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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.

20. Diese dinge sind denen sehr wiedrig und
fremde vorkommen/ welche den gemeinen ehe-
stand an sich selbst vor heilig/ und die darin-
nen herschende lüste deren fleischlich gesinnten
vor gut und gesegnet ausgeben/ und also nicht
als eine frucht der erb-sünde erkennen wollen.
Noch vielmehr aber haben sie an Helmontio,
wie an allen andern/ verworffen/ daß er aus gros-
ser betrübniß und mitleiden das gemeine ver-
derbniß in allen ständen entdecket und beklaget.
Von der
Prediger
verderb
und athe-
ismo.
Sonderlich daß er im tractat de imagine DEI
diejenigen Prediger mit unter die Atheisten ge-
rechnet/ welche zwar einen GOtt und dessen
allwissenheit glauben/ doch aber sich einbilden/
man könne ihn mit einem schlechten gebetgen
abweissen und bewegen. Diese/ spricht er/
machen den grösten hauffen unter den
Christen aus/ die sich vor die vollkom-
mensten ausgeben/ und sich aller dinge
unterfangen/ meinende/ die
Religion sey
nur darzu/ das volck zu bändigen/ durch
die furcht des gesetzes/ durch ihre ver-
pflichtung/ und durch die straffe der höl-
le. Denn solche legen andern die schwer-
sten lasten auff/ die sie selbst nicht mit ei-
nem finger anrühren: Sie nehmen den
leuten das geld/ verkauffen ihnen den
himmel/ wenn sie sterben wollen/ mengen
sich überall in weltliche händel/ und ge-
ben vor/ die
Religion könne ohne staat
nicht bestehen; diesen möchte ich wün-
schen/ daß sie nur einen augenblick schme-
cken möchten/ was da sey/ recht im grun-
de etwas verstehen/ damit sie der seelen
unsterbligkeit gleichsam greifflich em-
pfinden möchten. Darum bezeuge ich bil-
lig/ daß diejenigen/ welche allezeit studie-
ren/ und der wahrheit nachforschen/ den-
noch niemals zu derselben erkäntniß kom-
men. Weil sie durch den buchstaben auff-
geblasen keine liebe haben/ und einen
heimlichen
atheismum bey sich hegen.

21. Nachdem auch dieser auctor bereits in
oben angezogenen orten das tieffste elend derer
schulen von jugend auff eingesehen/ hat er frey-
lich nicht anders als dasselbige entdecken/ und
öffentlich bekennen mögen. Sein eigener aus-
Von den
schulen
und deren
elend/
druck hievon ist unter andern folgender: Jch
habe alsbald gesehen/ daß man auff der

Universitaet niemand zum Examine zuliesse/
wo er nicht mit einem lange rock behenget
oder verlarvet wäre/ gleich als wenn das
kleid alsbald die gelehrsamkeit machte:
Und dafing ich an zu erkennen/ daß die
Pro-
feffores
von langen zeiten her die jungen
leute nur vor narren hielten. Darauff
untersuchte ich mich selbsten/ und fand/

Wie auch
der gemei-
nen ge-
lehrsam-
keit.
daß ich nichs wuste. Jn der Physica hoff-
te ich etwas zu lernen aus dem
Globo, dazu
ich auch das
Astrolabium, den annulum und
theoricas planetarum brauchte/ ich that
auch die
Logisticen und Algebram zur lust
dazu. Ferner nahm ich die
Elementa Eucli-
dis,
weil noch die wahrheit darinne war/
es kam mir auch des
Cornelii Gemmae Ars
Cyclognomica
als eine andere Methaphysica
in die hände. Und weil diese den Nicola-
um Copernicum
sonderlich recommendirte/
machte ich mir selbigen auch bekannt. Da
lernete ich ein hauffen
Excentricitates
[Spaltenumbruch] und eine andere umdrehung des himmels/Jahr
MDC.
biß
MDCC.

und solche sachen/ die der zeit nicht werth
waren. Da begunte mir auch die
Astrono-
mi
e verächtlich zu werden/ weil sie wenig
gewißheit und wahrheit versprach/ und
hingegen viel eitele dinge. Da ich nun
den
cursum absolvirt/ und gleichwol nichts
gründliches noch wahres gelernet hatte/
Von dem
Magister
machen.

schlug ich den Magister-titul aus/ und wolte
nicht leiden/ daß die
Professores einen pi-
ckelhering aus mir machten/ mich zum

Magister der 7. freyen künste erklärten/ der
ich noch nicht einmal ein schüler war.

