Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften.
[Spaltenumbruch] pheten und Phariseer mund/ so nicht aus Gott
durch CHristum reden/ sondern die wort aus
der H. Schrifft stehlen/ und damit meisterlich
an erhaltung der sündlichen Babel hanthieren
und arbeiten/ aber doch vergeblich/ denn Gott
will und wird sie stürtzen. Die H. Schrifft
zeuget auch von einer freyheit der kinder GOttes
in ihrem freyen haupt CHristo/ und daß sie
nicht noth haben sich mit äusserlichen satzungen
fangen oder binden zu lassen/ es sey denn/ daß
sie empfinden/ daß es zu GOttes ehre und Chri-
sti reichs ausbreitung geschehe/ dann so seynd
sie ohne das gesetze/ auch unter dem gesetze durch
der reinen liebe zwang/ nicht zwar/ daß sie
sonsten auch die von GOTT geordnete
äusserliche wercke verächtlich unterlassen wol-
ten/ wie die falsche aufflage ist/ (denn das
wäre eine rechte geistliche hoffart und ein rech-
ter Adamsfall) sondern daß sie den leuten wegen
ihrer abstinentz den mißbrauch mögen zu erken-
nen geben/ wie nemlich ohne veränderung des
innerliche grundes/ aller äusserliche Gottesdienst
vergebens und umsonst sey/ also/ daß die Hei-
ligen/ so keine gemeinschafft zu verspüren/ den
äusserlichen Gottesdienst unterlassen können/
auch endlich müssen/ wann sie verspüren/ daß
nur Abgötterey damit getrieben wird/ so als-
denn gewiß geschicht/ wenn man das innerliche
verwirfft/ darinn doch alle krafft beruhet/
und das äusserliche treibet/ so ohne alle in-
nere Göttliche treibende krafft in einem wört-
lichen wissen und sagen verbleibet. Darum
mensch sey mit deinem vernunfft-urtheil und
daraus geflossenen menschlichen satzungen/
nach welchen du die Heilige Schrifft drehest/
nicht so eylfertig die leute also fort zu ver-
dammen und zu verurtheilen/ so sich gewis-
sens und deiner selbst eigener wohlfahrt (da-
mit du dich recht prüfen lernen mögest) hal-
ben des äusserlichen Gottesdienstes enthalten/
und im verborgenen seufftzen müssen/ daß doch
Gott die grosse blindheit/ so die leute bedecket/
in gnaden vertreiben/ und das innerliche licht
JEsum Christum in der menschen seelen wolle
aufgehen lassen/ damit sie in krafft desselben
recht in der warheit sich selber prüfen möge/ ob sie
einen lebendigen oder todten glauben/ das ist/
bey dem äusserlichen Gottesdienst in Christi
oder Belials reiche seyn/ welches ein jeder bey
prüfung seiner selbst eigenen wercken kan am
besten wahrnehmen/ denn als die wercke seyn/
so ist der innerliche meister/ so sie würcket/ nur
hat der mensch genaue acht zu geben/ daß der
teuffel in scheinheiliger gestalt ihn nicht betrie-
gen möge/ welches er an eigener liebe/ ehr und
ruhm oder nutzen bey dem Gottesdienst wahr-
nehmen kan: Der aber/ so da wil ursache wissen/
warum einer sich von der Gemein; so nach dem
getrieb des Heiligen Geistes gnugsam ermah-
net und gewarnet/ sich also starck auf den
Priester und äusserlichen Gottesdienst nicht
zu verlassen/ weil darauf der grund der seligkeit
gantz nicht/ sondern in der innerlichen regie-
rung des Heiligen Geistes beruhete/ und doch
sich nicht ändert oder bessert/ enthalten müs-
se/ der erwege/ was die Schrifft öffentlich zeu-
get und die natur klärlich lehret.

Die Heilige Schrifft zeuget/ daß das/ so
GOTT zusammen gefüget/ kein mensche soll
scheiden/ welches ebenmäßigen verstand in dem
[Spaltenumbruch] geistlichen als dem natürlichen ehestand hat/
(denn alles äusserliche nur ein bild des inner-
lichen ist/) und was GOTT von einander
geschieden haben und wissen will/ daß das kein
mensch solle zusammen thun oder gehen lassen.
