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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Weil aber die untersten örter in so vie-
lerley religionen oder behältnisse einge-
theilt seyn/ so wäre es wol billig/ daß
man vor diese auch einen
Limbum oder
gewissen ort
ftatuirte. Was wollen wir
sagen/ wenn wir die Poetische gedichte
wahr befinden/ und die erdichteten Fu-
rien in gewisse böse geister verwandelt
sehen werden?
Worauff er endlich/ nachdem
er gewiesen/ daß man solche arme leute nicht
Durch
CHristum
allein.
verdammen solle/ schleust: Es sey offenbar/
und werde endlich allen nothwendig of-
fenbar werden/ daß ausser CHristo
durchaus keine seligkeit sey/ welche war-
heit auch wol die grösten exempel der tu-
genden einmal bekräfftigen würden/
und die erfahrung lehren/ daß auff erden
kein werck so gantz vollkommen sey/ daß
es den himmel mit recht verdiene.
Eben
aus dieser genommenen freyheit/ hat er auch
von einigen puncten/ die bey den Römisch-Ca-
tholischen im schwange gehen/ solcher gestalt
geurtheilet/ daß die Parisienser in ihrer edition
sich gar vergnügt darüber bezeiget/ wenn er in
der 3. section des ersten theils p. 7. setzet.

Von etli-
chen Päb-
stischen ge-
bräuchen.

35. Wenn wir die schelt- und schmäh-
worte auslassen/ wodurch die Reformir-
ten von denen Römischen aus haß und
widerwillen getrennet sind/ so haben ja
beyde partheyen einen glauben/ ein
syste-
ma
der nöthigen principien mit einander
gemein. Dahero mache ich mir gar kein
gewissen/ mit ihnen
(denen Römisch-
gesinnten) zu conversiren/ und in ihre kir-
chen zugehen etc. -- Das weyh-wasser
und die Crucifixe/ davor man sich ins
gemein so sehr sürchtet/ können uns ja
nach meinem begriff die religion weder
auffzwingen noch auch benehmen. Jch
bekenne/ daß ich zum aberglauben/ wie
ihn der tadelhaffte eiffer nennet/ etwas

inclinire. Denn in meinem leben und
conversation bin ich ernsthafftig/ in den
moribus traurig und etwas moros: Beym
GOttesdienst aber gefället mir eine an-
ständige
positur des knie beugens/ hut ab-
nehmens und hände auff hebens mit al-
len andern geberden/ die die innerliche
GOTT seligkeit entweder ausdrucken
oder auch vermehren. Jch wolte mir
lieber einen arm abnehmen lassen/ als
daß ich solte eine kirche ruiniren/ oder
eines Märtyrers grab einreissen. Wenn
ich ein creutz oder crucifix sehe/ so kan
ich wol mich des hut abziehens enthal-
ten/ jedoch nicht also/ daß mir nicht das
andencken meines Heylandes beyfallen
solte. Jch kan die mühwaltung derer
walfahrten nicht gantz verlachen/ noch
auch den erbärmlichen zustand der Mön-
che verachten: Denn obs gleich unter
diesen etwas verkehrtzugehet/ so ist doch
auch etwas von der Gottseligkeit bey
ihnen. Die glocke/ wenn man zum
AveMa-
ria
läutet/ höre ich niemals/ daß ich nicht
mein hertz zu Gott erheben solte. Kan
mir auch nicht einbilden/ daß weil diese
etwa in einem umstand geirret/ ich alles
mit einander verschweigen und verach-
ten solte. Denn ich habe ihren dienst
[Spaltenumbruch] und dessen irrthum durch mein recht-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

mäßiges gebet zu verbessern gesucht.
Bey öffentlichen
Processionen habe ich
bißweilen gar sehr geweinet/ da andere
aus muthwillen und unwissenheit wol
neben mir lachten.

