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Allgemeine Zeitung. Nr. 19. Augsburg, 19. Januar 1840.

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so lange gezögert, weil man es für unnütz hielt, eine Wahl anzuzeigen, die von der Regierung im voraus verworfen war und weil man auf Anknüpfung eines besseren Verhältnisses mit der Curie hofft. Das Capitel erfuhr diese Zögerung, wie es heißt, durch ein Schreiben des Cardinals Pacca. Der Papst zeigte ihm übrigens zugleich an, daß er die Wahl des Propstes, Hrn. Günther, ebenfalls nur wegen der noch obschwebenden Wirren nicht bestätigen könne, nicht aber weil er etwas gegen seine Person habe. Der letztere Zusatz fehlte jedoch bei dem Bescheide auf die Wahl der beiden Domherren.

Der Fränkische Courier enthält einen vom "Rhein 8 Dec." datirten Artikel, worin mit großer Bestimmtheit berichtet wird: "Es sey vor einigen Wochen dem Trierer Domcapitel durch ein Schreiben von Monsignore Capaccini angezeigt worden, daß dem päpstlichen Stuhle bis dahin keine officielle Kunde von der in Trier vollzogenen Bischofswahl zugekommen und habe deßhalb auch in dieser Angelegenheit noch nichts verfügt werden können. Was aber die Bestätigung der von der Regierung ernannten Domherren anlange, so könne der heilige Vater sie nicht ertheilen, und eben so wenig die Ernennung des Weihbischofs Günther zum Dompropst genehmigen, jedoch mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß Hr. Günther keineswegs eine mißbeliebige Person sey, sondern nur die obschwebenden kirchlichen Wirren seine Bestätigung nicht gestatteten." Hierauf soll sich dann das Domcapitel in einem Schreiben an das k. preußische Ministerium gewendet und von da die in dem erwähnten Artikel näher angegebene Antwort erhalten haben. Diese Nachricht ist, so viel sie die angebliche Correspondenz des Monsignore Capaccini betrifft (und nur so weit kann über ihre Wahrheit geurtheilt werden) durchaus unrichtig, da der genannte Monsignore nie über was immer für eine Angelegenheit an das Trierer Domcapitel geschrieben hat. Der Urheber derselben scheint aber überhaupt nicht gut unterrichtet zu seyn; denn es ist dem päpstlichen Stuhle allerdings über die Wahl des Hrn. Arnoldi zum Bischof von Trier durch den k. preußischen Geschäftsträger v. Buch eine officielle Mittheilung gemacht und von den Gründen Kenntniß gegeben worden, aus welchen die Wahl des Hrn. Arnoldi bis jetzt die Bestätigung der Regierung nicht erhalten hat. Diese Gründe beschränken sich im Wesentlichen einzig und allein darauf, daß das Capitel eine nicht im voraus als grata bezeichnete Person gewählt habe, während im Uebrigen gegen die Eigenschaften des Hrn. Arnoldi selbst keine Einwendung gemacht wird. Bis jetzt ist in dieser Sache eine Antwort des päpstlichen Stuhles noch nicht erfolgt. (Fränk. Cour.)

Rußland.

Ein trauriges Ereigniß hat in der Nacht zum 1 d. M. in der Nähe unsrer Residenz stattgefunden. Die nur 1 1/2 Meilen von hier auf dem Wege nach Schlüsselburg gelegene große, trefflich organisirte Manufactur Alexandrowsk, eine Schöpfung der verewigten Kaiserin Maria Feodorowna, ward in jener Nacht von einer schrecklichen Feuersbrunst heimgesucht, die den wichtigeren Theil dieser Anstalt in Asche legte. Die Baumwollenspinnereien mit ihrem Depot wurden ein Opfer der Flammen, die erst in der folgenden Nacht völlig gelöscht werden konnten. Der Schaden wird nach approximativer Schätzung - der officiellen sehen wir noch entgegen - auf einige Millionen Rubel angegeben. (Preuß. St. Z.)

Aegypten.