Nun will ja GOTT/ daß seine kinder/ so er
durch Christum gezeuget/ sollen abgeschieden
seyn und bleiben von den kindern Belials/ als
welche sich den Geist Christi nicht wollen in-
nerlich lehren und regieren lassen/ drum muß
ja da keine geistliche gemeinschafft (denn die
leibliche muß bleiben/ so man anders nicht die
welt räumen solte) seyn/ denn es würde son-
sten eitel befleckung und besudelung daraus
werden/ wie die Heilige Schrifft zeuget. Denn
GOTT hats ja ernstlich gnug geboten/
daß die reinen und unreinen/ die Heiligen und
unheiligen nicht sollen durch einander lauffen/
damit sie sich nicht in gesamt möchten verunrei-
nigen/ dahero das volck GOttes kein unreines
anrühren muste/ derowegen denn/ so einer un-
ter dem volck GOttes befunden ward/ so muth-
willig GOttes gebot übertreten/ so muste sol-
cher weggethan werden/ oder die straff plagen
überfielen das gantze volck/ darum daß sie den/
so sich verunreinigt hatte/ nicht wolten von sich
hinaus thun/ wie dann warlich sehr genaue und
ernstliche achtung die Propheten und Lehrer im
Alten Testament/ und Bischöffe und Aeltisten
im Neuen Testament hierauff geben musten/
also daß es GOtt selber auch als ein kennzeichen
gesetzet/ darnach man einen von ihm/ durch den
trieb des H. Geistes beruffenen und einen aus
eigener wissenschafft entstandenen oder gelauf-
fenen Propheten/ Lehrer und Apostel erken-
nen und unterscheiden solle. Denn warlich
kein lauffer und eigenkräfftiger miedlingischer
Apostel bindet und schleust auff in rechtem Apo-
stolischem ernst/ was zu binden oder auffzulösen
ist/ damit er nicht mit dem creutz CHristi wie-
der möge gebunden und ausgeschlossen werden.
O wie hönisch und lächerlich wissen die betrieg-
lichen Apostel mit ihren verführten schäfflein
hiervon noch zu stocken/ und schimpfflich zu ju-
diciren/ gerade als wann GOttes gebot zu än-
dern in ihrer gewalt stünde/ dessen sie sich als an
CHristi statt zwar mehr als ihnen verantwort-
lichen ist/ annehmen/ aber sie werden erfahren/
wie der selbst allenthalben gegenwärtige HErr
und König mit solchen eingeschlichenen statt-
haltern wird zu letzte zu frieden seyn. Jnmit-
telst möget ihr welt-Apostel immerfort das con-
tra-spiel mit Christi Aposteln treiben/ aber euch
gleichwol nicht einbilden/ daß der König der eh-
ren nicht werde scharffe und genaue rechenschaft
fordern/ darum daß ihr das zeitliche und ewige
wehe/ wehe/ um das leibliche sanfft zu forderst
gegen den hohen leuten vergessen/ und euch ei-
gener vernünfftiger weise nach eingebildet ha-
bet/ wann ihrs nur in euerer zu predigen bestallten
stunde gesaget/ gesaget/ so seyd ihr gnugsam ent-
schuldiget/ da ihr doch aus dem buchstabe selber
wisset/ daß bey dem wort die that auch müsse
seyn/ und auff das sagen/ wann keine besserung
zu verspühren (wie sie denn fast nirgends nach
der ähnlichkeit CHristi warzunehmen ist/ ent-
weder das ausschliessen oder das ausgehen
müsse erfolgen/ und daß sie in keinem wege/
schein oder praetext können und sollen separiret
werden. So beruhet auch eines jeden men-

schen

Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und ſchrifften.
[Spaltenumbruch] pheten und Phariſeer mund/ ſo nicht aus Gott
durch CHriſtum reden/ ſondern die wort aus
der H. Schrifft ſtehlen/ und damit meiſterlich
an erhaltung der ſuͤndlichen Babel hanthieren
und arbeiten/ aber doch vergeblich/ denn Gott
will und wird ſie ſtuͤrtzen. Die H. Schrifft
zeuget auch von einer freyheit der kinder GOttes
in ihrem freyen haupt CHriſto/ und daß ſie
nicht noth haben ſich mit aͤuſſerlichen ſatzungen
fangen oder binden zu laſſen/ es ſey denn/ daß
ſie empfinden/ daß es zu GOttes ehre und Chri-
ſti reichs ausbreitung geſchehe/ dann ſo ſeynd
ſie ohne das geſetze/ auch unter dem geſetze durch
der reinen liebe zwang/ nicht zwar/ daß ſie
ſonſten auch die von GOTT geordnete
aͤuſſerliche wercke veraͤchtlich unterlaſſen wol-
ten/ wie die falſche aufflage iſt/ (denn das
waͤre eine rechte geiſtliche hoffart und ein rech-
ter Adamsfall) ſondern daß ſie den leuten wegen
ihrer abſtinentz den mißbrauch moͤgen zu erken-
nen geben/ wie nemlich ohne veraͤnderung des
iñerlichē grundes/ aller aͤuſſerliche Gottesdienſt
