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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften.
[Spaltenumbruch] schen seelen-gefahr darauff/ wann einer nach
dem erlangten gnädigen und lebendigen erkänt-
niß GOttes nicht ausgehet/ wann er ermahnet
und vermahnet hat/ und die ehebrecherische/
zauberische und diebische art sich nicht ändern
und GOtt den unergründlichen abgrund der in-
nerlichen finsterniß und boßheit bekennen/ und
sein hertz ausschütten will/ damit der alles in al-
len durch seinen H. Geist würckende Gott in dem
verfinsterten hertzen buß wircken/ und darin in
gnaden sich offenbaren möge/ wie hievon die
H. Schrifft klar gnug zeuget/ wenn nur die na-
türliche vernunfft nebenst dem innerlichen
auch das äusserliche zeugniß nicht verwürffe.
Es ist auch unläugbar/ daß wann der mensch
so durch CHristi geist gelehret und erleuchtet
ist/ nicht wil ausgehen/ daß er CHristum ent-
weder aus furcht/ damit er nicht möge mit Chri-
sti creutz verfolget werden/ oder aus heucheley/
damit die irrenden in ihrem falschem Christen-
thum nicht mögen beschuldiget oder beschämet
werden/ verleugnet/ welches aber abgötterey-
sünde ist/ (dann sonsten keiner dem andern was
sagen/ sondern nur für sich hinleben/ und mit
furcht und zittern schaffen dürffe/ damit er möge
selig werden/ und seine seele zur beute davon
bringen/ ob gleich die andern möchten zum teuf-
fel fahren) aber ihr natur-vernünfftige
Schrifftgelehrten/ die ihr einen äusserlichen be-
ruff so starck erfordert/ wo soll die liebe/ als das
einige kennzeiche des lebendigen erkäntnis Got-
tes bleiben? Soll man sie in erden graben/
das ist/ in sich verschlossen ohn leuchten liegen
lassen wann man nicht aus lieb für schaden
warnen/ die irrende erinnern/ und zu rechte brin-
gen/ die wiederspenstige anschreyen und ihren
greuel für augen stellen solle? Wo soll die krafft
des gnädigen erkäntniß GOtes bleiben/ wann
man nicht das seinem nächsten thun soll und
muß/ was man ihm gerne wolte gethan haben/
und GOtt aus gnade und liebe einem erzeiget
und bewiesen hat! Wolte der mensch bey dem
wahren erkäntniß GOttes nur sich lieben/ und
nicht durch hassung und verfolgung der eigenen
liebe/ auch die abtrünnigen suchen und drüber lei-
den wolte/ was hätte er für eine ähnligkeit mit
CHristo? Ja warlich/ es hätte die eigene liebe/
schon die Göttliche liebe vertrieben/ und den
menschen durch und durch vergifftet mit dem
allergreulichsten abgott der eigenheit/ welcher
heute mehr geehret/ und in acht genommen
wird als der lebendige GOtt. Würde auch
der mensch nicht eine ursache mit der versto-
ckung derer/ so aus unwissenheit in blindheit
dahin gehen/ und in eigener natürlicher ver-
nunfft gedencken/ es sey alles gar richtig/ löb-
lich und Göttlich/ was sie thun und vorneh-
men/ welches denn die rechte haupt-ursache ist/
darum die hochnöthige innerliche prüffung un-
terlassen wird: welche fallstrick des teuffels der
tausendeste mensch nicht einmal gewahr wird/
dahero auch die welt so verstockt bleibt/ daß
GOtt auch durch straffen und plagen sie nicht
zum auffmercken/ warum er sie so schlage/ er-
muntern und zu rechter prüffung treiben und
bringen kan. Es heist ja CHristus das einige le-
bendigmachende/ und heil und seligkeit allein
würckende wort/ weil er die rechte krafft GOt-
tes die menschen selig zu machen ist/ also in der
heiligen schrifft forschen/ daß man in sich gehen
[Spaltenumbruch] und darauff recht prüffen solle/ ob er als das
leben/ davon die H. Schrifft zeuget/ in und
nicht ausser einem sey/ das ist/ ob er in ihme das
wort der versöhnung/ dadurch sie ans dem
tod ins leben versetzet: das rechte Prophe-
tische und Apostolische wort so in den