Am 18 d. ist endlich ein türkischer Gesandter auf einem türkischen Dampfboot hier angekommen - Kiamil-Pascha, der frühere Gesandte in Berlin, eine ziemliche Fleischmasse, die sich in Berlin etwas aufgestutzt zu haben scheint. Er hat jedoch nichts Anderes gebracht als den Hattischerif über die neuen erst zu schaffenden Gesetze. Der Hattischerif war überschrieben: "An den erblichen Statthalter Aegyptens," und dieser erbliche Statthalter empfing den Hattischerif mit aller der Demuth, die einem von dem Großherrn selbst unterzeichneten Schreiben gebührt. Als es ihm Kiamil-Pascha überreichte, legte er es an die Stirne, dann auf den Kopf, erbrach es endlich, las es mit vieler Aufmerksamkeit von Anfang bis zu Ende durch, obgleich er den Inhalt längst kannte, und schmunzelte wohlgefällig. Alle Empfangsfeierlichkeiten wurden mit gehörigen Artilleriesalven begleitet, die auf Compagnien verstärkten Wachen traten bei Kiamils Ankunft ins Gewehr, und begleiteten ihn mit klingendem Spiel bis zum Palast des Vicekönigs, daß der Gesandte über so viel Höflichkeitsbezeugungen ein wenig verdutzt schien. Er machte dem Pascha einige Complimente über das gute Aussehen seiner Truppen, und fügte hinzu, daß die Differenzen zwischen ihm und der Pforte wohl bald auf das beste beendet werden würden. "Das denke ich auch, erwiederte der Pascha, ich beende meine Angelegenheiten immer auf das beste, und auch diese werde ich hoffentlich dahin führen, und wenn es nicht bald geschieht, so müssen wir auf Mittel denken, den Gang der Dinge zu beschleunigen." Den Tag der Ankunft des türkischen Gesandten fand auch die Präsentation des neuen englischen Generalconsuls, Oberst Hodges, in der gewöhnlichen Art statt.

so lange gezögert, weil man es für unnütz hielt, eine Wahl anzuzeigen, die von der Regierung im voraus verworfen war und weil man auf Anknüpfung eines besseren Verhältnisses mit der Curie hofft. Das Capitel erfuhr diese Zögerung, wie es heißt, durch ein Schreiben des Cardinals Pacca. Der Papst zeigte ihm übrigens zugleich an, daß er die Wahl des Propstes, Hrn. Günther, ebenfalls nur wegen der noch obschwebenden Wirren nicht bestätigen könne, nicht aber weil er etwas gegen seine Person habe. Der letztere Zusatz fehlte jedoch bei dem Bescheide auf die Wahl der beiden Domherren.

Der Fränkische Courier enthält einen vom „Rhein 8 Dec.“ datirten Artikel, worin mit großer Bestimmtheit berichtet wird: „Es sey vor einigen Wochen dem Trierer Domcapitel durch ein Schreiben von Monsignore Capaccini angezeigt worden, daß dem päpstlichen Stuhle bis dahin keine officielle Kunde von der in Trier vollzogenen Bischofswahl zugekommen und habe deßhalb auch in dieser Angelegenheit noch nichts verfügt werden können. Was aber die Bestätigung der von der Regierung ernannten Domherren anlange, so könne der heilige Vater sie nicht ertheilen, und eben so wenig die Ernennung des Weihbischofs Günther zum Dompropst genehmigen, jedoch mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß Hr. Günther keineswegs eine mißbeliebige Person sey, sondern nur die obschwebenden kirchlichen Wirren seine Bestätigung nicht gestatteten.“ Hierauf soll sich dann das Domcapitel in einem Schreiben an das k. preußische Ministerium gewendet und von da die in dem erwähnten Artikel näher angegebene Antwort erhalten haben. Diese Nachricht ist, so viel sie die angebliche Correspondenz des Monsignore Capaccini betrifft (und nur so weit kann über ihre Wahrheit geurtheilt werden) durchaus unrichtig, da der genannte Monsignore nie über was immer für eine Angelegenheit an das Trierer Domcapitel geschrieben hat. Der Urheber derselben scheint aber überhaupt nicht gut unterrichtet zu seyn; denn es ist dem päpstlichen Stuhle allerdings über die Wahl des Hrn. Arnoldi zum Bischof von Trier durch den k. preußischen Geschäftsträger v. Buch eine officielle Mittheilung gemacht und von den Gründen Kenntniß gegeben worden, aus welchen die Wahl des Hrn. Arnoldi bis jetzt die Bestätigung der Regierung nicht erhalten hat. Diese Gründe beschränken sich im Wesentlichen einzig und allein darauf, daß das Capitel eine nicht im voraus als grata bezeichnete Person gewählt habe, während im Uebrigen gegen die Eigenschaften des Hrn. Arnoldi selbst keine Einwendung gemacht wird. Bis jetzt ist in dieser Sache eine Antwort des päpstlichen Stuhles noch nicht erfolgt. (Fränk. Cour.)

