Paris, 14 Jan.
Der Leibarzt des Königs, Dr. Marc, ist am 13 Jan. an einem Schlagfluß gestorben. Auch der älteste dramatische Schriftsteller, Hr. Bouilly, ist in einem Alter von 80 Jahren mit Tod abgegangen. Endlich ist die Wittwe des Eigenthümers des Moniteurs, Madame Agasse, am 13 Jan. in hohem Alter verschieden.
(Moniteur.) Ein Bericht des Marschalls Valée aus Algier vom 5 Jan. meldet dem Kriegsminister Folgendes: „In Belida sind mehrere Couvois angekommen, ohne auf Feinde in der Ebene gestoßen zu seyn. Die Citadelle und das Lager von Belida sind in einem trefflichen Vertheidigungszustand, und die Verproviantirung ist für alle Bedürfnisse hinreichend. Der Marschall hat den Lauf der Chiffa von Belida bis Coleah durchzogen, ohne eine Versammlung von Arabern getroffen zu haben, und die Ebene der Hadschuten schien verlassen. Die von dem Obristen Lamoricière zu Coleah eingezogenen Erkundigungen sind, daß nach der Niederlage der Araber zu Uad Lallg am 31 Dec. der Khalifa M'Baruk, an der Schulter verwundet, sich weit zurückgezogen habe; daß das Infanteriebataillon von Medeah nicht mehr existire; daß das Bataillon von Miliana, das weniger gelitten, allein im arabalischen Lager geblieben sey; daß 15 Kaids getödtet und die Reiter in ihre Stämme zurückgekehrt seyen. Die Nachrichten aus Constantine lauten sehr gut; alle Stämme sind dort ruhig.“
(Commerce.) Die Regierung hat vor 4 oder 5 Tagen Depeschen von Graf Sebastiani erhalten, nach welchen Lord Palmerston und Hr. v. Brunnow die Angelegenheit des Orients unter den in frühern Schreiben der Allg. Zeitg. enthaltenen Bedingungen geordnet haben. Wenn sich Mehemed dieser Anordnung nicht unterwerfen will, so soll eine vereinigte Flotte die Häfen von Aegypten und Syrien blokiren und 25,000 Russen dem Ibrahim Pascha in Syrien entgegengestellt werden. Die andern Mächte sind zum Beitritt zu dieser Anordnung eingeladen. Das Ministerconseil hat im Einklang mit dem König und Hrn. Guizot entschieden, daß es ihr nicht beitreten, übrigens aber keine Schritte zu Gunsten des Vicekönigs machen und den Ereignissen ihren Gang lassen würde.*) Aufmerksame Leser werden bemerken, daß ein Schreiben aus Paris schon in der Allg. Zeitg. vom 15 Jan. alle diese Nachrichten, und noch umständlicher als es hier geschieht, gab. Wahrschein ist das Conseil der Ansicht, daß Zwangsdemonstrationen keinen Eindruck auf Mehemed Ali machen, und die andern Mächte genöthigt werden würden, zu bewaffneten Demonstrationen zu schreiten. Man kann aus einer Phrase des Hrn. Villemain
in der Sitzung am Samstag schließen, daß das Cabinet noch auf eine Spaltung unter den Mächten hoffte.
Aus der Sitzung der Deputirtenkammer vom 13 Jan. haben wir gestern den Hauptinhalt der Rede des Hrn. Thiers mitgetheilt. Wir werden dieselbe, da sie den Glanzpunkt der ganzen Adressediscussion bildet, ausführlicher folgen lassen, und verweisen heute auf unsere Pariser Briefe. Der Paragraph über den Orient ward unverändert angenommen. Nur Hr. v. Corcelles hatte ein unbedeutendes Amendement vorgeschlagen, es aber selbst wieder zurückgezogen. – Der Paragraph über Spanien gab Anlaß zu Fragen über Passages, und ob die Engländer den Hafen je wieder räumen würden. Marschall Soult antwortete, das Cabinet zweifle nicht an dieser, wahrscheinlich nahen Räumung; übrigens nehme auch Frankreich an der dortigen Occupation Theil, indem es Schiffe dort habe, so wie in Bilbao, Santander etc. Der Paragraph ward angenommen. Ebenso der über Polen, und zwar ohne alle Discussion.
* In der Deputirtenkammersitzung vom 14 Jan. kam der §. 7 hinsichtlich des Vertrags mit Mexico zur Sprache. Der Präsident des Conseils, Marschall Soult, erklärte, daß der Vertrag vollständig vollzogen worden sey, die Fonds seyen in Paris eingetroffen, und man beschäftige sich eben mit einer Abrechnung zwischen den Betheiligten. Auf eine Frage des Hrn. Mauguin erklärte der Siegelbewahrer, Hr. Teste, daß unter den der Entscheidung Englands vorgelegten Streitpunkten nicht die Wegnahme mexicanischer Fahrzeuge durch die französische Flotte mit inbegriffen gewesen. Unwahr sey es auch, daß Frankreich die Vermittelung Englands anfangs abgelehnt, und nur dann in dieselbe gewilligt habe, als eine zahlreichere brittische Flotte im Golf von Mexico erschienen. Der §. 7 wurde angenommen. Hr. Mermilliod schlug ein Amendement zum §. 8 vor, wodurch er größere Energie gegen Buenos-Ayres empfahl. Man müsse, sagte er, dem Streit mit dieser Republik bald ein Ende machen. Hr. Remusat, Commissär der Adresse, sprach gegen dieses Amendement, durch welches man die Regierung zum Ausschiffen von Truppen an der Küste von Buenos-Ayres nöthigen würde. Auch der Marineminister meinte, man müsse erst weitere Nachrichten abwarten, ehe man sich zu einer solchen äußersten Maaßregel entschlösse. Er hielt die neuerdings nach Buenos-Ayres abgesegelten Kriegsschiffe für hinreichend. Das Amendement des Hrn. Mermilliod wurde verworfen, und der §. 8 angenommen. Bei Abgang der Post kam der §. 9 hinsichtlich der Algierer Angelegenheiten zur Sprache. Hr. Lanyer und General Bugeaud hatten Amendements vorgeschlagen.
(Journal des Débats.) Hr. Odilon-Barrot hat am 12 Jan. bei dem Könige gespeist.
(Moniteur.) Die Nationalgarden, die sich am Sonntag in Uniform versammelt haben, um mehrere Deputirte über ihre Entwürfe zur Wahlreform zu begrüßen, haben sich gegen die ihnen von dem Gesetz aufgelegten Pflichten verfehlt. Die Behörde wird Maaßregeln zur Verhinderung der Erneuerung solcher Auftritte treffen. Die Officiere, welche zu der Zusammenrottung gehörten, werden sich über ihr Betragen zu verantworten haben.
(Capitole.) Die Manifestation zu Gunsten der Wahlreform hat die Leute der Camarilla mit einer solchen Ueberraschung betroffen, daß das ganze Schloß in panischem Schrecken ist. Sogleich wurden Staffetten nach allen Punkten abgeschickt, in den Casernen und in den Hauptwachen Lärm geschlagen; am ganz n Abend und während der Nacht wurde Paris von Patrouillen der Nationalgarde der Infanterie, der Municipalgarde durchzogen, ohne die grauen Patrouillen der Polizei zu rechnen; die der Municipalgarde, 15 bis 20 Mann stark, waren von Adjutanten und Ordonnanzofficieren befehligt.
Am 13 Januar begann der Pairshof seine Verhandlungen über die politischen Verhafteten der zweiten Kategorie. Wir sind, wegen Zudrangs an Stoff, genöthigt, den Bericht darüber auf morgen zu verschieben. Wir bemerken bloß, daß Blanqui eine kurze Rede zur Vertheidigung der verhafteten Republicaner hielt, in Betreff der einzelnen Anklagepunkte aber auf seinem früheren Schweigen beharrte. Ein oder zwei andere traten diesem Systeme bei, während die übrigen sich bestmöglich rein zu waschen suchten.
(Temps.) Mehrere Mitglieder der Opposition wollen bei der Unmöglichkeit, in die sie sich versetzt sehen, irgend eine Wahlreform im Laufe dieser Session durchzusetzen, wenigstens das Parlament in sich selbst zu reformiren, versuchen. Da sie es nicht an dem Gesetze fassen können, so wollen sie es wenigstens an der Ehre fassen. Der Vorschlag des Hrn. Gouguier über die Ausschließung öffentlicher Staatsbeamten aus der Kammer kann als allzu absolut betrachtet werden: die Annahme des Princips, worauf er sich gründet, macht nichtsdestoweniger eine der dringendsten zu lösenden Fragen aus. Hr. L'Herbette hat in der letzten Sitzung der Kammer eine Resolution aufgesetzt und umlaufen lassen, wodurch sich alle unterzeichnenden Mitglieder verpflichten, keine Verrichtung anzunehmen, keinen Theil zu nehmen an den von der Regierung unternommenen oder begünstigten Kaufverhandlungen oder Unternehmungen, nicht nur während der Dauer ihres Mandats, sondern auch noch zwei Jahre nach dem Erlöschen desselben. Wir hoffen, daß das von den Bänken der Opposition ausgegangene Beispiel von der ganzen Kammer befolgt werde.
Die bei dem Centralcomité der Subscription für die Opfer des Erdbebens von Martinique eingelaufene Summe betrug am 1 Jan. 606,261 Fr.