Propheten und Aposteln und allen gliedern
seines leibes redet und wircket: Und das
Königliche wort/ so da in seiner krafft zer-
störet alles/ was sich wider sein innerliches
erkäntnis und daraus gehends äusserliches be-
käntnis erhebet/ und sein eigenthum für sün-
den bewahret. Weil aber die alten Phariseer so
wenig als die heutigen neuen davon nichtswuste
noch zu wissen lernen wolten/ so zeugete JEsus
recht/ daß seine seligmachende stimm gehöret/
Er in ihnen nicht wohnend/ bleibend/ redend
oder würckend wäre/ sie auch dasselbe von ihm
nicht einmahl erwarten wolten/ in der betrieg-
lichen und noch verführenden meinung/ die
Heilige Schrifft wäre an seiner statt da/ durch
die/ und nicht seinen Sohn handelte und rede-
te GOTT mit ihnen. Das ist die rechte aus-
rottung JESU Christi/ welche alle und
jede Schrifft gelehrten und Phariseer aus dem
höllischen getrieb befordern/ so Christi innerli-
ches ampt aufheben/ und dem buchstaben zu-
legen. Jch bitte einen jeden menschen um
GOttes willen/ er wolle ablassen/ diesen eini-
gen gnadenthron/ so odem in der nasen hat/
auszurotten/ und sich nicht ferners an diesen
Eckstein/ so da ist zum einigen meister in dem
menschen von GOTT dem himmlischen Va-
tet geleget/ zu reiben/ Er wird sonsten fürwahr
zeitlich und ewig/ wie den Jüdischen baumei-
stern wiederfahre ist/ von ihm zerquetschet wer-
den. O wie gröblich wird auch an dem Gebot
der liebe geirret/ wenn man die absonderung
unterläst/ denn dieselbe so wohl in der abson-
derung und abscheidung/ als im lehren/ er-
mahnen/ trösten/ straffen ihre krafft hat/ welche
krafft keine würckung hat/ wenn einer um des
verborgenen innerlichen Abgotts/ (als daß er
nicht möge aller welt ein schauspiel werden)
in einer/ oder bey einer Gemeine/ so nicht rich-
tig für GOTT wandelt/ verbleibet/ und mit
derselben heucheley treibet/ so doch darinn die
warheit öffentlich verworffen/ und Christus mit
einem ampt verlästert wird. Mein mensch/ es ist
unaussprechlich/ wie derteuffel so listig/ soschein-
heilig/ so lieblich die eigenheit dem menschen
beybringen/ und darinn sich/ als ein rechter
Engel des lichtes verstellen kan/ darum in
wahrheit niemand so sicher darff dahin ge-
hen/ sondern ein jeglicher hat grosse und hohe
ursachen GOTT von hertzen zu bitten/ daß er
ihm die listige practicken des teuffels wolle zu
erkennen geben/ damit er sich für ihm durch sei-
ne Göttliche gnade hüten/ und auf seine fall-
stricke nicht tretten möge. Jch repetire es a-
bermahl/ daß es unmöglich sey und bleibe/ die
liste des teuffels zu erkennen/ wie er einen
menschen von dem creutzweg Christi und der
liebe abschrecket und zurücke hält/ ihn in sei-
ner capellen nicht zu molestiren/ sondern ruh-
sam seine wercke in den kindern des unglau-
bens treiben zu lassen/ da es GOTT nicht
dem menschen entdecket/ der aber es gerne durch
CHRISTUM wil thun/ wenn man
nicht wiederstrebet. Was will auch der Chri-

sten
Lll l 3

Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und ſchrifften.
[Spaltenumbruch] ſchen ſeelen-gefahr darauff/ wann einer nach
dem erlangten gnaͤdigen und lebendigen erkaͤnt-
niß GOttes nicht ausgehet/ wann er ermahnet
und vermahnet hat/ und die ehebrecheriſche/
zauberiſche und diebiſche art ſich nicht aͤndern
und GOtt den unergruͤndlichen abgrund der in-
nerlichen finſterniß und boßheit bekennen/ und
ſein hertz ausſchuͤtten will/ damit der alles in al-
len durch ſeinen H. Geiſt wuͤrckende Gott in dem
verfinſterten hertzen buß wircken/ und darin in
gnaden ſich offenbaren moͤge/ wie hievon die
H. Schrifft klar gnug zeuget/ wenn nur die na-
tuͤrliche vernunfft nebenſt dem innerlichen
auch das aͤuſſerliche zeugniß nicht verwuͤrffe.
