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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften.
[Spaltenumbruch] reich GOttes zu eröffnen/ oder das bild GOt-
tes zu ersetzen. Fürwahr/ fürwahr/ es ist die
allergrausamsteabscheulichste Gotteslästerung!
Es ist die gedoppelte creutzigung JEsu CHri-
sti! Es ist die bey Christen vor nie erhörte be-
trübung des H. Geistes/ und also die eigentli-
che sünde in dem H. Geiste. O mensch/ aus
dieser vom teuffel eingeführten meinung ist die
rechte sündhafftige Babel erbauet/ und auch
starck in ihrer boßheit worden/ daß GOtt gnug-
sam durch seine plagen daran zubrechen hat.
Das ist der rechte teufflische grundstein/ daß es
nicht seyn könne. So langedieser unglaubens
und böser zweiffelstein in dir lieget/ o mensch/
so lange ist dir nichts zu rathen oder zu helffen.
Sprichstu/ warum das! Ey darum/ denn du
verleugnest und verlästerst CHristi geburth/
leiden/ sterben und sieghaffte aufferstehung/ so
eben darum geschehen/ daß es in dir die rechte
alles in allen vermögende krafft seyn/ und mit
einem wort aus dir teuffelischem sündhaftigem
menschen/ ein kind GOttes wieder machen
möge und wolle: warum wiltu denn/ o elen-
der mensch/ CHristi bitter leiden an dir lassen
vergeblich seyn? Oder wie kanstu mensch sa-
gen/ daß dich CHristus von den banden des to-
des/ den stricken des teuffels und dem sünden-
dienst erlöset habe/ wenn du noch in sünden
todt/ und im dienst des teuffels bist/ darin ein je-
der ist/ der sünde thut/ wie die H. Schrift zeuget!
Es ist schon vorhin gesaget/ und wird noch gesa-
get/ daß wo kranckheit ist/ daß da keine gesund-
heit sey: und wo keine genesung ist/ daß da alle ar-
tzeney vergeblich sey/ auch der Medicus keinen
ruhmhabe. Wo bleibet nun bey euch sündhaftig
bleibenden und immer straff verdienenden men-
schenkindern CHristi ruhm/ den ihm die heilige
schrifft bey seinem heiligen leibe (der gemeine der
heilige) zugelegt/ daß er nemlich dieselbe gesund/
rein/ heilig/ gerecht und von allen flecken und
sünden-mackeln frey mache/ weil ihr ungesund/
unrein/ unheilig/ ungerecht/ voller eiterbeulen/
sünden/ wunden/ und striemen seyn und bleiben
wollet? Heist das nicht CHristo seine ehre ge-
raubet/ und seinen heiligen namen samt seinem
tode nicht schänden? Es muß hier kein impu-
tir
liches fabelwerck gemacht werden/ als wann
du menschen kind seyst schuldig worden/ und
CHristus habe dafür bezahlet/ und daß das
eben so sey/ als wenn Titius Caji schuld bezah-
lete? Jst die schuld bezahlt/ so muß Cajus
seine handschrifft wieder haben/ oder gnugsam
quitiret seyn: wie kommt aber die imaginirli-
che oder imputirliche bezahlung herbey/ alldie-
weil der teuffel die handschrifft/ das ist/ das
sünden-reich in dir behält/ weil du ein sünder
bleiben wilt? Die sünde ist seine handschrifft/
wo er die sünde findet/ da hat er einen recht-
mäßigen zuspruch wie die heilige schrifft zeuget.