Paris, 14 Jan. Thiers hat gestern in der Deputirtenkammer einen glänzenden Triumph gefeiert. Schon die überfüllten Galerien, die große Zahl der anwesenden Damen und Staatsmänner, und die Masse derer, die im Saale „der verlorenen Schritte“ vergeblich harrten um noch Zutritt zu erlangen, beweist, welchen Werth das gebildete französische Publicum auf Hrn. Thiers und seine politische Meinung legt. Seit lange der geistvollste Staatsmann in Frankreich, hat Hr. Thiers gestern gezeigt, daß er es jetzt mehr ist als je, und Jedermann hat es anerkannt, die Minister und Hofblätter nicht ausgenommen, wenn nicht ausdrücklich doch stillschweigend. Ich will Hrn. Thiers Lobredner nicht machen, ich habe mich früher zum öfteren gegen ihn ausgesprochen, aber seine Größe als Staatsmann und Redner habe ich nie verkannt, und es hat mir immer kleinlich, unwürdig und lächerlich geschienen, wenn man unter Anspielungen auf sein Aeußeres von Thiers als von einer unbedeutenden Erscheinung sprach. Unbedeutend? ein Mann, der nur die Tribune zu besteigen braucht, um über eine Versammlung von Tausenden aus der Elite einer großen Nation eine Todtenstille zu verbreiten, daß man eine Nadel zur Erde fallen hört. – ein Redner, der die Köpfe und Herzen der Feinde wie der Freunde, der Phlegmatischen und Gleichgültigen wie der Enthusiasten mit sich fortreißt und zu einem einzigen Beifallruf vereinigt, der sogar das wohlgefütterte Centrum vergessen macht, aus welchen Händen er zur Zeit sein täglich Brod empfängt! In der That die Zweihunderteinundzwanzig waren nicht diejenigen, die Hrn. Thiers am wenigsten Beifall bezeigten. Man hat sie ordentlich wachsen und in ihnen den Gedanken
aufgehen sehen, wie viel Demüthigung ihnen erspart wäre, stände ein solches Talent an ihrer Spitze. Ich behaupte, wenn Hr. Thiers vorher nicht der Unvermeidliche war, am gestrigen Tage ist er es geworden. Seine ganze Rede athmet bei aller Tiefe der Ideen eine solche – ich möchte sagen naive – Einfachheit, Alles ist so klar und so aus dem Leben und den Verhältnissen gegriffen, daß jeder glaubte, er habe ja doch alles dieß schon lange vorher selbst gedacht, und nur eben die Worte zu seinen Gedanken nicht finden können. Ohne Zweifel werden Sie Ihren Lesern diese Rede mittheilen, und diese werden mein Urtheil bestätigen, daß die orientalische Frage noch nie mit so vieler Klarheit behandelt worden ist. Und mit welcher Feinheit gab er zu verstehen, daß nun der Grund der Differenz zwischen ihm und dem König gehoben sey (die spanische Angelegenheit) – wußte er den Männern der richtigen Mitte zu demonstriren, kein System könne Bestand haben, das nicht auf die Erhaltung des europäischen Friedens gegründet sey – sucht er sich den fremden Cabinetten, ja dem Großtürken selbst angenehm zu machen, indem er ihm andeutet, welch reiches Feld ihm zwischen dem Balkan und dem Taurus übrig bleibe, um die türkische Nationalität zu restauriren. Wie ist Alles Allen so schön und auf eine so wenig gesuchte, so natürliche Weise zu Ohren gesprochen, nur nicht den Ministern, die er als Leute darstellt, die eben ihr Metier gar nicht verstehen. Aber mit welcher Großmuth, mit welcher Schonung sagt er dieß! Er läßt die Fehler mehr errathen als er sie ausspricht. Er enthält sich aller Persönlichkeit. Er bedauert, die Blößen der französischen Politik aufdecken zu müssen, er will aber dabei nur so weit gehen, als es seine unerläßliche Pflicht ist. Kurz, er spricht so lehrreich, verständlich, versöhnend, captivirend, großmüthig und zartsinnig, daß das Journal des Débats selbst ihm seine Lobsprüche nicht versagen kann. Freilich mußte dieses Journal die Minister in Schutz nehmen, und Hrn. Duchatel das Zeugniß geben, daß er den Tadel des Hrn. Thiers „zureichend“ zurückgewiesen habe. Mit diesem Ausdruck gibt das Journal selbst zu verstehen, was es mit dieser Zurechtweisung eigentlich für eine Beschaffenheit habe. Sie ist recht kläglich zu nennen, und muß zu Vergleichungen zwischen den Talenten des linken und des rechten Centrums Veranlassung geben, die den gegenwärtigen Planen des letztern nicht besonders förderlich seyn dürften. Ich schließe mit der Bemerkung: ist die parlamentarische Regierung eine Regierung des parlamentarischen Talents, so ist das Ministerium Thiers unvermeidlich.
Paris, 14 Jan. Die Verhandlungen über die orientalische Frage in der Deputirtenkammer sind beendet worden, wie sie unter den bestehenden Verhältnissen enden mußten, d. h. man ist dadurch über den wahren Stand der Dinge um nichts klüger geworden, man hat keine der obwaltenden Schwierigkeiten gehoben, man hat nicht einmal den Weg näher bezeichnet, auf welchem man schneller und mit Bestimmtheit zum Ziele gelangen könnte. Man ist folglich im Wesentlichen um keinen Schritt weiter gekommen. Ein neuer Beweis, daß parlamentarische Discussion und diplomatische Verhandlungen zwei ganz verschiedene Elemente des politischen Lebens sind, welche sich je in ihrer Sphäre bewegen müssen, wenn sie innerhalb der ihnen von der Natur der Sache angewiesenen Gränzen bleiben wollen. Diese haben ihren Zweck mehr in der Zukunft, welche sie nicht durch voreilige Enthüllung compromittiren dürfen, jene dagegen ist vorzugsweise, und namentlich wenn es sich um auswärtige Politik handelt, an die Vergangenheit gewiesen, und hat hier für ihre Kritiken freies Feld, während ihr für die Zukunft eben nichts weiter übrig bleibt, als fromme Wünsche und wohlgemeinte Theorien, welche leider nur zu oft und zu leicht in das Gebiet der politischen Phantasien hinüberschweifen. Dieß bedingte im voraus theils den Charakter der Verhandlungen in den letzten Sitzungen im Allgemeinen, theils die Stellung, welche die Opposition und das Ministerium bei dieser Frage gegeneinander einnehmen mußten. Dieses stand dabei ganz auf dem Terrain der Diplomatie und war schon dadurch im Vortheil, daß es sich hinter einem fast absoluten Stillschweigen verschanzen konnte; jene mußte sich ganz an die Vergangenheit halten, und hatte selbst da nur wenig feste Stützpunkte, von denen ein sicherer Operationsplan hätte ausgehen müssen. Eben deßhalb konnte die Opposition bei der Discussion der orientalischen Frage eben so wenig etwas gewinnen, wie sie dazu gemacht war, der Majorität zum Prüfstein zu dienen und ihre Kräfte zu heben; es ist mit Einem Worte keine parlamentarische Frage, und sie kann nicht in den Kammern, sondern nur zwischen den Cabinetten entschieden werden. Aus demselben Grunde hatten diese ganzen Verhandlungen etwas Unzusammenhängendes, etwas Zerrissenes, was nach unserer Meinung nur dafür zu sprechen scheint, daß sich in der Kammer, wie im Lande, eine bestimmtere Ansicht von den orientalischen Angelegenheiten und der Art, sie zu schlichten, noch nicht durchgebildet hat. Alle Redner, welche nach und nach in dieser Sache das Wort ergriffen haben, haben nicht im Namen oder im Auftrage ihrer Parteien – wenn es deren überhaupt gibt, zu denen sie sich rechnen können – gesprochen; sie haben bloß ihre eigenen Ideen und Vorschläge entwickelt, welche in den weiteren Kreisen kaum einigen vorübergehenden Anklang gefunden haben. Von diesem individuellen Standpunkte aus betrachtet, wenn ich mich so ausdrücken darf, waren die Debatten dem letzten Tagen in vielfacher Hinsicht interessant und lehrreich, selbst wenn man zugeben muß, daß sie wenig Neues dargeboten haben, und oft nur als ein Nachhall der Verhandlungen bei Gelegenheit des außerordentlichen Credits der zehn Millionen im Julius des vorigen Jahres erschienen. Abgesehen von den Rednern, welche dabei die zweite und dritte Linie eingenommen haben, theilt sich der Ruhm der ganzen Debatten zwischen Villemain und Thiers. Villemain hat sich dadurch eigentlich erst zum privilegirten Redner des Ministeriums vom 12 Mai erhoben, und ist als solcher in der öffentlichen Meinung seit drei Tagen ungemein gestiegen; und dieß kommt natürlich dem Ministerium im Ganzen um so mehr zu gute, je weniger markirte Talente es in dieser Beziehung besitzt. Nur