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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Sechs vnd zwentzigste
dienst Gottes ergeben warend / von den heiligen Propheten Amos vnd Jeremia Nazareer genennt worden. Etwan hatt aber dise disciplin vnd regel / allein ein gewüsse zeyt gewäret / als etlich monat oder tag. Sie enthieltend sich aber nach dem gesatzt von etlichen dingen / die sonst inn keim gesatzt verbotten warend / vnd von ander leüthen so inn keinem sölichen glüpt warend / wol mochtend gebraucht werden. Als erstlich enthieltend sie sich von wein vnd von allem dem das an den räben wuochs / vnd truncken machet. Nun ist aber offenbar / das wie der wein ein guote creatur Gottes ist / das also kein getranck im gsatzt verbotten wirt. Dieweil aber die Nazareer dem Herren geweycht / vnnd zuo einem besonderen läben geheiliget warend / vnnd der wein den wäg machet zur trunckenheit / darumb enthieltend sich die Nazareer billich vom wein. Desselben gleichen habend sie sich auch gehütet vor müßiggang vnd fulkeit die ein muoter ist aller lasteren / vnd habend allen wollust verachtet. Darnach habend sie auch das har lassen wachsen die gantze zeyt jres gelüpts. Dahär dann etlich andere das wörtli Nazareer deriuierend. Dann dieweil Näzer ein harlock heißt / so meinend sie das sie dahär Nazareer / als ob du wöltist sprächen geharete genennt seyend worden. Der heilig Apostel Paulus aber heißt die weyber vonn keiner anderen vrsach wegen mit bedecktem vnnd verhülletem haupt bätten / vnd predig hören in der gemeind / dann das sie nicht jrs eignen gwalts / sonder einem anderen / das ist deß mans gwalt vnderworffen sind. Darumb züchtetend die Nazareer das har darumb / das sie jetz vonn wegen jres glüpts gegen Gott / nicht mer jhrs eignen gewalts / sonder gantz vnd gar inn die rechtsamme Gottes geträtten warend. Vnd das daß haupt / das als ein schloß / vnd der fürnempst theil deß menschlichen leybs ist / also mit har bedeckt was / das bedeütet das der mensch Gott gantz ergeben vnd geheiliget were / auff den er auch allein sehen / vnd an dem er allein hangen sölte. Vber das ward auch erforderet / das ein sölicher sich sonst nienen vermaßgete mit gesellschafft gottloser vnd lasterhafften leüthen. Dahär dann dienet / das dem Nazareer verbotten wirt zuosein bey der leych seiner elteren / kinder / deß weybs / brüderen vnd schwösteren. Dann er sol die augen seines gemüts allein auff Gott richten / vnnd gegen dem selben nützit schetzen alles ander / wie kostlich vnd lieb es jm joch ist. So er sich aber vnuersehenlich an einem todten verunreiniget / so ward jhm diß läben nit mer für ein erstattung deß gelüpts gerechnet / dann er muoßt sich am sibenden tag wider heiligen / vnd demnach das glüpt wider anfahen. 1407 Auß dem dann allem erscheint / wie groß die sünd Sampsonis gewesen / der auch ein Nazareer deß Herren was. Dann dieweil er nit allein im huorenhauß bey den huoren lag / sonder über das / jren auch die geheimnuß Gottes verriet vnd anzeigt / vnd den punt den Gott mit jm gemachet / (der durch das lang har bestätiget ward) zertrat vnd vernütet / do verließ jn der Herr / vnnd weich die wunderbarlich stercke die jm von Gott geben was von jhm. Dann die stercke Sampsons ist nicht in seim har gewesen / das sie von wegen deß abschärens deß hars von jm gewichen seye / sonder im geist Gottes / der jm von Gott gegeben ward. Dann darumb stat so offt in seiner histori / vnnd der geist deß Herren ward fertig über Sampson. Darumb do der geist Gottes von jm weich / do weich auch die stercke von jhm. Der geist weich aber von jm / do er sich an die huoren hanckt / vnnd gar ein geist mit jren ward / vnd Gott vnd sein ordnung ringer schatzt dann die huoren / also das er jm das geheiliget har ließ abschären / vnd gantz vnnd gar vonn den ordnungen Gottes weich / also ist der geist Gottes von jhm gewichen. Darumb er auch bald in den gewalt der Philister kam. Als er aber vnder den selben jämerlich plaget ward / vnd auch der nam Gottes von seintwegen verkleineret vnd gelesteret ward / do besseret er sich / vnd ruofft den nammen deß Herren an. Darumb