vergebens und umſonſt ſey/ alſo/ daß die Hei-
ligen/ ſo keine gemeinſchafft zu verſpuͤren/ den
aͤuſſerlichen Gottesdienſt unterlaſſen koͤnnen/
auch endlich muͤſſen/ wann ſie verſpuͤren/ daß
nur Abgoͤtterey damit getrieben wird/ ſo als-
denn gewiß geſchicht/ wenn man das innerliche
verwirfft/ darinn doch alle krafft beruhet/
und das aͤuſſerliche treibet/ ſo ohne alle in-
nere Goͤttliche treibende krafft in einem woͤrt-
lichen wiſſen und ſagen verbleibet. Darum
menſch ſey mit deinem vernunfft-urtheil und
daraus gefloſſenen menſchlichen ſatzungen/
nach welchen du die Heilige Schrifft dreheſt/
nicht ſo eylfertig die leute alſo fort zu ver-
dammen und zu verurtheilen/ ſo ſich gewiſ-
ſens und deiner ſelbſt eigener wohlfahrt (da-
mit du dich recht pruͤfen lernen moͤgeſt) hal-
ben des aͤuſſerlichen Gottesdienſtes enthalten/
und im verborgenen ſeufftzen muͤſſen/ daß doch
Gott die groſſe blindheit/ ſo die leute bedecket/
in gnaden vertreiben/ und das innerliche licht
JEſum Chriſtum in der menſchen ſeelen wolle
aufgehen laſſen/ damit ſie in krafft deſſelben
recht in der warheit ſich ſelber pruͤfen moͤgē/ ob ſie
einen lebendigen oder todten glauben/ das iſt/
bey dem aͤuſſerlichen Gottesdienſt in Chriſti
oder Belials reiche ſeyn/ welches ein jeder bey
pruͤfung ſeiner ſelbſt eigenen wercken kan am
beſten wahrnehmen/ denn als die wercke ſeyn/
ſo iſt der innerliche meiſter/ ſo ſie wuͤrcket/ nur
hat der menſch genaue acht zu geben/ daß der
teuffel in ſcheinheiliger geſtalt ihn nicht betrie-
gen moͤge/ welches er an eigener liebe/ ehr und
ruhm oder nutzen bey dem Gottesdienſt wahr-
nehmen kan: Der aber/ ſo da wil urſachē wiſſen/
warum einer ſich von der Gemein; ſo nach dem
getrieb des Heiligen Geiſtes gnugſam ermah-
net und gewarnet/ ſich alſo ſtarck auf den
Prieſter und aͤuſſerlichen Gottesdienſt nicht
zu verlaſſen/ weil darauf der grund der ſeligkeit
gantz nicht/ ſondern in der innerlichen regie-
rung des Heiligen Geiſtes beruhete/ und doch
ſich nicht aͤndert oder beſſert/ enthalten muͤſ-
ſe/ der erwege/ was die Schrifft oͤffentlich zeu-
get und die natur klaͤrlich lehret.

Die Heilige Schrifft zeuget/ daß das/ ſo
GOTT zuſammen gefuͤget/ kein menſche ſoll
ſcheiden/ welches ebenmaͤßigen verſtand in dem
[Spaltenumbruch] geiſtlichen als dem natuͤrlichen eheſtand hat/
(denn alles aͤuſſerliche nur ein bild des inner-
lichen iſt/) und was GOTT von einander
geſchieden haben und wiſſen will/ daß das kein
menſch ſolle zuſammen thun oder gehen laſſen.
Nun will ja GOTT/ daß ſeine kinder/ ſo er
durch Chriſtum gezeuget/ ſollen abgeſchieden
ſeyn und bleiben von den kindern Belials/ als
welche ſich den Geiſt Chriſti nicht wollen in-
nerlich lehren und regieren laſſen/ drum muß
ja da keine geiſtliche gemeinſchafft (denn die
leibliche muß bleiben/ ſo man anders nicht die
welt raͤumen ſolte) ſeyn/ denn es wuͤrde ſon-
ſten eitel befleckung und beſudelung daraus
werden/ wie die Heilige Schrifft zeuget. Denn
GOTT hats ja ernſtlich gnug geboten/
daß die reinen und unreinen/ die Heiligen und
unheiligen nicht ſollen durch einander lauffen/
damit ſie ſich nicht in geſamt moͤchten verunrei-
nigen/ dahero das volck GOttes kein unreines
anruͤhren muſte/ derowegen denn/ ſo einer un-
ter dem volck GOttes befunden ward/ ſo muth-
willig GOttes gebot uͤbertreten/ ſo muſte ſol-
cher weggethan werden/ oder die ſtraff plagen
uͤberfielen das gantze volck/ darum daß ſie den/
ſo ſich verunreinigt hatte/ nicht wolten von ſich
hinaus thun/ wie dann warlich ſehr genaue und
ernſtliche achtung die Propheten und Lehrer im
Alten Teſtament/ und Biſchoͤffe und Aeltiſten
im Neuen Teſtament hierauff geben muſten/
alſo daß es GOtt ſelber auch als ein kennzeichen
geſetzet/ darnach man einen von ihm/ durch den
trieb des H. Geiſtes beruffenen und einen aus
eigener wiſſenſchafft entſtandenen oder gelauf-
fenen Propheten/ Lehrer und Apoſtel erken-
nen und unterſcheiden ſolle. Denn warlich
kein lauffer und eigenkraͤfftiger miedlingiſcher
Apoſtel bindet und ſchleuſt auff in rechtem Apo-
ſtoliſchem ernſt/ was zu binden oder auffzuloͤſen
iſt/ damit er nicht mit dem creutz CHriſti wie-
der moͤge gebunden und ausgeſchloſſen werden.
