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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften.
[Spaltenumbruch] Christen müste der alte Adam sambt seinen lü-
sten und begierden ersäuffet seyn/ also daß ob
sich gleich die noch im fleisch wohnende lü-
sten regen/ jeden noch dieselben in den heiligen
nicht herschen können/ alldieweil die rechte in-
nerliche Tauffe/ so durch den heiligen Geist
in der seelen geschicht/ ihre krafft und macht
dawieder erweiset: Jhr aber saget/ daß die
getauffte Christen sünder seyn und bleiben/ nach
wie vor der Tauffe/ die eitel straffe verdienen/
das ist/ in welchen die sünden herschen; denn wo
die sünde nicht herschet/ da kan keine straffe
verdienet werden/ sintemahl der Geist GOt-
tes die sündliche lust in den heiligen/ so in der
gelassenheit oder schuldigem gehorsam leben/
dämpffet/ daß sie keine krafft haben kan/ die
sünde zu empfahen/ den tod zu gebähren/
und die den gottlosen getreuete straffen zu er-
regen. O verstünde man dieses in der Babel
recht/ wie würde man die GOtteslästerliche
ohrenbeichte als den Brunnquell der offenbah-
rung des gantzen Antichristischen sünden-
Reichs/ außmustern. Ach/ liebe menschen/
last euch dieses nicht zu hart fürkommen/ denn
die äusserste noth erforderts. Sintemahl das
beichten und absolviren wieder das gantze in-
wendige Reich JESU Christi ist/ denn er dar-
um die gnädige vergebung der sünden stäts ist
oder bleibet. Es ist wieder die gantze heilige
schrifft/ denn darin nicht ein eintziges Exem-
pel
zu befinden; Es ist wieder die gemein-
schafft des leibes JEsu Christi/ denn kein glied
in der wahren Kirche sich jemahlen unterwun-
den seinem neben-gliede sünde zu vergeben/
weil solcher gestalt Christus ihm selber die sün-
de vergeben müste/ als welcher in einem gliede
so wohl ist als dem andern/ und sein Ampt sel-
ber verrichtet. Daß ein Christ den andern trö-
stet/ erbauet/ unterrichtet/ lehret/ oder die
von Christo erlangte gnaden-gaben mittheilet/
das ist schrifftmässig/ und erfodert das band
der liebe/ aber hiemit hat das beichten gar kei-
ne verwandnuß. Die heilige Schrifft und die
rechte Kirche Christi mit ihr/ zeugen/ daß
das heilige Abendmahl/ nur ein brüderliches
liebes-mahl sey/ so für denleib Christi/ so da
ist die gemeine der heiligen/ bloß allein eingese-
tzet/ zu deme sich niemand ohne rechte vorher-
gehende prüffung/ ob er auch durch Christi
blut innerlich gereiniget/ und dem leibe Chri-
sti durch vereinigung des Geistes in dem bande
der rechten Göttlichen liebe einverleibet sey/ hal-
ten oder finden solle/ da er es anders nicht zum
gerichte/ daß er sich nicht wegen seiner Unrei-
nigkeit vom leibe Christi enthalten/ das ist/
gedoppelte höllische| Pein empfahen will. Jhr
menschen aber machet auß diesem brüderlichen
liebe-mahl ein rechtes Cyclopisches mörder-
mahl/ indem ja heute ohn allen scheu und un-
terscheid/ hunde/ säue/ wölffe/ nattern etc.
hinzulauffen/ und ihren inwendigen greuel
mit dem heiligen fleisch Christi vermeintlich be-
decken wollen/ gerade/ als wem Christus den
bösen verruchten Sardanapalischen welt-säuen
zu einem solchen schand deckel und sünden diener
gemacht sey. Daß mag aber wohl recht alle
Göttliche ordnung ver- und umgekehrt heissen/
wie die verkehrer solches andern beymessen. O
blindheit! o thorheit! daß ihr elende menschen
denselben vom Abendmahl wollet außschliessen/
[Spaltenumbruch] der in feindschafft mit seinem nächsten/ oder die-
berey und hurerey lebet/ und könnet doch nicht
gewahr werden/ daß ihr euch selber damit von
dem rechten innerlichen Abendmahl außschlies-
set/ weil ihr in öffentlicher feindschafft mit GOtt
lebet/ ja in der geistlichen dieberey und hurerey
so veruneiniget/ daß auch GOttes name da-
her bey den unchristen sehr verlästert wird: Ach
wie sollen Juden und Heyden zu Christen wer-
den/ weil bey den genanten Christen ein unchrift-
lichers/ Gottlosers und Epicurischers leben und
wesen geführet und getrieben wird/ als bey den
leuten/ so von Christo nichts wissen wollen?
