wie auch einigen andern Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
[Spaltenumbruch]Jahr MDC. biß MDCC.berühmten Politici Christophori Forstneri an eben diesen Campanellum von anno 1627. fol- gende worte/ woraus man| dieses klugen man- Lob und hochach- tung. Forstneri brieff an denselben.nes estime von Campanella ersehen mag.
Vir maxime, libertatem (quanquam te eti- am in carcere, quod soli sapienti contingit, quam maxime liberum fuisse nonignoro) tibi ex animo gratulor. DEO & posteritati nunc debes, ut quod antea commode non poteras, nunc seculum divini ingenii tui monumentis erudire pergas. Debes hoc, quod dixi, DEO, cujus, cum ingenium tuum contemplamur, magnitudinem admiramur. Debes posterita- ti, nobisque, quibus erudiendo benefacere hu- manitatis lex est: Debes fortunae, quae te seculi miraculum atque heroem potius ac daemonem quam hominem credit.
Anderer zeugnisse.
38. Es hat auch schon anno 1618. Johan- nes Valentinus Andreae in der Mythologia Christiana p. 10. Campanellam als einen vor- trefflichen künstler gerühmet/ und von ihm er- zehlet/ däß er dem König in Spanien Philip- po II. eine wunderbare und sinnreiche ma- chine gemachet/ darinne der sonnen lauff accurat repraesentiret gewesen. Morhofius in Polyhist. L. I. c. 11. p. 98. bekennet von dessen schrifften/ daß wenn man sie genauer ein- sehe/ manmaterie zu den allertieffsten betrachtungen darinnen finde. Und ob er wol nicht alles schlechthin billigen könne/ so finde man doch solcheme- ditationesin denselben/ die gewiß- lich das vortrefflichsteingeniumanzeig- ten. Er erzehlet dabey einige materien seines buchs/ daß es handele de mundis, de seculis, de ordinibus mentalibus, de sigillis & ideis, de vita divinitus comparanda, de actionibus mun- dorum secundum seriem & collationem illo- rum, de gradibus potestatum & possibilium, de amore, sapientia & potestate, omnium rerum affectionibus, de maximo & minimo, de passio- nibus rerum ratione materiae & formae , demu- tationibus earum & transformationibus, de propensionibus corporum vel ad systematis unionem, vel ad certos situs in corpore. De configurationibus rerum & infinitis aliis. An- derer dergleichen judiciorum von diesem manne vor jetzo zugeschweigen.
Beschul- digung des Athe- ismi.
39. Es ist aber derselbige eben damit in die üble nachrede gekommen/ als wenn er ein A- theiste wäre/ indem er die Atheisten wiederle- gen wollen/ nemlich in seinem Atheismo trium- phato, Paris. 1636. Darinnen haben ihm un- Anlaß dazu.terschiedliche beygemessen/ als wenn er die ar- gumenta derer Atheisten ziemlich scheinbar/ hingegen die widerlegungen nicht so ernstlich und nachdrücklich vorgetragen hätte. Wegen dieses bösen argwohns haben ihn nun die o- bengedachte Atheisten- und Ketzer-macher/ D.Müller im Atheismo pag. 63. und D. Wagnerpag. 19. öffentlich einen Atheisten gescholten/ wie auch Reiserus de Atheismo pag. 261. Pfeifferus l. c. Ja D.Johann A- dam Osiander hat ohne bedencken geschrie- ben: Campanellahätte mehr gemeinschafft mit dem Teuffel als mit GOTT ge- habt.de Notitia DEI contra Atheos Exerc. XV. Thes. 19. Anderer solcher auflagen zu ge- schweigen/ die sich wol nicht vor menschen/ ge- schweige denn vor GOTT/ verantworten [Spaltenumbruch]
lassen. Wir wollen aber dagegen die beschei-Jahr MDC. biß MDCC. denere judicia anderer auch unter den Theolo- gis vernehmen/ insonderheit des berühmten Theophili Spizelii aus der Epistola de A- theismo eradicando pag. 42. u. f.
