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Allgemeine Zeitung. Nr. 19. Augsburg, 19. Januar 1840.

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genau kennen gelernt hat, die Aufgabe mit gewohnter Tüchtigkeit lösen werde. Da aber für eine solche Strecke ein einziges Schiff nicht zureicht und die Casse jener Gesellschaft im Augenblick die Erbauung eines weitern nicht zuläßt, so hat dahier in neuester Zeit eine Hülfsgesellschaft sich gebildet, um die zu Erbauung eines zweiten für die Fahrt auf der obern Donau geeigneten Dampfschiffes nöthigen Fonds zusammenzubringen und alle zu endlicher Realisirung der Dampfschifffahrt von Ulm aus für zweckmäßig zu erachtenden Mittel zu ergreifen. Die regste Theilnahme für endliche Ausführung des für die an der obern Donau liegenden Staaten und Orte so wichtigen Unternehmens legt sich vielfach an den Tag, und wie es für Bayern von großem Vortheil seyn wird, in dessen Gränzen die Donau bis nahe vor Ulm fließt, so will Würtemberg auch nicht das letzte in der Flußdampfschifffahrt seyn, nachdem es mit Einführung der Dampfschifffahrt auf dem Bodensee das erste war.

Statt der gestrigen Nummer der deutschen Volkshalle wurde von der Redaction eine kurze Anzeige ausgegeben, wornach das Blatt ein Schicksal erfahren, welches der neuesten Censurverordnung geradezu widerspreche. Heute liest man nun in Nr. 10 der Volkshalle: "Wir haben unsern Lesern angezeigt, daß die Nummer 53 des ersten Jahrgangs der "deutschen Volkshalle" von der Polizeibehörde in Konstanz mit Beschlag belegt worden ist. Zugleich hatte dieselbe Behörde, welche die Beschlagnahme in polizeilicher Eigenschaft vollzog, diese Handlung in richterlicher Eigenschaft bestätigt. Dasselbe war mit den Nummern 54, 55 und 56 der Fall. Auf die von uns dagegen erhobene Berufung hat nun der Obergerichtshof des Seekreises am 11 d. M. zu Recht erkannt, daß die geschehene richterliche Bestätigung der Beschlagnahme wegen Incompetenz als nichtig aufzuheben und die Staatscasse die Kosten zu tragen schuldig sey. Wir werden das ganze Urtheil nebst den Entscheidungsgründen demnächst mittheilen." (Bad. Bl.)