Ein jeder fahe nur an in seinem stande sein thun/
und wesen recht zu erforschen/ warlich warlich
so wird er nicht Christi sinne/ sondern seine
fleischliche sinne/ nicht GOttes willens belie-
bung/ sondern seines eignen willens wohlgefal-
len/ nicht das neue wesen des geistes/ sondern
das alte wesen des fleisches/ nicht ein Christo
gleichförmiges leben und wandel/ sondern wie
er in des Teuffels schrancke lauffe/ gnugsam be-
finden. Trettet herfür/ die ihr euch der Aposteln
Succession rühmen dürffet/ und sprechet von
hertzen zu euren gemeinen: Seyd unsere nach-
folgere gleich wie wir Christi nachfolger seyn/
stellet euch nicht der welt in ehrgeitz/ hoffärtigem
leben/ in geitz und liebe der zeitlichen Güter/ in
rachsinnigkeit und andern wercke des fleisches/
gleich wie wir uns nicht darinnen der welt gleich
stellen: Jhr lieben Herrn/ es ist niemals/ wie schon
berühret/ das Abendmahl also schändlich miß-
brauchet worden/ als heute geschicht! Dar-
um weil es nicht Christi und der heil. Aposto-
lischen kirchen gebrauch nach gehalten wird/ so
wirds auch ein siegel zu gedoppelter höllischer
verdammniß/ weil ein jeder gewust/ daß er sich
hat sollen erstlich recht prüffen/ ehe er zur gemei-
ne gelassen/ oder sich für ein glied des leibes Chri-
sti außgegeben/ und doch solches keiner gethan/
sondern einer so wohl als der ander den befehl
GOttes verachtet hat/ darum nicht zu fragen/
woher es komme/ daß der zorn GOttes fort-
bricht/ ob gleich das Abendmahl gehen häuf-
fig und milde geschicht? Das ist die ursach/ daß
das Abendmahl nicht nach Göttlicher ordnung
gehalten und innerlich empfunden wird/ dem
das rechte Abendmahl ist die wesentliche/ kräff-
tige und allmächtige gegenwart JEsu Christi
des Sohns des lebendigen GOttes in der seelen/
daran die transsubstantialische/ Christliche und
mündliche wortstreiter gedencken/ und also al-
len streit führen/ und nun die krafft des Abend-
mahls auß einer geheiligten seelen leuchten lassen
solten; darum auch kein Christ/ so für der welt
offenbahr ist/ mit gutem gewissen dazu gehe kan/
wie her nacher soll mit mehrerm berühret werden
Die H. Schrifftnebst allen gliedern JEsu Chri-
sti bezeuget öffentlich/ daß das Apostol. predig-
amt ein amts-werck des H. Geistes sey/ so er in-
nerlich in dem menschen führet/ und dem men-
sche zum äusserlichen zeugnuß seiner innerlichen
krafft und würckung also treibet/ daß sie auch
nichts reden müssen/ so ers ihnen nicht in munde
leget/ würcket/ und den menschen durch seine in-
nerliche krafft zu solchem äusserlichem zeugniß-
amt außrüstet/ also daß lehr und leben müssen
gleichförmig seyn/ und durch einen so wohl
als den andern die gemeine CHristi erbauet und
im geringste nicht durch ein anders leben als die

lehrer

Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und ſchrifften.