1407 Von der schwäre der sünd Sampsons deß Nazareers.

Die Sechs vnd zwentzigste
dienst Gottes ergeben warend / von den heiligen Propheten Amos vnd Jeremia Nazareer genennt worden. Etwan hatt aber dise disciplin vnd regel / allein ein gewüsse zeyt gewaͤret / als etlich monat oder tag. Sie enthieltend sich aber nach dem gesatzt von etlichen dingen / die sonst inn keim gesatzt verbotten warend / vnd von ander leüthen so inn keinem soͤlichen glüpt warend / wol mochtend gebraucht werden. Als erstlich enthieltend sie sich von wein vnd von allem dem das an den raͤben wuͦchs / vnd truncken machet. Nun ist aber offenbar / das wie der wein ein guͦte creatur Gottes ist / das also kein getranck im gsatzt verbotten wirt. Dieweil aber die Nazareer dem Herren geweycht / vnnd zuͦ einem besonderen laͤben geheiliget warend / vnnd der wein den waͤg machet zur trunckenheit / darumb enthieltend sich die Nazareer billich vom wein. Desselben gleichen habend sie sich auch gehuͤtet vor muͤßiggang vnd fulkeit die ein muͦter ist aller lasteren / vnd habend allen wollust verachtet. Darnach habend sie auch das har lassen wachsen die gantze zeyt jres gelüpts. Dahaͤr dann etlich andere das woͤrtli Nazareer deriuierend. Dann dieweil Naͤzer ein harlock heißt / so meinend sie das sie dahaͤr Nazareer / als ob du woͤltist spraͤchen geharete genennt seyend worden. Der heilig Apostel Paulus aber heißt die weyber vonn keiner anderen vrsach wegen mit bedecktem vnnd verhülletem haupt baͤtten / vnd predig hoͤren in der gemeind / dann das sie nicht jrs eignen gwalts / sonder einem anderen / das ist deß mans gwalt vnderworffen sind. Darumb züchtetend die Nazareer das har darumb / das sie jetz vonn wegen jres glüpts gegen Gott / nicht mer jhrs eignen gewalts / sonder gantz vnd gar inn die rechtsamme Gottes getraͤtten warend. Vnd das daß haupt / das als ein schloß / vnd der fürnempst theil deß menschlichen leybs ist / also mit har bedeckt was / das bedeütet das der mensch Gott gantz ergeben vnd geheiliget were / auff den er auch allein sehen / vnd an dem er allein hangen soͤlte. Vber das ward auch erforderet / das ein soͤlicher sich sonst nienen vermaßgete mit gesellschafft gottloser vnd lasterhafften leüthen. Dahaͤr dann dienet / das dem Nazareer verbotten wirt zuͦsein bey der leych seiner elteren / kinder / deß weybs / bruͤderen vnd schwoͤsteren. Dann er sol die augen seines gemuͤts allein auff Gott richten / vnnd gegen dem selben nützit schetzen alles ander / wie kostlich vnd lieb es jm joch ist. So er sich aber vnuersehenlich an einem todten verunreiniget / so ward jhm diß laͤben nit mer für ein erstattung deß gelüpts gerechnet / dann er muͦßt sich am sibenden tag wider heiligen / vnd demnach das glüpt wider anfahen. 1407 Auß dem dann allem erscheint / wie groß die sünd Sampsonis gewesen / der auch ein Nazareer deß Herren was. Dann dieweil er nit allein im huͦrenhauß bey den huͦren lag / sonder über das / jren auch die geheimnuß Gottes verriet vnd anzeigt / vnd den punt den Gott mit jm gemachet / (der durch das lang har bestaͤtiget ward) zertrat vnd vernütet / do verließ jn der Herr / vnnd weich die wunderbarlich stercke die jm von Gott geben was von jhm. Dann die stercke Sampsons ist nicht in seim har gewesen / das sie von wegen deß abschaͤrens deß hars von jm gewichen seye / sonder im geist Gottes / der jm von Gott gegeben ward. Dann darumb stat so offt in seiner histori / vnnd der geist deß Herren ward fertig über Sampson. Darumb do der geist Gottes von jm weich / do weich auch die stercke von jhm. Der geist weich aber von jm / do er sich an die huͦren hanckt / vnnd gar ein geist mit jren ward / vnd Gott vnd sein ordnung ringer schatzt dann die huͦren / also das er jm das geheiliget har ließ abschaͤren / vnd gantz vnnd gar vonn den ordnungen Gottes weich / also ist der geist Gottes von jhm gewichen. Darumb er auch bald in den gewalt der Philister kam. Als er aber vnder den selben jaͤmerlich plaget ward / vnd auch der nam Gottes von seintwegen verkleineret vnd gelesteret ward / do besseret er sich / vnd ruͦfft den nammen deß Herren an. Darumb