O mensch/ es ist hier mit keiner imputation aus-
gerichtet/ denn Christus muß in dir das gesetz er-
füllen/ und also recht von der handschrifft be-
freyen. CHristus muß dich für sünden be-
wahren/ sonsten du warlich in den banden des
todes und stricken des teuffels noch bist/ und
weniger denn nichts hilfft/ was du vernünfftig
und wolklingend von CHristi aufferstehung
kanst hersagen. Darum ihr vernünfftige
Phariscer wol möchtet wider die hoch-und wol-
gelahrte vernunfft dahin schicken/ da ihr sie ge-
[Spaltenumbruch] holet habet/ und euch als kinder in CHristi
schul begeben/ so würdet ihr aus der krafft der
aufferstehung CHristi in euch zeugen. Die
heilige Schrifft zeuget im N. Testament nicht
von einem sonntäglichen sabbath/ da man nach
Jüdischer arth/ maß und weise/ aber doch
gleichwol nicht in solchem ernst (sonsten auff
manchem acker/ stege und wege viel steine wür-
den ligen/ und der geistlichen so wol als der welt-
lichen creutz bloß stehen müssen) zusammen kommt/
den äusserlichen Gottesdiensthält/ und mit
Juda CHristum küsset/ aber in den andern ta-
gen oder nach bestalltem Gottesdienst/ also
lebet/ als wüste man von CHristo und sei-
nem heiligem leben und wandel nichts/ der uns
nicht einmal zu imitiren angienge/ weil man
ihn in seinen bestalten sabbath abgedienet/ und
also fernern dienst zu leisten nicht schuldig wäre.
Lieber mensch/ solcher gestalt fraget GOtt nach
deinem sabbath gar nichts/ ja es wäre ihm lie-
ber/ du nehmest nur nicht einmal seinen bund in
deinen mnnde/ weil du doch den innerlichen
sabbath verachtest/ und zucht/ das ist/ ein äusser-
liches/ züchtiges/ heiliges/ gerechtes und mäs-
siges leben hassest: Das alte ist auffgehaben/
des Alten Testaments gesetze ist durch Christum
nicht in andern tagen zu sündigen/ sondern hei-
lig zu leben/ und der wercke GOttes in sich war-
zunehmen erfüllet. Es soll nun und muß alles
neu seyn/ nemlich ein neuer sabbath in dem neu-
en Sabbaths-Herrn/ und zwar ohn auffhören/
ohne unterlassen/ denn ob gleich der leib wegen
dersünde seine last tragen/ und die schweißtröpff-
lein durch lesen so wol als andere arbeit (denn
beedes ist eine sünden-straff) empfinden und
haben muß/ und also stäts casteyet werden/ da-
mit ihn das fett/ die im müßiggang auffstei-
gende lust/ nicht stechen möge/ so benimmt solche
äusserliche lebens-arbeit der seelen sabbath
nichts/ wenn sie nur von der welt lust und liebe/
dazu die verkehrte welt die sünden-last machet/
nicht isset/ und sich damit verunreiniget/ son-
dern in ihrer ruhe/ so da ist CHristus JEsus/
als welcher allein was heilsam und lebend ist/
wircket/ sonsten der mensch durch sein lesen und
eigenkräfftiges meditiren auch was thun könte/
der doch in heiligen und geistlichen sachen
nichts vermag/ weil ihm das geistliche leben ei-
ne thorheit ist/ drum ers recht thörlich achtet/
daß der natürliche mensch mit wircken soll/ stäts
verbleibet: dahin zielet/ was Paulus schreibet/
Coloss. 3. v. 14. cap. 2. v. 16. & seqq. Hebr. 3.
v. 1. cap. 7. per totum.
Denn es muß der tem-
pel GOttes/ so da ist die durch CHristum ge-
heiligte oder lebendig gemachte seele/ nicht ein
gauckelkammer des teuffels zugleich mit seyn/
in welche entweder zugleich oder verwechselter
weise GOtt und der teuffel ihre wercke haben
können/ oder sollen/ wie die wahnsinnige Chri-
sten ihnen solches einbilden/ und über ihrer
phantasey noch wol disputiren dürffen/ als
könne es nicht anders seyn. Aber du möch-
test das bild/ lieber mensch/ wol recht conside-
rir
en und erstlich verstehen lernen/ was das al-
lerheiligste bedeutet habe/ als in welches nie-
mand hat dürffen eingehen/ als der hoheprie-
ster allein. Woher kommts denn/ daß nun
dem teuffel auch will ein eingang zugelassen
werden? warlich durch seinen betrieglichen geist/
so ein rechter kräfftiger Lehrer ist in aller Pro-

pheten
A. K. H. Vierter Theil. Lll l 2

Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und ſchrifften.
