Vorwand, und forsche nach der Fremden, einen Ducaten, wenn Du es heraus bekömmst!"
Martin bemühte sich, recht schlau zu nicken, und begab sich gegen alle Politik sogleich auf den Weg. Heinrich war voller Erwartung, er konnte sich vor Unruhe nicht lassen, und lief endlich den Weg nach dem Forste mit anstren¬ gender Schnelligkeit. Endlich sah er seinen Merkur aus dem Gehölze kommen, und er athmete wieder freier.
"Ew. Gnaden haben die Zeit wohl nicht er¬ warten können," hob Martin an, als er näher gekommen war, und seine Phisiognomie verrieth, wie wenig er ausgerichtet haben mogte, "aber Ew. Gnaden hätten es meinetwegen nicht nöthig gehabt!"
"Wie so?" fragte Heinrich rasch. "Mach' mir keine Flausen, Kerl, oder Du kennst diesen Solotänzer hier!" Dabei hob er seinen Spanier hoch empor, daß Martin von der Seite prallte wie ein scheuer Gaul.
"Ich will Alles getreulich Ew. Gnaden be¬ richten," begann der Erschrockene mit einem Sei¬
Vorwand, und forſche nach der Fremden, einen Ducaten, wenn Du es heraus bekoͤmmſt!“
Martin bemuͤhte ſich, recht ſchlau zu nicken, und begab ſich gegen alle Politik ſogleich auf den Weg. Heinrich war voller Erwartung, er konnte ſich vor Unruhe nicht laſſen, und lief endlich den Weg nach dem Forſte mit anſtren¬ gender Schnelligkeit. Endlich ſah er ſeinen Merkur aus dem Gehoͤlze kommen, und er athmete wieder freier.
„Ew. Gnaden haben die Zeit wohl nicht er¬ warten koͤnnen,“ hob Martin an, als er naͤher gekommen war, und ſeine Phiſiognomie verrieth, wie wenig er ausgerichtet haben mogte, „aber Ew. Gnaden haͤtten es meinetwegen nicht noͤthig gehabt!“
„Wie ſo?“ fragte Heinrich raſch. „Mach' mir keine Flauſen, Kerl, oder Du kennſt dieſen Solotaͤnzer hier!“ Dabei hob er ſeinen Spanier hoch empor, daß Martin von der Seite prallte wie ein ſcheuer Gaul.
„Ich will Alles getreulich Ew. Gnaden be¬ richten,“ begann der Erſchrockene mit einem Sei¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0110"n="104"/>
Vorwand, und forſche nach der Fremden, einen<lb/>
Ducaten, wenn Du es heraus bekoͤmmſt!“</p><lb/><p>Martin bemuͤhte ſich, recht ſchlau zu nicken,<lb/>
und begab ſich gegen alle Politik ſogleich auf<lb/>
den Weg. Heinrich war voller Erwartung, er<lb/>
konnte ſich vor Unruhe nicht laſſen, und lief<lb/>
endlich den Weg nach dem Forſte mit anſtren¬<lb/>
gender Schnelligkeit. Endlich ſah er ſeinen Merkur<lb/>
aus dem Gehoͤlze kommen, und er athmete<lb/>
wieder freier.</p><lb/><p>„Ew. Gnaden haben die Zeit wohl nicht er¬<lb/>
warten koͤnnen,“ hob Martin an, als er naͤher<lb/>
gekommen war, und ſeine Phiſiognomie verrieth,<lb/>
wie wenig er ausgerichtet haben mogte, „aber<lb/>
Ew. Gnaden haͤtten es meinetwegen nicht<lb/>
noͤthig gehabt!“</p><lb/><p>„Wie ſo?“ fragte Heinrich raſch. „Mach'<lb/>
mir keine Flauſen, Kerl, oder Du kennſt dieſen<lb/>
Solotaͤnzer hier!“ Dabei hob er ſeinen Spanier<lb/>
hoch empor, daß Martin von der Seite prallte<lb/>
wie ein ſcheuer Gaul.</p><lb/><p>„Ich will Alles getreulich Ew. Gnaden be¬<lb/>
richten,“ begann der Erſchrockene mit einem Sei¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[104/0110]
Vorwand, und forſche nach der Fremden, einen
Ducaten, wenn Du es heraus bekoͤmmſt!“
Martin bemuͤhte ſich, recht ſchlau zu nicken,
und begab ſich gegen alle Politik ſogleich auf
den Weg. Heinrich war voller Erwartung, er
konnte ſich vor Unruhe nicht laſſen, und lief
endlich den Weg nach dem Forſte mit anſtren¬
gender Schnelligkeit. Endlich ſah er ſeinen Merkur
aus dem Gehoͤlze kommen, und er athmete
wieder freier.
„Ew. Gnaden haben die Zeit wohl nicht er¬
warten koͤnnen,“ hob Martin an, als er naͤher
gekommen war, und ſeine Phiſiognomie verrieth,
wie wenig er ausgerichtet haben mogte, „aber
Ew. Gnaden haͤtten es meinetwegen nicht
noͤthig gehabt!“
„Wie ſo?“ fragte Heinrich raſch. „Mach'
mir keine Flauſen, Kerl, oder Du kennſt dieſen
Solotaͤnzer hier!“ Dabei hob er ſeinen Spanier
hoch empor, daß Martin von der Seite prallte
wie ein ſcheuer Gaul.
„Ich will Alles getreulich Ew. Gnaden be¬
richten,“ begann der Erſchrockene mit einem Sei¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/110>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.