[Spaltenumbruch] Chriſten muͤſte der alte Adam ſambt ſeinen luͤ-
ſten und begierden erſaͤuffet ſeyn/ alſo daß ob
ſich gleich die noch im fleiſch wohnende luͤ-
ſten regen/ jeden noch dieſelben in den heiligen
nicht herſchen koͤnnen/ alldieweil die rechte in-
nerliche Tauffe/ ſo durch den heiligen Geiſt
in der ſeelen geſchicht/ ihre krafft und macht
dawieder erweiſet: Jhr aber ſaget/ daß die
getauffte Chriſten ſuͤnder ſeyn und bleiben/ nach
wie vor der Tauffe/ die eitel ſtraffe verdienen/
das iſt/ in welchen die ſuͤnden herſchen; denn wo
die ſuͤnde nicht herſchet/ da kan keine ſtraffe
verdienet werden/ ſintemahl der Geiſt GOt-
tes die ſuͤndliche luſt in den heiligen/ ſo in der
gelaſſenheit oder ſchuldigem gehorſam leben/
daͤmpffet/ daß ſie keine krafft haben kan/ die
ſuͤnde zu empfahen/ den tod zu gebaͤhren/
und die den gottloſen getreuete ſtraffen zu er-
regen. O verſtuͤnde man dieſes in der Babel
recht/ wie wuͤrde man die GOtteslaͤſterliche
ohrenbeichte als den Brunnquell der offenbah-
rung des gantzen Antichriſtiſchen ſuͤnden-
Reichs/ außmuſtern. Ach/ liebe menſchen/
laſt euch dieſes nicht zu hart fuͤrkommen/ denn
die aͤuſſerſte noth erforderts. Sintemahl das
beichten und abſolviren wieder das gantze in-
wendige Reich JESU Chriſti iſt/ denn er dar-
um die gnaͤdige vergebung der ſuͤnden ſtaͤts iſt
oder bleibet. Es iſt wieder die gantze heilige
ſchrifft/ denn darin nicht ein eintziges Exem-
pel
zu befinden; Es iſt wieder die gemein-
ſchafft des leibes JEſu Chriſti/ denn kein glied
in der wahren Kirche ſich jemahlen unterwun-
den ſeinem neben-gliede ſuͤnde zu vergeben/
weil ſolcher geſtalt Chriſtus ihm ſelber die ſuͤn-
de vergeben muͤſte/ als welcher in einem gliede
ſo wohl iſt als dem andern/ und ſein Ampt ſel-
ber verrichtet. Daß ein Chriſt den andern troͤ-
ſtet/ erbauet/ unterrichtet/ lehret/ oder die
von Chriſto erlangte gnaden-gaben mittheilet/
das iſt ſchrifftmaͤſſig/ und erfodert das band
der liebe/ aber hiemit hat das beichten gar kei-
ne verwandnuß. Die heilige Schrifft und die
rechte Kirche Chriſti mit ihr/ zeugen/ daß
das heilige Abendmahl/ nur ein bruͤderliches
liebes-mahl ſey/ ſo fuͤr denleib Chriſti/ ſo da
iſt die gemeine der heiligen/ bloß allein eingeſe-
tzet/ zu deme ſich niemand ohne rechte vorher-
gehende pruͤffung/ ob er auch durch Chriſti
blut innerlich gereiniget/ und dem leibe Chri-
ſti durch vereinigung des Geiſtes in dem bande
der rechten Goͤttlichen liebe einverleibet ſey/ hal-
ten oder finden ſolle/ da er es anders nicht zum
gerichte/ daß er ſich nicht wegen ſeiner Unrei-
nigkeit vom leibe Chriſti enthalten/ das iſt/
gedoppelte hoͤlliſche| Pein empfahen will. Jhr
menſchen aber machet auß dieſem bruͤderlichen
liebe-mahl ein rechtes Cyclopiſches moͤrder-
mahl/ indem ja heute ohn allen ſcheu und un-
terſcheid/ hunde/ ſaͤue/ woͤlffe/ nattern ꝛc.
hinzulauffen/ und ihren inwendigen greuel
mit dem heiligen fleiſch Chriſti vermeintlich be-
decken wollen/ gerade/ als wem Chriſtus den
boͤſen verruchten Sardanapaliſchen welt-ſaͤuen
zu einem ſolchen ſchand deckel und ſuͤnden diener
gemacht ſey. Daß mag aber wohl recht alle
Goͤttliche ordnung ver- und umgekehrt heiſſen/
wie die verkehrer ſolches andern beymeſſen. O
blindheit! o thorheit! daß ihr elende menſchen
denſelben vom Abendmahl wollet außſchlieſſen/
[Spaltenumbruch] der in feindſchafft mit ſeinem naͤchſten/ oder die-
berey und hurerey lebet/ und koͤnnet doch nicht
gewahr werden/ daß ihr euch ſelber damit von
dem rechten innerlichen Abendmahl außſchlieſ-
ſet/ weil ihr in oͤffentlicher feindſchafft mit GOtt
lebet/ ja in der geiſtlichen dieberey und hurerey
ſo veruneiniget/ daß auch GOttes name da-
her bey den unchriſten ſehr verlaͤſtert wird: Ach
wie ſollen Juden und Heyden zu Chriſten wer-
den/ weil bey den genanten Chriſten ein unchrift-
lichers/ Gottloſers und Epicuriſchers leben und
weſen gefuͤhret und getrieben wird/ als bey den
leuten/ ſo von Chriſto nichts wiſſen wollen?