Unsere vaterländische Zeitschriften-Litteratur ist noch immer im Wachsen, und trotz der bereits bemerklichen Ueberbefruchtung treten fortwährend neue Schößlinge hervor, besonders in Leipzig. Eine tüchtige Zeitschrift, die vorzüglich vaterländische Angelegenheiten beachtete, fehlt freilich noch immer, so reicher Stoff sich dazu darbieten möchte, und so bereitwillig gewiß die Regierung ein solches Unternehmen begünstigen würde. Die "Kreisblätter", die in den vier Kreisdirectionsbezirken Dresden, Leipzig, Zwickau und Bautzen erscheinen, ersetzen diesen Mangel auf keine Weise. Dem vor kurzem begonnenen "Dresdener Wochenblatt für vaterländische Interessen" ist Gedeihen zu wünschen. Die "Leipziger Zeitung", die sich seit einigen Jahren gehoben hat, gibt über die Landtagsverhandlungen nur fragmentarische Berichte, weil sie die ausführliche Darstellung den "Mittheilungen" überlassen kann, aber sonst häufig vaterländische Nachrichten. Die "Leipziger Allgemeine Zeitung" ist seither in ihren Berichten vom Landtag den "Mittheilungen" gefolgt. Dieses Blatt hat, wie Sie wissen, mit dem Anfange dieses Jahrs eine abermalige Veränderung der Redaction erfahren. Dr. Franck erklärte am 31 Dec., daß er die Leitung der Zeitung aufgebe, welche er nur für die Dauer des vorigen Jahres übernommen habe, und da er sich aus diesem Grunde nicht öffentlich als Redacteur genannt habe, so sey er als solcher größtentheils nur den Mitarbeitern bekannt geworden, welchen er das Aufhören seiner Geschäftsführung anzeige. Die Verlagshandlung äußert ihr Bedauern, daß es ihr nicht habe gelingen wollen Dr. Franck auf längere Zeit für ihr Institut zu gewinnen; die jetzige Redaction (Namen werden nicht genannt), für die sie wie seither die Verantwortlichkeit übernehme, werde die Zeitung in dem bisherigen Geiste fortzusetzen streben. Gewiß ist Francks Rücktritt ein Verlust, den sie zu bedauern hat. Der jetzige erste Redacteur ist ein Hr. G. Günther (seit 1837 bei der Redaction thätig) und Mitredacteur ein ehemaliger Lieutenant Thoschesky, der unter dem Namen Pons die "Allg. Ztg. des Geld-, Staatspapier-, Wechsel- und Actienwesens" herausgibt. Uebrigens werden Sie bemerkt haben, daß die frühern Oppositionsartikel gegen Bayern, so wie die Angriffe gegen Rom in diesem Blatte seit einiger Zeit fast spurlos verschwunden sind. - Um auch über örtliche Angelegenheiten einige Worte zu sagen, so sey erwähnt, daß der Ausbau des neuen Theaters schnell vorrückt und die Hoffnung gehegt wird, in diesem Jahre es eingeweiht zu sehen, wiewohl man mit den neuen Decorationen noch sehr zurück ist. Erst vor kurzem ist der schon lange hier angestellte geschickte Theatermaler Arrigoni nach Paris gereist, um die dortigen Bühnen hinsichtlich der Decorationen kennen zu lernen. Die hierher berufenen französischen Decorationsmaler sind indeß mit Arbeiten der Art beschäftigt, rücken aber nur langsam vor. Die Regierung hat von den Ständen eine Bewilligung von 250,000 Thalern für den Theaterbau verlangt. Man erwartet darüber interessante Verhandlungen, und glaubt, daß wenigstens in Beziehung auf das Formelle des Antrags eine Opposition hervortreten dürfte, insofern man die ständische Bewilligung erst in Anspruch genommen hat, nachdem der Bau größtentheils vollendet ist. Ueber den Bau des Museums zur sicheren Aufbewahrung der Bildergalerie und anderer Kunstschätze - ein dringendes Bedürfniß - ist dem Vernehmen nach nichts entschieden. Es sollen zwei Plane vorliegen: ein neues großartiges Gebäude auf passendem Platze, oder zweckmäßiger Umbau des alten. Der letztere ist der wohlfeilere, der erste aber in jeder Hinsicht der vorzüglichere Entwurf. Professor Semper hat dazu einen Riß entworfen.

Preußen.

Die Besorgnisse, welche man hier gehegt, daß man in Berlin dem Plane treu geblieben sey, dem Rheinlande seine Gerichtsverfassung zu nehmen, sind schon durch die Ernennung des Hrn. Ruppenthal fast gänzlich beseitigt worden. Mehr noch geschieht dieß durch die in der letzten Zeit immer mehr um sich greifenden Versuche, das Hauptprincip derselben, die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit, auch auf die ältern Provinzen auszudehnen. Die Wohlthaten dieses Verfahrens finden auch dort immer größere Anerkennung, und man versichert, daß im Staatsrathe darüber berathen werde, ob dasselbe nicht als Norm für die ganze Monarchie aufgestellt werden solle. Dieß wäre einer der wichtigsten Schritte für die Verschmelzung der östlichen und westlichen Provinzen, da man sonstige Aenderungen, wie in der Zusammensetzung der Jury, im Gesetzbuch sich gern gefallen lassen würde, weil man auch hier deren Mängel wohl erkennt. Man verlangt nur Aufrechthaltung der Grundideen; man will wohl das Gute des Landrechtes übernehmen, aber nicht das Ganze, so weit es den Ansprüchen der Zeit widerstrebt, insofern es den Richter zu einer Art Maschine macht und dem lebendigen Geist entgegen ist. Wie es heißt, wird einstweilen binnen kurzem eine officielle Uebersetzung des Code erscheinen, da bisher noch keine anerkannt rechtskräftige existirt hat und immer der Recurs an das Original nöthig wurde. - In unsern religiösen Verhältnissen hat sich nichts Neues ereignet. Das Capitel von Trier hat noch keine Antwort von Rom und kann auch wohl keine befriedigende erhalten. Mit der Absendung der Briefe des Capitels von Berlin aus hat man wohl nur deßhalb