Anderer moderares urtheil und ent- schuldi- gung.
40. Dieser mercket zuförderst Campanellae intentionem, welche derselbe in der Vorrede über den Atheismum trumphalem eröffnet: Er habe sich vorgenommen/ die bekeh- rung derer Heiden zu befördern/ daß er beweise/ diereligionsey überhaupt nicht nach der kunst derer spitzfindigen köpffe oder auch derer unwissenden/ sondern nach der natur von GOTT eingepflan- tzet/ von denPhilosophisund völckern approbiret/ denen Propheten offenbaret/ und hernach von GOTT übernatürli- cher weise bekant gemacht/ auch durch wahrhafftige gaben/ wunderwercke/ weissagungen und heiliges leben erklä- ret worden. Hierauf führet Spizelius Rei- seri urtheil an/ der erstlich bekant habe: Man würde nicht irren/ wenn man diesem buch die ehre eines triumphs über den Atheismumzuschriebe/ dabey er Voetii an- merckung gedencket/ wie auch Grotii beysor- ge/ daß Campanella vielleicht dem Atheismo etwas nahe träte. Spizelius aber gibt p. 44. gleichwol diesen ausschlag: Jch wolte nicht gerne von dem sinn und vorhabenCam- panellaefreventlich urtheilen/ oder ihn wie VaninumdesAtheismibeschuldigen/ ab- sonderlich weil ich aus seinem buch gar nicht schliessen können/ daß er mit wis- sen und willen etwas dergleicheninten- diret habe. Und hierinnen stimmet ihm auch der obengedachte Auctor deren Annotatio- num über die Religionem Medici bey/ wel- cher ihn unter die Auctores/ als Mornaeum, Grotium, Savonarolam &c. mit rechnet/ wel- che die wahrheit der Christlichen Religion hauptsächlich bestättiget haben. pag. 127. Jn- gleichen noch zuletzt Weberus in Eintheilung der Atheisterey pag. 54.
41. Die veranlassung aber solcher anklage wieder Campanellam mag nach Spizelii muth- massung diese gewesen seyn/ weil er bald im an- fang der vorrede des atheismi trium phati fol- gende worte gesetzet: Zu dem ende habe ichCampa- nellae in- tention und me- thode. die person derAtheisten angenommen/ aber nur wie sie in der blossen natur be- stehet/ damit sie die gewißheit des glau- bens/ welchen ich bekenne/ nicht vor ei- ne hartnäckigkeit halten möchten/ und also auch in ihreropinionverstockt blie- ben. -- Deswegen hab ich keinargu- ment,das von ihnen oder auch sonsten ih- re meinung zu bestätigen erdacht wor- den/ ausgelassen/ ob sie gleich auch bis- weilen spöttisch schienen. Jmmittelst ist Spizelius nicht mit ihm zu frieden/ daß er zum beweiß der religion im andern capitel p. 4. fol- gendes als einen grund geleget/ wiewol er gleichwol bekennet/ daß diese worte noch zu ent- schuldigen wären. Sie lauten aber also: Es-Worte von der Dreyei- nigkeit. se tres Primalitates seu| Praeeminentias, poten- tiam, sapientiam & amorem, per illa autem tria Ens primum essentiari, secunda vero entia horum participio ac in tantum esse, existere & vivere in suo quoque gradu, in quantum perse- verant in eis potestatis, sapientiae & amoris ra-
dii ac
A. K. H. Dritter Theil. L 2
wie auch einigen andern Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
[Spaltenumbruch]Jahr MDC. biß MDCC.beruͤhmten Politici Chriſtophori Forſtneri an eben dieſen Campanellum von anno 1627. fol- gende worte/ woraus man| dieſes klugen man- Lob und hochach- tung. Forſtneri brieff an denſelben.nes eſtime von Campanella erſehen mag.