Es iſt auch unlaͤugbar/ daß wann der menſch
ſo durch CHriſti geiſt gelehret und erleuchtet
iſt/ nicht wil ausgehen/ daß er CHriſtum ent-
weder aus furcht/ damit er nicht moͤge mit Chri-
ſti creutz verfolget werden/ oder aus heucheley/
damit die irrenden in ihrem falſchem Chriſten-
thum nicht moͤgen beſchuldiget oder beſchaͤmet
werden/ verleugnet/ welches aber abgoͤtterey-
ſuͤnde iſt/ (dann ſonſten keiner dem andern was
ſagen/ ſondern nur fuͤr ſich hinleben/ und mit
furcht und zittern ſchaffen duͤrffe/ damit er moͤge
ſelig werden/ und ſeine ſeele zur beute davon
bringen/ ob gleich die andern moͤchten zum teuf-
fel fahren) aber ihr natur-vernuͤnfftige
Schrifftgelehrten/ die ihr einen aͤuſſerlichen be-
ruff ſo ſtarck erfordert/ wo ſoll die liebe/ als das
einige kennzeichē des lebendigen erkaͤntnis Got-
tes bleiben? Soll man ſie in erden graben/
das iſt/ in ſich verſchloſſen ohn leuchten liegen
laſſen wann man nicht aus lieb fuͤr ſchaden
warnen/ die irrende erinnern/ und zu rechte brin-
gen/ die wiederſpenſtige anſchreyen und ihren
greuel fuͤr augen ſtellen ſolle? Wo ſoll die krafft
des gnaͤdigen erkaͤntniß GOtes bleiben/ wann
man nicht das ſeinem naͤchſten thun ſoll und
muß/ was man ihm gerne wolte gethan haben/
und GOtt aus gnade und liebe einem erzeiget
und bewieſen hat! Wolte der menſch bey dem
wahren erkaͤntniß GOttes nur ſich lieben/ und
nicht durch haſſung und verfolgung der eigenen
liebe/ auch die abtruͤñigen ſuchen und druͤbeꝛ lei-
den wolte/ was haͤtte er fuͤr eine aͤhnligkeit mit
CHriſto? Ja warlich/ es haͤtte die eigene liebe/
ſchon die Goͤttliche liebe vertrieben/ und den
menſchen durch und durch vergifftet mit dem
allergreulichſten abgott der eigenheit/ welcher
heute mehr geehret/ und in acht genommen
wird als der lebendige GOtt. Wuͤrde auch
der menſch nicht eine urſache mit der verſto-
ckung derer/ ſo aus unwiſſenheit in blindheit
dahin gehen/ und in eigener natuͤrlicher ver-
nunfft gedencken/ es ſey alles gar richtig/ loͤb-
lich und Goͤttlich/ was ſie thun und vorneh-
men/ welches denn die rechte haupt-urſache iſt/
darum die hochnoͤthige innerliche pruͤffung un-
terlaſſen wird: welche fallſtrick des teuffels der
tauſendeſte menſch nicht einmal gewahr wird/
dahero auch die welt ſo verſtockt bleibt/ daß
GOtt auch durch ſtraffen und plagen ſie nicht
zum auffmercken/ warum er ſie ſo ſchlage/ er-
muntern und zu rechter pruͤffung treiben und
bringen kan. Es heiſt ja CHriſtus das einige le-
bendigmachende/ und heil und ſeligkeit allein
wuͤrckende wort/ weil er die rechte krafft GOt-
tes die menſchen ſelig zu machen iſt/ alſo in der
heiligen ſchrifft forſchen/ daß man in ſich gehen
[Spaltenumbruch] und darauff recht pruͤffen ſolle/ ob er als das
leben/ davon die H. Schrifft zeuget/ in und
nicht auſſer einem ſey/ das iſt/ ob er in ihme das
wort der verſoͤhnung/ dadurch ſie ans dem
tod ins leben verſetzet: das rechte Prophe-
tiſche und Apoſtoliſche wort ſo in den
Propheten und Apoſteln und allen gliedern
ſeines leibes redet und wircket: Und das
Koͤnigliche wort/ ſo da in ſeiner krafft zer-
ſtoͤret alles/ was ſich wider ſein innerliches
erkaͤntnis und daraus gehends aͤuſſerliches be-