22. Als ich nun so die wahrheit such-
te/ nicht aber den schein/ so machte ich
mich von den schulen weg. Man ver-
sprach mir die beste
Praebende/ wenn ich
Theologiam studiren wolte. Aber es
schreckte mich
S. Bernhardus ab/ daß ich
nicht die sunden des volcks fressen moch-
te. Jch bat aber den HErrn JEsum/
daß er mich dahin führte/ wo ich ihm
am besten gefiele
etc. Dabey er zugleich er-
zehlet/ wie er die Jesuiten zu Loeven gehöret/
und nichts als leer stroh und erbärmlich zusam-
mengestoppelt zeug gefunden hätte. Jm tra-
ctat Ignotus hospes morbus
§. 6. schreibet er
ebenfals aus erfahrung hievon: Es ist die-
ses die kranckheit unserer zeiten/ daß
durch GOttes verborgene gerichte die
heucheley deren Obern durch ihren be-
trug
credit bekömt/ und unter dem schein
der Gottseligkeit ihre boßheit vorträgt.
Jn diesem verwirrtem und elendem zu-
stande habe ich auff GOttes befehl an-
gefangen das elend der menschen/ und
die irrthümer derer ärtzte/ die mir vor
meinem gemüth offenbar waren/ anzu-
mercken. Damit gleich wie die heuche-
ley mich und alle meine güter im grund
verderbet hat/ also ich auch zugleich
und vornemlich erkennete/ daß der vater
der lügen in die heidnischen schulen den
becher der unwissenheit/ und den gifft
durch die gewinnsucht eingeführet
habe etc.

23. Was er aber in specie von der medicinVon der
Mediein.

und derselben zustand geurtheilet habe/ ist aus
allen seinen schriffren durchgehends zu sehen/
und also hier zu weitläufftig anzuführen. Sei-
ne intention hiebey hat er in der vorrede über
Ignotum hospitem morbum §. 1. u. f. also kurtz
zusammen gefasset: Jch habe nach Gött-
lichem wolgefallen entdecken wollen/
daß bißhero die ursachen der kranckhei-
ten/ die erkäntnis ihres wesens und die
mittel/ vor der welt/ und meist in den
schulen verborgen gewesen. Es hat
mich zwar geschmertzet/ daß diese blind-
heit der vorigen und jetzigen zeiten
wahr sey/ und daß sie durch mich unnü-
tzen alten mann entdecket werden soll.
Auch hat mich von hertzen verdrossen/
daß die
Medici so wol um ihr eigen/ als
des nächsten leben so sorgloß/ und nur
auff den gewinn erpicht gewesen/ wo
nicht dieses GOttes schickung wäre/
daß so lange die schulen denen heidni-
schen lehren anhiengen/ sie auch in die-

ser fin-
Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.

20. Dieſe dinge ſind denen ſehr wiedrig und
fremde vorkommen/ welche den gemeinen ehe-
ſtand an ſich ſelbſt vor heilig/ und die darin-
nen herſchende luͤſte deren fleiſchlich geſinnten
vor gut und geſegnet ausgeben/ und alſo nicht
als eine frucht der erb-ſuͤnde erkennen wollen.
Noch vielmehr aber haben ſie an Helmontio,
wie an allen andeꝛn/ veꝛworffen/ daß er aus groſ-
ſer betruͤbniß und mitleiden das gemeine ver-
derbniß in allen ſtaͤnden entdecket und beklaget.
Von der
Prediger
verderb
und athe-
iſmo.
Sonderlich daß er im tractat de imagine DEI
diejenigen Prediger mit unter die Atheiſten ge-
rechnet/ welche zwar einen GOtt und deſſen
allwiſſenheit glauben/ doch aber ſich einbilden/
man koͤnne ihn mit einem ſchlechten gebetgen
abweiſſen und bewegen. Dieſe/ ſpricht er/
machen den groͤſten hauffen unter den
Chriſten aus/ die ſich vor die vollkom-
menſten ausgeben/ und ſich aller dinge
unterfangen/ meinende/ die
Religion ſey
nur darzu/ das volck zu baͤndigen/ durch
die furcht des geſetzes/ durch ihre ver-
pflichtung/ und durch die ſtraffe der hoͤl-
le. Denn ſolche legen andern die ſchwer-
ſten laſten auff/ die ſie ſelbſt nicht mit ei-
nem finger anruͤhren: Sie nehmen den
leuten das geld/ verkauffen ihnen den
himmel/ wenn ſie ſterben wollen/ mengen
ſich uͤberall in weltliche haͤndel/ und ge-
ben vor/ die
Religion koͤnne ohne ſtaat
nicht beſtehen; dieſen moͤchte ich wuͤn-
ſchen/ daß ſie nur einen augenblick ſchme-
cken moͤchten/ was da ſey/ recht im grun-
de etwas verſtehen/ damit ſie der ſeelen
unſterbligkeit gleichſam greifflich em-
pfinden moͤchten. Darum bezeuge ich bil-
lig/ daß diejenigen/ welche allezeit ſtudie-
ren/ und der wahrheit nachforſchen/ den-
noch niemals zu derſelben erkaͤntniß kom-
men. Weil ſie durch den buchſtaben auff-
geblaſen keine liebe haben/ und einen
heimlichen
atheiſmum bey ſich hegen.