Vir maxime, libertatem (quanquam te eti- am in carcere, quod ſoli ſapienti contingit, quam maxime liberum fuiſſe nonignoro) tibi ex animo gratulor. DEO & poſteritati nunc debes, ut quod antea commodè non poteras, nunc ſeculum divini ingenii tui monumentis erudire pergas. Debes hoc, quod dixi, DEO, cujus, cum ingenium tuum contemplamur, magnitudinem admiramur. Debes poſterita- ti, nobisque, quibus erudiendo benefacere hu- manitatis lex eſt: Debes fortunæ, quæ te ſeculi miraculum atque heroëm potius ac dæmonem quam hominem credit.
Anderer zeugniſſe.
38. Es hat auch ſchon anno 1618. Johan- nes Valentinus Andreæ in der Mythologia Chriſtiana p. 10. Campanellam als einen vor- trefflichen kuͤnſtler geruͤhmet/ und von ihm er- zehlet/ daͤß er dem Koͤnig in Spanien Philip- po II. eine wunderbare und ſinnreiche ma- chine gemachet/ darinne der ſonnen lauff accurat repræſentiret geweſen. Morhofius in Polyhiſt. L. I. c. 11. p. 98. bekennet von deſſen ſchrifften/ daß wenn man ſie genauer ein- ſehe/ manmaterie zu den allertieffſten betrachtungen darinnen finde. Und ob er wol nicht alles ſchlechthin billigen koͤnne/ ſo finde man doch ſolcheme- ditationesin denſelben/ die gewiß- lich das vortrefflichſteingeniumanzeig- ten. Er erzehlet dabey einige materien ſeines buchs/ daß es handele de mundis, de ſeculis, de ordinibus mentalibus, de ſigillis & ideis, de vita divinitus comparanda, de actionibus mun- dorum ſecundum ſeriem & collationem illo- rum, de gradibus poteſtatum & poſſibilium, de amore, ſapientia & poteſtate, omnium rerum affectionibus, de maximo & minimo, de paſſio- nibus rerum ratione materiæ & formæ , demu- tationibus earum & transformationibus, de propenſionibus corporum vel ad ſyſtematis unionem, vel ad certos ſitus in corpore. De configurationibus rerum & infinitis aliis. An- derer dergleichen judiciorum von dieſem manne vor jetzo zugeſchweigen.
Beſchul- digung des Athe- iſmi.
39. Es iſt aber derſelbige eben damit in die uͤble nachrede gekommen/ als wenn er ein A- theiſte waͤre/ indem er die Atheiſten wiederle- gen wollen/ nemlich in ſeinem Atheismo trium- phato, Pariſ. 1636. Darinnen haben ihm un- Anlaß dazu.terſchiedliche beygemeſſen/ als wenn er die ar- gumenta derer Atheiſten ziemlich ſcheinbar/ hingegen die widerlegungen nicht ſo ernſtlich und nachdruͤcklich vorgetragen haͤtte. Wegen dieſes boͤſen argwohns haben ihn nun die o- bengedachte Atheiſten- und Ketzer-macher/ D.Muͤller im Atheismo pag. 63. und D. Wagnerpag. 19. oͤffentlich einen Atheiſten geſcholten/ wie auch Reiſerus de Atheismo pag. 261. Pfeifferus l. c. Ja D.Johann A- dam Oſiander hat ohne bedencken geſchrie- ben: Campanellahaͤtte mehr gemeinſchafft mit dem Teuffel als mit GOTT ge- habt.de Notitia DEI contra Atheos Exerc. XV. Theſ. 19. Anderer ſolcher auflagen zu ge- ſchweigen/ die ſich wol nicht vor menſchen/ ge- ſchweige denn vor GOTT/ verantworten [Spaltenumbruch]
laſſen. Wir wollen aber dagegen die beſchei-Jahr MDC. biß MDCC. denere judicia anderer auch unter den Theolo- gis vernehmen/ inſonderheit des beruͤhmten Theophili Spizelii aus der Epiſtola de A- theismo eradicando pag. 42. u. f.
Anderer moderares urtheil und ent- ſchuldi- gung.