[Spaltenumbruch] reich GOttes zu eroͤffnen/ oder das bild GOt-
tes zu erſetzen. Fuͤrwahr/ fuͤrwahr/ es iſt die
allergrauſamſteabſcheulichſte Gotteslaͤſterung!
Es iſt die gedoppelte creutzigung JEſu CHri-
ſti! Es iſt die bey Chriſten vor nie erhoͤrte be-
truͤbung des H. Geiſtes/ und alſo die eigentli-
che ſuͤnde in dem H. Geiſte. O menſch/ aus
dieſer vom teuffel eingefuͤhrten meinung iſt die
rechte ſuͤndhafftige Babel erbauet/ und auch
ſtarck in ihrer boßheit worden/ daß GOtt gnug-
ſam durch ſeine plagen daran zubrechen hat.
Das iſt der rechte teuffliſche grundſtein/ daß es
nicht ſeyn koͤnne. So langedieſer unglaubens
und boͤſer zweiffelſtein in dir lieget/ o menſch/
ſo lange iſt dir nichts zu rathen oder zu helffen.
Sprichſtu/ warum das! Ey darum/ denn du
verleugneſt und verlaͤſterſt CHriſti geburth/
leiden/ ſterben und ſieghaffte aufferſtehung/ ſo
eben darum geſchehen/ daß es in dir die rechte
alles in allen vermoͤgende krafft ſeyn/ und mit
einem wort aus dir teuffeliſchem ſuͤndhaftigem
menſchen/ ein kind GOttes wieder machen
moͤge und wolle: warum wiltu denn/ o elen-
der menſch/ CHriſti bitter leiden an dir laſſen
vergeblich ſeyn? Oder wie kanſtu menſch ſa-
gen/ daß dich CHriſtus von den banden des to-
des/ den ſtricken des teuffels und dem ſuͤnden-
dienſt erloͤſet habe/ wenn du noch in ſuͤnden
todt/ und im dienſt des teuffels biſt/ darin ein je-
der iſt/ der ſuͤnde thut/ wie die H. Schrift zeuget!
Es iſt ſchon voꝛhin geſaget/ und wiꝛd noch geſa-
get/ daß wo kranckheit iſt/ daß da keine geſund-
heit ſey: und wo keine geneſung iſt/ daß da alle ar-
tzeney vergeblich ſey/ auch der Medicus keinen
ruhmhabe. Wo bleibet nun bey euch ſuͤndhaftig
bleibenden und immer ſtraff verdienenden men-
ſchenkindern CHriſti ruhm/ den ihm die heilige
ſchrifft bey ſeinem heiligen leibe (der gemeine der
heilige) zugelegt/ daß er nemlich dieſelbe geſund/
rein/ heilig/ gerecht und von allen flecken und
ſuͤnden-mackeln frey mache/ weil ihr ungeſund/
unrein/ unheilig/ ungerecht/ voller eiterbeulen/
ſuͤnden/ wunden/ und ſtriemen ſeyn und bleiben
wollet? Heiſt das nicht CHriſto ſeine ehre ge-
raubet/ und ſeinen heiligen namen ſamt ſeinem
tode nicht ſchaͤnden? Es muß hier kein impu-
tir
liches fabelwerck gemacht werden/ als wann
du menſchen kind ſeyſt ſchuldig worden/ und
CHriſtus habe dafuͤr bezahlet/ und daß das
eben ſo ſey/ als wenn Titius Caji ſchuld bezah-
lete? Jſt die ſchuld bezahlt/ ſo muß Cajus
ſeine handſchrifft wieder haben/ oder gnugſam
quitiret ſeyn: wie kommt aber die imaginirli-
che oder imputirliche bezahlung herbey/ alldie-
weil der teuffel die handſchrifft/ das iſt/ das
ſuͤnden-reich in dir behaͤlt/ weil du ein ſuͤnder
bleiben wilt? Die ſuͤnde iſt ſeine handſchrifft/
wo er die ſuͤnde findet/ da hat er einen recht-
maͤßigen zuſpruch wie die heilige ſchrifft zeuget.