kaͤntnis erhebet/ und ſein eigenthum fuͤr ſuͤn-
den bewahret. Weil aber die alten Phariſeer ſo
wenig als die heutigen neuen davon nichtswuſte
noch zu wiſſen lernen wolten/ ſo zeugete JEſus
recht/ daß ſeine ſeligmachende ſtimm gehoͤret/
Er in ihnen nicht wohnend/ bleibend/ redend
oder wuͤrckend waͤre/ ſie auch daſſelbe von ihm
nicht einmahl erwarten wolten/ in der betrieg-
lichen und noch verfuͤhrenden meinung/ die
Heilige Schrifft waͤre an ſeiner ſtatt da/ durch
die/ und nicht ſeinen Sohn handelte und rede-
te GOTT mit ihnen. Das iſt die rechte aus-
rottung JESU Chriſti/ welche alle und
jede Schrifft gelehrten und Phariſeer aus dem
hoͤlliſchen getrieb befordern/ ſo Chriſti innerli-
ches ampt aufheben/ und dem buchſtaben zu-
legen. Jch bitte einen jeden menſchen um
GOttes willen/ er wolle ablaſſen/ dieſen eini-
gen gnadenthron/ ſo odem in der naſen hat/
auszurotten/ und ſich nicht ferners an dieſen
Eckſtein/ ſo da iſt zum einigen meiſter in dem
menſchen von GOTT dem himmliſchen Va-
tet geleget/ zu reiben/ Er wird ſonſten fuͤrwahr
zeitlich und ewig/ wie den Juͤdiſchen baumei-
ſtern wiederfahrē iſt/ von ihm zerquetſchet wer-
den. O wie groͤblich wird auch an dem Gebot
der liebe geirret/ wenn man die abſonderung
unterlaͤſt/ denn dieſelbe ſo wohl in der abſon-
derung und abſcheidung/ als im lehren/ er-
mahnen/ troͤſten/ ſtraffen ihre krafft hat/ welche
krafft keine wuͤrckung hat/ wenn einer um des
verborgenen innerlichen Abgotts/ (als daß er
nicht moͤge aller welt ein ſchauſpiel werden)
in einer/ oder bey einer Gemeine/ ſo nicht rich-
tig fuͤr GOTT wandelt/ verbleibet/ und mit
derſelben heucheley treibet/ ſo doch darinn die
warheit oͤffentlich verworffen/ uñ Chriſtus mit
einem ampt verlaͤſtert wird. Mein menſch/ es iſt
unausſprechlich/ wie derteuffel ſo liſtig/ ſoſchein-
heilig/ ſo lieblich die eigenheit dem menſchen
beybringen/ und darinn ſich/ als ein rechter
Engel des lichtes verſtellen kan/ darum in
wahrheit niemand ſo ſicher darff dahin ge-
hen/ ſondern ein jeglicher hat groſſe und hohe
urſachen GOTT von hertzen zu bitten/ daß er
ihm die liſtige practicken des teuffels wolle zu
erkennen geben/ damit er ſich fuͤr ihm durch ſei-
ne Goͤttliche gnade huͤten/ und auf ſeine fall-
ſtricke nicht tretten moͤge. Jch repetire es a-
bermahl/ daß es unmoͤglich ſey und bleibe/ die
liſte des teuffels zu erkennen/ wie er einen
menſchen von dem creutzweg Chriſti und der
liebe abſchrecket und zuruͤcke haͤlt/ ihn in ſei-
ner capellen nicht zu moleſtiren/ ſondern ruh-
ſam ſeine wercke in den kindern des unglau-
bens treiben zu laſſen/ da es GOTT nicht
dem menſchen entdecket/ der aber es gerne durch
CHRISTUM wil thun/ wenn man
nicht wiederſtrebet. Was will auch der Chri-

ſten
Lll l 3
