnet. Auf des Vaters Commando: <q>&#x201E;Genug für<lb/>
heute!&#x201C;</q> hatte Alles ein Ende.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0159] seine Schadlust wird vereitelt. Ja, ja, nun sehe ich es, daß Gott es weise eingerichtet hat. Der Boh- nenstrauch aber darf dicker sein, weil die Vögel diese Frucht nicht verschlucken können, erwiederte ich. In ähnlicher Weise lernte ich von ihm, Gottes Weisheit an den Knoten des Halmes, an der Be- deckung der Körner in den Aehren und an tausend andern Beispielen der Natur bewundern. Das machte mir sichtbare Freude, die er mir durch folgendes Ge- spräch recht zum Bewußtsein brachte. Sag mir, mein Kind, sprach er, warum bist du so froh? Ich ant- wortete: „Es ist ja so schönes Wetter, deß freuen sich die Vögelein, und ich sollte nicht froh sein? Wir werden eine gute Ernte und zu essen haben und auch den Armen mittheilen können. Darauf freue ich mich schon jetzt. An jeder Blume, an jedem Halme, an jeder Aehre glänzet die Güte und Weisheit Gottes, wie du mich lehrtest. Das zu wissen, macht mir Freude. – Vater, wenn's hier schon so schön ist, wie viel schöner muß es im Himmel sein!“ Als wir unter solchen Gesprächen an das Ende des Kampes (eingehägtes Ackerstück) gekommen waren, wo ein dicker Baumstamm lag, setzten wir uns da- rauf und Vater lehrte mich das Gebet: „Dir dienen, Gott, ist Seligkeit. – So leben, wie es dir gefällt, – Bringt größere Zufriedenheit, – Als alles Geld und Gut der Welt!“ War nachher, nachdem die übliche Hausandacht vollendet war, noch Zeit und Muße übrig, so wurde auf dem Hofe ein allgemeines Spiel, woran Groß und Klein Theil nahm, gewöhnlich Ballspiel, ange- ordnet. Auf des Vaters Commando: „Genug für heute!“ hatte Alles ein Ende.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/159
Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/159>, abgerufen am 19.04.2024.