O wie hoͤniſch und laͤcherlich wiſſen die betrieg-
lichen Apoſtel mit ihren verfuͤhrten ſchaͤfflein
hiervon noch zu ſtocken/ und ſchimpfflich zu ju-
diciren/ gerade als wann GOttes gebot zu aͤn-
dern in ihrer gewalt ſtuͤnde/ deſſen ſie ſich als an
CHriſti ſtatt zwar mehr als ihnen verantwort-
lichen iſt/ annehmen/ aber ſie werden erfahren/
wie der ſelbſt allenthalben gegenwaͤrtige HErꝛ
und Koͤnig mit ſolchen eingeſchlichenen ſtatt-
haltern wird zu letzte zu frieden ſeyn. Jnmit-
telſt moͤget ihr welt-Apoſtel immerfort das con-
tra-ſpiel mit Chriſti Apoſteln treiben/ aber euch
gleichwol nicht einbilden/ daß der Koͤnig der eh-
ren nicht werde ſcharffe und genaue rechenſchaft
fordern/ darum daß ihr das zeitliche und ewige
wehe/ wehe/ um das leibliche ſanfft zu forderſt
gegen den hohen leuten vergeſſen/ und euch ei-
gener vernuͤnfftiger weiſe nach eingebildet ha-
bet/ wañ ihrs nuꝛ in euereꝛ zu predigen beſtallten
ſtunde geſaget/ geſaget/ ſo ſeyd ihr gnugſam ent-
ſchuldiget/ da ihr doch aus dem buchſtabē ſelber
wiſſet/ daß bey dem wort die that auch muͤſſe
ſeyn/ und auff das ſagen/ wann keine beſſerung
zu verſpuͤhren (wie ſie denn faſt nirgends nach
der aͤhnlichkeit CHriſti warzunehmen iſt/ ent-
weder das ausſchlieſſen oder das ausgehen
muͤſſe erfolgen/ und daß ſie in keinem wege/
ſchein oder prætext koͤnnen und ſollen ſepariret
werden. So beruhet auch eines jeden men-

ſchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0944" n="636"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. XII.</hi> Pantel Trappens lehr und &#x017F;chrifften.</fw><lb/><cb/>
pheten und Phari&#x017F;eer mund/ &#x017F;o nicht aus Gott<lb/>
durch CHri&#x017F;tum reden/ &#x017F;ondern die wort aus<lb/>
der H. Schrifft &#x017F;tehlen/ und damit mei&#x017F;terlich<lb/>
an erhaltung der &#x017F;u&#x0364;ndlichen Babel hanthieren<lb/>
und arbeiten/ aber doch vergeblich/ denn Gott<lb/>
will und wird &#x017F;ie &#x017F;tu&#x0364;rtzen. Die H. Schrifft<lb/>
zeuget auch von einer freyheit der kinder GOttes<lb/>
in ihrem freyen haupt CHri&#x017F;to/ und daß &#x017F;ie<lb/>
nicht noth haben &#x017F;ich mit a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen &#x017F;atzungen<lb/>
fangen oder binden zu la&#x017F;&#x017F;en/ es &#x017F;ey denn/ daß<lb/>
&#x017F;ie empfinden/ daß es zu GOttes ehre und Chri-<lb/>
&#x017F;ti reichs ausbreitung ge&#x017F;chehe/ dann &#x017F;o &#x017F;eynd<lb/>
&#x017F;ie ohne das ge&#x017F;etze/ auch unter dem ge&#x017F;etze durch<lb/>
der reinen liebe zwang/ nicht zwar/ daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten auch die von <hi rendition="#g">GOTT</hi> geordnete<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche wercke vera&#x0364;chtlich unterla&#x017F;&#x017F;en wol-<lb/>
ten/ wie die fal&#x017F;che aufflage i&#x017F;t/ (denn das<lb/>
wa&#x0364;re eine rechte gei&#x017F;tliche hoffart und ein rech-<lb/>
ter Adamsfall) &#x017F;ondern daß &#x017F;ie den leuten wegen<lb/>
ihrer <hi rendition="#aq">ab&#x017F;tinen</hi>tz den mißbrauch mo&#x0364;gen zu erken-<lb/>
nen geben/ wie nemlich ohne vera&#x0364;nderung des<lb/>
in&#x0303;erlich&#x0113; grundes/ aller a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Gottesdien&#x017F;t<lb/>
vergebens und um&#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ey/ al&#x017F;o/ daß die Hei-<lb/>
ligen/ &#x017F;o keine gemein&#x017F;chafft zu ver&#x017F;pu&#x0364;ren/ den<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Gottesdien&#x017F;t unterla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/<lb/>
auch endlich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wann &#x017F;ie ver&#x017F;pu&#x0364;ren/ daß<lb/>
nur Abgo&#x0364;tterey damit getrieben wird/ &#x017F;o als-<lb/>
denn gewiß ge&#x017F;chicht/ wenn man das innerliche<lb/>
verwirfft/ darinn doch alle krafft beruhet/<lb/>