36. Endlich setzet er eben daselbst seine mei-Von an-
dern par-
theyen der
Christen-
heit.

nung von den übrigen theilen der Christen heit:
Es gibt auch wol unter denen Griechi-
schen/ Römischen und Africanischen kir-
chen einige gebräuche und
ceremonien/
welche von denen/ die einen recht ver-
ständigen eiffer haben/ auch recht und
Christlich gebrauchet werden könten/
welche wir doch verwerffen/ nicht als
wenn sie an sich selbst böse wären/ son-
dern weil die leute die wahrheit gleich-
sam nur von der seite ansehen/ wegen ih-
rer leichtsinnigenund unbeständigen ge-
müther nicht den rechten engen steg zu
behalten wissen/ und dahero auff aller-
hand
extrema gerathen/ daß sie durch sol-
che reitzungen in aberglauben fallen.

Dieses wäre dieses mannes eigener ausdruckFreyheit
des gewis-
sens.

von dem zustand derer Religionen/ dabey er zu-
gleich von sich selbsten hin und wider an tag
legt/ wie er sich in der Theologie nicht allezeit
an die gemeinen meinunge und expressiones ge-
bunden/ sondern in der mystischen Theologie
und denen Göttlichen und natürlichen geheim-
nissen sonderbare krafft/ weißheit und vergnü-
gung gefunden habe/ wie sonderlich in der 11.
und folgenden sectionen zu sehen. Allwo er
denn gedencket/ daß er nebenst andern eigen-
schafften GOttes vornemlich dessen weißheit
bewundert/ und darinnen die gröste erquickung
und seligkeit gefunden/ deßwegen er sich auch
vor andern glückselig preiset. Was sonsten vor
sonderbare und eigene meinungen so wol in die-
ser Religione Medici, als in der gedachten Pseu-
dodoxia
anzumercken wären/ können aus diesen
büchern selbsten/ weil sie überall zu bekommen/
leichtlich nachgesehen werde. | Hier füge ich noch
einen berühmten scribenten kürtzlich bey/ der
ebenfals einiger paradoxen meinungen halber
(die er so wol in der Philosophie als Theolo-
gi
e gehabt) unter die Atheisten gerechnet wor-
den/ nemlich Thomam Campanellam, von
welchem nur das vornehmste soll gedacht wer-
den.

37. Es war dieser mann seiner geburt nach einCampa-
nellae
le-
ben.

Edelmann aus dem Turinischen gebiet/ und der
profession nach ein Dominicaner-Mönch/
lebte erstlich in Jtalien und unter denen Spa-
niern/ zog hierauff um das jahr 1634. in Franck-
reich und nach Pariß/ alda er nicht so grausam/
wie bey den Spaniern (besage des unten fol-
genden berichtes) sondern sehr wol tractiret
wurde; also/ daß er wegen seiner ungemeinen
gelehrsamkeit und klugheit sehr viel Patronen/
sonderlich aber den Cardinal Antonium ihm
gewogen fand/ davon im Theatro Europaeo
T. III. p.
393, zu lesen ist. Er hat auch nicht
weniger bey andern Nationen grossen applau-
sum
und beyfall gefunden/ so/ daß man noch un-
ter den Gelehrten gar gütige judicia von ihm fin-
det/ ungeacht einige unverständige leute/ de-
ren interesle er mit seinen schrifften etwa entge-
gen gewesen/ anders von ihm urtheilen wollen.
Jch finde in einem eigenhändigen brieff des

