Tanzböden, bei Hochzeiten oder in den Fastnachts- tagen im Schwunge waren. Dennoch, obwohl er der Ansicht war, daß auch die besten Tanzlustbarkei- ten nicht viel taugen, trat er nicht unbesonnen und heftig dagegen auf; vielmehr suchte er zuvor, so viel an ihm war, die größte Gefahr derselben zu heben, um nach und nach ganz abzubrechen."
Hören wir schließlich, wie es mit dem religiösen Leben des vortrefflichen Vaters stand. Also berichtet der priesterliche Sohn:
"In seiner Schlafstube stand ein weiß gescheuerter Tisch mit einem großen Crucifixe, das er selbst aus Kevelaer mitgebracht hatte. Ein Kniebänkchen oder Bet- schemel stand nicht vor dem Tische, sondern er warf sich mit den Knieen auf den steinernen Fußboden. Hier betete er jeden Abend mit müden Gliedern, nachdem er schon zuvor mit der ganzen Haushaltung das all- gemeine Abendgebet in der Küche verrichtet hatte, wenigstens eine starke Viertelstunde. Was seine Für- bitte für Andere betrifft, so verdient bemerkt zu wer- den, daß er immer ein besonderes Gebet für unsere Gemeinde sprach, die ihm so sehr am Herzen lag. Im Uebrigen war seine Betweise, wie er selbst, ganz natürlich und ungekünstelt, und er war dabei so in Andacht versunken, daß ihn dabei nichts stören konnte. Seine Schlafstube hatte er mit den Bildern geziert, die er zum Andenken von frühern Pfarrgeistlichen erhalten hatte; jeder der fünf Pfarrer, welche er über- lebte, hatte ihm einen werthvollen Kupferstich zum Andenken gegeben. Auch daneben ein Weihwasser- beckchen fehlte nicht; zwei sehr alte, vielgebrauchte, aber gut erhaltene Rosenkränze, von denen er be- hauptete, sie seien gegen hundert Jahre alt.
Tanzböden, bei Hochzeiten oder in den Fastnachts- tagen im Schwunge waren. Dennoch, obwohl er der Ansicht war, daß auch die besten Tanzlustbarkei- ten nicht viel taugen, trat er nicht unbesonnen und heftig dagegen auf; vielmehr suchte er zuvor, so viel an ihm war, die größte Gefahr derselben zu heben, um nach und nach ganz abzubrechen.“
Hören wir schließlich, wie es mit dem religiösen Leben des vortrefflichen Vaters stand. Also berichtet der priesterliche Sohn:
„In seiner Schlafstube stand ein weiß gescheuerter Tisch mit einem großen Crucifixe, das er selbst aus Kevelaer mitgebracht hatte. Ein Kniebänkchen oder Bet- schemel stand nicht vor dem Tische, sondern er warf sich mit den Knieen auf den steinernen Fußboden. Hier betete er jeden Abend mit müden Gliedern, nachdem er schon zuvor mit der ganzen Haushaltung das all- gemeine Abendgebet in der Küche verrichtet hatte, wenigstens eine starke Viertelstunde. Was seine Für- bitte für Andere betrifft, so verdient bemerkt zu wer- den, daß er immer ein besonderes Gebet für unsere Gemeinde sprach, die ihm so sehr am Herzen lag. Im Uebrigen war seine Betweise, wie er selbst, ganz natürlich und ungekünstelt, und er war dabei so in Andacht versunken, daß ihn dabei nichts stören konnte. Seine Schlafstube hatte er mit den Bildern geziert, die er zum Andenken von frühern Pfarrgeistlichen erhalten hatte; jeder der fünf Pfarrer, welche er über- lebte, hatte ihm einen werthvollen Kupferstich zum Andenken gegeben. Auch daneben ein Weihwasser- beckchen fehlte nicht; zwei sehr alte, vielgebrauchte, aber gut erhaltene Rosenkränze, von denen er be- hauptete, sie seien gegen hundert Jahre alt.
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Tanzböden, bei Hochzeiten oder in den Fastnachts-
tagen im Schwunge waren. Dennoch, obwohl er
der Ansicht war, daß auch die besten Tanzlustbarkei-
ten nicht viel taugen, trat er nicht unbesonnen und
heftig dagegen auf; vielmehr suchte er zuvor, so viel
an ihm war, die größte Gefahr derselben zu heben,
um nach und nach ganz abzubrechen.“
Hören wir schließlich, wie es mit dem religiösen
Leben des vortrefflichen Vaters stand. Also berichtet
der priesterliche Sohn:
„In seiner Schlafstube stand ein weiß gescheuerter
Tisch mit einem großen Crucifixe, das er selbst aus
Kevelaer mitgebracht hatte. Ein Kniebänkchen oder Bet-
schemel stand nicht vor dem Tische, sondern er warf
sich mit den Knieen auf den steinernen Fußboden. Hier
betete er jeden Abend mit müden Gliedern, nachdem
er schon zuvor mit der ganzen Haushaltung das all-
gemeine Abendgebet in der Küche verrichtet hatte,
wenigstens eine starke Viertelstunde. Was seine Für-
bitte für Andere betrifft, so verdient bemerkt zu wer-
den, daß er immer ein besonderes Gebet für unsere
Gemeinde sprach, die ihm so sehr am Herzen lag.
Im Uebrigen war seine Betweise, wie er selbst, ganz
natürlich und ungekünstelt, und er war dabei so in
Andacht versunken, daß ihn dabei nichts stören konnte.
Seine Schlafstube hatte er mit den Bildern geziert,
die er zum Andenken von frühern Pfarrgeistlichen
erhalten hatte; jeder der fünf Pfarrer, welche er über-
lebte, hatte ihm einen werthvollen Kupferstich zum
Andenken gegeben. Auch daneben ein Weihwasser-
beckchen fehlte nicht; zwei sehr alte, vielgebrauchte,
aber gut erhaltene Rosenkränze, von denen er be-
hauptete, sie seien gegen hundert Jahre alt.
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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/161>, abgerufen am 23.11.2024.
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