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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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tenblicke auf den zudringlichen spanischen Tänzer,
"wenn ich auch eben nicht viel Gutes zu sagen
weiß. Ich ging zu dem alten Jost, dem Haus¬
meister, den ich von Alters her kenne, und wollte
so krumm herum kommen. Daß Dich, fuhr mir
doch meinetwegen der Kerl auf's Leder, daß ich
denke, er will mich fressen. Er nannte mich einen
Schleicher, der sich um anderer Leute Verhält¬
nisse nicht zu kümmern habe. Ich sage nun zu
ihm, er habe mich unrecht verstanden, ich wollte
eigentlich fragen, ob er gutes Hirschhorn vorräthig
habe, und da hätte ich auf meinem Hinwege eine
junge Frauensperson am Fenster bemerkt, ob das
e[t][w]a die Braut des jungen Herrn wäre. Aber
der Lümmel war stumm wie ein Fisch; er meinte,
Geweihe könnte ich genug bekommen, wenn er
gleich nicht begriffe, was ich damit wolle, da mich
meine Frau schon seit Jahren mit Hörnern ver¬
sorgt habe. Denken Ew. Gnaden, wie grob!
Nun kam der Herr Forstinspector selbst, er fragte,
was ich wollte; ich wußte meinetwegen nicht
gleich wohin, da meinte er, ich solle mich zum
Teufel scheeren, als ihm der alte Jost zu verstehn
gegeben, wonach ich mich erkundigt."

"Du bist ein alter Narr, den man zu nichts
brauchen kann," sagte Heinrich und wandte sich

tenblicke auf den zudringlichen ſpaniſchen Taͤnzer,
„wenn ich auch eben nicht viel Gutes zu ſagen
weiß. Ich ging zu dem alten Joſt, dem Haus¬
meiſter, den ich von Alters her kenne, und wollte
ſo krumm herum kommen. Daß Dich, fuhr mir
doch meinetwegen der Kerl auf's Leder, daß ich
denke, er will mich freſſen. Er nannte mich einen
Schleicher, der ſich um anderer Leute Verhaͤlt¬
niſſe nicht zu kuͤmmern habe. Ich ſage nun zu
ihm, er habe mich unrecht verſtanden, ich wollte
eigentlich fragen, ob er gutes Hirſchhorn vorraͤthig
habe, und da haͤtte ich auf meinem Hinwege eine
junge Frauensperſon am Fenſter bemerkt, ob das
e[t][w]a die Braut des jungen Herrn waͤre. Aber
der Luͤmmel war ſtumm wie ein Fiſch; er meinte,
Geweihe koͤnnte ich genug bekommen, wenn er
gleich nicht begriffe, was ich damit wolle, da mich
meine Frau ſchon ſeit Jahren mit Hoͤrnern ver¬
ſorgt habe. Denken Ew. Gnaden, wie grob!
Nun kam der Herr Forſtinſpector ſelbſt, er fragte,
was ich wollte; ich wußte meinetwegen nicht
gleich wohin, da meinte er, ich ſolle mich zum
Teufel ſcheeren, als ihm der alte Joſt zu verſtehn
gegeben, wonach ich mich erkundigt.“

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brauchen kann,“ ſagte Heinrich und wandte ſich

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[105/0111] tenblicke auf den zudringlichen ſpaniſchen Taͤnzer, „wenn ich auch eben nicht viel Gutes zu ſagen weiß. Ich ging zu dem alten Joſt, dem Haus¬ meiſter, den ich von Alters her kenne, und wollte ſo krumm herum kommen. Daß Dich, fuhr mir doch meinetwegen der Kerl auf's Leder, daß ich denke, er will mich freſſen. Er nannte mich einen Schleicher, der ſich um anderer Leute Verhaͤlt¬ niſſe nicht zu kuͤmmern habe. Ich ſage nun zu ihm, er habe mich unrecht verſtanden, ich wollte eigentlich fragen, ob er gutes Hirſchhorn vorraͤthig habe, und da haͤtte ich auf meinem Hinwege eine junge Frauensperſon am Fenſter bemerkt, ob das etwa die Braut des jungen Herrn waͤre. Aber der Luͤmmel war ſtumm wie ein Fiſch; er meinte, Geweihe koͤnnte ich genug bekommen, wenn er gleich nicht begriffe, was ich damit wolle, da mich meine Frau ſchon ſeit Jahren mit Hoͤrnern ver¬ ſorgt habe. Denken Ew. Gnaden, wie grob! Nun kam der Herr Forſtinſpector ſelbſt, er fragte, was ich wollte; ich wußte meinetwegen nicht gleich wohin, da meinte er, ich ſolle mich zum Teufel ſcheeren, als ihm der alte Joſt zu verſtehn gegeben, wonach ich mich erkundigt.“ „Du biſt ein alter Narr, den man zu nichts brauchen kann,“ ſagte Heinrich und wandte ſich

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/111>, abgerufen am 04.12.2024.