hat sich Villemain noch nicht genug als Staatsmann hervorgethan, und die Rolle, welche er früher in der Pairskammer gespielt hat, macht es ihm ziemlich schwer, jetzt seinen Ruf als solchen fester zu begründen. Er steht in dieser Hinsicht am Eingange seiner politischen Laufbahn, welche ihm allerdings eine glänzende Zukunft verspricht, wenn es ihm gelingt, eine seinem eminenten Talente entsprechende Festigkeit und Bestimmtheit der Principien zu gewinnen, und sie in der bedeutenden Stellung, in welcher er sich gegenwärtig befindet, geltend zu machen. – Thiers gehört in eine ganz andere, beinahe möchte ich sagen entgegengesetzte Kategorie öffentlicher Charaktere. Thiers, das ist die allgemeine Meinung, hat den besten, den glänzendsten Theil seiner politischen Laufbahn hinter sich, wird aber in Zukunft nichtsdestoweniger noch gebraucht werden, und besitzt Fügsamkeit genug, sich brauchen zu lassen, wenn er es einigermaßen mit seinen Interessen vereinbar halten sollte. Thiers versteht es vortrefflich, so von Zeit zu Zeit sein Daseyn bemerklich zu machen, und am rechten Fleck hervorzutreten. Daß er in den Verhandlungen über die orientalische Frage sprechen würde, war schon lange vorher allgemein
bekannt, und erregte nicht geringe Erwartungen, welche wenigstens nicht getäuscht worden sind. Thiers hat gerade bei dieser Frage den Vortheil einer völlig unabhängigen Stellung, welche noch durch nichts compromittirt ist, wie dieß mit seiner Interventionspolitik in der spanischen Frage der Fall ist, wo ihn die Ereignisse und persönliche Klugheit nun zum Stillschweigen verdammt haben. Thiers hat gestern eine der glänzendsten Seiten seines ausgezeichneten Talents gezeigt, wodurch er in der Kammer fast einzig dasteht, nämlich das einer klaren und doch belebten Darlegung des wahren Standes verwickelter Fragen. Noch nie, am wenigsten auf der Tribune, sind die Interessen der verschiedenen Mächte in den orientalischen Angelegenheiten, und die durch diese bedingten Triebfedern ihrer Politik im Orient mit mehr Klarheit und Bestimmtheit entwickelt worden, und Thiers hat dadurch, selbst in den Kreisen, wo man ihm nicht sehr wohl will, um so mehr wieder gewonnen, je mehr er bewiesen hat, daß er wirklich Herr seines Talents ist, und frei von persönlichen Rücksichten und nationellen Vorurtheilen ohne Leidenschaft sprechen kann. Und dieß ist gerade der beste Weg, auf welchem man dazu gelangen kann, gewisse politische Wahrheiten zu sagen, welche zwar an sich keine Geheimnisse sind, welche aber eben erst mit klaren Worten in bestimmte Form gebracht werden müssen, um sich als Ueberzeugungen zu befestigen und in ihren Wirkungen ein praktisches Gewicht zu erhalten. Eine Wahrheit dieser Art ist z. B. die Darlegung der Politik Rußlands im Oriente, wie sie gestern Thiers mit eben so viel Freimüthigkeit als Gewandtheit versucht hat. Kein Mensch wird jetzt mehr daran zweifeln, daß es sich bei allen Windungen und scheinbaren Wandlungen des Cabinets von St. Petersburg am Ende doch um weiter nichts handelt, als um die Erhaltung des Vertrags von Hunkiar-Skelessi, nur in anderer Form, gerade weil Rußland für den Augenblick noch keine bestimmten Plane in Bezug auf das osmanische Reich hat, und für die Zukunft doch möglichst freie Hand behalten will. Das ist der wahre Zweck jener lächerlichen englischen Allianz, an deren Möglichkeit das Cabinet von St. Petersburg in allem Ernste geglaubt zu haben scheint; hierum drehen sich die Sendungen des Hrn. v. Brunnow nach London, und deßhalb macht man jetzt noch dem Cabinet von St. James den unbegreiflichen Vorschlag, daß England zugleich mit Frankreich je vier Schiffe in die Dardanellen einlaufen lassen solle, während Rußland seine Truppen nach Konstantinopel schicke, unter der Bedingung jedoch, daß jene Schiffe nicht das Meer von Marmora überschreiten sollten. Sie würden also eine ziemlich klägliche Rolle zu spielen haben; denn sie würden, wie Thiers sich deutlich genug ausgedrückt hat, von Anfang an „compromittirte Schiffe“ seyn. Die höhere politische Bedeutung von Thiers' ganzer Rede liegt eben darin, daß sie diese und einige ähnliche Wahrheiten enthält, welche in den Cabinetten der Großmächte ihr Echo finden dürften, noch ehe sie ihre Kraft verloren haben. Denn selbst da kann man es sich nicht verheimlichen, daß sie auf der Tribune der Deputirtenkammer und von einem Manne gesagt worden, dessen Wort in der europäischen Politik schon oft bedeutendes Gewicht gehabt hat, und in Zukunft noch haben könnte.
Toulon, 10 Jan. Ein Schreiben aus Algier vom 5 Jan. meldet, daß der Marschall Valée an diesem Tage von Belida zurück in Algier eingetroffen ist. Er begegnete auf seinem Weg keinem Feind mehr. Die Araber sind gänzlich demoralisirt, und seit dem Treffen vom 31 Dec. herrscht Zwiespalt unter ihnen. Das Linienschiff Algier hat auf der Rhede von Algier am 5 Anker geworfen und bei Abgang des Paketboots war man beschäftigt, die angekommenen Truppen auszuschiffen. Die Dampfboote Krokodil und Aetna sind mit Truppen nach Oran abgegangen. Seit 14 Tagen wurde gegen das Lager Fonduk kein Angriff mehr gemacht. Die Wagen der Diligence könnten wohl unter schwacher Escorte bis Bussarik fahren, wagten sich aber doch nicht über Duera hinaus. Täglich sind diese Wagen mit Reisenden angefüllt, welche ihre zerstörten Niederlassungen in der Metidscha besuchen. Unter andern nahmhaften Reisenden, welche in letzter Zeit zu Algier angekommen sind, befindet sich auch Hr. Enfantin, Ex-Papst der St. Simonianer; derselbe ist Mitglied der wissenschaftlichen Commission. – Von einer Expedition nach Scherschel ist keine Rede mehr, doch sind die Kriegsschiffe, welche an diesem Hafen vorüberfahren, beauftragt, jedesmal einige Kugeln gegen diese Stadt zu feuern.
Deutschland.
München, 16 Jan. Der nun eingetretene strenge Winter hindert nicht, daß die Arbeiten in dem neuen Schloßbau fortgesetzt werden. So wie Schnorr und Hiltensperger noch thätig sind, den Bilderschmuck dieser Räume zu fördern, eben so ist Stieler beschäftigt, die interessante Bildergalerie weiblicher Schönheiten, deren er bereits 23 gemalt, und die vor der Hand die Zahl von 36 erreichen wird, zu vervollständigen, welche Galerie bestimmt ist, zwei Säle des genannten Palastes zu zieren. In den Werkstätten der übrigen Künstler herrscht nicht minder rege Thätigkeit; namentlich ist Monten mit einem großen Bild für den Kaiser von Rußland beschäftigt; es stellt eine Scene des Lagers bei Augsburg, welches im Jahr 1838 statt hatte, dar, und zeigt ein Cavalleriemanöuvre, welchem der Kaiser, von unserm König geleitet, beiwohnte. Die Porträts der allerhöchsten und höchsten Personen, so wie der meisten Officiere, welche sich auf diesem Oelgemälde befinden, sind von sprechender Aehnlichkeit, und geben diesem Werke nebst seinem objectiven Kunstwerthe noch ein erhöhtes subjectives Interesse. Professor Amsler hat in den letzten Tagen einen Kupferstich nach dem in unsrer Pinakothek befindlichen Gemälde von Raffael, unter dem Namen Madonna di Casa Tempi bekannt, vollendet, welcher nächstens der Oeffentlichkeit übergeben wird. Ein Werk von Führich in Wien, den Triumph des Christenthums darstellend (11 Blätter in Kupfer radirt) in der hiesigen Wittmayer'schen Kunsthandlung erschienen, findet bei Künstlern und Kunstfreunden viele Teilnahme. – Der gestrige Hofball war einer der glänzendsten und besuchtesten seit mehreren Jahren. Se. Maj. der König waren in der heitersten Stimmung, und unterhielten sich mit den Anwesenden, worunter sich fast sämmtliche Mitglieder der Kammer der Reichsräthe befanden, auf die huldreichste Weise. – Der Carneval hat in den höhern Kreisen sehr lebhaft begonnen; Bälle bei Ihrer k. Hoh. der Herzogin ven Leuchtenberg, beim Fürsten Karl Wallerstein, bei Colloredo, Pallavicini, Severin etc. folgen sich ununterbrochen, auch spricht man von einer Hofmaskerade, die auf dem Foyer-Ball erscheinen wird, der während eines der Maskenbälle im großen Hoftheater stattfindet.