40. Dieſer mercket zufoͤrderſt Campanellæ intentionem, welche derſelbe in der Vorrede uͤber den Atheismum trumphalem eroͤffnet: Er habe ſich vorgenommen/ die bekeh- rung derer Heiden zu befoͤrdern/ daß er beweiſe/ diereligionſey uͤberhaupt nicht nach der kunſt derer ſpitzfindigen koͤpffe oder auch derer unwiſſenden/ ſondern nach der natur von GOTT eingepflan- tzet/ von denPhiloſophisund voͤlckern approbiret/ denen Propheten offenbaret/ und hernach von GOTT uͤbernatuͤrli- cher weiſe bekant gemacht/ auch durch wahrhafftige gaben/ wunderwercke/ weiſſagungen und heiliges leben erklaͤ- ret worden. Hierauf fuͤhret Spizelius Rei- ſeri urtheil an/ der erſtlich bekant habe: Man wuͤrde nicht irren/ wenn man dieſem buch die ehre eines triumphs uͤber den Atheismumzuſchriebe/ dabey er Voëtii an- merckung gedencket/ wie auch Grotii beyſor- ge/ daß Campanella vielleicht dem Atheismo etwas nahe traͤte. Spizelius aber gibt p. 44. gleichwol dieſen ausſchlag: Jch wolte nicht gerne von dem ſinn und vorhabenCam- panellæfreventlich urtheilen/ oder ihn wie VaninumdesAtheismibeſchuldigen/ ab- ſonderlich weil ich aus ſeinem buch gar nicht ſchlieſſen koͤnnen/ daß er mit wiſ- ſen und willen etwas dergleicheninten- diret habe. Und hierinnen ſtimmet ihm auch der obengedachte Auctor deren Annotatio- num uͤber die Religionem Medici bey/ wel- cher ihn unter die Auctores/ als Mornæum, Grotium, Savonarolam &c. mit rechnet/ wel- che die wahrheit der Chriſtlichen Religion hauptſaͤchlich beſtaͤttiget haben. pag. 127. Jn- gleichen noch zuletzt Weberus in Eintheilung der Atheiſterey pag. 54.
41. Die veranlaſſung aber ſolcher anklage wieder Campanellam mag nach Spizelii muth- maſſung dieſe geweſen ſeyn/ weil er bald im an- fang der vorrede des atheiſmi trium phati fol- gende worte geſetzet: Zu dem ende habe ichCampa- nellæ in- tention und me- thode. die perſon derAtheiſten angenommen/ aber nur wie ſie in der bloſſen natur be- ſtehet/ damit ſie die gewißheit des glau- bens/ welchen ich bekenne/ nicht vor ei- ne hartnaͤckigkeit halten moͤchten/ und alſo auch in ihreropinionverſtockt blie- ben. — Deswegen hab ich keinargu- ment,das von ihnen oder auch ſonſten ih- re meinung zu beſtaͤtigen erdacht wor- den/ ausgelaſſen/ ob ſie gleich auch bis- weilen ſpoͤttiſch ſchienen. Jmmittelſt iſt Spizelius nicht mit ihm zu frieden/ daß er zum beweiß der religion im andern capitel p. 4. fol- gendes als einen grund geleget/ wiewol er gleichwol bekennet/ daß dieſe worte noch zu ent- ſchuldigen waͤren. Sie lauten aber alſo: Eſ-Worte von der Dreyei- nigkeit. ſe tres Primalitates ſeu| Præeminentias, poten- tiam, ſapientiam & amorem, per illa autem tria Ens primum eſſentiari, ſecunda verò entia horum participio ac in tantum eſſe, exiſtere & vivere in ſuo quoque gradu, in quantum perſe- verant in eis poteſtatis, ſapientiæ & amoris ra-
dii ac
A. K. H. Dritter Theil. L 2
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[83/0095]
wie auch einigen andern Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
beruͤhmten Politici Chriſtophori Forſtneri an
eben dieſen Campanellum von anno 1627. fol-
gende worte/ woraus man| dieſes klugen man-
nes eſtime von Campanella erſehen mag.
Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Lob und
hochach-
tung.
Forſtneri
brieff an
denſelben.