Rußland.

Ein trauriges Ereigniß hat in der Nacht zum 1 d. M. in der Nähe unsrer Residenz stattgefunden. Die nur 1 1/2 Meilen von hier auf dem Wege nach Schlüsselburg gelegene große, trefflich organisirte Manufactur Alexandrowsk, eine Schöpfung der verewigten Kaiserin Maria Feodorowna, ward in jener Nacht von einer schrecklichen Feuersbrunst heimgesucht, die den wichtigeren Theil dieser Anstalt in Asche legte. Die Baumwollenspinnereien mit ihrem Depot wurden ein Opfer der Flammen, die erst in der folgenden Nacht völlig gelöscht werden konnten. Der Schaden wird nach approximativer Schätzung – der officiellen sehen wir noch entgegen – auf einige Millionen Rubel angegeben. (Preuß. St. Z.)

Aegypten.

Am 18 d. ist endlich ein türkischer Gesandter auf einem türkischen Dampfboot hier angekommen – Kiamil-Pascha, der frühere Gesandte in Berlin, eine ziemliche Fleischmasse, die sich in Berlin etwas aufgestutzt zu haben scheint. Er hat jedoch nichts Anderes gebracht als den Hattischerif über die neuen erst zu schaffenden Gesetze. Der Hattischerif war überschrieben: „An den erblichen Statthalter Aegyptens,“ und dieser erbliche Statthalter empfing den Hattischerif mit aller der Demuth, die einem von dem Großherrn selbst unterzeichneten Schreiben gebührt. Als es ihm Kiamil-Pascha überreichte, legte er es an die Stirne, dann auf den Kopf, erbrach es endlich, las es mit vieler Aufmerksamkeit von Anfang bis zu Ende durch, obgleich er den Inhalt längst kannte, und schmunzelte wohlgefällig. Alle Empfangsfeierlichkeiten wurden mit gehörigen Artilleriesalven begleitet, die auf Compagnien verstärkten Wachen traten bei Kiamils Ankunft ins Gewehr, und begleiteten ihn mit klingendem Spiel bis zum Palast des Vicekönigs, daß der Gesandte über so viel Höflichkeitsbezeugungen ein wenig verdutzt schien. Er machte dem Pascha einige Complimente über das gute Aussehen seiner Truppen, und fügte hinzu, daß die Differenzen zwischen ihm und der Pforte wohl bald auf das beste beendet werden würden. „Das denke ich auch, erwiederte der Pascha, ich beende meine Angelegenheiten immer auf das beste, und auch diese werde ich hoffentlich dahin führen, und wenn es nicht bald geschieht, so müssen wir auf Mittel denken, den Gang der Dinge zu beschleunigen.“ Den Tag der Ankunft des türkischen Gesandten fand auch die Präsentation des neuen englischen Generalconsuls, Oberst Hodges, in der gewöhnlichen Art statt.