Regensburg, 16 Jan. Die in öffentlichen Blättern enthaltene Nachricht, als wenn alle im Verlage von G. J. Manz in Regensburg erschienenen Schriften in Preußen verboten wären, ist aus zuverlässiger Quelle dahin zu berichtigen, daß es laut Beschluß der preußischen Gesammtministerien vom 27 Nov. v. J. heißt: „Alle von jetzt ab im Verlage von G. J. Manz in Regensburg erscheinenden oder als Commissionsartikel von ihm ausgegebenen Schriften, Blätter etc., von welcher Art sie auch seyn mögen, sind innerhalb der k. preuß. Staaten dergestalt verboten, daß dieselben, insofern nicht die k. Obercensurbehörde den Absatz ausnahmsweise ausdrücklich gestattet, weder öffentlich angekündigt und verkauft, noch in Leihbibliotheken und öffentlichen Lesecirkeln oder von Antiquarien gehalten werden dürfen.“
Ulm, 14 Jan. Als Schlüssel der Donau und Mittelpunkt der von allen Seiten hier zusammenlaufenden Straßen hat Ulm nicht bloß große militärische Bedeutung, sondern auch für den Handel und Verkehr gibt es wenig so wohl gelegene Orte. Kein Wunder, daß man auch hier an der obern Donau zuerst den Plan einer Dampfschifffahrt entwarf. Durch Umstände, deren Auseinandersetzung hier zu weit führte, wurde die Ausführung dieses Plans der vereinigten bayerisch-würtembergischen Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft in Regensburg übertragen, welche durch eine Probefahrt hieher mit einem nicht einmal für diese Strecke erbauten Schiffe und bei ungewöhnlich niederm Wasserstande, so wie durch die neulich in 13 Stunden bewerkstelligte Rückfahrt den Beweis lieferte, daß einer regelmäßigen Dampfschifffahrt zwischen Ulm und Regensburg bei mittlerm Wasserstand und mit dazu besonders geeigneten Schiffen kein Hinderniß von Belang mehr im Wege steht, wenn die von der k. bayerischen Regierung unternommenen Uferbauten so kräftig als bisher fortgesetzt werden. Ein für diese Fahrt bestimmtes Schiff liegt nun eben auf dem Regensburger Werft in Arbeit, und es ist nicht zu bezweifeln, daß der dortige technische Director, der nun schon seit mehrern Jahren die Natur des Donaustroms, und namentlich in neuester Zeit die seiner obern Strecke (von Ulm bis Regensburg)
genau kennen gelernt hat, die Aufgabe mit gewohnter Tüchtigkeit lösen werde. Da aber für eine solche Strecke ein einziges Schiff nicht zureicht und die Casse jener Gesellschaft im Augenblick die Erbauung eines weitern nicht zuläßt, so hat dahier in neuester Zeit eine Hülfsgesellschaft sich gebildet, um die zu Erbauung eines zweiten für die Fahrt auf der obern Donau geeigneten Dampfschiffes nöthigen Fonds zusammenzubringen und alle zu endlicher Realisirung der Dampfschifffahrt von Ulm aus für zweckmäßig zu erachtenden Mittel zu ergreifen. Die regste Theilnahme für endliche Ausführung des für die an der obern Donau liegenden Staaten und Orte so wichtigen Unternehmens legt sich vielfach an den Tag, und wie es für Bayern von großem Vortheil seyn wird, in dessen Gränzen die Donau bis nahe vor Ulm fließt, so will Würtemberg auch nicht das letzte in der Flußdampfschifffahrt seyn, nachdem es mit Einführung der Dampfschifffahrt auf dem Bodensee das erste war.
Konstanz, 14 Jan. Statt der gestrigen Nummer der deutschen Volkshalle wurde von der Redaction eine kurze Anzeige ausgegeben, wornach das Blatt ein Schicksal erfahren, welches der neuesten Censurverordnung geradezu widerspreche. Heute liest man nun in Nr. 10 der Volkshalle: „Wir haben unsern Lesern angezeigt, daß die Nummer 53 des ersten Jahrgangs der „deutschen Volkshalle“ von der Polizeibehörde in Konstanz mit Beschlag belegt worden ist. Zugleich hatte dieselbe Behörde, welche die Beschlagnahme in polizeilicher Eigenschaft vollzog, diese Handlung in richterlicher Eigenschaft bestätigt. Dasselbe war mit den Nummern 54, 55 und 56 der Fall. Auf die von uns dagegen erhobene Berufung hat nun der Obergerichtshof des Seekreises am 11 d. M. zu Recht erkannt, daß die geschehene richterliche Bestätigung der Beschlagnahme wegen Incompetenz als nichtig aufzuheben und die Staatscasse die Kosten zu tragen schuldig sey. Wir werden das ganze Urtheil nebst den Entscheidungsgründen demnächst mittheilen.“ (Bad. Bl.)
Dresden, 10 Jan. Unsere vaterländische Zeitschriften-Litteratur ist noch immer im Wachsen, und trotz der bereits bemerklichen Ueberbefruchtung treten fortwährend neue Schößlinge hervor, besonders in Leipzig. Eine tüchtige Zeitschrift, die vorzüglich vaterländische Angelegenheiten beachtete, fehlt freilich noch immer, so reicher Stoff sich dazu darbieten möchte, und so bereitwillig gewiß die Regierung ein solches Unternehmen begünstigen würde. Die „Kreisblätter“, die in den vier Kreisdirectionsbezirken Dresden, Leipzig, Zwickau und Bautzen erscheinen, ersetzen diesen Mangel auf keine Weise. Dem vor kurzem begonnenen „Dresdener Wochenblatt für vaterländische Interessen“ ist Gedeihen zu wünschen. Die „Leipziger Zeitung“, die sich seit einigen Jahren gehoben hat, gibt über die Landtagsverhandlungen nur fragmentarische Berichte, weil sie die ausführliche Darstellung den „Mittheilungen“ überlassen kann, aber sonst häufig vaterländische Nachrichten. Die „Leipziger Allgemeine Zeitung“ ist seither in ihren Berichten vom Landtag den „Mittheilungen“ gefolgt. Dieses Blatt hat, wie Sie wissen, mit dem Anfange dieses Jahrs eine abermalige Veränderung der Redaction erfahren. Dr. Franck erklärte am 31 Dec., daß er die Leitung der Zeitung aufgebe, welche er nur für die Dauer des vorigen Jahres übernommen habe, und da er sich aus diesem Grunde nicht öffentlich als Redacteur genannt habe, so sey er als solcher größtentheils nur den Mitarbeitern bekannt geworden, welchen er das Aufhören seiner Geschäftsführung anzeige. Die Verlagshandlung äußert ihr Bedauern, daß es ihr nicht habe gelingen wollen Dr. Franck auf längere Zeit für ihr Institut zu gewinnen; die jetzige Redaction (Namen werden nicht genannt), für die sie wie seither die Verantwortlichkeit übernehme, werde die Zeitung in dem bisherigen Geiste fortzusetzen streben. Gewiß ist Francks Rücktritt ein Verlust, den sie zu bedauern hat. Der jetzige erste Redacteur ist ein Hr. G. Günther (seit 1837 bei der Redaction thätig) und Mitredacteur ein ehemaliger Lieutenant Thoschesky, der unter dem Namen Pons die „Allg. Ztg. des Geld-, Staatspapier-, Wechsel- und Actienwesens“ herausgibt. Uebrigens werden Sie bemerkt haben, daß die frühern Oppositionsartikel gegen Bayern, so wie die Angriffe gegen Rom in diesem Blatte seit einiger Zeit fast spurlos verschwunden sind. – Um auch über örtliche Angelegenheiten einige Worte zu sagen, so sey erwähnt, daß der Ausbau des neuen Theaters schnell vorrückt und die Hoffnung gehegt wird, in diesem Jahre es eingeweiht zu sehen, wiewohl man mit den neuen Decorationen noch sehr zurück ist. Erst vor kurzem ist der schon lange hier angestellte geschickte Theatermaler Arrigoni nach Paris gereist, um die dortigen Bühnen hinsichtlich der Decorationen kennen zu lernen. Die hierher berufenen französischen Decorationsmaler sind indeß mit Arbeiten der Art beschäftigt, rücken aber nur langsam vor. Die Regierung hat von den Ständen eine Bewilligung von 250,000 Thalern für den Theaterbau verlangt. Man erwartet darüber interessante Verhandlungen, und glaubt, daß wenigstens in Beziehung auf das Formelle des Antrags eine Opposition hervortreten dürfte, insofern man die ständische Bewilligung erst in Anspruch genommen hat, nachdem der Bau größtentheils vollendet ist. Ueber den Bau des Museums zur sicheren Aufbewahrung der Bildergalerie und anderer Kunstschätze – ein dringendes Bedürfniß – ist dem Vernehmen nach nichts entschieden. Es sollen zwei Plane vorliegen: ein neues großartiges Gebäude auf passendem Platze, oder zweckmäßiger Umbau des alten. Der letztere ist der wohlfeilere, der erste aber in jeder Hinsicht der vorzüglichere Entwurf. Professor Semper hat dazu einen Riß entworfen.
Barthold Georg Niebuhrs Denkwürdigkeiten. *) Lebensnachrichten über Barthold Georg Niebuhr aus Briefen desselben und aus Erinnerungen einiger seiner nächsten Freunde. 5 Bände. Hamburg bei Fr. Perthes. 1838-39. Niebuhr ist geboren zu Kopenhagen am 27 Aug. 1776, gestorben zu Bonn am 1 Jan. 1851.
