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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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Gesicht lobten, und hinterher ihrer Galle Luft
machten! Die innere Rührung hatte mir Thränen
in's Auge gelockt; ich war herzlich froh, daß
eine Pause uns Ruhe gönnte, und schlüpfte in
das kühle Vorzimmer, mich zu erholen.

Ich weiß nicht, wie es kam, es wogten Em¬
pfindungen in mir, die mir bis dahin noch fremd
geblieben waren; das Herz pochte ungestüm, eine
heimliche Angst durchbebte mich, und dennoch
mischte sich in dies Alles eine namenlose Seligkeit,
ein süßes Weh! Was war das? -- Nein, das
mußte anders werden, ich mußte Ruhe, Ruhe
erkämpfen, denn ich sollte ja spielen, ich sollte ja
ihre süße Stimme begleiten! -- --

In etwas ruhiger trat ich in den Gesellschafts¬
saal; der Probst hatte bereits nach mir gefragt,
und winkte zum Pulte, der mir ganz schrecklich
vorkam. Fräulein von Struen hatte ihren Platz
bereits eingenommen, ich durchblätterte flüchtig
meine Parthie, und sie begann mit ihrer glocken¬
reinen; unendlich biegsamen Bruststimme das Re¬
citativ. Mir war für meine Geige ganz bange,
aber der Hoforganist nickte mir freundlich Muth
zu, und es ging. Ihre wundervolle Metallstimme
verklang zauberisch in dem geräumigen Gemache

Geſicht lobten, und hinterher ihrer Galle Luft
machten! Die innere Ruͤhrung hatte mir Thraͤnen
in's Auge gelockt; ich war herzlich froh, daß
eine Pauſe uns Ruhe goͤnnte, und ſchluͤpfte in
das kuͤhle Vorzimmer, mich zu erholen.

Ich weiß nicht, wie es kam, es wogten Em¬
pfindungen in mir, die mir bis dahin noch fremd
geblieben waren; das Herz pochte ungeſtuͤm, eine
heimliche Angſt durchbebte mich, und dennoch
miſchte ſich in dies Alles eine namenloſe Seligkeit,
ein ſuͤßes Weh! Was war das? — Nein, das
mußte anders werden, ich mußte Ruhe, Ruhe
erkaͤmpfen, denn ich ſollte ja ſpielen, ich ſollte ja
ihre ſuͤße Stimme begleiten! — —

In etwas ruhiger trat ich in den Geſellſchafts¬
ſaal; der Probſt hatte bereits nach mir gefragt,
und winkte zum Pulte, der mir ganz ſchrecklich
vorkam. Fraͤulein von Struen hatte ihren Platz
bereits eingenommen, ich durchblaͤtterte fluͤchtig
meine Parthie, und ſie begann mit ihrer glocken¬
reinen; unendlich biegſamen Bruſtſtimme das Re¬
citativ. Mir war fuͤr meine Geige ganz bange,
aber der Hoforganiſt nickte mir freundlich Muth
zu, und es ging. Ihre wundervolle Metallſtimme
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[127/0133] Geſicht lobten, und hinterher ihrer Galle Luft machten! Die innere Ruͤhrung hatte mir Thraͤnen in's Auge gelockt; ich war herzlich froh, daß eine Pauſe uns Ruhe goͤnnte, und ſchluͤpfte in das kuͤhle Vorzimmer, mich zu erholen. Ich weiß nicht, wie es kam, es wogten Em¬ pfindungen in mir, die mir bis dahin noch fremd geblieben waren; das Herz pochte ungeſtuͤm, eine heimliche Angſt durchbebte mich, und dennoch miſchte ſich in dies Alles eine namenloſe Seligkeit, ein ſuͤßes Weh! Was war das? — Nein, das mußte anders werden, ich mußte Ruhe, Ruhe erkaͤmpfen, denn ich ſollte ja ſpielen, ich ſollte ja ihre ſuͤße Stimme begleiten! — — In etwas ruhiger trat ich in den Geſellſchafts¬ ſaal; der Probſt hatte bereits nach mir gefragt, und winkte zum Pulte, der mir ganz ſchrecklich vorkam. Fraͤulein von Struen hatte ihren Platz bereits eingenommen, ich durchblaͤtterte fluͤchtig meine Parthie, und ſie begann mit ihrer glocken¬ reinen; unendlich biegſamen Bruſtſtimme das Re¬ citativ. Mir war fuͤr meine Geige ganz bange, aber der Hoforganiſt nickte mir freundlich Muth zu, und es ging. Ihre wundervolle Metallſtimme verklang zauberiſch in dem geraͤumigen Gemache

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/133>, abgerufen am 05.12.2024.