Vir maxime, libertatem (quanquam te eti-
am in carcere, quod ſoli ſapienti contingit,
quam maxime liberum fuiſſe nonignoro) tibi
ex animo gratulor. DEO & poſteritati nunc
debes, ut quod antea commodè non poteras,
nunc ſeculum divini ingenii tui monumentis
erudire pergas. Debes hoc, quod dixi, DEO,
cujus, cum ingenium tuum contemplamur,
magnitudinem admiramur. Debes poſterita-
ti, nobisque, quibus erudiendo benefacere hu-
manitatis lex eſt: Debes fortunæ, quæ te ſeculi
miraculum atque heroëm potius ac dæmonem
quam hominem credit.
38. Es hat auch ſchon anno 1618. Johan-
nes Valentinus Andreæ in der Mythologia
Chriſtiana p. 10. Campanellam als einen vor-
trefflichen kuͤnſtler geruͤhmet/ und von ihm er-
zehlet/ daͤß er dem Koͤnig in Spanien Philip-
po II. eine wunderbare und ſinnreiche ma-
chine gemachet/ darinne der ſonnen lauff
accurat repræſentiret geweſen. Morhofius in
Polyhiſt. L. I. c. 11. p. 98. bekennet von deſſen
ſchrifften/ daß wenn man ſie genauer ein-
ſehe/ man materie zu den allertieffſten
betrachtungen darinnen finde. Und ob
er wol nicht alles ſchlechthin billigen
koͤnne/ ſo finde man doch ſolche me-
ditationes in denſelben/ die gewiß-
lich das vortrefflichſte ingenium anzeig-
ten. Er erzehlet dabey einige materien ſeines
buchs/ daß es handele de mundis, de ſeculis,
de ordinibus mentalibus, de ſigillis & ideis, de
vita divinitus comparanda, de actionibus mun-
dorum ſecundum ſeriem & collationem illo-
rum, de gradibus poteſtatum & poſſibilium, de
amore, ſapientia & poteſtate, omnium rerum
affectionibus, de maximo & minimo, de paſſio-
nibus rerum ratione materiæ & formæ , demu-
tationibus earum & transformationibus, de
propenſionibus corporum vel ad ſyſtematis
unionem, vel ad certos ſitus in corpore. De
configurationibus rerum & infinitis aliis. An-
derer dergleichen judiciorum von dieſem manne
vor jetzo zugeſchweigen.
39. Es iſt aber derſelbige eben damit in die
uͤble nachrede gekommen/ als wenn er ein A-
theiſte waͤre/ indem er die Atheiſten wiederle-
gen wollen/ nemlich in ſeinem Atheismo trium-
phato, Pariſ. 1636. Darinnen haben ihm un-
terſchiedliche beygemeſſen/ als wenn er die ar-
gumenta derer Atheiſten ziemlich ſcheinbar/
hingegen die widerlegungen nicht ſo ernſtlich
und nachdruͤcklich vorgetragen haͤtte. Wegen
dieſes boͤſen argwohns haben ihn nun die o-
bengedachte Atheiſten- und Ketzer-macher/
D. Muͤller im Atheismo pag. 63. und D.
Wagner pag. 19. oͤffentlich einen Atheiſten
geſcholten/ wie auch Reiſerus de Atheismo
pag. 261. Pfeifferus l. c. Ja D. Johann A-
dam Oſiander hat ohne bedencken geſchrie-
ben: Campanella haͤtte mehr gemeinſchafft
mit dem Teuffel als mit GOTT ge-
habt. de Notitia DEI contra Atheos Exerc.
XV. Theſ. 19. Anderer ſolcher auflagen zu ge-
ſchweigen/ die ſich wol nicht vor menſchen/ ge-
ſchweige denn vor GOTT/ verantworten
laſſen. Wir wollen aber dagegen die beſchei-
denere judicia anderer auch unter den Theolo-
gis vernehmen/ inſonderheit des beruͤhmten
Theophili Spizelii aus der Epiſtola de A-
theismo eradicando pag. 42. u. f.
Anlaß
dazu.
Jahr
MDC.
biß
MDCC.