Savigny, einer der Freunde, aus deren Beiträgen das Denkmal der Schrift hervorgegangen ist, das uns das Bild eines der seltensten und edelsten Zeitgenossen zur Totalanschauung zurückruft, hat Recht 1) Bd. 3, S. 543., wenn er für die Sammlung Niebuhr'scher Briefe vorzugsweise den Charakter von Memoiren in Anspruch nimmt, und zwar nicht jener Memoiren im französischen Geschmack, welche nur zu oft durch die Leichtfertigkeit der Gesinnung mehr abstoßen als durch die Anmuth der Darstellung erfreuen, sondern einer ernstern, den Confessionen verwandten Gattung. Das war das Eigenthümliche von Niebuhrs Natur, was ihn zu einer so großartigen und doch so liebenswürdigen Erscheinung macht, daß er der gelehrteste unter den Geschäftsmännern und der gemüthvollste unter den Gelehrten war, daß er, der Bewanderte auf allen Gebieten menschlichen Wissens, gegen die austrocknende Kraft der Bücher sich jene weiche Seele bewahrt hatte, die von Allem, was das Leben bewegte, besonders was die Ehre und das Schicksal des deutschen Vaterlandes betraf, ergriffen wurde in Lust und Leid, und darum ist auch sein Briefwechsel als treuer Ausdruck eines reichen mittheilungsbedürftigen Herzens ein so kostbares Vermächtniß. Die frühe Gediegenheit des Geistes, die ihm schon als Jüngling eine ausgezeichnete Stellung in der Gesellschaft gab, verbunden mit einer durchaus sittlichen Willensrichtung und einem scharfen Beobachtersblick, befähigte ihn zu einem Stimmführer der Wahrheit mit derselben Sicherheit des Urtheils über die Entwicklungen der Gegenwart, mit welcher seine historische Kunst Licht geschaffen hat in einigen der dunkelsten Räume der Vergangenheit. Allerdings hat die Herausgabe seiner Correspondenz außer der Beschränkung auf den mehr biographischen Zweck 2) Vorwort zu Band 1. noch eine weitere Verkürzung erlitten in ihren Aufschlüssen durch die nothwendig gebotene Rücksicht auf hochstehende Personen und delicate Verhältnisse – und wir haben ja neulich wieder Arndts Klage gehört über diese vielfältigen Hindernisse deutscher Aufrichtigkeit – wenn aber auch Bunsens Wunsch 3) Niebuhr als Diplomat in Rom, Bd. 3, S. 307., daß die eben deßwegen in Niebuhrs Leben gelassenen Schattenpartien dereinst unter den Brennpunkt der Geschichte gebracht werden möchten, wohl nicht sobald in Erfüllung gehen wird, immerhin bleiben diese Reliquien auch so eine der erhebendsten Erscheinungen für die Mitwelt.
Wie erweckend ist nicht die Geschichte seiner Jugend, von der ersten Erziehung im elterlichen Hause 4) Bd. 1, S. 3-31. zu Meldorf in Süderdithmarschen bis zu seinen Universitätsjahren in Kiel! Die Abgeschiedenheit des Orts pflanzte und nährte in ihm den Hang zu diesem Insichgekehrtseyn, der ihn auch nachmals unter den Zerstreuungen der großen Welt stets mit einer wahren Sehnsucht zu den stillen Musen zurückführte, aber sein Vater, Carsten Niebuhr, der berühmte Reisende, anfangs Ingenieurofficier, damals Bezirksbeamter, war ein Mann von zu gesundem Verstand, als daß der Sohn hätte ein trüber Dämmerer, ein bloßer Bücherwurm werden dürfen. Der Vater erzählte ihm von seinen Wanderungen im Orient, von den Ländern und Völkern, die er gesehen, ihren Sitten, Gebräuchen und Staatsformen; er beschäftigte ihn mit geographischen, statistischen oder politischen Ausarbeitungen, ließ ihn Baurisse, Karten und Maschinen zeichnen, trieb mit ihm Heraldik und Münzkunde, nahm ihn zu Berufsgeschäften mit und erregte sein dauerndes Interesse für die Verfassung des Ländchens, das seine Heimath war, überhaupt für einen freien Bauernstand. Deutsch und Dänisch waren Familiensprache, für das Englische und Französische hatte er wieder den väterlichen Unterricht, dazu vom zehnten Jahr an das tägliche Lesen englischer Zeitungen 5) Briefe an den Grafen de Serre IV, Bd. 3, S. 379.; Italienisch lernte er für sich und, da der Sturm einige spanische und portugiesische Werke an den Strand geworfen, Castilisch und Lusitanisch, so auch und mit Hülfe eines Privatlehrers die alten Sprachen. Die öffentliche Schule besuchte er nur vom dreizehnten bis zum vierzehnten Jahr, denn sie war in den untern Classen zu dürftig besetzt und er den Primanern selbst zu sehr voraus. Eine tägliche Privatstunde des Rectors Jäger genügte dann vollends zur Vorbereitung auf die Universität. Boje, der Herausgeber des deutschen Museums, war Hausfreund, dessen Schwager Voß in Eutin kam manchmal auf Besuch. Jener wirkte ermunternd auf schöne Litteratur, dieser auf classische Studien. Münter und Heyne versahen ihn mit Handschriften zur Vergleichung. Kleine Ausflüge zu den Verwandten in Hadeln, hin und wieder ein Fremder, den Carstens Ruf angezogen, unterbrachen allein die Einförmigkeit von Meldorf. Sie war ihm so lieb, daß, als man ihn nach Hamburg schickte zu Professor Büsch, der neben seinem Gymnasialamt einer Handlungsschule vorstand und ein großes Haus machte, wo es Gelegenheit gab sich in den neuern Sprachen zu üben und die Umgangssitten anzueignen, auch sonst allerhand positive Kenntnisse zu erwerben, er ein schmerzliches Heimweh bekam. Es fehlte hier nicht an einem geistreichen Kreis, aber ihm widerte das Geräuschvolle, das zu ausschließliche Dichten und Trachten nach materiellen Dingen; doch war die Bekanntschaft mit Klopstock, der ihn liebgewann und den er verehrte, eine schöne Erinnerung an den dreimonatlichen Aufenthalt in Hamburg.
Noch nicht achtzehn Jahre alt bezog Niebuhr die Universität: er brachte dahin einen Schatz vielseitiger Bildung und den brennenden Eifer, sie zu vermehren, und in des Vaters makelloser Rechtschaffenheit und Wahrhaftigkeit leuchtete ihm ein Tugendmuster. In der wissenschaftlichen Strebsamkeit zu Kiel fühlte er sich heimisch. Freundschaften, die er daselbst schloß, begleiteten ihn durchs Leben. Besonders war es die Familie des Arztes Hensler, in der er wie zu Haus war. Zwei treffliche Frauen, dithmarsische Landsmänninnen, übten auf ihn den ersten Zauber eines weiblichen Umgangs. Die eine, die junge Wittwe von Henslers Sohn, wurde seine beste Freundin, diejenige, mit der seine Correspondenz, die in Kiel beginnt, am häufigsten verkehrt. Die andere, Amalie Behrens, wurde später seine Gattin, und als der Tod die Unvergeßliche von seiner Seite riß, knüpfte er mit einer Nichte der Hensler ein zweites Band. Von den Lehrern sprachen ihn vorzüglich Hegewisch an und Reinhold. Zu Reinhold stand er am nächsten. Der hatte einen Club errichtet für Studirende und Professoren; es waren Sokratische Unterhaltungen
mit einem Abendessen, daran nahm auch Niebuhr Theil. Sein Fachstudium war Jurisprudenz, aber seine Lieblingsfächer waren Geschichte und Philologie – beide im weitesten Sinn einander wechselsweise erläuternd und durchdringend, mehr Genuß als Arbeit. Zur speculativen Philosophie als Beruf glaubte er sich nicht gemacht: er wünschte sich eine praktischere Thätigkeit 6) Briefe aus Kiel von 1794, Bd. 1, S. 42.. Ihren Werth verkannte er nicht; auch bemerkte er bald, daß sie unendlich reicher aus Kant floß denn bei Reinhold, indem er Reinholds wichtigste Sätze in der Vernunftkritik wiederfand, nur dort imposanter, majestätischer 7) A. a. O. S. 54, 55, 66.. Er hatte Ideen über die Genesis der Völker und Sprachen als Ausgangspunkt einer allgemeinen Geschichte der Menschheit; zu einem solchen Werk, zu jeder Behandlung der Geschichte, wie sie ihm vorschwebte, war ihm – das wußte er – die Philosophie unentbehrlich 8) A. a. O. S. 44.. Von Fichte wurde er schier abgeschreckt, da man ihm sagte, derselbe rechtfertige die Rechtmäßigkeit der Revolution, läugne die Verbindlichkeit des Vertrags, und einen Augenblick hatte er ihm die ganze moderne Philosophie verleidet, wenn ein so schrecklicher Mißbrauch der heiligsten Geheimnisse möglich seyn sollte, um die Stärke des Pöbels durch den Glanz blendender Trugschlüsse zu unterstützen, gegen deren vereinte Tyrannei nichts übrig bliebe, als der Tod 9) A. a. O. S. 41 f.. Nachher scheint dieses Mißverständniß aufgeklärt worden zu seyn, denn da ist Fichte ihm ein äußerst tiefer, gründlicher Philosoph, der nicht gelesen, sondern studirt werden muß 10) A. a. O. S. 65., und er freut sich, daß Friedrich Heinrich Jacobi, dessen herrliche Natur, Grazie und Beredsamkeit er bewundert, der ihm jedoch in seinen letzten Schriften manierirt vorkommt, Fichte als einen der größten Männer und Philosophen würdigt 11) Briefe an Graf Adam Moltke von 1795, Bd. 2, S. 12 f..