berühm-

Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Weil aber die unterſten oͤrter in ſo vie-
lerley religionen oder behaͤltniſſe einge-
theilt ſeyn/ ſo waͤre es wol billig/ daß
man vor dieſe auch einen
Limbum oder
gewiſſen ort
ftatuirte. Was wollen wir
ſagen/ wenn wir die Poetiſche gedichte
wahr befinden/ und die erdichteten Fu-
rien in gewiſſe boͤſe geiſter verwandelt
ſehen werden?
Worauff er endlich/ nachdem
er gewieſen/ daß man ſolche arme leute nicht
Durch
CHriſtum
allein.
verdammen ſolle/ ſchleuſt: Es ſey offenbar/
und werde endlich allen nothwendig of-
fenbar werden/ daß auſſer CHriſto
durchaus keine ſeligkeit ſey/ welche war-
heit auch wol die groͤſten exempel der tu-
genden einmal bekraͤfftigen wuͤrden/
und die erfahrung lehren/ daß auff erden
kein werck ſo gantz vollkommen ſey/ daß
es den himmel mit recht verdiene.
Eben
aus dieſer genommenen freyheit/ hat er auch
von einigen puncten/ die bey den Roͤmiſch-Ca-
tholiſchen im ſchwange gehen/ ſolcher geſtalt
geurtheilet/ daß die Pariſienſer in ihrer edition
ſich gar vergnuͤgt daruͤber bezeiget/ wenn er in
der 3. ſection des erſten theils p. 7. ſetzet.

Von etli-
chen Paͤb-
ſtiſchen ge-
braͤuchen.

35. Wenn wir die ſchelt- und ſchmaͤh-
worte auslaſſen/ wodurch die Reformir-
ten von denen Roͤmiſchen aus haß und
widerwillen getrennet ſind/ ſo haben ja
beyde partheyen einen glauben/ ein
ſyſte-
ma
der noͤthigen principien mit einander
gemein. Dahero mache ich mir gar kein
gewiſſen/ mit ihnen
(denen Roͤmiſch-
geſinnten) zu converſiren/ und in ihre kir-
chen zugehen ꝛc. — Das weyh-waſſer
und die Crucifixe/ davor man ſich ins
gemein ſo ſehr ſuͤrchtet/ koͤnnen uns ja
nach meinem begriff die religion weder
auffzwingen noch auch benehmen. Jch
bekenne/ daß ich zum aberglauben/ wie
ihn der tadelhaffte eiffer nennet/ etwas

inclinire. Denn in meinem leben und
converſation bin ich ernſthafftig/ in den
moribus traurig und etwas moros: Beym
GOttesdienſt aber gefaͤllet mir eine an-
ſtaͤndige
poſitur des knie beugens/ hut ab-
nehmens und haͤnde auff hebens mit al-
len andern geberden/ die die innerliche
GOTT ſeligkeit entweder ausdrucken
oder auch vermehren. Jch wolte mir
lieber einen arm abnehmen laſſen/ als
daß ich ſolte eine kirche ruiniren/ oder
eines Maͤrtyrers grab einreiſſen. Wenn
ich ein creutz oder crucifix ſehe/ ſo kan
ich wol mich des hut abziehens enthal-
ten/ jedoch nicht alſo/ daß mir nicht das
andencken meines Heylandes beyfallen
ſolte. Jch kan die muͤhwaltung derer
walfahrten nicht gantz verlachen/ noch
auch den erbaͤrmlichen zuſtand deꝛ Moͤn-
che verachten: Denn obs gleich unter
dieſen etwas veꝛkehꝛtzugehet/ ſo iſt doch
auch etwas von der Gottſeligkeit bey
ihnen. Die glocke/ wenn man zum
AveMa-
ria
laͤutet/ hoͤre ich niemals/ daß ich nicht
mein hertz zu Gott erheben ſolte. Kan
mir auch nicht einbilden/ daß weil dieſe
etwa in einem umſtand geirret/ ich alles
mit einander verſchweigen und verach-
ten ſolte. Denn ich habe ihren dienſt
[Spaltenumbruch] und deſſen irrthum durch mein recht-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

maͤßiges gebet zu verbeſſern geſucht.
Bey oͤffentlichen
Proceſſionen habe ich
bißweilen gar ſehr geweinet/ da andere
aus muthwillen und unwiſſenheit wol
neben mir lachten.