genau kennen gelernt hat, die Aufgabe mit gewohnter Tüchtigkeit lösen werde. Da aber für eine solche Strecke ein einziges Schiff nicht zureicht und die Casse jener Gesellschaft im Augenblick die Erbauung eines weitern nicht zuläßt, so hat dahier in neuester Zeit eine Hülfsgesellschaft sich gebildet, um die zu Erbauung eines zweiten für die Fahrt auf der obern Donau geeigneten Dampfschiffes nöthigen Fonds zusammenzubringen und alle zu endlicher Realisirung der Dampfschifffahrt von Ulm aus für zweckmäßig zu erachtenden Mittel zu ergreifen. Die regste Theilnahme für endliche Ausführung des für die an der obern Donau liegenden Staaten und Orte so wichtigen Unternehmens legt sich vielfach an den Tag, und wie es für Bayern von großem Vortheil seyn wird, in dessen Gränzen die Donau bis nahe vor Ulm fließt, so will Würtemberg auch nicht das letzte in der Flußdampfschifffahrt seyn, nachdem es mit Einführung der Dampfschifffahrt auf dem Bodensee das erste war.

Statt der gestrigen Nummer der deutschen Volkshalle wurde von der Redaction eine kurze Anzeige ausgegeben, wornach das Blatt ein Schicksal erfahren, welches der neuesten Censurverordnung geradezu widerspreche. Heute liest man nun in Nr. 10 der Volkshalle: „Wir haben unsern Lesern angezeigt, daß die Nummer 53 des ersten Jahrgangs der „deutschen Volkshalle“ von der Polizeibehörde in Konstanz mit Beschlag belegt worden ist. Zugleich hatte dieselbe Behörde, welche die Beschlagnahme in polizeilicher Eigenschaft vollzog, diese Handlung in richterlicher Eigenschaft bestätigt. Dasselbe war mit den Nummern 54, 55 und 56 der Fall. Auf die von uns dagegen erhobene Berufung hat nun der Obergerichtshof des Seekreises am 11 d. M. zu Recht erkannt, daß die geschehene richterliche Bestätigung der Beschlagnahme wegen Incompetenz als nichtig aufzuheben und die Staatscasse die Kosten zu tragen schuldig sey. Wir werden das ganze Urtheil nebst den Entscheidungsgründen demnächst mittheilen.“ (Bad. Bl.)