Der französische Vulcan war um diese Zeit in vollem Ausbruch begriffen, und es war natürlich, daß so welterschütternde Ereignisse die Mitlebenden auch in der Ferne, zumal das jüngere Geschlecht, tief berührten, daß die Eindrücke von entgegengesetzter Art waren, je nachdem einer mehr die Moralität der Thatsachen oder ihre Außerordentlichkeit, die Kühnheit des Gedankens oder die gräßliche Wirklichkeit ins Auge faßte, überall mehr Wehen der Wiedergeburt oder Verderben und Umsturz sah. Niebuhrs sittliche Reinheit, sein historischer Tiefsinn sträubten sich gegen wüste Wühlerei; ein befangener Zelot für das Alte war er nicht. Unter seinen Universitätsfreunden, zu welchen nicht bloß Studiengenossen, sondern auch reifere Männer, mitunter Bekanntschaften seiner Ferienbesuche in Eutin, namentlich Thibaut, Baggesen, Schlosser, Adam Moltke, die beiden Stolberg gehörten, gab es nicht selten politische Discussionen; wenn ihm aber z. B. Thibauts Ansichten zu demokratisch waren, so fand er sie doch bei einem Abkömmling der Refugiés des siebenzehnten Jahrhunderts sehr verzeihlich, und liebte ihn wegen seines Fleißes, seiner Denkkraft und seines biedern Charakters nicht minder 12) Briefe aus Kiel, Bd. 1, S. 51.. Niebuhrs Antidemokratismus war kein solcher, daß er nicht die Entfaltung einer ächten Rechtsverfassung zu den höchsten Aufgaben, den Widerstand gegen tyrannische Gewalt zu den preiswürdigsten Thaten der Geschichte gerechnet hätte. Algernon Sidney war sein Mann, ein Leben wie das seinige schien ihm mit einem Tod wie der seinige nicht zu theuer bezahlt 13) A. a. O. S. 64, 66.. Was er haßte, war das willkürliche Ummodeln, das Ueberspringen von Extrem zu Extrem, das Anklammern an hohle Formen in Ermangelung des Geistes. Das war ihm der flache Liberalismus, von dessen Schöpfungen er sich keine Dauer versprach. Daher er auch die Wette einging, binnen vier Jahren werde Frankreich zur Monarchie zurückgekehrt seyn 14) A. a. O. S. 64.. Adam Moltke hatte ihm Mirabeau's Essai sur le despotisme geliehen. Diese Schrift hatte ihn im Innersten ergriffen. Als sie ihm nach dreizehn Jahren wieder unter die Hand kam – es war in der Zeit von Deutschlands tiefster Erniedrigung – erklärte er Mirabeau und Carnot für die einzigen Heroen der französischen Revolution, dagegen Necker für einen seichten Kopf und zwar für einen deutschseichten – nämlich geschmückt mit äußerm Schein und darum bei der Masse der Franzosen mit dem Ansehen praktischer Solidität. Niebuhr verbarg sich die Flecken an Mirabeau's Charakter nicht, er nennt ihn einen großen Sünder, aber einen Sünder, über den mehr Freude im Himmel ist als über hundert Gerechte. Die Art, wie er zwei Stellen aus dessen Philippika glossirt, zeigt, daß er auch etwas von einem solchen Besessenen in sich spürte – einen Funken jener zürnenden Beredsamkeit, die wie ein volltöniges Orchester das Volk durchschauert, das bei der einfachen Musik eines geräuschlosen Instruments gefühllos bleibt. Wenn Mirabeau sagt: L'animal que déchire le féroce léopard, admire-t-il la bigarrure de sa peau ou la variété de ses ruses? so meint Niebuhr, man könnte statt des ersten Worts, des Subjects, das gleichbedeutende L'Allemand setzen – und doch wäre es die tiefe Wahrheit nicht mehr. „Denn das Thier, fügt er hinzu, kennt nur die Bestimmung des natürlichen Gefühls und jagt nicht nach falschem Trost. Bei unsern Landsleuten ist kein Gefühl mehr wahr, selbst nicht Schmerz und Genuß. Und eben deßwegen ist es mir ganz unbegreiflich, was aus uns werden soll. Affen von Affen? Ich rufe die Erbarmung des Himmels um eine neue Offenbarung an.“ Und dann fragt er mit Mirabeau: „Si j'ai dit la vérité, pourquoi ma véhémence, en l'exprimant, diminuerait-elle de son prix? Die Heftigkeit des Ausdrucks ist nur die Gluth des Colorits, warum denn habe ich erfahren müssen, daß eben sie, die doch kein Fehler ist, außer wenn sie unwahr aufgetragen wird, oft geradehin entscheiden soll, daß ich Unrecht habe? Ist es darum wahr, daß, wer zum Ziel rennt, es hinter sich lassen müsse, weil es geschehen kann, daß er vorbeieilt? Ist ein Gräuel, ein Unrecht, eine Dummheit darum nicht geschehen, weil es mich bis zur Leidenschaft empört? Hier lernt man kalt reden, das heißt schweigen.“ 15) Briefe an Adam Moltke, von 1808, Bd. 2, S. 72-74 So schrieb Niebuhr, der preußische Staatsmann, und wohl muß er oft das Unglück gehabt haben, von beiden Seiten mißdeutet zu werden, da Savigny es nöthig erachtet hat, noch den Verstorbenen gegen die Verdächtigung des Republicanismus zu vertheidigen, weil derselbe in seinen römischen Geschichtsforschungen, wo er die Kämpfe der Parteien schildert, das Unrecht häufiger bei den Patriciern, und die ausschließende Herrschaft Eines Standes, also die ungebundene, nicht durch Gegensätze gemäßigte Aristokratie, stets hart und drückend findet. 16) Bd. 3., S. 330 ff. Diese Anklage ist ungefähr eben so stichhaltig als wenn man Niebuhr, den Kieler Studenten, zum Aristokraten stempeln wollte, weil ihm der gallicanische Demokratismus nicht das Universalweltheilmittel war. Er hatte die politische Freiheit nicht abgeschworen, aber aus früher Vertrautheit mit der englischen Geschichte und dem classischen Alterthum, aus Aristoteles
und Cicero 17) Briefe aus Kiel, Bd. 1, S. 42. hatte er von ihr einen andern Begriff geschöpft. Uebrigens war er auch da nicht für sklavische Nachahmung. Anglikanische wie römische oder griechische Manien waren ihm fremd. Er hielt sogar dafür, daß wenn unsere Nation barbarisch bleiben wolle, sie fortfahren müsse im Bestreben, Griechen zu werden. 18) Briefe an Adam Moltke von 1795, Bd. 2, S. 7. Die geistige Durchbildung der Nationalität ging ihm über Alles. Daher empfand er so bitter den Mangel einer Schriftsprache, welche unmittelbar Volkssprache sey. Da sey es, sagt er, unsern Vorfahren vor dem 30jährigen Krieg besser geworden, Vornehm und Gering hätten Eine Rede gehabt und die sey deutsch gewesen. Die unsrige gleiche unserm göttlich-mosaisch-römisch-longobardisch-kanonisch-germanisch-statutarischen Rechtssystem: so sey sie ein griechisch-römisch-französisch- etc. deutsch-provincieller Mischmasch. Jener Krieg, verderblicher als je ein anderer, habe unsere Fürsten zu Landesherren, die Protestanten in Oberdeutschland katholisch und die in Niederdeutschland orthodox gemacht, die Jesuiten groß gezogen, das ganze Land verödet, dem Reich seine Selbstständigkeit, unsern Städten ihre Macht geraubt, und ein Fluch, der ewig auf unserm Volk laste, den man aber heben müsse, so viel man vermöge – jener traurige Krieg habe bis auf die spätesten Zeiten selbst unsere Sprache vernichtet. 19) A. a. O. S. 9. Daher wurde Vossens Louise so freudig begrüßt als ein Buch, von dem er hoffte, daß es in das Volk übergehen werde, und auch in der Folge blieb ihm von allen Rechtstiteln Klopstocks auf seine Verehrung der unbestreitbarste: dessen Verdienst um die Wiederbelebung der deutschen Sprache. 20) A. a. O. S. 10. Die Messiade bestand nicht vor seinem kritischen Richterstuhl, die Oden, mit Ausnahme der Lieder der Liebe, denen er das Zeugniß gibt, daß sich ihrer Alkäus nicht schämen dürfte, fand er zu frostig, in seiner Correspondenz ein sehr schätzbares Material zur intellectuellen Geschichte Deutschlands – Klopstock selbst unbeschreiblich liebenswürdig, lauter und fleckenlos, kaum ahnend, wie hoch er über die Andern emporrage, aber im Allgemeinen eine große Leere des Ideenkreises, ein Entzücktseyn über mittelmäßige Dinge und Persönlichkeiten, eine mädchenhafte Unschuld und Selbstgefälligkeit, und ihn selbst äußerst einseitig und nicht ohne eine gewisse Trägheit. In Klopstocks selbstgeschaffenen Versmaaßen hatte er die Entdeckung gemacht, daß, wenn man ohne Rücksicht auf die vorgezeichneten Abtheilungen in Füße, nach den Regeln der griechischen Rhythmik las, darin die allerschönste altgriechische Bewegung herrschte, obgleich er vermuthet, daß der Dichter diese Rhythmik eigentlich nie gekannt habe. „Wäre nur der Gehalt, ruft er aus, so reich gewesen als die Formen schön!“ Nur eines von Klopstocks Werken befriedigte ihn ganz und gar – die Gelehrtenrepublik. Von ihr war sein Urtheil, daß unsere Sprache nichts vollkommener Geschriebenes und Ausgearbeitetes besitze, 21) Briefe aus Berlin von 1812, Bd. 1, S. 521, 524, 525. Briefe an Adam Moltke von 1795, Bd. 2, S. 10. und allein Goethe's Wilhelm Meister galt ihm von gleichem Rang, wiewohl mehr des künstlerisch vollendeten Styls wegen. Mit dem Geist des Werks konnte er weder als Jüngling noch als Mann sich befreunden: er bewunderte die Anschaulichkeit und das Colorit als unvergleichlich, die Fülle von seinen Bemerkungen und herrlichen Stellen, die ausnehmend seinen Verwicklungen, die Meisterschaft in Anlage und Ausführung inzelner Gruppen, aber ihn störte die Unnatürlichkeit des Plans, der Zwang der Beziehungen auf eine gesammte Entwicklung und geheimnißvolle Leitung, die Unmöglichkeit darin und die durchgehende Herzlosigkeit, die Nichtswürdigkeit oder Geringfügigkeit der Helden, wobei es ihm noch am besten schien, sich an die ganz sinnlichen Personen zu halten und an ihren Porträtschilderungen zu ergötzen, weil sich in ihnen doch etwas dem Gefühl Verwandtes äußere; ihn betrübte die Erscheinung eines großen Genius, der sich seine Flügel bindet und die Virtuosität in dem weit Geringern sucht, ihn ärgerte die Menagerie von zahmem Vieh. 22) Briefe aus Berlin, Bd. 1, S. 521. Nach Niebuhrs Idee war Goethe der Dichter der Leidenschaft und der Erhabenheit der menschlichen Natur; dieser ganzen Sphäre hätte er sich bemeistern, in ihr die Einheit erringen können, wie vielleicht keiner, wie auch der Anfang gemacht war in den Gedichten seiner Jugend, gegen welche, was er nach der italienischen Reise schrieb, abstach als mühselige unpoetische Realität, als Vernüchterung, seiner unwürdig, freilich auch Virtuosität, aber mit unnatürlicher Beschränkung seines Geistes. 23) A. a. O. S. 522. Diese Ansicht von dem unglücklichen Einfluß der italienischen Reise blieb die nämliche, auch als Niebuhr selber den Schauplatz der Goethe'schen Kunstbildung betrat. 24) Briefe aus Rom, Bd. 2, S. 288-293.