Ein jeder fahe nur an in ſeinem ſtande ſein thun/
und weſen recht zu erforſchen/ warlich warlich
ſo wird er nicht Chriſti ſinne/ ſondern ſeine
fleiſchliche ſinne/ nicht GOttes willens belie-
bung/ ſondern ſeines eignen willens wohlgefal-
len/ nicht das neue weſen des geiſtes/ ſondern
das alte weſen des fleiſches/ nicht ein Chriſto
gleichfoͤrmiges leben und wandel/ ſondern wie
er in des Teuffels ſchranckē lauffe/ gnugſam be-
finden. Trettet herfuͤr/ die ihr euch der Apoſteln
Succeſſion ruͤhmen duͤrffet/ und ſprechet von
hertzen zu euren gemeinen: Seyd unſere nach-
folgere gleich wie wir Chriſti nachfolger ſeyn/
ſtellet euch nicht der welt in ehrgeitz/ hoffaͤrtigem
leben/ in geitz und liebe der zeitlichen Guͤter/ in
rachſinnigkeit und andern werckē des fleiſches/
gleich wie wir uns nicht darinnen der welt gleich
ſtellen: Jhr lieben Herrn/ es iſt niemals/ wie ſchon
beruͤhret/ das Abendmahl alſo ſchaͤndlich miß-
brauchet worden/ als heute geſchicht! Dar-
um weil es nicht Chriſti und der heil. Apoſto-
liſchen kirchen gebrauch nach gehalten wird/ ſo
wirds auch ein ſiegel zu gedoppelter hoͤlliſcher
verdammniß/ weil ein jeder gewuſt/ daß er ſich
hat ſollen erſtlich recht pruͤffen/ ehe er zur gemei-
ne gelaſſen/ oder ſich fuͤr ein glied des leibes Chri-
ſti außgegeben/ und doch ſolches keiner gethan/
ſondern einer ſo wohl als der ander den befehl
GOttes verachtet hat/ darum nicht zu fragen/
woher es komme/ daß der zorn GOttes fort-
bricht/ ob gleich das Abendmahl gehen haͤuf-
fig und milde geſchicht? Das iſt die urſach/ daß
das Abendmahl nicht nach Goͤttlicher ordnung
gehalten und innerlich empfunden wird/ dem
das rechte Abendmahl iſt die weſentliche/ kraͤff-
tige und allmaͤchtige gegenwart JEſu Chriſti
des Sohns des lebendigen GOttes in der ſeelen/
daran die transſubſtantialiſche/ Chriſtliche und
muͤndliche wortſtreiter gedencken/ und alſo al-
len ſtreit fuͤhren/ und nun die krafft des Abend-
mahls auß einer geheiligten ſeelen leuchten laſſen
ſolten; darum auch kein Chriſt/ ſo fuͤr der welt
offenbahr iſt/ mit gutem gewiſſen dazu gehē kan/
wie her nacher ſoll mit mehrerm beruͤhret werden
Die H. Schrifftnebſt allen gliedern JEſu Chri-
ſti bezeuget oͤffentlich/ daß das Apoſtol. predig-
amt ein amts-werck des H. Geiſtes ſey/ ſo er in-
nerlich in dem menſchen fuͤhret/ und dem men-
ſchē zum aͤuſſerlichen zeugnuß ſeiner innerlichen
krafft und wuͤrckung alſo treibet/ daß ſie auch
nichts reden muͤſſen/ ſo ers ihnen nicht in munde
leget/ wuͤrcket/ und den menſchen durch ſeine in-
nerliche krafft zu ſolchem aͤuſſerlichem zeugniß-
amt außruͤſtet/ alſo daß lehr und leben muͤſſen
gleichfoͤrmig ſeyn/ und durch einen ſo wohl
als den andern die gemeine CHriſti erbauet und
im geringſtē nicht durch ein anders leben als die