36. Endlich ſetzet er eben daſelbſt ſeine mei-Von an-
dern par-
theyen der
Chriſten-
heit.

nung von den uͤbrigen theilen der Chriſten heit:
Es gibt auch wol unter denen Griechi-
ſchen/ Roͤmiſchen und Africaniſchen kir-
chen einige gebraͤuche und
ceremonien/
welche von denen/ die einen recht ver-
ſtaͤndigen eiffer haben/ auch recht und
Chriſtlich gebrauchet werden koͤnten/
welche wir doch verwerffen/ nicht als
wenn ſie an ſich ſelbſt boͤſe waͤren/ ſon-
dern weil die leute die wahrheit gleich-
ſam nur von der ſeite anſehen/ wegen ih-
rer leichtſinnigenund unbeſtaͤndigen ge-
muͤther nicht den rechten engen ſteg zu
behalten wiſſen/ und dahero auff aller-
hand
extrema gerathen/ daß ſie durch ſol-
che reitzungen in aberglauben fallen.

Dieſes waͤre dieſes mannes eigener ausdruckFreyheit
des gewiſ-
ſens.

von dem zuſtand derer Religionen/ dabey er zu-
gleich von ſich ſelbſten hin und wider an tag
legt/ wie er ſich in der Theologie nicht allezeit
an die gemeinen meinungē und expreſſiones ge-
bunden/ ſondern in der myſtiſchen Theologie
und denen Goͤttlichen und natuͤrlichen geheim-
niſſen ſonderbare krafft/ weißheit und vergnuͤ-
gung gefunden habe/ wie ſonderlich in der 11.
und folgenden ſectionen zu ſehen. Allwo er
denn gedencket/ daß er nebenſt andern eigen-
ſchafften GOttes vornemlich deſſen weißheit
bewundert/ und darinnen die groͤſte erquickung
und ſeligkeit gefunden/ deßwegen er ſich auch
vor andern gluͤckſelig preiſet. Was ſonſten vor
ſonderbare und eigene meinungen ſo wol in die-
ſer Religione Medici, als in der gedachten Pſeu-
dodoxia
anzumercken waͤren/ koͤnnen aus dieſen
buͤchern ſelbſten/ weil ſie uͤberall zu bekommen/
leichtlich nachgeſehen werdē. | Hier fuͤge ich noch
einen beruͤhmten ſcribenten kuͤrtzlich bey/ der
ebenfals einiger paradoxen meinungen halber
(die er ſo wol in der Philoſophie als Theolo-
gi
e gehabt) unter die Atheiſten gerechnet wor-
den/ nemlich Thomam Campanellam, von
welchem nur das vornehmſte ſoll gedacht wer-
den.

37. Es war dieſer mañ ſeiner geburt nach einCampa-
nellæ
le-
ben.

Edelmann aus dem Turiniſchen gebiet/ und der
profeſſion nach ein Dominicaner-Moͤnch/
lebte erſtlich in Jtalien und unter denen Spa-
niern/ zog hierauff um das jahr 1634. in Franck-
reich und nach Pariß/ alda er nicht ſo grauſam/
wie bey den Spaniern (beſage des unten fol-
genden berichtes) ſondern ſehr wol tractiret
wurde; alſo/ daß er wegen ſeiner ungemeinen
gelehrſamkeit und klugheit ſehr viel Patronen/
ſonderlich aber den Cardinal Antonium ihm
gewogen fand/ davon im Theatro Europæo
T. III. p.
393, zu leſen iſt. Er hat auch nicht
weniger bey andern Nationen groſſen applau-
ſum
und beyfall gefunden/ ſo/ daß man noch un-
ter den Gelehꝛten gar guͤtige judicia von ihm fin-
det/ ungeacht einige unverſtaͤndige leute/ de-
ren intereſle er mit ſeinen ſchrifften etwa entge-
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Jch finde in einem eigenhaͤndigen brieff des