(Fortsetzung folgt.)
Der deutsche Zollverein und das Memorandum von Bremen.
Berlin. (Fortsetzung des Memorandums.) „Das zweite, Bremens Handel eigenthümliche Element, die persönliche Beweglichkeit seiner Kaufleute oder deren Emissäre, ist Deutschland insgemein nur von der Einen untergeordneten Seite bekannt und zwar von der oft verkannten und mißgünstig behandelten, jedenfalls minder geschätzten, weil die seestädtischen Handelsreisenden im deutschen Inlande gewöhnlich nur als Anbieter, nicht als Abnehmer auftreten können. Der unmittelbaren Wahrnehmung entzogen, findet dagegen dort die andere Seite, der Wanderzug der Bremischen jungen Kaufleute nach dem überseeischen Westen, kaum Beachtung, geschweige denn entsprechende Würdigung. Und doch ist diese an Gehalt und Umfang wie in ihren Folgen für deutsches Gesammtinteresse bei weitem die wichtigere. Aus keiner Stadt in Deutschland sind unbestritten so viele junge Männer von guter Herkunft und praktischer Vorbildung über den amerikanischen Continent und Westindien zerstreut, wie gerade aus Bremen. Es ist hier fast zum constanten Gebrauch für die angehenden Kaufleute geworden, jene Gegenden als die hohe Schule geschäftlicher Ausbildung, als die Grundlage des künftigen Fortkommens zu betrachten. In deutschen, meist Bremischen Häusern untergebracht, bald thunlichst dann die Gelegenheit zum eigenen Etablissement benutzend, trägt dieser jährliche Zuwachs dazu bei, die Verbindungen mit der Heimath, welche die heimische Flagge unablässig vermittelt, zu vermehren und immer fester zu knüpfen. Die Mehrzahl kehrt nach Jahren zurück, mit dem Erwerb an Kenntnissen, Capitalien, persönlichen Beziehungen die Heimath zu bereichern. Andere gründen sich drüben ein dauerndes Domicil und bilden so einen achtbaren Bestandtheil unter den mannichfaltigen Elementen, welche in neuerer Zeit die Germanisirung des fernen Westen befördert. Wenn Einzelne aus dieser Classe der Bremischen Handelsreisenden die deutschen Messen oder die Werkstätten des vaterländischen Kunstfleißes besuchen, willkommene Käufer und Besteller – so gelten sie freilich für das, was sie augenblicklich sind, für Amerikaner; der Sache nach aber ist es auch hier wieder Bremische Betriebsamkeit, welche, transatlantischen Begehr vertretend, der deutschen Industrie neue Auswege öffnet.
„Hamburgs und Bremens Wirksamkeit trifft darin zusammen, daß sie den Handel Deutschlands mit unabhängigen Staaten und den dem Colonialzwange entzogenen Provinzen der neuen Welt vermitteln. Nicht gebunden durch das Monopol eines Mutterlandes oder die Rücksicht auf eigene
Colonien sind diese Staaten zum Austausch ihrer Bedürfnisse naturgemäß und vorzugsweise auf solche Länder hingewiesen, wo gleiche Ungebundenheit volle Freiheit und Beweglichkeit des Verkehrs gestattet. Kein Land Europa's ist für solche Zwecke so geeignet, wie Deutschland, keines, wenn man nach den Fortschritten der letzten zwanzig Jahre seine Entwickelungsfähigkeit abmißt, hat so viel zu nehmen und zu bieten, gewährt so reiche Aussichten für die Zukunft. Schon jetzt nimmt der durch Vermittelung der Hansestädte (also getrennt von dem, was Holland und Belgien, Havre, Triest, selbst England noch für Deutschland aus- oder einführen) betriebene Verkehr in den Jahresübersichten der Vereinigten Staaten, Mexico's, Cuba's, Venezuela's, Brasiliens u. s. w. eine der ersten Stellen ein. Die Gleichheit der Interessen, der zuverlässige anmaßungslose Charakter der dort ansässigen Deutschen im Vergleich mit den Repräsentanten anderer Nationen haben überall bei den Abkömmlingen brittischen, spanischen oder portugiesischen Stammes uns günstige Sympathien erweckt, und es bedürfte in der That, auch ohne das Hülfsmittel imponirender Flotten, zunächst nur eines vereinten Wirkens der deutschen Staaten zu wirklich nationalen Maaßregeln, um dem deutschen Namen in jenen Gegenden auch die politische Geltung zu verschaffen, die er nicht sowohl aus Mangel an Achtung, vielmehr nur aus Mangel an Kunde des wahren Verhältnisses, bisher noch entbehrte. Die Hansestädte haben keine Gelegenheit versäumt, um, so weit sie es isolirt vermochten, einer bessern Erkenntniß Eingang zu verschaffen; sie haben um des höhern Interesses willen stets und willig auf den unfruchtbaren Nimbus Verzicht geleistet, der ihnen, jenen fernen Nationen gegenüber, wo die Größe fremder Handelsmächte nur nach der Zahl der unter ihrer Flagge anlangenden Schiffe und nach der Summe des gegenseitigen Umsatzes bemessen wird, aus der geflissentlichen Geltendmachung ihrer Eigenschaft als selbstständiger Staaten mit eigenen großen Handelsgebieten erwachsen könnte. Unter Befolgung eines entgegengesetzten, nationalen Verfahrens, haben sie es daher auch in ihren neueren Reciprocitätsverträgen erreicht, als die natürlichen Factoren der deutschen Binnenstaaten dergestalt anerkannt zu werden, daß sie die für sich begehrten Leistungen auch als auf diese consequenterweise übergehend ansprechen und erlangen konnten.
„Wofern man als eine zweite Hülfsanstalt für Deutschlands Interessen den Hansestädten Holland zur Seite stellt, so wird man zuvörderst nie übersehen dürfen, daß von dem was es ein- und namentlich was es ausführt, ein großer Theil den eigenen Provinzen verbleibt oder entnommen ist, während hanseatischer Verkehr fast ausschließlich deutschen Bedarf befriedigt und deutschen Ueberfluß verwerthet. Aber auch abgesehen vom deutschen Interesse, steht Hollands Handel mit den genannten amerikanischen Staaten, unsern vornehmsten und natürlichsten Absatz- und Versorgungsmärkten, weit hinter dem der Hansestädte zurück. *) Im Jahr 1838 betrug die Zahl der zu Amsterdam aus Nord- und Südamerika, Ost- und Westindien eingelaufenen Schiffe 243, darunter 128 aus den holländischen Colonien (Java, Surinam etc.) von den übrigen 115 kamen 54 aus den Vereinigten Staaten, 31 von Westindien, 28 von Südamerika, 2 von China. Zu Rotterdam langten ebendaher 175 Schiffe an; davon kamen 82 auf die Colonien, 59 auf die Vereinigten Staaten, 13 auf Westindien, 18 auf Südamerika, 3 auf China etc. – In Hamburg betrug jene Gesammtzahl 311 Schiffe, worunter 45 aus Nordamerika, 119 aus Westindien, 136 aus Südamerika, 11 von Ostindien, China, dem Cap u. s. w. – Zu Bremen 181; 93 davon aus Nordamerika, 67 aus Westindien, 17 aus Südamerika, 4 aus Ostindien, China etc. – Stelle man die beiden letztern den holländischen Häfen gegenüber, so ergibt sich im Großen und Ganzen schon ein Uebergewicht der Hansestädte von 492 gegen 418, nach Abzug des niederländischen Colonialverkehrs aber von 492 gegen 219. – Und nun möge man ferner beherzigen, wie viel in dem einen wie in dem andern Falle von solchem Verkehre Deutschland zu Gut kömmt. An Gründen zur Erklärung fehlt es nicht, statt aller aber genügt der eine, die einfache Hinweisung auf Hollands Colonien, auf seine in den letzten Jahren neu erwachte Colonialpolitik. Zu einer Zeit, wo es diese zu früher nicht gekannter Höhe und Vielseitigkeit der Production zu heben bemüht ist, wo es zugleich eifersüchtig über die Handelsvorzüge und Monopole des Mutterlandes wacht, welches Interesse könnte es haben, dem Absatz jener Staaten, der Nebenbuhler seiner Colonien, sonderlichen Vorschub zu leisten? Und da im Handel ein Geben ohne Wiedernehmen auf die Dauer nicht bestehen kann, so folgt aus gleichem Grunde die Unzulänglichkeit der holländischen Märkte als Beförderer deutscher Ausfuhr nach den freien Staaten Amerika's. Ob Holland Willens und im Stande ist, für letztere seine Colonien zu substituiren mit ihrer, europäischer, zumal deutscher Fabricate wenig bedürftigen oder doch gewohnten Bevölkerung – das wichtigste Erzeugniß deutschen Gewerbfleißes, die Leinewand, findet dort so gut wie gar keinen Absatz – muß die Zukunft lehren. Die hohen Differentialzölle, zu Gunsten der Producte des Mutterlandes, geben dazu einstweilen wenig Aussicht. Auch sind, so viel bekannt, unter den Zugeständnissen Hollands in dem Vertrage mit dem deutschen Zollverein erhebliche Stipulationen zum Besten des Absatzes deutscher Artikel in Java oder Surinam nicht mit enthalten.