O menſch/ es iſt hier mit keineꝛ imputation aus-
gerichtet/ denn Chriſtus muß in dir das geſetz er-
fuͤllen/ und alſo recht von der handſchrifft be-
freyen. CHriſtus muß dich fuͤr ſuͤnden be-
wahren/ ſonſten du warlich in den banden des
todes und ſtricken des teuffels noch biſt/ und
weniger denn nichts hilfft/ was du vernuͤnfftig
und wolklingend von CHriſti aufferſtehung
kanſt herſagen. Darum ihr vernuͤnfftige
Phariſceꝛ wol moͤchtet wideꝛ die hoch-und wol-
gelahrte vernunfft dahin ſchicken/ da ihr ſie ge-
[Spaltenumbruch] holet habet/ und euch als kinder in CHriſti
ſchul begeben/ ſo wuͤrdet ihr aus der krafft der
aufferſtehung CHriſti in euch zeugen. Die
heilige Schrifft zeuget im N. Teſtament nicht
von einem ſonntaͤglichen ſabbath/ da man nach
Juͤdiſcher arth/ maß und weiſe/ aber doch
gleichwol nicht in ſolchem ernſt (ſonſten auff
manchem acker/ ſtege und wege viel ſteine wuͤr-
den ligen/ und der geiſtlichen ſo wol als der welt-
lichen creutz bloß ſtehen muͤſſen) zuſam̃en kom̃t/
den aͤuſſerlichen Gottesdienſthaͤlt/ und mit
Juda CHriſtum kuͤſſet/ aber in den andern ta-
gen oder nach beſtalltem Gottesdienſt/ alſo
lebet/ als wuͤſte man von CHriſto und ſei-
nem heiligem leben und wandel nichts/ der uns
nicht einmal zu imitiren angienge/ weil man
ihn in ſeinen beſtalten ſabbath abgedienet/ und
alſo fernern dienſt zu leiſten nicht ſchuldig waͤre.
Lieber menſch/ ſolcher geſtalt fraget GOtt nach
deinem ſabbath gar nichts/ ja es waͤre ihm lie-
ber/ du nehmeſt nur nicht einmal ſeinen bund in
deinen mnnde/ weil du doch den innerlichen
ſabbath verachteſt/ und zucht/ das iſt/ ein aͤuſſer-
liches/ zuͤchtiges/ heiliges/ gerechtes und maͤſ-
ſiges leben haſſeſt: Das alte iſt auffgehaben/
des Alten Teſtaments geſetze iſt durch Chriſtum
nicht in andern tagen zu ſuͤndigen/ ſondern hei-
lig zu leben/ und der wercke GOttes in ſich war-
zunehmen erfuͤllet. Es ſoll nun und muß alles
neu ſeyn/ nemlich ein neuer ſabbath in dem neu-
en Sabbaths-Herrn/ und zwar ohn auffhoͤren/
ohne unterlaſſen/ denn ob gleich der leib wegen
derſuͤnde ſeine laſt tragen/ und die ſchweißtroͤpff-
lein durch leſen ſo wol als andere arbeit (denn
beedes iſt eine ſuͤnden-ſtraff) empfinden und
haben muß/ und alſo ſtaͤts caſteyet werden/ da-
mit ihn das fett/ die im muͤßiggang auffſtei-
gende luſt/ nicht ſtechen moͤge/ ſo benimmt ſolche
aͤuſſerliche lebens-arbeit der ſeelen ſabbath
nichts/ wenn ſie nur von der welt luſt und liebe/
dazu die verkehrte welt die ſuͤnden-laſt machet/
nicht iſſet/ und ſich damit verunreiniget/ ſon-
dern in ihrer ruhe/ ſo da iſt CHriſtus JEſus/
als welcher allein was heilſam und lebend iſt/
wircket/ ſonſten der menſch durch ſein leſen und
eigenkraͤfftiges meditiren auch was thun koͤnte/
der doch in heiligen und geiſtlichen ſachen
nichts vermag/ weil ihm das geiſtliche leben ei-
ne thorheit iſt/ drum ers recht thoͤrlich achtet/
daß der natuͤrliche menſch mit wircken ſoll/ ſtaͤts
verbleibet: dahin zielet/ was Paulus ſchreibet/
Coloſſ. 3. v. 14. cap. 2. v. 16. & ſeqq. Hebr. 3.
