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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Neün vnd zwentzigste
vnd von der wercken deß glaubens wägen vom teüfel erlösen / vnnd zuo kinderen annemmen welte / sonder von deß einigen opfers vnd der einigen gnuogthüyung wegen Christi seines eingebornen suns vnsers Herren. Dann es bestat das vrtheil Pauli vest vnd vnbewegt da er spricht1634 / So die gerechtigkeit durch das gesatz kumpt / so ist Christus vergeblich gstorben. Jtem es triumphiert vnüberwintlich der herrlich spruch S. Peters / da er spricht / Es ist in keinem anderen das heil.

Weyter / so hebend sie etliche ort der gschrifft gegen einanderen / vnd schliessend darauß also. Wiewol Paulus an einem ort sagt1635 / Jr sind auß gnaden sälig worden durch den glauben / so spricht er doch auch anderßwo1636 / wir sind durch die hoffnung sälig worden. Die hoffnung aber nimpt zuo durch die gedult / wie jederman wol weißt / vnnd Christus selb imm Euangelio zeüget vnnd spricht / Jn eüwer gedult werdend jr eüwere seelen besitzen. Darumb so machet nitt allein der glaub sälig / sonder auch die hoffnung vnnd die gedult. Darauff antworten ich / das Paulus sich selbs gnuogsam erkläre / so jnn yemand gar lißt / vnnd erwigt auß was meinung er ein jedes rede. Auß gnaden / spricht er / sind jr sälig worden durch den glauben / vnd das / nitt auß eüch / es ist Gottes gab / nitt auß den wercken / damit sich niemans rüme etc. Hatt er nitt in disen worten heiter erleüteret / was er halte vonn der gnad oder dem glauben / vnnd den wercken? wer kan es heiterer wünschen? keiner ist so toll / der nitt verstande / dz die gantz wolthat deß heils überal gantz vnnd gar / der gnad zuo gebenn werde. Dann er theilt das heil vnd die gerechtigkeit nitt / Er gipt nitt ein theil den wercken / vnnd einen der gnad vnnd dem glauben / auch nitt den fürnempsten theil dem glauben / vnnd den minderen den wercken zuo. Er schlüßt auß allen ruom. Auß gnaden durch den glauben / spricht er / sind jr sälig worden / vnd setzt gleich darzuo / vnd das nitt auß eüch. Vrsach setzt er drauf / Es ist Gottes geschenck. Vnd widerumb / nitt auß den wercken. Deß setzt er auch ein vrsach hinzuo / damitt sich niemants rüme. Wär nun dises nitt verstat / der verstat nichts. Wär dises bügt vnnd lesteret / der vnderstadt die Sonnen zuo verkleiben / vnd nempt das liecht finsternuß. Das er aber an eim anderen ort1637 spricht / wir sygind in der hoffnung sälig worden / da erscheint auß dem gantzen text desselbigen orts / das er ein semmlichs wellen reden / Jch han gsagt das dise kinder vnd erben Gottes / vnnd deßhalb warlich heil vnd sälig sygind / die Christo glaubind / das wil ich aber / das es ein jeder verstande / in der hoffnung vnd wart / noch nitt wie es an jmm selb ist / das wir jetz dessen gegenwirtiklich geniessind. Wer wolt aber darumb schliessen / darumb machet die hoffnung gerecht? Wir schliessend vil me also / die gedultigkeit ist nichts / wo nitt der gedultig vorhin durch den glauben grechtgmachet ist. Darumb so hanget alles lob vnd die gantze krafft der gedult amm glauben / vnnd nitt deß glaubens an der gedult / ob er sich schon durch die gedult erzeigt vnnd herfür thuot.

Dann die meinung lutet übel an eim jeden Christen / da mann haben wil / der glaub werde durch vnsere werck vervolkomnet / das ist es werde durch die werck ersetzt das mann dem glauben meint abgon. Dann so wir den glauben nemmend / so verstond wir nitt ein qualitet, vnnd weyß die in vnseren gemüteren hanget / sonder den Herren Christum selb / mitt seiner gerechtikeit vnd seinen gaben / auff welchen sich vnser glaub als auff ein einige grundveste verlaßt. Die vnuolkommenheit Christi aber wellen erfüllen / was ist das anders / dann den sun Gottes mitt teüflischer gottslesterung schmähen. Der glaub der außerwelten erzeigt sich wol vnnd thuot sich herfür durch die werck / die werck erfüllend aber darumb nitt / das mann meint der volkommenheit Christi abgon / dann es manglet an der erlösung erledigung vnd gerechtmachung Christi nichts. Es spricht wol der

1634 Gal.2.
1635 Eph.2.
1636 Rom.8.
1637 Rom.8.

Die Neün vnd zwentzigste
vnd von der wercken deß glaubens waͤgen vom teüfel erloͤsen / vnnd zuͦ kinderen annemmen welte / sonder von deß einigen opfers vnd der einigen gnuͦgthuͤyung wegen Christi seines eingebornen suns vnsers Herren. Dann es bestat das vrtheil Pauli vest vnd vnbewegt da er spricht1634 / So die gerechtigkeit durch das gesatz kumpt / so ist Christus vergeblich gstorben. Jtem es triumphiert vnüberwintlich der herrlich spruch S. Peters / da er spricht / Es ist in keinem anderen das heil.