1407 Von der schwaͤre der sünd Sampsons deß Nazareers.
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                   etlich monat oder tag. Sie enthieltend sich aber nach dem gesatzt von etlichen
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                   bedeütet das der mensch Gott gantz ergeben vnd geheiliget were / auff den er auch
                   allein sehen / vnd an dem er allein hangen so&#x0364;lte. Vber das ward auch erforderet /
                   das ein so&#x0364;licher sich sonst nienen vermaßgete mit
                   gesellschafft gottloser vnd lasterhafften leüthen. Daha&#x0364;r dann dienet / das dem
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                   verließ jn der Herr / vnnd weich die wunderbarlich stercke die jm von Gott geben
                   was von jhm. Dann die stercke Sampsons ist nicht in seim har gewesen / das sie von
                   wegen deß abscha&#x0364;rens deß hars von jm gewichen seye / sonder im geist Gottes / der
                   jm von Gott gegeben ward. Dann darumb stat so offt in seiner histori / vnnd der
                   geist deß Herren ward fertig über Sampson. Darumb do der geist Gottes von jm weich
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[[160]/0412] Die Sechs vnd zwentzigste dienst Gottes ergeben warend / von den heiligen Propheten Amos vnd Jeremia Nazareer genennt worden. Etwan hatt aber dise disciplin vnd regel / allein ein gewüsse zeyt gewaͤret / als etlich monat oder tag. Sie enthieltend sich aber nach dem gesatzt von etlichen dingen / die sonst inn keim gesatzt verbotten warend / vnd von ander leüthen so inn keinem soͤlichen glüpt warend / wol mochtend gebraucht werden. Als erstlich enthieltend sie sich von wein vnd von allem dem das an den raͤben wuͦchs / vnd truncken machet. Nun ist aber offenbar / das wie der wein ein guͦte creatur Gottes ist / das also kein getranck im gsatzt verbotten wirt. Dieweil aber die Nazareer dem Herren geweycht / vnnd zuͦ einem besonderen laͤben geheiliget warend / vnnd der wein den waͤg machet zur trunckenheit / darumb enthieltend sich die Nazareer billich vom wein. Desselben gleichen habend sie sich auch gehuͤtet vor muͤßiggang vnd fulkeit die ein muͦter ist aller lasteren / vnd habend allen wollust verachtet. Darnach habend sie auch das har lassen wachsen die gantze zeyt jres gelüpts. Dahaͤr dann etlich andere das woͤrtli Nazareer deriuierend. Dann dieweil Naͤzer ein harlock heißt / so meinend sie das sie dahaͤr Nazareer / als ob du woͤltist spraͤchen geharete genennt seyend worden. Der heilig Apostel Paulus aber heißt die weyber vonn keiner anderen vrsach wegen mit bedecktem vnnd verhülletem haupt baͤtten / vnd predig hoͤren in der gemeind / dann das sie nicht jrs eignen gwalts / sonder einem anderen / das ist deß mans gwalt vnderworffen sind. Darumb züchtetend die Nazareer das har darumb / das sie jetz vonn wegen jres glüpts gegen Gott / nicht mer jhrs eignen gewalts / sonder gantz vnd gar inn die rechtsamme Gottes getraͤtten warend. Vnd das daß haupt / das als ein schloß / vnd der fürnempst theil deß menschlichen leybs ist / also mit har bedeckt was / das bedeütet das der mensch Gott gantz ergeben vnd geheiliget were / auff den er auch allein sehen / vnd an dem er allein hangen soͤlte. Vber das ward auch erforderet / das ein soͤlicher sich sonst nienen vermaßgete mit gesellschafft gottloser vnd lasterhafften leüthen. Dahaͤr dann dienet / das dem Nazareer verbotten wirt zuͦsein bey der leych seiner elteren / kinder / deß weybs / bruͤderen vnd schwoͤsteren. Dann er sol die augen seines gemuͤts allein auff Gott richten / vnnd gegen dem selben nützit schetzen alles ander / wie kostlich vnd lieb es jm joch ist. So er sich aber vnuersehenlich an einem todten verunreiniget / so ward jhm diß laͤben nit mer für ein erstattung deß gelüpts gerechnet / dann er muͦßt sich am sibenden tag wider heiligen / vnd demnach das glüpt wider anfahen. 1407 Auß dem dann allem erscheint / wie groß die sünd Sampsonis gewesen / der auch ein Nazareer deß Herren was. Dann dieweil er nit allein im huͦrenhauß bey den huͦren lag / sonder über das / jren auch die geheimnuß Gottes verriet vnd anzeigt / vnd den punt den Gott mit jm gemachet / (der durch das lang har bestaͤtiget ward) zertrat vnd vernütet / do verließ jn der Herr / vnnd weich die wunderbarlich stercke die jm von Gott geben was von jhm. Dann die stercke Sampsons ist nicht in seim har gewesen / das sie von wegen deß abschaͤrens deß hars von jm gewichen seye / sonder im geist Gottes / der jm von Gott gegeben ward. Dann darumb stat so offt in seiner histori / vnnd der geist deß Herren ward fertig über Sampson. Darumb do der geist Gottes von jm weich / do weich auch die stercke von jhm. Der geist weich aber von jm / do er sich an die huͦren hanckt / vnnd gar ein geist mit jren ward / vnd Gott vnd sein ordnung ringer schatzt dann die huͦren / also das er jm das geheiliget har ließ abschaͤren / vnd gantz vnnd gar vonn den ordnungen Gottes weich / also ist der geist Gottes von jhm gewichen. Darumb er auch bald in den gewalt der Philister kam. Als er aber vnder den selben jaͤmerlich plaget ward / vnd auch der nam Gottes von seintwegen verkleineret vnd gelesteret ward / do besseret er sich / vnd ruͦfft den nammen deß Herren an. Darumb 1407 Von der schwaͤre der sünd Sampsons deß Nazareers.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [160]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/412>, abgerufen am 22.11.2024.