Unsere vaterländische Zeitschriften-Litteratur ist noch immer im Wachsen, und trotz der bereits bemerklichen Ueberbefruchtung treten fortwährend neue Schößlinge hervor, besonders in Leipzig. Eine tüchtige Zeitschrift, die vorzüglich vaterländische Angelegenheiten beachtete, fehlt freilich noch immer, so reicher Stoff sich dazu darbieten möchte, und so bereitwillig gewiß die Regierung ein solches Unternehmen begünstigen würde. Die „Kreisblätter“, die in den vier Kreisdirectionsbezirken Dresden, Leipzig, Zwickau und Bautzen erscheinen, ersetzen diesen Mangel auf keine Weise. Dem vor kurzem begonnenen „Dresdener Wochenblatt für vaterländische Interessen“ ist Gedeihen zu wünschen. Die „Leipziger Zeitung“, die sich seit einigen Jahren gehoben hat, gibt über die Landtagsverhandlungen nur fragmentarische Berichte, weil sie die ausführliche Darstellung den „Mittheilungen“ überlassen kann, aber sonst häufig vaterländische Nachrichten. Die „Leipziger Allgemeine Zeitung“ ist seither in ihren Berichten vom Landtag den „Mittheilungen“ gefolgt. Dieses Blatt hat, wie Sie wissen, mit dem Anfange dieses Jahrs eine abermalige Veränderung der Redaction erfahren. Dr. Franck erklärte am 31 Dec., daß er die Leitung der Zeitung aufgebe, welche er nur für die Dauer des vorigen Jahres übernommen habe, und da er sich aus diesem Grunde nicht öffentlich als Redacteur genannt habe, so sey er als solcher größtentheils nur den Mitarbeitern bekannt geworden, welchen er das Aufhören seiner Geschäftsführung anzeige. Die Verlagshandlung äußert ihr Bedauern, daß es ihr nicht habe gelingen wollen Dr. Franck auf längere Zeit für ihr Institut zu gewinnen; die jetzige Redaction (Namen werden nicht genannt), für die sie wie seither die Verantwortlichkeit übernehme, werde die Zeitung in dem bisherigen Geiste fortzusetzen streben. Gewiß ist Francks Rücktritt ein Verlust, den sie zu bedauern hat. Der jetzige erste Redacteur ist ein Hr. G. Günther (seit 1837 bei der Redaction thätig) und Mitredacteur ein ehemaliger Lieutenant Thoschesky, der unter dem Namen Pons die „Allg. Ztg. des Geld-, Staatspapier-, Wechsel- und Actienwesens“ herausgibt. Uebrigens werden Sie bemerkt haben, daß die frühern Oppositionsartikel gegen Bayern, so wie die Angriffe gegen Rom in diesem Blatte seit einiger Zeit fast spurlos verschwunden sind. – Um auch über örtliche Angelegenheiten einige Worte zu sagen, so sey erwähnt, daß der Ausbau des neuen Theaters schnell vorrückt und die Hoffnung gehegt wird, in diesem Jahre es eingeweiht zu sehen, wiewohl man mit den neuen Decorationen noch sehr zurück ist. Erst vor kurzem ist der schon lange hier angestellte geschickte Theatermaler Arrigoni nach Paris gereist, um die dortigen Bühnen hinsichtlich der Decorationen kennen zu lernen. Die hierher berufenen französischen Decorationsmaler sind indeß mit Arbeiten der Art beschäftigt, rücken aber nur langsam vor. Die Regierung hat von den Ständen eine Bewilligung von 250,000 Thalern für den Theaterbau verlangt. Man erwartet darüber interessante Verhandlungen, und glaubt, daß wenigstens in Beziehung auf das Formelle des Antrags eine Opposition hervortreten dürfte, insofern man die ständische Bewilligung erst in Anspruch genommen hat, nachdem der Bau größtentheils vollendet ist. Ueber den Bau des Museums zur sicheren Aufbewahrung der Bildergalerie und anderer Kunstschätze – ein dringendes Bedürfniß – ist dem Vernehmen nach nichts entschieden. Es sollen zwei Plane vorliegen: ein neues großartiges Gebäude auf passendem Platze, oder zweckmäßiger Umbau des alten. Der letztere ist der wohlfeilere, der erste aber in jeder Hinsicht der vorzüglichere Entwurf. Professor Semper hat dazu einen Riß entworfen.

Preußen.

Die Besorgnisse, welche man hier gehegt, daß man in Berlin dem Plane treu geblieben sey, dem Rheinlande seine Gerichtsverfassung zu nehmen, sind schon durch die Ernennung des Hrn. Ruppenthal fast gänzlich beseitigt worden. Mehr noch geschieht dieß durch die in der letzten Zeit immer mehr um sich greifenden Versuche, das Hauptprincip derselben, die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit, auch auf die ältern Provinzen auszudehnen. Die Wohlthaten dieses Verfahrens finden auch dort immer größere Anerkennung, und man versichert, daß im Staatsrathe darüber berathen werde, ob dasselbe nicht als Norm für die ganze Monarchie aufgestellt werden solle. Dieß wäre einer der wichtigsten Schritte für die Verschmelzung der östlichen und westlichen Provinzen, da man sonstige Aenderungen, wie in der Zusammensetzung der Jury, im Gesetzbuch sich gern gefallen lassen würde, weil man auch hier deren Mängel wohl erkennt. Man verlangt nur Aufrechthaltung der Grundideen; man will wohl das Gute des Landrechtes übernehmen, aber nicht das Ganze, so weit es den Ansprüchen der Zeit widerstrebt, insofern es den Richter zu einer Art Maschine macht und dem lebendigen Geist entgegen ist. Wie es heißt, wird einstweilen binnen kurzem eine officielle Uebersetzung des Code erscheinen, da bisher noch keine anerkannt rechtskräftige existirt hat und immer der Recurs an das Original nöthig wurde. – In unsern religiösen Verhältnissen hat sich nichts Neues ereignet. Das Capitel von Trier hat noch keine Antwort von Rom und kann auch wohl keine befriedigende erhalten. Mit der Absendung der Briefe des Capitels von Berlin aus hat man wohl nur deßhalb