Weyter / so hebend sie etliche ort der gschrifft gegen einanderen / vnd schliessend darauß also. Wiewol Paulus an einem ort sagt1635 / Jr sind auß gnaden saͤlig worden durch den glauben / so spricht er doch auch anderßwo1636 / wir sind durch die hoffnung saͤlig worden. Die hoffnung aber nimpt zuͦ durch die gedult / wie jederman wol weißt / vnnd Christus selb imm Euangelio zeüget vnnd spricht / Jn eüwer gedult werdend jr eüwere seelen besitzen. Darumb so machet nitt allein der glaub saͤlig / sonder auch die hoffnung vnnd die gedult. Darauff antworten ich / das Paulus sich selbs gnuͦgsam erklaͤre / so jnn yemand gar lißt / vnnd erwigt auß was meinung er ein jedes rede. Auß gnaden / spricht er / sind jr saͤlig worden durch den glauben / vnd das / nitt auß eüch / es ist Gottes gab / nitt auß den wercken / damit sich niemans ruͤme ꝛc. Hatt er nitt in disen worten heiter erleüteret / was er halte vonn der gnad oder dem glauben / vnnd den wercken? wer kan es heiterer wünschen? keiner ist so toll / der nitt verstande / dz die gantz wolthat deß heils überal gantz vnnd gar / der gnad zuͦ gebenn werde. Dann er theilt das heil vnd die gerechtigkeit nitt / Er gipt nitt ein theil den wercken / vnnd einen der gnad vnnd dem glauben / auch nitt den fürnempsten theil dem glauben / vnnd den minderen den wercken zuͦ. Er schlüßt auß allen ruͦm. Auß gnaden durch den glauben / spricht er / sind jr saͤlig worden / vnd setzt gleich darzuͦ / vnd das nitt auß eüch. Vrsach setzt er drauf / Es ist Gottes geschenck. Vnd widerumb / nitt auß den wercken. Deß setzt er auch ein vrsach hinzuͦ / damitt sich niemants ruͤme. Waͤr nun dises nitt verstat / der verstat nichts. Waͤr dises bügt vnnd lesteret / der vnderstadt die Sonnen zuͦ verkleiben / vnd nempt das liecht finsternuß. Das er aber an eim anderen ort1637 spricht / wir sygind in der hoffnung saͤlig worden / da erscheint auß dem gantzen text desselbigen orts / das er ein semmlichs wellen reden / Jch han gsagt das dise kinder vnd erben Gottes / vnnd deßhalb warlich heil vnd saͤlig sygind / die Christo glaubind / das wil ich aber / das es ein jeder verstande / in der hoffnung vnd wart / noch nitt wie es an jmm selb ist / das wir jetz dessen gegenwirtiklich geniessind. Wer wolt aber darumb schliessen / darumb machet die hoffnung gerecht? Wir schliessend vil me also / die gedultigkeit ist nichts / wo nitt der gedultig vorhin durch den glauben grechtgmachet ist. Darumb so hanget alles lob vnd die gantze krafft der gedult amm glauben / vnnd nitt deß glaubens an der gedult / ob er sich schon durch die gedult erzeigt vnnd herfür thuͦt.

Dann die meinung lutet übel an eim jeden Christen / da mann haben wil / der glaub werde durch vnsere werck vervolkomnet / das ist es werde durch die werck ersetzt das mann dem glauben meint abgon. Dann so wir den glauben nemmend / so verstond wir nitt ein qualitet, vnnd weyß die in vnseren gemuͤteren hanget / sonder den Herren Christum selb / mitt seiner gerechtikeit vnd seinen gaben / auff welchen sich vnser glaub als auff ein einige grundveste verlaßt. Die vnuͦlkommenheit Christi aber wellen erfüllen / was ist das anders / dann den sun Gottes mitt teüflischer gottslesterung schmaͤhen. Der glaub der außerwelten erzeigt sich wol vnnd thuͦt sich herfür durch die werck / die werck erfüllend aber darumb nitt / das mann meint der volkommenheit Christi abgon / dann es manglet an der erloͤsung erledigung vnd gerechtmachung Christi nichts. Es spricht wol der