und das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche treibet/ &#x017F;o ohne alle in-<lb/>
nere Go&#x0364;ttliche treibende krafft in einem wo&#x0364;rt-<lb/>
lichen wi&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;agen verbleibet. Darum<lb/>
men&#x017F;ch &#x017F;ey mit deinem vernunfft-urtheil und<lb/>
daraus geflo&#x017F;&#x017F;enen men&#x017F;chlichen &#x017F;atzungen/<lb/>
nach welchen du die Heilige Schrifft drehe&#x017F;t/<lb/>
nicht &#x017F;o eylfertig die leute al&#x017F;o fort zu ver-<lb/>
dammen und zu verurtheilen/ &#x017F;o &#x017F;ich gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ens und deiner &#x017F;elb&#x017F;t eigener wohlfahrt (da-<lb/>
mit du dich recht pru&#x0364;fen lernen mo&#x0364;ge&#x017F;t) hal-<lb/>
ben des a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Gottesdien&#x017F;tes enthalten/<lb/>
und im verborgenen &#x017F;eufftzen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß doch<lb/>
Gott die gro&#x017F;&#x017F;e blindheit/ &#x017F;o die leute bedecket/<lb/>
in gnaden vertreiben/ und das innerliche licht<lb/>
JE&#x017F;um Chri&#x017F;tum in der men&#x017F;chen &#x017F;eelen wolle<lb/>
aufgehen la&#x017F;&#x017F;en/ damit &#x017F;ie in krafft de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
recht in der warheit &#x017F;ich &#x017F;elber pru&#x0364;fen mo&#x0364;g&#x0113;/ ob &#x017F;ie<lb/>
einen lebendigen oder todten glauben/ das i&#x017F;t/<lb/>
bey dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Gottesdien&#x017F;t in Chri&#x017F;ti<lb/>
oder Belials reiche &#x017F;eyn/ welches ein jeder bey<lb/>
pru&#x0364;fung &#x017F;einer &#x017F;elb&#x017F;t eigenen wercken kan am<lb/>
be&#x017F;ten wahrnehmen/ denn als die wercke &#x017F;eyn/<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t der innerliche mei&#x017F;ter/ &#x017F;o &#x017F;ie wu&#x0364;rcket/ nur<lb/>
hat der men&#x017F;ch genaue acht zu geben/ daß der<lb/>
teuffel in &#x017F;cheinheiliger ge&#x017F;talt ihn nicht betrie-<lb/>
gen mo&#x0364;ge/ welches er an eigener liebe/ ehr und<lb/>
ruhm oder nutzen bey dem Gottesdien&#x017F;t wahr-<lb/>
nehmen kan: Der aber/ &#x017F;o da wil ur&#x017F;ach&#x0113; wi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
warum einer &#x017F;ich von der Gemein; &#x017F;o nach dem<lb/>
getrieb des Heiligen Gei&#x017F;tes gnug&#x017F;am ermah-<lb/>
net und gewarnet/ &#x017F;ich al&#x017F;o &#x017F;tarck auf den<lb/>
Prie&#x017F;ter und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Gottesdien&#x017F;t nicht<lb/>
zu verla&#x017F;&#x017F;en/ weil darauf der grund der &#x017F;eligkeit<lb/>
gantz nicht/ &#x017F;ondern in der innerlichen regie-<lb/>
rung des Heiligen Gei&#x017F;tes beruhete/ und doch<lb/>
&#x017F;ich nicht a&#x0364;ndert oder be&#x017F;&#x017F;ert/ enthalten mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e/ der erwege/ was die Schrifft o&#x0364;ffentlich zeu-<lb/>
get und die natur kla&#x0364;rlich lehret.</p><lb/>
              <p>Die Heilige Schrifft zeuget/ daß das/ &#x017F;o<lb/>
GOTT zu&#x017F;ammen gefu&#x0364;get/ kein men&#x017F;che &#x017F;oll<lb/>
&#x017F;cheiden/ welches ebenma&#x0364;ßigen ver&#x017F;tand in dem<lb/><cb/>
gei&#x017F;tlichen als dem natu&#x0364;rlichen ehe&#x017F;tand hat/<lb/>
(denn alles a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche nur ein bild des inner-<lb/>
lichen i&#x017F;t/) und was <hi rendition="#g">GOTT</hi> von einander<lb/>
ge&#x017F;chieden haben und wi&#x017F;&#x017F;en will/ daß das kein<lb/>
men&#x017F;ch &#x017F;olle zu&#x017F;ammen thun oder gehen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Nun will ja <hi rendition="#g">GOTT</hi>/ daß &#x017F;eine kinder/ &#x017F;o er<lb/>
durch Chri&#x017F;tum gezeuget/ &#x017F;ollen abge&#x017F;chieden<lb/>
&#x017F;eyn und bleiben von den kindern <hi rendition="#aq">Belial</hi>s/ als<lb/>