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[637/0945] Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und ſchrifften. ſchen ſeelen-gefahr darauff/ wann einer nach dem erlangten gnaͤdigen und lebendigen erkaͤnt- niß GOttes nicht ausgehet/ wann er ermahnet und vermahnet hat/ und die ehebrecheriſche/ zauberiſche und diebiſche art ſich nicht aͤndern und GOtt den unergruͤndlichen abgrund der in- nerlichen finſterniß und boßheit bekennen/ und ſein hertz ausſchuͤtten will/ damit der alles in al- len durch ſeinen H. Geiſt wuͤrckende Gott in dem verfinſterten hertzen buß wircken/ und darin in gnaden ſich offenbaren moͤge/ wie hievon die H. Schrifft klar gnug zeuget/ wenn nur die na- tuͤrliche vernunfft nebenſt dem innerlichen auch das aͤuſſerliche zeugniß nicht verwuͤrffe. Es iſt auch unlaͤugbar/ daß wann der menſch ſo durch CHriſti geiſt gelehret und erleuchtet iſt/ nicht wil ausgehen/ daß er CHriſtum ent- weder aus furcht/ damit er nicht moͤge mit Chri- ſti creutz verfolget werden/ oder aus heucheley/ damit die irrenden in ihrem falſchem Chriſten- thum nicht moͤgen beſchuldiget oder beſchaͤmet werden/ verleugnet/ welches aber abgoͤtterey- ſuͤnde iſt/ (dann ſonſten keiner dem andern was ſagen/ ſondern nur fuͤr ſich hinleben/ und mit furcht und zittern ſchaffen duͤrffe/ damit er moͤge ſelig werden/ und ſeine ſeele zur beute davon bringen/ ob gleich die andern moͤchten zum teuf- fel fahren) aber ihr natur-vernuͤnfftige Schrifftgelehrten/ die ihr einen aͤuſſerlichen be- ruff ſo ſtarck erfordert/ wo ſoll die liebe/ als das einige kennzeichē des lebendigen erkaͤntnis Got- tes bleiben? Soll man ſie in erden graben/ das iſt/ in ſich verſchloſſen ohn leuchten liegen laſſen wann man nicht aus lieb fuͤr ſchaden warnen/ die irrende erinnern/ und zu rechte brin- gen/ die wiederſpenſtige anſchreyen und ihren greuel fuͤr augen ſtellen ſolle? Wo ſoll die krafft des gnaͤdigen erkaͤntniß GOtes bleiben/ wann man nicht das ſeinem naͤchſten thun ſoll und muß/ was man ihm gerne wolte gethan haben/ und GOtt aus gnade und liebe einem erzeiget und bewieſen hat! Wolte der menſch bey dem wahren erkaͤntniß GOttes nur ſich lieben/ und nicht durch haſſung und verfolgung der eigenen liebe/ auch die abtruͤñigen ſuchen und druͤbeꝛ lei- den wolte/ was haͤtte er fuͤr eine aͤhnligkeit mit CHriſto? Ja warlich/ es haͤtte die eigene liebe/ ſchon die Goͤttliche liebe vertrieben/ und den menſchen durch und durch vergifftet mit dem allergreulichſten abgott der eigenheit/ welcher heute mehr geehret/ und in acht genommen wird als der lebendige GOtt. Wuͤrde auch der menſch nicht eine urſache mit der verſto- ckung derer/ ſo aus unwiſſenheit in blindheit dahin gehen/ und in eigener natuͤrlicher ver- nunfft gedencken/ es ſey alles gar richtig/ loͤb- lich und Goͤttlich/ was ſie thun und vorneh- men/ welches denn die rechte haupt-urſache iſt/ darum die hochnoͤthige innerliche pruͤffung un- terlaſſen wird: welche fallſtrick des teuffels der tauſendeſte menſch nicht einmal gewahr wird/ dahero auch die welt ſo verſtockt bleibt/ daß GOtt auch durch ſtraffen und plagen ſie nicht zum auffmercken/ warum er ſie ſo ſchlage/ er- muntern und zu rechter pruͤffung treiben und bringen kan. Es heiſt ja CHriſtus das einige le- bendigmachende/ und heil und ſeligkeit allein wuͤrckende wort/ weil er die rechte krafft GOt- tes die menſchen ſelig zu machen iſt/ alſo in der heiligen ſchrifft forſchen/ daß man in ſich gehen und darauff recht pruͤffen ſolle/ ob er als das leben/ davon die H. Schrifft zeuget/ in und nicht auſſer einem ſey/ das iſt/ ob er in ihme das