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[0151/0007] genau kennen gelernt hat, die Aufgabe mit gewohnter Tüchtigkeit lösen werde. Da aber für eine solche Strecke ein einziges Schiff nicht zureicht und die Casse jener Gesellschaft im Augenblick die Erbauung eines weitern nicht zuläßt, so hat dahier in neuester Zeit eine Hülfsgesellschaft sich gebildet, um die zu Erbauung eines zweiten für die Fahrt auf der obern Donau geeigneten Dampfschiffes nöthigen Fonds zusammenzubringen und alle zu endlicher Realisirung der Dampfschifffahrt von Ulm aus für zweckmäßig zu erachtenden Mittel zu ergreifen. Die regste Theilnahme für endliche Ausführung des für die an der obern Donau liegenden Staaten und Orte so wichtigen Unternehmens legt sich vielfach an den Tag, und wie es für Bayern von großem Vortheil seyn wird, in dessen Gränzen die Donau bis nahe vor Ulm fließt, so will Würtemberg auch nicht das letzte in der Flußdampfschifffahrt seyn, nachdem es mit Einführung der Dampfschifffahrt auf dem Bodensee das erste war. _ Konstanz, 14 Jan. Statt der gestrigen Nummer der deutschen Volkshalle wurde von der Redaction eine kurze Anzeige ausgegeben, wornach das Blatt ein Schicksal erfahren, welches der neuesten Censurverordnung geradezu widerspreche. Heute liest man nun in Nr. 10 der Volkshalle: „Wir haben unsern Lesern angezeigt, daß die Nummer 53 des ersten Jahrgangs der „deutschen Volkshalle“ von der Polizeibehörde in Konstanz mit Beschlag belegt worden ist. Zugleich hatte dieselbe Behörde, welche die Beschlagnahme in polizeilicher Eigenschaft vollzog, diese Handlung in richterlicher Eigenschaft bestätigt. Dasselbe war mit den Nummern 54, 55 und 56 der Fall. Auf die von uns dagegen erhobene Berufung hat nun der Obergerichtshof des Seekreises am 11 d. M. zu Recht erkannt, daß die geschehene richterliche Bestätigung der Beschlagnahme wegen Incompetenz als nichtig aufzuheben und die Staatscasse die Kosten zu tragen schuldig sey. Wir werden das ganze Urtheil nebst den Entscheidungsgründen demnächst mittheilen.“ (Bad. Bl.) _ Dresden, 10 Jan. Unsere vaterländische Zeitschriften-Litteratur ist noch immer im Wachsen, und trotz der bereits bemerklichen Ueberbefruchtung treten fortwährend neue Schößlinge hervor, besonders in Leipzig. Eine tüchtige Zeitschrift, die vorzüglich vaterländische Angelegenheiten beachtete, fehlt freilich noch immer, so reicher Stoff sich dazu darbieten möchte, und so bereitwillig gewiß die Regierung ein solches Unternehmen begünstigen würde. Die „Kreisblätter“, die in den vier Kreisdirectionsbezirken Dresden, Leipzig, Zwickau und Bautzen erscheinen, ersetzen diesen Mangel auf keine Weise. Dem vor kurzem begonnenen „Dresdener Wochenblatt für vaterländische Interessen“ ist Gedeihen zu wünschen. Die „Leipziger Zeitung“, die sich seit einigen Jahren gehoben hat, gibt über die Landtagsverhandlungen nur fragmentarische Berichte, weil sie die ausführliche Darstellung den „Mittheilungen“ überlassen kann, aber sonst häufig vaterländische Nachrichten. Die „Leipziger Allgemeine Zeitung“ ist seither in ihren Berichten vom Landtag den „Mittheilungen“ gefolgt. Dieses Blatt hat, wie Sie wissen, mit dem Anfange dieses Jahrs eine abermalige Veränderung der Redaction erfahren. Dr. Franck erklärte am 31 Dec., daß er die Leitung der Zeitung aufgebe, welche er nur für die Dauer des vorigen Jahres übernommen habe, und da er sich aus diesem Grunde nicht öffentlich als Redacteur genannt habe, so sey er als solcher größtentheils nur den Mitarbeitern bekannt geworden, welchen er das Aufhören seiner Geschäftsführung anzeige. Die Verlagshandlung äußert ihr Bedauern, daß es ihr nicht habe gelingen wollen Dr. Franck auf längere Zeit für ihr Institut zu gewinnen; die jetzige Redaction (Namen werden nicht genannt), für die sie wie seither die Verantwortlichkeit