welche &#x017F;ich den Gei&#x017F;t Chri&#x017F;ti nicht wollen in-<lb/>
nerlich lehren und regieren la&#x017F;&#x017F;en/ drum muß<lb/>
ja da keine gei&#x017F;tliche gemein&#x017F;chafft (denn die<lb/>
leibliche muß bleiben/ &#x017F;o man anders nicht die<lb/>
welt ra&#x0364;umen &#x017F;olte) &#x017F;eyn/ denn es wu&#x0364;rde &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten eitel befleckung und be&#x017F;udelung daraus<lb/>
werden/ wie die Heilige Schrifft zeuget. Denn<lb/><hi rendition="#g">GOTT</hi> hats ja ern&#x017F;tlich gnug geboten/<lb/>
daß die reinen und unreinen/ die Heiligen und<lb/>
unheiligen nicht &#x017F;ollen durch einander lauffen/<lb/>
damit &#x017F;ie &#x017F;ich nicht in ge&#x017F;amt mo&#x0364;chten verunrei-<lb/>
nigen/ dahero das volck GOttes kein unreines<lb/>
anru&#x0364;hren mu&#x017F;te/ derowegen denn/ &#x017F;o einer un-<lb/>
ter dem volck GOttes befunden ward/ &#x017F;o muth-<lb/>
willig GOttes gebot u&#x0364;bertreten/ &#x017F;o mu&#x017F;te &#x017F;ol-<lb/>
cher weggethan werden/ oder die &#x017F;traff plagen<lb/>
u&#x0364;berfielen das gantze volck/ darum daß &#x017F;ie den/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ich verunreinigt hatte/ nicht wolten von &#x017F;ich<lb/>
hinaus thun/ wie dann warlich &#x017F;ehr genaue und<lb/>
ern&#x017F;tliche achtung die Propheten und Lehrer im<lb/>
Alten Te&#x017F;tament/ und Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe und Aelti&#x017F;ten<lb/>
im Neuen Te&#x017F;tament hierauff geben mu&#x017F;ten/<lb/>
al&#x017F;o daß es GOtt &#x017F;elber auch als ein kennzeichen<lb/>
ge&#x017F;etzet/ darnach man einen von ihm/ durch den<lb/>
trieb des H. Gei&#x017F;tes beruffenen und einen aus<lb/>
eigener wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft ent&#x017F;tandenen oder gelauf-<lb/>
fenen Propheten/ Lehrer und Apo&#x017F;tel erken-<lb/>
nen und unter&#x017F;cheiden &#x017F;olle. Denn warlich<lb/>
kein lauffer und eigenkra&#x0364;fftiger miedlingi&#x017F;cher<lb/>
Apo&#x017F;tel bindet und &#x017F;chleu&#x017F;t auff in rechtem Apo-<lb/>
&#x017F;toli&#x017F;chem ern&#x017F;t/ was zu binden oder auffzulo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t/ damit er nicht mit dem creutz CHri&#x017F;ti wie-<lb/>
der mo&#x0364;ge gebunden und ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden.<lb/>
O wie ho&#x0364;ni&#x017F;ch und la&#x0364;cherlich wi&#x017F;&#x017F;en die betrieg-<lb/>
lichen Apo&#x017F;tel mit ihren verfu&#x0364;hrten &#x017F;cha&#x0364;fflein<lb/>
hiervon noch zu &#x017F;tocken/ und &#x017F;chimpfflich zu <hi rendition="#aq">ju-<lb/>
dicir</hi>en/ gerade als wann GOttes gebot zu a&#x0364;n-<lb/>
dern in ihrer gewalt &#x017F;tu&#x0364;nde/ de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich als an<lb/>
CHri&#x017F;ti &#x017F;tatt zwar mehr als ihnen verantwort-<lb/>
lichen i&#x017F;t/ annehmen/ aber &#x017F;ie werden erfahren/<lb/>
wie der &#x017F;elb&#x017F;t allenthalben gegenwa&#x0364;rtige HEr&#xA75B;<lb/>
und Ko&#x0364;nig mit &#x017F;olchen einge&#x017F;chlichenen &#x017F;tatt-<lb/>
haltern wird zu letzte zu frieden &#x017F;eyn. Jnmit-<lb/>
tel&#x017F;t mo&#x0364;get ihr welt-Apo&#x017F;tel immerfort das con-<lb/>
tra-&#x017F;piel mit Chri&#x017F;ti Apo&#x017F;teln treiben/ aber euch<lb/>
gleichwol nicht einbilden/ daß der Ko&#x0364;nig der eh-<lb/>
ren nicht werde &#x017F;charffe und genaue rechen&#x017F;chaft<lb/>
fordern/ darum daß ihr das zeitliche und ewige<lb/>
wehe/ wehe/ um das leibliche &#x017F;anfft zu forder&#x017F;t<lb/>
gegen den hohen leuten verge&#x017F;&#x017F;en/ und euch ei-<lb/>
gener vernu&#x0364;nfftiger wei&#x017F;e nach eingebildet ha-<lb/>
bet/ wan&#x0303; ihrs nu&#xA75B; in euere&#xA75B; zu predigen be&#x017F;tallten<lb/>