v. 1. cap. 7. per totum.
Denn es muß der tem-
pel GOttes/ ſo da iſt die durch CHriſtum ge-
heiligte oder lebendig gemachte ſeele/ nicht ein
gauckelkammer des teuffels zugleich mit ſeyn/
in welche entweder zugleich oder verwechſelter
weiſe GOtt und der teuffel ihre wercke haben
koͤnnen/ oder ſollen/ wie die wahnſinnige Chri-
ſten ihnen ſolches einbilden/ und uͤber ihrer
phantaſey noch wol diſputiren duͤrffen/ als
koͤnne es nicht anders ſeyn. Aber du moͤch-
teſt das bild/ lieber menſch/ wol recht conſide-
rir
en und erſtlich verſtehen lernen/ was das al-
lerheiligſte bedeutet habe/ als in welches nie-
mand hat duͤrffen eingehen/ als der hoheprie-
ſter allein. Woher kommts denn/ daß nun
dem teuffel auch will ein eingang zugelaſſen
werden? warlich durch ſeinen betrieglichen geiſt/
ſo ein rechter kraͤfftiger Lehrer iſt in aller Pro-

pheten
A. K. H. Vierter Theil. Lll l 2
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[635/0943] Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und ſchrifften. reich GOttes zu eroͤffnen/ oder das bild GOt- tes zu erſetzen. Fuͤrwahr/ fuͤrwahr/ es iſt die allergrauſamſteabſcheulichſte Gotteslaͤſterung! Es iſt die gedoppelte creutzigung JEſu CHri- ſti! Es iſt die bey Chriſten vor nie erhoͤrte be- truͤbung des H. Geiſtes/ und alſo die eigentli- che ſuͤnde in dem H. Geiſte. O menſch/ aus dieſer vom teuffel eingefuͤhrten meinung iſt die rechte ſuͤndhafftige Babel erbauet/ und auch ſtarck in ihrer boßheit worden/ daß GOtt gnug- ſam durch ſeine plagen daran zubrechen hat. Das iſt der rechte teuffliſche grundſtein/ daß es nicht ſeyn koͤnne. So langedieſer unglaubens und boͤſer zweiffelſtein in dir lieget/ o menſch/ ſo lange iſt dir nichts zu rathen oder zu helffen. Sprichſtu/ warum das! Ey darum/ denn du verleugneſt und verlaͤſterſt CHriſti geburth/ leiden/ ſterben und ſieghaffte aufferſtehung/ ſo eben darum geſchehen/ daß es in dir die rechte alles in allen vermoͤgende krafft ſeyn/ und mit einem wort aus dir teuffeliſchem ſuͤndhaftigem menſchen/ ein kind GOttes wieder machen moͤge und wolle: warum wiltu denn/ o elen- der menſch/ CHriſti bitter leiden an dir laſſen vergeblich ſeyn? Oder wie kanſtu menſch ſa- gen/ daß dich CHriſtus von den banden des to- des/ den ſtricken des teuffels und dem ſuͤnden- dienſt erloͤſet habe/ wenn du noch in ſuͤnden todt/ und im dienſt des teuffels biſt/ darin ein je- der iſt/ der ſuͤnde thut/ wie die H. Schrift zeuget! Es iſt ſchon voꝛhin geſaget/ und wiꝛd noch geſa- get/ daß wo kranckheit iſt/ daß da keine geſund- heit ſey: und wo keine geneſung iſt/ daß da alle ar- tzeney