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[630/0938] Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und ſchrifften. Chriſten muͤſte der alte Adam ſambt ſeinen luͤ- ſten und begierden erſaͤuffet ſeyn/ alſo daß ob ſich gleich die noch im fleiſch wohnende luͤ- ſten regen/ jeden noch dieſelben in den heiligen nicht herſchen koͤnnen/ alldieweil die rechte in- nerliche Tauffe/ ſo durch den heiligen Geiſt in der ſeelen geſchicht/ ihre krafft und macht dawieder erweiſet: Jhr aber ſaget/ daß die getauffte Chriſten ſuͤnder ſeyn und bleiben/ nach wie vor der Tauffe/ die eitel ſtraffe verdienen/ das iſt/ in welchen die ſuͤnden herſchen; denn wo die ſuͤnde nicht herſchet/ da kan keine ſtraffe verdienet werden/ ſintemahl der Geiſt GOt- tes die ſuͤndliche luſt in den heiligen/ ſo in der gelaſſenheit oder ſchuldigem gehorſam leben/ daͤmpffet/ daß ſie keine krafft haben kan/ die ſuͤnde zu empfahen/ den tod zu gebaͤhren/ und die den gottloſen getreuete ſtraffen zu er- regen. O verſtuͤnde man dieſes in der Babel recht/ wie wuͤrde man die GOtteslaͤſterliche ohrenbeichte als den Brunnquell der offenbah- rung des gantzen Antichriſtiſchen ſuͤnden- Reichs/ außmuſtern. Ach/ liebe menſchen/ laſt euch dieſes nicht zu hart fuͤrkommen/ denn die aͤuſſerſte noth erforderts. Sintemahl das beichten und abſolviren wieder das gantze in- wendige Reich JESU Chriſti iſt/ denn er dar- um die gnaͤdige vergebung der ſuͤnden ſtaͤts iſt oder bleibet. Es iſt wieder die gantze heilige ſchrifft/ denn darin nicht ein eintziges Exem- pel zu befinden; Es iſt wieder die gemein- ſchafft des leibes JEſu Chriſti/ denn kein glied in der wahren Kirche ſich jemahlen unterwun- den ſeinem neben-gliede ſuͤnde zu vergeben/ weil ſolcher geſtalt Chriſtus ihm ſelber die ſuͤn- de vergeben muͤſte/ als welcher in einem gliede ſo wohl iſt als dem andern/ und ſein Ampt ſel- ber verrichtet. Daß ein Chriſt den andern troͤ- ſtet/ erbauet/ unterrichtet/ lehret/ oder die von Chriſto erlangte gnaden-gaben mittheilet/ das iſt ſchrifftmaͤſſig/ und erfodert das band der liebe/ aber hiemit hat das beichten gar kei- ne verwandnuß. Die heilige Schrifft und die rechte Kirche Chriſti mit ihr/ zeugen/ daß das heilige Abendmahl/ nur ein bruͤderliches liebes-mahl ſey/ ſo fuͤr denleib Chriſti/ ſo da iſt die gemeine der heiligen/ bloß allein eingeſe- tzet/ zu deme ſich niemand ohne rechte vorher- gehende pruͤffung/ ob er auch durch Chriſti blut innerlich gereiniget/ und dem leibe Chri- ſti durch vereinigung des Geiſtes in dem bande der rechten Goͤttlichen liebe einverleibet ſey/ hal- ten oder finden ſolle/ da er es anders nicht zum gerichte/ daß er ſich nicht wegen ſeiner Unrei- nigkeit vom leibe Chriſti enthalten/ das iſt/ gedoppelte hoͤlliſche| Pein empfahen will. Jhr menſchen aber machet auß dieſem bruͤderlichen liebe-mahl ein rechtes Cyclopiſches moͤrder- mahl/ indem ja heute ohn allen ſcheu und un- terſcheid/ hunde/ ſaͤue/ woͤlffe/ nattern ꝛc. hinzulauffen/ und ihren inwendigen greuel mit dem heiligen fleiſch Chriſti vermeintlich be- decken wollen/ gerade/ als wem Chriſtus den boͤſen verruchten Sardanapaliſchen welt-ſaͤuen zu einem ſolchen ſchand deckel und ſuͤnden diener gemacht ſey. Daß mag aber wohl recht alle Goͤttliche ordnung ver- und umgekehrt heiſſen/ wie die verkehrer ſolches andern beymeſſen. O blindheit! o thorheit! daß ihr elende menſchen denſelben vom Abendmahl wollet außſchlieſſen/ der in feindſchafft mit ſeinem naͤchſten/ oder die- berey und hurerey lebet/ und koͤnnet doch nicht gewahr werden/ daß ihr euch ſelber damit von dem rechten innerlichen Abendmahl außſchlieſ- ſet/ weil ihr in oͤffentlicher feindſchafft mit GOtt lebet/ ja in der