&#x017F;tunde ge&#x017F;aget/ ge&#x017F;aget/ &#x017F;o &#x017F;eyd ihr gnug&#x017F;am ent-<lb/>
&#x017F;chuldiget/ da ihr doch aus dem buch&#x017F;tab&#x0113; &#x017F;elber<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;et/ daß bey dem wort die that auch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;eyn/ und auff das &#x017F;agen/ wann keine be&#x017F;&#x017F;erung<lb/>
zu ver&#x017F;pu&#x0364;hren (wie &#x017F;ie denn fa&#x017F;t nirgends nach<lb/>
der a&#x0364;hnlichkeit CHri&#x017F;ti warzunehmen i&#x017F;t/ ent-<lb/>
weder das aus&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en oder das ausgehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e erfolgen/ und daß &#x017F;ie in keinem wege/<lb/>
&#x017F;chein oder <hi rendition="#aq">prætext</hi> ko&#x0364;nnen und &#x017F;ollen <hi rendition="#aq">&#x017F;eparir</hi>et<lb/>
werden. So beruhet auch eines jeden men-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[636/0944] Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und ſchrifften. pheten und Phariſeer mund/ ſo nicht aus Gott durch CHriſtum reden/ ſondern die wort aus der H. Schrifft ſtehlen/ und damit meiſterlich an erhaltung der ſuͤndlichen Babel hanthieren und arbeiten/ aber doch vergeblich/ denn Gott will und wird ſie ſtuͤrtzen. Die H. Schrifft zeuget auch von einer freyheit der kinder GOttes in ihrem freyen haupt CHriſto/ und daß ſie nicht noth haben ſich mit aͤuſſerlichen ſatzungen fangen oder binden zu laſſen/ es ſey denn/ daß ſie empfinden/ daß es zu GOttes ehre und Chri- ſti reichs ausbreitung geſchehe/ dann ſo ſeynd ſie ohne das geſetze/ auch unter dem geſetze durch der reinen liebe zwang/ nicht zwar/ daß ſie ſonſten auch die von GOTT geordnete aͤuſſerliche wercke veraͤchtlich unterlaſſen wol- ten/ wie die falſche aufflage iſt/ (denn das waͤre eine rechte geiſtliche hoffart und ein rech- ter Adamsfall) ſondern daß ſie den leuten wegen ihrer abſtinentz den mißbrauch moͤgen zu erken- nen geben/ wie nemlich ohne veraͤnderung des iñerlichē grundes/ aller aͤuſſerliche Gottesdienſt vergebens und umſonſt ſey/ alſo/ daß die Hei- ligen/ ſo keine gemeinſchafft zu verſpuͤren/ den aͤuſſerlichen Gottesdienſt unterlaſſen koͤnnen/ auch endlich muͤſſen/ wann ſie verſpuͤren/ daß nur Abgoͤtterey damit getrieben wird/ ſo als- denn gewiß geſchicht/ wenn man das innerliche verwirfft/ darinn doch alle krafft beruhet/ und das aͤuſſerliche treibet/ ſo ohne alle in- nere Goͤttliche treibende krafft in einem woͤrt- lichen wiſſen und ſagen verbleibet. Darum menſch ſey mit deinem vernunfft-urtheil und daraus gefloſſenen menſchlichen ſatzungen/ nach welchen du die Heilige Schrifft dreheſt/ nicht ſo eylfertig die leute alſo fort zu ver- dammen und zu verurtheilen/ ſo ſich gewiſ- ſens und deiner ſelbſt eigener wohlfahrt (da- mit du dich recht pruͤfen lernen moͤgeſt) hal- ben des aͤuſſerlichen Gottesdienſtes enthalten/ und im verborgenen ſeufftzen muͤſſen/ daß doch Gott die groſſe blindheit/ ſo die leute bedecket/ in gnaden vertreiben/ und das innerliche licht JEſum Chriſtum in der menſchen ſeelen wolle aufgehen laſſen/ damit ſie in krafft deſſelben recht in der warheit ſich ſelber pruͤfen moͤgē/ ob ſie einen lebendigen oder todten glauben/ das iſt/ bey dem aͤuſſerlichen Gottesdienſt in Chriſti oder Belials reiche ſeyn/ welches ein jeder bey pruͤfung ſeiner ſelbſt eigenen wercken kan am beſten wahrnehmen/ denn als die wercke ſeyn/ ſo iſt der innerliche meiſter/ ſo ſie wuͤrcket/ nur hat der menſch genaue acht zu geben/ daß der teuffel in ſcheinheiliger geſtalt ihn nicht betrie- gen moͤge/ welches er an eigener liebe/ ehr und ruhm oder nutzen bey dem Gottesdienſt wahr- nehmen kan: Der aber/ ſo da wil urſachē wiſſen/ warum einer ſich von der Gemein; ſo nach dem getrieb des Heiligen Geiſtes gnugſam ermah- net und gewarnet/ ſich alſo ſtarck auf den Prieſter und aͤuſſerlichen Gottesdienſt