„Welches Gewicht nun also der Zollverein und namentlich die rheinischen Staaten und Provinzen desselben auf ein Vertragsverhältniß mit dem Königreich der Niederlande zu legen gerechten Grund haben, wodurch es sich, so weit sein eigenes Interesse dieß gestattet, als den natürlichen Bundesgenossen des westdeutschen Handels zu erkennen gibt oder doch sein Stromgebiet dem freien Durchzuge öffnet – der Zollverein wird dennoch nach dem oben Angeführten, im Interesse des gesammten Deutschlands immer vermeiden, jenem Reiche zur Verfolgung seiner commerciellen Zwecke, eine eigentlich bevorzugte Stellung bei sich einzuräumen – Begünstigungen, deren Gewicht, verstärkt durch Hollands eigene Zuthaten, durch das sichtliche Bestreben, kein Opfer zu scheuen, um (sey es auch nach Jahren erst) seinen Märkten, die frühere Präponderanz für die Versorgung des Continents, besonders aber Deutschlands wieder zu verschaffen, zu schwer auf der Concurrenz der transatlantischen Staaten lasten würde, um einen fernern Aufschwung, ja nur die Fortdauer des zwischen diesen und Deutschland einmal glücklich bestehenden Verkehrs zu gestatten.
(Beschluß folgt.)
Das Journal des Débats über Konstantinopel und Alexandria.
Das Journal des Débats stellt aus Anlaß der vom Herzog v. Noailles in der Pairskammer gehaltenen Rede folgende Betrachtungen an: „In der orientalischen Frage ist der Hauptpunkt der Debatte Konstantinopel. Die Debatte über Alexandria ist nur von secundärer Bedeutung. Aber Ostindien! ruft man – die Communication zwischen dem Mittelmeer und dem indischen Ocean – die Eroberung von Aden, welche alle
Absichten Englands auf das rothe Meer enthüllt – vergeßt ihr dieß Alles? – Wir haben dieß so wenig vergessen, daß wir überzeugt sind, England würde in Kairo lieber einen unmächtigen Pascha sehen, als den wachsamen und energischen alten Mehemed. Trotz all' dem aber wird England in seiner Wahl nicht lange zaudern, wenn ihm nur die Alternative bleibt zwischen der Erhaltung der Macht Aegyptens und dem Einzug der Russen in Konstantinopel. Mehemed in Alexandria ist nur eine Verlegenheit für England, der Kaiser von Rußland in Konstantinopel aber ist eine unheilbare Wunde für Großbritannien. Jedermann wird lieber in seinem Fuß einen Dorn sehen, als ein zerschmettertes Bein haben wollen. Vergebens wird man versuchen, durch Unterhandlungen oder Journalartikel die Wahrheit zu verdrehen, vergebens wird man die gewandtesten und artigsten Diplomaten nach London schicken, vergebens der Eitelkeit und den Leidenschaften dieser oder jener Person schmeicheln, immer wird man wieder auf den Vorschlag zurückkommen: Tretet uns Konstantinopel ab, wir überlassen euch Alexandria. In dem Augenblick, wo die brittische Regierung, mögen Whigs oder Tories am Ruder seyn, hierüber einen Entschluß fassen soll, wird sie immer zurücktreten. Wir bemerken im Vorbeigehen, daß es das torystische England war, welches uns im Jahre 1829 das Ministerium Polignac gab, nicht um den Staatsstreich vom 25 Jul. 1830 auszuführen, sondern um jene Allianz zwischen Frankreich und Rußland zu hindern, von der es einigen Leuten unter der Restauration träumte. Die Bildung des Polignac'schen Ministeriums stimmte mit den politischen Planen Englands im Orient zusammen; man sieht hieraus, daß unsere Allianz mit England weder von den Menschen noch von ihren Leidenschaften bedingt ist. Lord Wellington wünschte, in demselben Grad wie Lord Melbourne, uns am Bosporus als Alliirte zu haben; denn in keines Menschen Macht liegt es, England eine capriciöse oder phantastische Neigung für Rußland einzuflößen, eine Neigung, welche Konstantinopel Rußland überliefern würde, und zwar durch die gefälligen Hände Englands selbst! Es ist dieß vergebliche Mühe. Man mag hundert Missionen, wie die des Hrn. v. Brunnow, abschicken, ihr Loos wird immer dasselbe seyn. Sie werden günstig anfangen, werden dann mühsam sich fortschleppen und am Ende zu nichts führen, so lange Rußland nicht etwa den Engländern den Vorschlag macht, ihnen Alexandria und die Dardanellen zugleich abzutreten. Dann freilich wäre die beiderseitige Allianz möglich. . . Wir können hinsichtlich Aegyptens etwas anderer Meinung seyn, als England, wir können die Ansprüche Mehemed Ali's unterstützen, in so weit dieselben zu rechtfertigen sind, ohne daß es deßhalb zwischen uns und England zu einem Bruch kommen wird. Der Knoten unserer Allianz mit England ist nicht in Alexandria, sondern in Konstantinopel, und diese Allianz wird sicher bestehen, so lange wir zu Konstantinopel gegen Rußland mit England gleiches Interesse haben werden. Mit Einem Wort: es ist wohl möglich, daß wir mit England nicht immer im gutem Hausfrieden leben, aber es wird nie zu einer Scheidung kommen. . . Die französische Regierung dachte, als sie dem Schiedsgericht über die orientalischen Angelegenheiten beitrat, man werde sich mit der Hauptsache befassen, mit der Unabhängigkeit des ottomanischen Reichs gegenüber Rußland. Sie täuschte sich aber. Die Gewandtheit der Einen, der Eigensinn der Andern, einigermaßen von der Furcht, die alle hatten, unterstützt, verrückte die Debatte von der Hauptsache, die um so mehr zurückschreckt, je mehr sie an Wichtigkeit gewinnt, auf die Nebensache, deren Entscheidung nichts entscheidet und nichts löst, die aber den Vortheil hat, daß sie weniger gefährlich zu berathen ist. Sie erhielt den Vorzug und seit sechs Monaten beschäftigt man sich nur mit Alexandria; während der eigentliche Knoten in Konstantinopel liegt. Jeder weiß indessen, was er davon zu halten hat, obwohl er es sich nicht anmerken läßt. Wir wollen nur Eine Bemerkung machen, um zu beweisen, daß in Europa Niemand über die orientalische Frage sich täuscht, Niemand die Episode für das Stück selbst hält. Die Flotten Englands und Frankreichs ankern nicht vor Alexandria, sondern im Golf von Smyrna, zu Tenedos, am Eingang der Dardanellen, weil dort die eigentliche Frage liegt. Nach Alexandria schickt man diplomatische Noten, nach dem Eingang der Dardanellen Kriegsschiffe, denn dort ist die Gefahr. Ueber Adana, Syrien, die Erblichkeit der von Mehemed Ali beherrschten Paschaliks wird viel geschrieben, das Auge aber bleibt dem Bosporus, den Dardanellen, dem schwarzen Meer zugewendet. Niemand also macht sich eine Illusion. Rußland versucht in diesem Augenblick, während der Unterhandlungen hinsichtlich Aegyptens, dem schwarzen Meer das Privilegium einer geschlossenen See zu geben. Es weiß, daß es Europa durch das schwarze Meer bedrohen kann, so lange dasselbe geschlossen bleibt; durch dasselbe Meer ist es auch verwundbar, wenn es den Linienschiffen geöffnet wird. Daher die Beschränkungen, welche die Pforte den englischen oder französischen Kriegsschiffen auferlegt, die durch den Bosporus ins schwarze Meer einlaufen wollen. Die Pforte bewilligt ihnen Fermane, um in den Hellespont, in das Marmorameer und in den Hafen von Konstantinopel einzulaufen, ohne zu fordern, daß sie ihren Charakter als Kriegsschiffe im mindesten verläugnen. Sobald die Schiffe aber in das schwarze Meer einlaufen wollen, macht die Pforte mehr Schwierigkeiten, obwohl es sich dort nicht mehr um ihre Sicherheit handelt. Sie verlangt, daß die Kriegsschiffe dort wenigstens ihre Kanonen maskiren. Wir beklagen uns nicht über diese Beschränkungen, denn sie werden früher oder später die Frage hinsichtlich der Sperre des Bosporus für die Kriegsschiffe und seiner Neutralität, die künftig in der freien Passage bestehen muß, wie sie früher in der Sperre bestand, zur Sprache bringen.“