übernehme, werde die Zeitung in dem bisherigen Geiste fortzusetzen streben. Gewiß ist Francks Rücktritt ein Verlust, den sie zu bedauern hat. Der jetzige erste Redacteur ist ein Hr. G. Günther (seit 1837 bei der Redaction thätig) und Mitredacteur ein ehemaliger Lieutenant Thoschesky, der unter dem Namen Pons die „Allg. Ztg. des Geld-, Staatspapier-, Wechsel- und Actienwesens“ herausgibt. Uebrigens werden Sie bemerkt haben, daß die frühern Oppositionsartikel gegen Bayern, so wie die Angriffe gegen Rom in diesem Blatte seit einiger Zeit fast spurlos verschwunden sind. – Um auch über örtliche Angelegenheiten einige Worte zu sagen, so sey erwähnt, daß der Ausbau des neuen Theaters schnell vorrückt und die Hoffnung gehegt wird, in diesem Jahre es eingeweiht zu sehen, wiewohl man mit den neuen Decorationen noch sehr zurück ist. Erst vor kurzem ist der schon lange hier angestellte geschickte Theatermaler Arrigoni nach Paris gereist, um die dortigen Bühnen hinsichtlich der Decorationen kennen zu lernen. Die hierher berufenen französischen Decorationsmaler sind indeß mit Arbeiten der Art beschäftigt, rücken aber nur langsam vor. Die Regierung hat von den Ständen eine Bewilligung von 250,000 Thalern für den Theaterbau verlangt. Man erwartet darüber interessante Verhandlungen, und glaubt, daß wenigstens in Beziehung auf das Formelle des Antrags eine Opposition hervortreten dürfte, insofern man die ständische Bewilligung erst in Anspruch genommen hat, nachdem der Bau größtentheils vollendet ist. Ueber den Bau des Museums zur sicheren Aufbewahrung der Bildergalerie und anderer Kunstschätze – ein dringendes Bedürfniß – ist dem Vernehmen nach nichts entschieden. Es sollen zwei Plane vorliegen: ein neues großartiges Gebäude auf passendem Platze, oder zweckmäßiger Umbau des alten. Der letztere ist der wohlfeilere, der erste aber in jeder Hinsicht der vorzüglichere Entwurf. Professor Semper hat dazu einen Riß entworfen. Preußen. _ Vom Niederrhein, 10 Jan. Die Besorgnisse, welche man hier gehegt, daß man in Berlin dem Plane treu geblieben sey, dem Rheinlande seine Gerichtsverfassung zu nehmen, sind schon durch die Ernennung des Hrn. Ruppenthal fast gänzlich beseitigt worden. Mehr noch geschieht dieß durch die in der letzten Zeit immer mehr um sich greifenden Versuche, das Hauptprincip derselben, die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit, auch auf die ältern Provinzen auszudehnen. Die Wohlthaten dieses Verfahrens finden auch dort immer größere Anerkennung, und man versichert, daß im Staatsrathe darüber berathen werde, ob dasselbe nicht als Norm für die ganze Monarchie aufgestellt werden solle. Dieß wäre einer der wichtigsten Schritte für die Verschmelzung der östlichen und westlichen Provinzen, da man sonstige Aenderungen, wie in der Zusammensetzung der Jury, im Gesetzbuch sich gern gefallen lassen würde, weil man auch hier deren Mängel wohl erkennt. Man verlangt nur Aufrechthaltung der Grundideen; man will wohl das Gute des Landrechtes übernehmen, aber nicht das Ganze, so weit es den Ansprüchen der Zeit widerstrebt, insofern es den Richter zu einer Art Maschine macht und dem lebendigen Geist entgegen ist. Wie es heißt, wird einstweilen binnen kurzem eine officielle Uebersetzung des Code erscheinen, da bisher noch keine anerkannt rechtskräftige existirt hat und immer der Recurs an das Original nöthig wurde. – In unsern religiösen Verhältnissen hat sich nichts Neues ereignet. Das Capitel von Trier hat noch keine Antwort von Rom und kann auch wohl keine befriedigende erhalten. Mit der Absendung der Briefe des Capitels von Berlin aus hat man wohl nur deßhalb

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 19. Augsburg, 19. Januar 1840, S. 0151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_019_18400119/7>, abgerufen am 09.11.2024.