nicht zu verlaſſen/ weil darauf der grund der ſeligkeit gantz nicht/ ſondern in der innerlichen regie- rung des Heiligen Geiſtes beruhete/ und doch ſich nicht aͤndert oder beſſert/ enthalten muͤſ- ſe/ der erwege/ was die Schrifft oͤffentlich zeu- get und die natur klaͤrlich lehret. Die Heilige Schrifft zeuget/ daß das/ ſo GOTT zuſammen gefuͤget/ kein menſche ſoll ſcheiden/ welches ebenmaͤßigen verſtand in dem geiſtlichen als dem natuͤrlichen eheſtand hat/ (denn alles aͤuſſerliche nur ein bild des inner- lichen iſt/) und was GOTT von einander geſchieden haben und wiſſen will/ daß das kein menſch ſolle zuſammen thun oder gehen laſſen. Nun will ja GOTT/ daß ſeine kinder/ ſo er durch Chriſtum gezeuget/ ſollen abgeſchieden ſeyn und bleiben von den kindern Belials/ als welche ſich den Geiſt Chriſti nicht wollen in- nerlich lehren und regieren laſſen/ drum muß ja da keine geiſtliche gemeinſchafft (denn die leibliche muß bleiben/ ſo man anders nicht die welt raͤumen ſolte) ſeyn/ denn es wuͤrde ſon- ſten eitel befleckung und beſudelung daraus werden/ wie die Heilige Schrifft zeuget. Denn GOTT hats ja ernſtlich gnug geboten/ daß die reinen und unreinen/ die Heiligen und unheiligen nicht ſollen durch einander lauffen/ damit ſie ſich nicht in geſamt moͤchten verunrei- nigen/ dahero das volck GOttes kein unreines anruͤhren muſte/ derowegen denn/ ſo einer un- ter dem volck GOttes befunden ward/ ſo muth- willig GOttes gebot uͤbertreten/ ſo muſte ſol- cher weggethan werden/ oder die ſtraff plagen uͤberfielen das gantze volck/ darum daß ſie den/ ſo ſich verunreinigt hatte/ nicht wolten von ſich hinaus thun/ wie dann warlich ſehr genaue und ernſtliche achtung die Propheten und Lehrer im Alten Teſtament/ und Biſchoͤffe und Aeltiſten im Neuen Teſtament hierauff geben muſten/ alſo daß es GOtt ſelber auch als ein kennzeichen geſetzet/ darnach man einen von ihm/ durch den trieb des H. Geiſtes beruffenen und einen aus eigener wiſſenſchafft entſtandenen oder gelauf- fenen Propheten/ Lehrer und Apoſtel erken- nen und unterſcheiden ſolle. Denn warlich kein lauffer und eigenkraͤfftiger miedlingiſcher Apoſtel bindet und ſchleuſt auff in rechtem Apo- ſtoliſchem ernſt/ was zu binden oder auffzuloͤſen iſt/ damit er nicht mit dem creutz CHriſti wie- der moͤge gebunden und ausgeſchloſſen werden. O wie hoͤniſch und laͤcherlich wiſſen die betrieg- lichen Apoſtel mit ihren verfuͤhrten ſchaͤfflein hiervon noch zu ſtocken/ und ſchimpfflich zu ju- diciren/ gerade als wann GOttes gebot zu aͤn- dern in ihrer gewalt ſtuͤnde/ deſſen ſie ſich als an CHriſti ſtatt zwar mehr als ihnen verantwort- lichen iſt/ annehmen/ aber ſie werden erfahren/ wie der ſelbſt allenthalben gegenwaͤrtige HErꝛ und Koͤnig mit ſolchen eingeſchlichenen ſtatt- haltern wird zu letzte zu frieden ſeyn. Jnmit- telſt moͤget ihr welt-Apoſtel immerfort das con- tra-ſpiel mit Chriſti Apoſteln treiben/ aber euch gleichwol nicht einbilden/ daß der Koͤnig der eh- ren nicht werde ſcharffe und genaue rechenſchaft fordern/ darum daß ihr das zeitliche und ewige wehe/ wehe/ um das leibliche ſanfft zu forderſt gegen den hohen leuten vergeſſen/ und euch ei- gener vernuͤnfftiger weiſe nach eingebildet ha- bet/ wañ ihrs nuꝛ in euereꝛ zu predigen beſtallten ſtunde geſaget/ geſaget/ ſo ſeyd ihr gnugſam ent- ſchuldiget/ da ihr doch aus dem buchſtabē ſelber wiſſet/ daß bey dem wort die that auch muͤſſe ſeyn/ und auff das ſagen/ wann keine beſſerung zu verſpuͤhren (wie ſie denn faſt nirgends nach der aͤhnlichkeit CHriſti warzunehmen iſt/ ent- weder das ausſchlieſſen oder das ausgehen muͤſſe erfolgen/ und daß ſie in keinem wege/ ſchein oder prætext koͤnnen und ſollen ſepariret werden. So beruhet auch eines jeden men- ſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/944
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/944>, abgerufen am 18.05.2024.