1634 Gal.2.
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1636 Rom.8.
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[[192]/0476] Die Neün vnd zwentzigste vnd von der wercken deß glaubens waͤgen vom teüfel erloͤsen / vnnd zuͦ kinderen annemmen welte / sonder von deß einigen opfers vnd der einigen gnuͦgthuͤyung wegen Christi seines eingebornen suns vnsers Herren. Dann es bestat das vrtheil Pauli vest vnd vnbewegt da er spricht 1634 / So die gerechtigkeit durch das gesatz kumpt / so ist Christus vergeblich gstorben. Jtem es triumphiert vnüberwintlich der herrlich spruch S. Peters / da er spricht / Es ist in keinem anderen das heil. Weyter / so hebend sie etliche ort der gschrifft gegen einanderen / vnd schliessend darauß also. Wiewol Paulus an einem ort sagt 1635 / Jr sind auß gnaden saͤlig worden durch den glauben / so spricht er doch auch anderßwo 1636 / wir sind durch die hoffnung saͤlig worden. Die hoffnung aber nimpt zuͦ durch die gedult / wie jederman wol weißt / vnnd Christus selb imm Euangelio zeüget vnnd spricht / Jn eüwer gedult werdend jr eüwere seelen besitzen. Darumb so machet nitt allein der glaub saͤlig / sonder auch die hoffnung vnnd die gedult. Darauff antworten ich / das Paulus sich selbs gnuͦgsam erklaͤre / so jnn yemand gar lißt / vnnd erwigt auß was meinung er ein jedes rede. Auß gnaden / spricht er / sind jr saͤlig worden durch den glauben / vnd das / nitt auß eüch / es ist Gottes gab / nitt auß den wercken / damit sich niemans ruͤme ꝛc. Hatt er nitt in disen worten heiter erleüteret / was er halte vonn der gnad oder dem glauben / vnnd den wercken? wer kan es heiterer wünschen? keiner ist so toll / der nitt verstande / dz die gantz wolthat deß heils überal gantz vnnd gar / der gnad zuͦ gebenn werde. Dann er theilt das heil vnd die gerechtigkeit nitt / Er gipt nitt ein theil den wercken / vnnd einen der gnad vnnd dem glauben / auch nitt den fürnempsten theil dem glauben / vnnd den minderen den wercken zuͦ. Er schlüßt auß allen ruͦm. Auß gnaden durch den glauben / spricht er / sind jr saͤlig worden / vnd setzt gleich darzuͦ / vnd das nitt auß eüch. Vrsach setzt er drauf / Es ist Gottes geschenck. Vnd widerumb / nitt auß den wercken. Deß setzt er auch ein vrsach hinzuͦ / damitt sich niemants ruͤme. Waͤr nun dises nitt verstat / der verstat nichts. Waͤr dises bügt vnnd lesteret / der vnderstadt die Sonnen zuͦ verkleiben / vnd nempt das liecht finsternuß. Das er aber an eim anderen ort 1637 spricht / wir sygind in der hoffnung saͤlig worden / da erscheint auß dem gantzen text desselbigen orts / das er ein semmlichs wellen reden / Jch han gsagt das dise kinder vnd erben Gottes / vnnd deßhalb warlich heil vnd saͤlig sygind / die Christo glaubind / das wil ich aber / das es ein jeder verstande / in der hoffnung vnd wart / noch nitt wie es an jmm selb ist / das wir jetz dessen gegenwirtiklich geniessind. Wer wolt aber darumb schliessen / darumb machet die hoffnung gerecht? Wir schliessend vil me also / die gedultigkeit ist nichts / wo nitt der gedultig vorhin durch den glauben grechtgmachet ist. Darumb so hanget alles lob vnd die gantze krafft der gedult amm glauben / vnnd nitt deß glaubens an der gedult / ob er sich schon durch die gedult erzeigt vnnd herfür thuͦt. Dann die meinung lutet übel an eim jeden Christen / da mann haben wil / der glaub werde durch vnsere werck vervolkomnet / das ist es werde durch die werck ersetzt das mann dem glauben meint abgon. Dann so wir den glauben nemmend / so verstond wir nitt ein qualitet, vnnd weyß die in vnseren gemuͤteren hanget / sonder den Herren Christum selb / mitt seiner gerechtikeit vnd seinen gaben / auff welchen sich vnser glaub als auff ein einige grundveste verlaßt. Die vnuͦlkommenheit Christi aber wellen erfüllen / was ist das anders / dann den sun Gottes mitt teüflischer gottslesterung schmaͤhen. Der glaub der außerwelten erzeigt sich wol vnnd thuͦt sich herfür durch die werck / die werck erfüllend aber darumb nitt / das mann meint der volkommenheit Christi abgon / dann es manglet an der erloͤsung erledigung vnd gerechtmachung Christi nichts. Es spricht wol der 1634 Gal.2. 1635 Eph.2. 1636 Rom.8. 1637 Rom.8.

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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2014-03-16T11:00:00Z)
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [192]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/476>, abgerufen am 23.11.2024.