21. Nachdem auch dieſer auctor bereits in
oben angezogenen orten das tieffſte elend derer
ſchulen von jugend auff eingeſehen/ hat er frey-
lich nicht anders als daſſelbige entdecken/ und
oͤffentlich bekennen moͤgen. Sein eigener aus-
Von den
ſchulen
und deren
elend/
druck hievon iſt unter andern folgender: Jch
habe alsbald geſehen/ daß man auff der

Univerſitæt niemand zum Examine zulieſſe/
wo er nicht mit einem langē rock behenget
oder verlarvet waͤre/ gleich als wenn das
kleid alsbald die gelehrſamkeit machte:
Und dafing ich an zu eꝛkennen/ daß die
Pro-
feffores
von langen zeiten her die jungen
leute nur vor narren hielten. Darauff
unterſuchte ich mich ſelbſten/ und fand/

Wie auch
der gemei-
nen ge-
lehrſam-
keit.
daß ich nichs wuſte. Jn der Phyſica hoff-
te ich etwas zu lernen aus dem
Globo, dazu
ich auch das
Aſtrolabium, den annulum und
theoricas planetarum brauchte/ ich that
auch die
Logiſticen und Algebram zur luſt
dazu. Ferner nahm ich die
Elementa Eucli-
dis,
weil noch die wahrheit darinne war/
es kam mir auch des
Cornelii Gemmæ Ars
Cyclognomica
als eine andere Methaphyſica
in die haͤnde. Und weil dieſe den Nicola-
um Copernicum
ſonderlich recommendirte/
machte ich mir ſelbigen auch bekannt. Da
lernete ich ein hauffen
Excentricitates
[Spaltenumbruch] und eine andere umdrehung des himmels/Jahr
MDC.
biß
MDCC.

und ſolche ſachen/ die der zeit nicht werth
waren. Da begunte mir auch die
Aſtrono-
mi
e veraͤchtlich zu werden/ weil ſie wenig
gewißheit und wahrheit verſprach/ und
hingegen viel eitele dinge. Da ich nun
den
curſum abſolvirt/ und gleichwol nichts
gruͤndliches noch wahres gelernet hatte/
Von dem
Magiſter
machen.

ſchlug ich den Magiſter-titul aus/ und wolte
nicht leiden/ daß die
Profeſſores einen pi-
ckelhering aus mir machten/ mich zum

Magiſter der 7. freyen kuͤnſte erklaͤrten/ der
ich noch nicht einmal ein ſchuͤler war.

22. Als ich nun ſo die wahrheit ſuch-
te/ nicht aber den ſchein/ ſo machte ich
mich von den ſchulen weg. Man ver-
ſprach mir die beſte
Præbende/ wenn ich
Theologiam ſtudiren wolte. Aber es
ſchreckte mich
S. Bernhardus ab/ daß ich
nicht die ſunden des volcks freſſen moch-
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ꝛc. Dabey er zugleich er-
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und nichts als leer ſtroh und erbaͤrmlich zuſam-
mengeſtoppelt zeug gefunden haͤtte. Jm tra-
ctat Ignotus hoſpes morbus
§. 6. ſchreibet er
ebenfals aus erfahrung hievon: Es iſt die-
ſes die kranckheit unſerer zeiten/ daß
durch GOttes verborgene gerichte die
heucheley deren Obern durch ihren be-
trug
credit bekoͤmt/ und unter dem ſchein
der Gottſeligkeit ihre boßheit vortraͤgt.
Jn dieſem verwirrtem und elendem zu-
ſtande habe ich auff GOttes befehl an-
gefangen das elend der menſchen/ und
die irrthuͤmer derer aͤrtzte/ die mir vor
meinem gemuͤth offenbar waren/ anzu-
mercken. Damit gleich wie die heuche-
ley mich und alle meine guͤter im grund
verderbet hat/ alſo ich auch zugleich
und vornemlich erkennete/ daß der vater
der luͤgen in die heidniſchen ſchulen den
becher der unwiſſenheit/ und den gifft
durch die gewinnſucht eingefuͤhret
habe ꝛc.