40. Dieſer mercket zufoͤrderſt Campanellæ
intentionem, welche derſelbe in der Vorrede
uͤber den Atheismum trumphalem eroͤffnet:
Er habe ſich vorgenommen/ die bekeh-
rung derer Heiden zu befoͤrdern/ daß er
beweiſe/ die religion ſey uͤberhaupt nicht
nach der kunſt derer ſpitzfindigen koͤpffe
oder auch derer unwiſſenden/ ſondern
nach der natur von GOTT eingepflan-
tzet/ von den Philoſophis und voͤlckern
approbiret/ denen Propheten offenbaret/
und hernach von GOTT uͤbernatuͤrli-
cher weiſe bekant gemacht/ auch durch
wahrhafftige gaben/ wunderwercke/
weiſſagungen und heiliges leben erklaͤ-
ret worden. Hierauf fuͤhret Spizelius Rei-
ſeri urtheil an/ der erſtlich bekant habe: Man
wuͤrde nicht irren/ wenn man dieſem
buch die ehre eines triumphs uͤber den
Atheismum zuſchriebe/ dabey er Voëtii an-
merckung gedencket/ wie auch Grotii beyſor-
ge/ daß Campanella vielleicht dem Atheismo
etwas nahe traͤte. Spizelius aber gibt p. 44.
gleichwol dieſen ausſchlag: Jch wolte nicht
gerne von dem ſinn und vorhaben Cam-
panellæ freventlich urtheilen/ oder ihn wie
Vaninum des Atheismi beſchuldigen/ ab-
ſonderlich weil ich aus ſeinem buch gar
nicht ſchlieſſen koͤnnen/ daß er mit wiſ-
ſen und willen etwas dergleichen inten-
diret habe. Und hierinnen ſtimmet ihm auch
der obengedachte Auctor deren Annotatio-
num uͤber die Religionem Medici bey/ wel-
cher ihn unter die Auctores/ als Mornæum,
Grotium, Savonarolam &c. mit rechnet/ wel-
che die wahrheit der Chriſtlichen Religion
hauptſaͤchlich beſtaͤttiget haben. pag. 127. Jn-
gleichen noch zuletzt Weberus in Eintheilung
der Atheiſterey pag. 54.
41. Die veranlaſſung aber ſolcher anklage
wieder Campanellam mag nach Spizelii muth-
maſſung dieſe geweſen ſeyn/ weil er bald im an-
fang der vorrede des atheiſmi trium phati fol-
gende worte geſetzet: Zu dem ende habe ich
die perſon der Atheiſten angenommen/
aber nur wie ſie in der bloſſen natur be-
ſtehet/ damit ſie die gewißheit des glau-
bens/ welchen ich bekenne/ nicht vor ei-
ne hartnaͤckigkeit halten moͤchten/ und
alſo auch in ihrer opinion verſtockt blie-
ben. — Deswegen hab ich kein argu-
ment, das von ihnen oder auch ſonſten ih-
re meinung zu beſtaͤtigen erdacht wor-
den/ ausgelaſſen/ ob ſie gleich auch bis-
weilen ſpoͤttiſch ſchienen. Jmmittelſt iſt
Spizelius nicht mit ihm zu frieden/ daß er zum
beweiß der religion im andern capitel p. 4. fol-
gendes als einen grund geleget/ wiewol er
gleichwol bekennet/ daß dieſe worte noch zu ent-
ſchuldigen waͤren. Sie lauten aber alſo: Eſ-
ſe tres Primalitates ſeu| Præeminentias, poten-
tiam, ſapientiam & amorem, per illa autem
tria Ens primum eſſentiari, ſecunda verò entia
horum participio ac in tantum eſſe, exiſtere &
vivere in ſuo quoque gradu, in quantum perſe-
verant in eis poteſtatis, ſapientiæ & amoris ra-
dii ac
Campa-
nellæ in-
tention
und me-
thode.
Worte
von der
Dreyei-
nigkeit.
A. K. H. Dritter Theil. L 2
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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/95>, abgerufen am 22.12.2024.
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