wort der verſoͤhnung/ dadurch ſie ans dem tod ins leben verſetzet: das rechte Prophe- tiſche und Apoſtoliſche wort ſo in den Propheten und Apoſteln und allen gliedern ſeines leibes redet und wircket: Und das Koͤnigliche wort/ ſo da in ſeiner krafft zer- ſtoͤret alles/ was ſich wider ſein innerliches erkaͤntnis und daraus gehends aͤuſſerliches be- kaͤntnis erhebet/ und ſein eigenthum fuͤr ſuͤn- den bewahret. Weil aber die alten Phariſeer ſo wenig als die heutigen neuen davon nichtswuſte noch zu wiſſen lernen wolten/ ſo zeugete JEſus recht/ daß ſeine ſeligmachende ſtimm gehoͤret/ Er in ihnen nicht wohnend/ bleibend/ redend oder wuͤrckend waͤre/ ſie auch daſſelbe von ihm nicht einmahl erwarten wolten/ in der betrieg- lichen und noch verfuͤhrenden meinung/ die Heilige Schrifft waͤre an ſeiner ſtatt da/ durch die/ und nicht ſeinen Sohn handelte und rede- te GOTT mit ihnen. Das iſt die rechte aus- rottung JESU Chriſti/ welche alle und jede Schrifft gelehrten und Phariſeer aus dem hoͤlliſchen getrieb befordern/ ſo Chriſti innerli- ches ampt aufheben/ und dem buchſtaben zu- legen. Jch bitte einen jeden menſchen um GOttes willen/ er wolle ablaſſen/ dieſen eini- gen gnadenthron/ ſo odem in der naſen hat/ auszurotten/ und ſich nicht ferners an dieſen Eckſtein/ ſo da iſt zum einigen meiſter in dem menſchen von GOTT dem himmliſchen Va- tet geleget/ zu reiben/ Er wird ſonſten fuͤrwahr zeitlich und ewig/ wie den Juͤdiſchen baumei- ſtern wiederfahrē iſt/ von ihm zerquetſchet wer- den. O wie groͤblich wird auch an dem Gebot der liebe geirret/ wenn man die abſonderung unterlaͤſt/ denn dieſelbe ſo wohl in der abſon- derung und abſcheidung/ als im lehren/ er- mahnen/ troͤſten/ ſtraffen ihre krafft hat/ welche krafft keine wuͤrckung hat/ wenn einer um des verborgenen innerlichen Abgotts/ (als daß er nicht moͤge aller welt ein ſchauſpiel werden) in einer/ oder bey einer Gemeine/ ſo nicht rich- tig fuͤr GOTT wandelt/ verbleibet/ und mit derſelben heucheley treibet/ ſo doch darinn die warheit oͤffentlich verworffen/ uñ Chriſtus mit einem ampt verlaͤſtert wird. Mein menſch/ es iſt unausſprechlich/ wie derteuffel ſo liſtig/ ſoſchein- heilig/ ſo lieblich die eigenheit dem menſchen beybringen/ und darinn ſich/ als ein rechter Engel des lichtes verſtellen kan/ darum in wahrheit niemand ſo ſicher darff dahin ge- hen/ ſondern ein jeglicher hat groſſe und hohe urſachen GOTT von hertzen zu bitten/ daß er ihm die liſtige practicken des teuffels wolle zu erkennen geben/ damit er ſich fuͤr ihm durch ſei- ne Goͤttliche gnade huͤten/ und auf ſeine fall- ſtricke nicht tretten moͤge. Jch repetire es a- bermahl/ daß es unmoͤglich ſey und bleibe/ die liſte des teuffels zu erkennen/ wie er einen menſchen von dem creutzweg Chriſti und der liebe abſchrecket und zuruͤcke haͤlt/ ihn in ſei- ner capellen nicht zu moleſtiren/ ſondern ruh- ſam ſeine wercke in den kindern des unglau- bens treiben zu laſſen/ da es GOTT nicht dem menſchen entdecket/ der aber es gerne durch CHRISTUM wil thun/ wenn man nicht wiederſtrebet. Was will auch der Chri- ſten Lll l 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/945>, abgerufen am 17.05.2024.