vergeblich ſey/ auch der Medicus keinen ruhmhabe. Wo bleibet nun bey euch ſuͤndhaftig bleibenden und immer ſtraff verdienenden men- ſchenkindern CHriſti ruhm/ den ihm die heilige ſchrifft bey ſeinem heiligen leibe (der gemeine der heilige) zugelegt/ daß er nemlich dieſelbe geſund/ rein/ heilig/ gerecht und von allen flecken und ſuͤnden-mackeln frey mache/ weil ihr ungeſund/ unrein/ unheilig/ ungerecht/ voller eiterbeulen/ ſuͤnden/ wunden/ und ſtriemen ſeyn und bleiben wollet? Heiſt das nicht CHriſto ſeine ehre ge- raubet/ und ſeinen heiligen namen ſamt ſeinem tode nicht ſchaͤnden? Es muß hier kein impu- tirliches fabelwerck gemacht werden/ als wann du menſchen kind ſeyſt ſchuldig worden/ und CHriſtus habe dafuͤr bezahlet/ und daß das eben ſo ſey/ als wenn Titius Caji ſchuld bezah- lete? Jſt die ſchuld bezahlt/ ſo muß Cajus ſeine handſchrifft wieder haben/ oder gnugſam quitiret ſeyn: wie kommt aber die imaginirli- che oder imputirliche bezahlung herbey/ alldie- weil der teuffel die handſchrifft/ das iſt/ das ſuͤnden-reich in dir behaͤlt/ weil du ein ſuͤnder bleiben wilt? Die ſuͤnde iſt ſeine handſchrifft/ wo er die ſuͤnde findet/ da hat er einen recht- maͤßigen zuſpruch wie die heilige ſchrifft zeuget. O menſch/ es iſt hier mit keineꝛ imputation aus- gerichtet/ denn Chriſtus muß in dir das geſetz er- fuͤllen/ und alſo recht von der handſchrifft be- freyen. CHriſtus muß dich fuͤr ſuͤnden be- wahren/ ſonſten du warlich in den banden des todes und ſtricken des teuffels noch biſt/ und weniger denn nichts hilfft/ was du vernuͤnfftig und wolklingend von CHriſti aufferſtehung kanſt herſagen. Darum ihr vernuͤnfftige Phariſceꝛ wol moͤchtet wideꝛ die hoch-und wol- gelahrte vernunfft dahin ſchicken/ da ihr ſie ge- holet habet/ und euch als kinder in CHriſti ſchul begeben/ ſo wuͤrdet ihr aus der krafft der aufferſtehung CHriſti in euch zeugen. Die heilige Schrifft zeuget im N. Teſtament nicht von einem ſonntaͤglichen ſabbath/ da man nach Juͤdiſcher arth/ maß und weiſe/ aber doch gleichwol nicht in ſolchem ernſt (ſonſten auff manchem acker/ ſtege und wege viel ſteine wuͤr- den ligen/ und der geiſtlichen ſo wol als der welt- lichen creutz bloß ſtehen muͤſſen) zuſam̃en kom̃t/ den aͤuſſerlichen Gottesdienſthaͤlt/ und mit Juda CHriſtum kuͤſſet/ aber in den andern ta- gen oder nach beſtalltem Gottesdienſt/ alſo lebet/ als wuͤſte man von CHriſto und ſei- nem heiligem leben und wandel nichts/ der uns nicht einmal zu imitiren angienge/ weil man ihn in ſeinen beſtalten ſabbath abgedienet/ und alſo fernern dienſt zu leiſten nicht ſchuldig waͤre. Lieber menſch/ ſolcher geſtalt fraget GOtt nach deinem ſabbath gar nichts/ ja es waͤre ihm lie- ber/ du nehmeſt nur nicht einmal ſeinen bund in deinen mnnde/ weil du doch den innerlichen ſabbath verachteſt/ und zucht/ das iſt/ ein aͤuſſer- liches/ zuͤchtiges/ heiliges/ gerechtes und maͤſ- ſiges leben haſſeſt: Das alte iſt auffgehaben/ des Alten Teſtaments geſetze iſt durch Chriſtum nicht in andern tagen zu ſuͤndigen/ ſondern hei- lig zu leben/ und der wercke GOttes in ſich war- zunehmen erfuͤllet. Es ſoll nun und muß alles neu ſeyn/ nemlich ein neuer ſabbath in dem neu- en Sabbaths-Herrn/ und zwar ohn auffhoͤren/ ohne unterlaſſen/ denn ob gleich der leib wegen derſuͤnde ſeine laſt tragen/ und die ſchweißtroͤpff- lein durch leſen ſo wol als andere arbeit (denn beedes iſt eine ſuͤnden-ſtraff) empfinden und haben muß/ und alſo ſtaͤts caſteyet werden/ da- mit ihn das fett/ die im muͤßiggang auffſtei- gende luſt/ nicht ſtechen moͤge/ ſo benimmt ſolche aͤuſſerliche lebens-arbeit der ſeelen ſabbath nichts/ wenn ſie nur von der welt luſt und liebe/ dazu die verkehrte welt die ſuͤnden-laſt machet/ nicht iſſet/ und ſich damit verunreiniget/ ſon- dern in ihrer ruhe/ ſo da iſt CHriſtus JEſus/ als welcher allein was heilſam und lebend iſt/ wircket/ ſonſten der menſch durch ſein leſen und eigenkraͤfftiges meditiren auch was thun koͤnte/ der doch in heiligen und geiſtlichen ſachen nichts vermag/ weil ihm das geiſtliche leben ei- ne thorheit iſt/ drum ers recht thoͤrlich achtet/ daß der natuͤrliche menſch mit wircken ſoll/ ſtaͤts verbleibet: dahin zielet/ was Paulus ſchreibet/ Coloſſ. 3. v. 14. cap. 2. v. 16. & ſeqq. Hebr. 3. v. 1. cap. 7. per totum. Denn es muß der tem- pel GOttes/ ſo da iſt die durch CHriſtum ge- heiligte oder lebendig gemachte ſeele/ nicht ein gauckelkammer des teuffels zugleich mit ſeyn/ in welche entweder zugleich oder verwechſelter weiſe GOtt und der teuffel ihre wercke haben koͤnnen/ oder ſollen/ wie die wahnſinnige Chri- ſten ihnen ſolches einbilden/ und uͤber ihrer phantaſey noch wol diſputiren duͤrffen/ als koͤnne es nicht anders ſeyn. Aber du moͤch- teſt das bild/ lieber menſch/ wol recht conſide- riren und erſtlich verſtehen lernen/ was das al- lerheiligſte bedeutet habe/ als in welches nie- mand hat duͤrffen eingehen/ als der hoheprie- ſter allein. Woher kommts denn/ daß nun dem teuffel auch will ein eingang zugelaſſen werden? warlich durch ſeinen betrieglichen geiſt/ ſo ein rechter kraͤfftiger Lehrer iſt in aller Pro- pheten A. K. H. Vierter Theil. Lll l 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/943>, abgerufen am 17.05.2024.