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[82/0094] Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Weil aber die unterſten oͤrter in ſo vie- lerley religionen oder behaͤltniſſe einge- theilt ſeyn/ ſo waͤre es wol billig/ daß man vor dieſe auch einen Limbum oder gewiſſen ort ftatuirte. Was wollen wir ſagen/ wenn wir die Poetiſche gedichte wahr befinden/ und die erdichteten Fu- rien in gewiſſe boͤſe geiſter verwandelt ſehen werden? Worauff er endlich/ nachdem er gewieſen/ daß man ſolche arme leute nicht verdammen ſolle/ ſchleuſt: Es ſey offenbar/ und werde endlich allen nothwendig of- fenbar werden/ daß auſſer CHriſto durchaus keine ſeligkeit ſey/ welche war- heit auch wol die groͤſten exempel der tu- genden einmal bekraͤfftigen wuͤrden/ und die erfahrung lehren/ daß auff erden kein werck ſo gantz vollkommen ſey/ daß es den himmel mit recht verdiene. Eben aus dieſer genommenen freyheit/ hat er auch von einigen puncten/ die bey den Roͤmiſch-Ca- tholiſchen im ſchwange gehen/ ſolcher geſtalt geurtheilet/ daß die Pariſienſer in ihrer edition ſich gar vergnuͤgt daruͤber bezeiget/ wenn er in der 3. ſection des erſten theils p. 7. ſetzet. Jahr MDC. biß MDCC. Durch CHriſtum allein. 35. Wenn wir die ſchelt- und ſchmaͤh- worte auslaſſen/ wodurch die Reformir- ten von denen Roͤmiſchen aus haß und widerwillen getrennet ſind/ ſo haben ja beyde partheyen einen glauben/ ein ſyſte- ma der noͤthigen principien mit einander gemein. Dahero mache ich mir gar kein gewiſſen/ mit ihnen (denen Roͤmiſch- geſinnten) zu converſiren/ und in ihre kir- chen zugehen ꝛc. — Das weyh-waſſer und die Crucifixe/ davor man ſich ins gemein ſo ſehr ſuͤrchtet/ koͤnnen uns ja nach meinem begriff die religion weder auffzwingen noch auch benehmen. Jch bekenne/ daß ich zum aberglauben/ wie ihn der tadelhaffte eiffer nennet/ etwas inclinire. Denn in meinem leben und converſation bin ich ernſthafftig/ in den moribus traurig und etwas moros: Beym GOttesdienſt aber gefaͤllet mir eine an- ſtaͤndige poſitur des knie beugens/ hut ab- nehmens und haͤnde auff hebens mit al- len andern geberden/ die die innerliche GOTT ſeligkeit entweder ausdrucken oder auch vermehren. Jch wolte mir lieber einen arm abnehmen laſſen/ als daß ich ſolte eine kirche ruiniren/ oder eines Maͤrtyrers grab einreiſſen. Wenn ich ein creutz oder crucifix ſehe/ ſo kan ich wol mich des hut abziehens enthal- ten/ jedoch nicht alſo/ daß mir nicht das andencken meines Heylandes beyfallen ſolte. Jch kan die muͤhwaltung derer walfahrten nicht gantz verlachen/ noch auch den erbaͤrmlichen zuſtand deꝛ Moͤn- che verachten: Denn obs gleich unter dieſen etwas veꝛkehꝛtzugehet/ ſo iſt doch auch etwas von der Gottſeligkeit bey ihnen. Die glocke/ wenn man zum AveMa- ria laͤutet/ hoͤre ich niemals/ daß ich nicht mein hertz zu Gott erheben ſolte. Kan mir auch nicht einbilden/ daß weil dieſe etwa in einem umſtand geirret/ ich alles mit einander verſchweigen und verach- ten ſolte. Denn ich habe ihren dienſt und deſſen irrthum durch mein recht- maͤßiges gebet zu verbeſſern geſucht. Bey oͤffentlichen Proceſſionen habe ich bißweilen gar