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[0152/0008] so lange gezögert, weil man es für unnütz hielt, eine Wahl anzuzeigen, die von der Regierung im voraus verworfen war und weil man auf Anknüpfung eines besseren Verhältnisses mit der Curie hofft. Das Capitel erfuhr diese Zögerung, wie es heißt, durch ein Schreiben des Cardinals Pacca. Der Papst zeigte ihm übrigens zugleich an, daß er die Wahl des Propstes, Hrn. Günther, ebenfalls nur wegen der noch obschwebenden Wirren nicht bestätigen könne, nicht aber weil er etwas gegen seine Person habe. Der letztere Zusatz fehlte jedoch bei dem Bescheide auf die Wahl der beiden Domherren. _ Rom, 2 Jan. Der Fränkische Courier enthält einen vom „Rhein 8 Dec.“ datirten Artikel, worin mit großer Bestimmtheit berichtet wird: „Es sey vor einigen Wochen dem Trierer Domcapitel durch ein Schreiben von Monsignore Capaccini angezeigt worden, daß dem päpstlichen Stuhle bis dahin keine officielle Kunde von der in Trier vollzogenen Bischofswahl zugekommen und habe deßhalb auch in dieser Angelegenheit noch nichts verfügt werden können. Was aber die Bestätigung der von der Regierung ernannten Domherren anlange, so könne der heilige Vater sie nicht ertheilen, und eben so wenig die Ernennung des Weihbischofs Günther zum Dompropst genehmigen, jedoch mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß Hr. Günther keineswegs eine mißbeliebige Person sey, sondern nur die obschwebenden kirchlichen Wirren seine Bestätigung nicht gestatteten.“ Hierauf soll sich dann das Domcapitel in einem Schreiben an das k. preußische Ministerium gewendet und von da die in dem erwähnten Artikel näher angegebene Antwort erhalten haben. Diese Nachricht ist, so viel sie die angebliche Correspondenz des Monsignore Capaccini betrifft (und nur so weit kann über ihre Wahrheit geurtheilt werden) durchaus unrichtig, da der genannte Monsignore nie über was immer für eine Angelegenheit an das Trierer Domcapitel geschrieben hat. Der Urheber derselben scheint aber überhaupt nicht gut unterrichtet zu seyn; denn es ist dem päpstlichen Stuhle allerdings über die Wahl des Hrn. Arnoldi zum Bischof von Trier durch den k. preußischen Geschäftsträger v. Buch eine officielle Mittheilung gemacht und von den Gründen Kenntniß gegeben worden, aus welchen die Wahl des Hrn. Arnoldi bis jetzt die Bestätigung der Regierung nicht erhalten hat. Diese Gründe beschränken sich im Wesentlichen einzig und allein darauf, daß das Capitel eine nicht im voraus als grata bezeichnete Person gewählt habe, während im Uebrigen gegen die Eigenschaften des Hrn. Arnoldi selbst keine Einwendung gemacht wird. Bis jetzt ist in dieser Sache eine Antwort des päpstlichen Stuhles noch nicht erfolgt. (Fränk. Cour.) Rußland. _ St. Petersburg, 7 Jan. Ein trauriges Ereigniß hat in der Nacht zum 1 d. M. in der Nähe unsrer Residenz stattgefunden. Die nur 1 1/2 Meilen von hier auf dem Wege nach Schlüsselburg gelegene große, trefflich organisirte Manufactur Alexandrowsk, eine Schöpfung der verewigten Kaiserin Maria Feodorowna, ward in jener Nacht von einer schrecklichen Feuersbrunst heimgesucht, die den wichtigeren Theil dieser Anstalt in Asche legte. Die Baumwollenspinnereien mit ihrem Depot wurden ein Opfer der Flammen, die erst in der folgenden Nacht völlig gelöscht werden konnten. Der Schaden wird nach approximativer Schätzung – der officiellen sehen wir noch entgegen – auf einige Millionen Rubel angegeben. (Preuß. St. Z.) Aegypten. _ Alexandrien, 26 Dec. Am 18 d. ist endlich ein türkischer Gesandter auf einem türkischen Dampfboot hier angekommen – Kiamil-Pascha, der frühere Gesandte in Berlin, eine ziemliche Fleischmasse, die sich in Berlin etwas aufgestutzt zu haben scheint. Er hat jedoch nichts Anderes gebracht als den Hattischerif über die neuen erst zu schaffenden Gesetze. Der Hattischerif war überschrieben: „An den erblichen Statthalter Aegyptens,“ und dieser erbliche Statthalter empfing den Hattischerif mit aller der Demuth, die einem von dem Großherrn selbst unterzeichneten Schreiben gebührt. Als es ihm Kiamil-Pascha überreichte, legte er es an die Stirne, dann auf den Kopf, erbrach es endlich, las es mit vieler Aufmerksamkeit von Anfang bis zu Ende durch, obgleich er den Inhalt längst kannte, und schmunzelte wohlgefällig. Alle Empfangsfeierlichkeiten wurden mit gehörigen Artilleriesalven begleitet, die auf Compagnien verstärkten Wachen traten bei Kiamils Ankunft ins Gewehr, und begleiteten ihn mit klingendem Spiel bis zum Palast des Vicekönigs, daß der Gesandte über so viel Höflichkeitsbezeugungen ein wenig verdutzt schien. Er machte dem Pascha einige Complimente über das gute Aussehen seiner Truppen, und fügte hinzu, daß die Differenzen zwischen ihm und der Pforte wohl bald auf das beste beendet werden würden. „Das denke ich auch, erwiederte der Pascha, ich beende meine Angelegenheiten immer auf das beste, und auch diese werde ich hoffentlich dahin führen, und wenn es nicht bald geschieht, so müssen wir auf Mittel denken, den Gang der Dinge zu beschleunigen.“ Den Tag der Ankunft des türkischen Gesandten fand auch die Präsentation des neuen englischen Generalconsuls, Oberst Hodges, in der gewöhnlichen Art statt.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 19. Augsburg, 19. Januar 1840, S. 0152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_019_18400119/8>, abgerufen am 23.11.2024.