geiſtlichen dieberey und hurerey ſo veruneiniget/ daß auch GOttes name da- her bey den unchriſten ſehr verlaͤſtert wird: Ach wie ſollen Juden und Heyden zu Chriſten wer- den/ weil bey den genanten Chriſten ein unchrift- lichers/ Gottloſers und Epicuriſchers leben und weſen gefuͤhret und getrieben wird/ als bey den leuten/ ſo von Chriſto nichts wiſſen wollen? Ein jeder fahe nur an in ſeinem ſtande ſein thun/ und weſen recht zu erforſchen/ warlich warlich ſo wird er nicht Chriſti ſinne/ ſondern ſeine fleiſchliche ſinne/ nicht GOttes willens belie- bung/ ſondern ſeines eignen willens wohlgefal- len/ nicht das neue weſen des geiſtes/ ſondern das alte weſen des fleiſches/ nicht ein Chriſto gleichfoͤrmiges leben und wandel/ ſondern wie er in des Teuffels ſchranckē lauffe/ gnugſam be- finden. Trettet herfuͤr/ die ihr euch der Apoſteln Succeſſion ruͤhmen duͤrffet/ und ſprechet von hertzen zu euren gemeinen: Seyd unſere nach- folgere gleich wie wir Chriſti nachfolger ſeyn/ ſtellet euch nicht der welt in ehrgeitz/ hoffaͤrtigem leben/ in geitz und liebe der zeitlichen Guͤter/ in rachſinnigkeit und andern werckē des fleiſches/ gleich wie wir uns nicht darinnen der welt gleich ſtellen: Jhr lieben Herrn/ es iſt niemals/ wie ſchon beruͤhret/ das Abendmahl alſo ſchaͤndlich miß- brauchet worden/ als heute geſchicht! Dar- um weil es nicht Chriſti und der heil. Apoſto- liſchen kirchen gebrauch nach gehalten wird/ ſo wirds auch ein ſiegel zu gedoppelter hoͤlliſcher verdammniß/ weil ein jeder gewuſt/ daß er ſich hat ſollen erſtlich recht pruͤffen/ ehe er zur gemei- ne gelaſſen/ oder ſich fuͤr ein glied des leibes Chri- ſti außgegeben/ und doch ſolches keiner gethan/ ſondern einer ſo wohl als der ander den befehl GOttes verachtet hat/ darum nicht zu fragen/ woher es komme/ daß der zorn GOttes fort- bricht/ ob gleich das Abendmahl gehen haͤuf- fig und milde geſchicht? Das iſt die urſach/ daß das Abendmahl nicht nach Goͤttlicher ordnung gehalten und innerlich empfunden wird/ dem das rechte Abendmahl iſt die weſentliche/ kraͤff- tige und allmaͤchtige gegenwart JEſu Chriſti des Sohns des lebendigen GOttes in der ſeelen/ daran die transſubſtantialiſche/ Chriſtliche und muͤndliche wortſtreiter gedencken/ und alſo al- len ſtreit fuͤhren/ und nun die krafft des Abend- mahls auß einer geheiligten ſeelen leuchten laſſen ſolten; darum auch kein Chriſt/ ſo fuͤr der welt offenbahr iſt/ mit gutem gewiſſen dazu gehē kan/ wie her nacher ſoll mit mehrerm beruͤhret werden Die H. Schrifftnebſt allen gliedern JEſu Chri- ſti bezeuget oͤffentlich/ daß das Apoſtol. predig- amt ein amts-werck des H. Geiſtes ſey/ ſo er in- nerlich in dem menſchen fuͤhret/ und dem men- ſchē zum aͤuſſerlichen zeugnuß ſeiner innerlichen krafft und wuͤrckung alſo treibet/ daß ſie auch nichts reden muͤſſen/ ſo ers ihnen nicht in munde leget/ wuͤrcket/ und den menſchen durch ſeine in- nerliche krafft zu ſolchem aͤuſſerlichem zeugniß- amt außruͤſtet/ alſo daß lehr und leben muͤſſen gleichfoͤrmig ſeyn/ und durch einen ſo wohl als den andern die gemeine CHriſti erbauet und im geringſtē nicht durch ein anders leben als die lehrer

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/938>, abgerufen am 17.05.2024.