ſehr geweinet/ da andere aus muthwillen und unwiſſenheit wol neben mir lachten. Jahr MDC. biß MDCC. 36. Endlich ſetzet er eben daſelbſt ſeine mei- nung von den uͤbrigen theilen der Chriſten heit: Es gibt auch wol unter denen Griechi- ſchen/ Roͤmiſchen und Africaniſchen kir- chen einige gebraͤuche und ceremonien/ welche von denen/ die einen recht ver- ſtaͤndigen eiffer haben/ auch recht und Chriſtlich gebrauchet werden koͤnten/ welche wir doch verwerffen/ nicht als wenn ſie an ſich ſelbſt boͤſe waͤren/ ſon- dern weil die leute die wahrheit gleich- ſam nur von der ſeite anſehen/ wegen ih- rer leichtſinnigenund unbeſtaͤndigen ge- muͤther nicht den rechten engen ſteg zu behalten wiſſen/ und dahero auff aller- hand extrema gerathen/ daß ſie durch ſol- che reitzungen in aberglauben fallen. Dieſes waͤre dieſes mannes eigener ausdruck von dem zuſtand derer Religionen/ dabey er zu- gleich von ſich ſelbſten hin und wider an tag legt/ wie er ſich in der Theologie nicht allezeit an die gemeinen meinungē und expreſſiones ge- bunden/ ſondern in der myſtiſchen Theologie und denen Goͤttlichen und natuͤrlichen geheim- niſſen ſonderbare krafft/ weißheit und vergnuͤ- gung gefunden habe/ wie ſonderlich in der 11. und folgenden ſectionen zu ſehen. Allwo er denn gedencket/ daß er nebenſt andern eigen- ſchafften GOttes vornemlich deſſen weißheit bewundert/ und darinnen die groͤſte erquickung und ſeligkeit gefunden/ deßwegen er ſich auch vor andern gluͤckſelig preiſet. Was ſonſten vor ſonderbare und eigene meinungen ſo wol in die- ſer Religione Medici, als in der gedachten Pſeu- dodoxia anzumercken waͤren/ koͤnnen aus dieſen buͤchern ſelbſten/ weil ſie uͤberall zu bekommen/ leichtlich nachgeſehen werdē. | Hier fuͤge ich noch einen beruͤhmten ſcribenten kuͤrtzlich bey/ der ebenfals einiger paradoxen meinungen halber (die er ſo wol in der Philoſophie als Theolo- gie gehabt) unter die Atheiſten gerechnet wor- den/ nemlich Thomam Campanellam, von welchem nur das vornehmſte ſoll gedacht wer- den. Von an- dern par- theyen der Chriſten- heit. Freyheit des gewiſ- ſens. 37. Es war dieſer mañ ſeiner geburt nach ein Edelmann aus dem Turiniſchen gebiet/ und der profeſſion nach ein Dominicaner-Moͤnch/ lebte erſtlich in Jtalien und unter denen Spa- niern/ zog hierauff um das jahr 1634. in Franck- reich und nach Pariß/ alda er nicht ſo grauſam/ wie bey den Spaniern (beſage des unten fol- genden berichtes) ſondern ſehr wol tractiret wurde; alſo/ daß er wegen ſeiner ungemeinen gelehrſamkeit und klugheit ſehr viel Patronen/ ſonderlich aber den Cardinal Antonium ihm gewogen fand/ davon im Theatro Europæo T. III. p. 393, zu leſen iſt. Er hat auch nicht weniger bey andern Nationen groſſen applau- ſumund beyfall gefunden/ ſo/ daß man noch un- ter den Gelehꝛten gar guͤtige judicia von ihm fin- det/ ungeacht einige unverſtaͤndige leute/ de- ren intereſle er mit ſeinen ſchrifften etwa entge- gen geweſen/ anders von ihm urtheilen wollen. Jch finde in einem eigenhaͤndigen brieff des beruͤhm- Campa- nellæ le- ben.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/94>, abgerufen am 12.05.2024.