23. Was er aber in ſpecie von der medicinVon der
Mediein.

und derſelben zuſtand geurtheilet habe/ iſt aus
allen ſeinen ſchriffren durchgehends zu ſehen/
und alſo hier zu weitlaͤufftig anzufuͤhren. Sei-
ne intention hiebey hat er in der vorrede uͤber
Ignotum hoſpitem morbum §. 1. u. f. alſo kurtz
zuſammen gefaſſet: Jch habe nach Goͤtt-
lichem wolgefallen entdecken wollen/
daß bißhero die urſachen der kranckhei-
ten/ die erkaͤntnis ihres weſens und die
mittel/ vor der welt/ und meiſt in den
ſchulen verborgen geweſen. Es hat
mich zwar geſchmertzet/ daß dieſe blind-
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wahr ſey/ und daß ſie durch mich unnuͤ-
tzen alten mann entdecket werden ſoll.
Auch hat mich von hertzen verdroſſen/
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Medici ſo wol um ihr eigen/ als
des naͤchſten leben ſo ſorgloß/ und nur
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[78/0090] Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, 20. Dieſe dinge ſind denen ſehr wiedrig und fremde vorkommen/ welche den gemeinen ehe- ſtand an ſich ſelbſt vor heilig/ und die darin- nen herſchende luͤſte deren fleiſchlich geſinnten vor gut und geſegnet ausgeben/ und alſo nicht als eine frucht der erb-ſuͤnde erkennen wollen. Noch vielmehr aber haben ſie an Helmontio, wie an allen andeꝛn/ veꝛworffen/ daß er aus groſ- ſer betruͤbniß und mitleiden das gemeine ver- derbniß in allen ſtaͤnden entdecket und beklaget. Sonderlich daß er im tractat de imagine DEI diejenigen Prediger mit unter die Atheiſten ge- rechnet/ welche zwar einen GOtt und deſſen allwiſſenheit glauben/ doch aber ſich einbilden/ man koͤnne ihn mit einem ſchlechten gebetgen abweiſſen und bewegen. Dieſe/ ſpricht er/ machen den groͤſten hauffen unter den Chriſten aus/ die ſich vor die vollkom- menſten ausgeben/ und ſich aller dinge unterfangen/ meinende/ die Religion ſey nur darzu/ das volck zu baͤndigen/ durch die furcht des geſetzes/ durch ihre ver- pflichtung/ und durch die ſtraffe der hoͤl- le. Denn ſolche legen andern die ſchwer- ſten laſten auff/ die ſie ſelbſt nicht mit ei- nem finger anruͤhren: Sie nehmen den leuten das geld/ verkauffen ihnen den himmel/ wenn ſie ſterben wollen/ mengen ſich uͤberall in weltliche haͤndel/ und ge- ben vor/ die Religion koͤnne ohne ſtaat nicht beſtehen; dieſen moͤchte ich wuͤn- ſchen/ daß ſie nur einen augenblick ſchme- cken moͤchten/ was da ſey/ recht im grun- de etwas verſtehen/ damit ſie der ſeelen unſterbligkeit gleichſam greifflich em- pfinden moͤchten. Darum bezeuge ich bil- lig/ daß diejenigen/ welche allezeit ſtudie- ren/ und der wahrheit nachforſchen/ den- noch niemals zu derſelben erkaͤntniß kom- men. Weil ſie durch den buchſtaben auff- geblaſen keine liebe haben/ und einen heimlichen atheiſmum bey ſich hegen. Von der Prediger verderb und athe- iſmo. 21. Nachdem auch dieſer auctor bereits in oben angezogenen orten das tieffſte elend derer ſchulen von jugend auff eingeſehen/ hat er frey- lich nicht anders als daſſelbige entdecken/ und oͤffentlich bekennen moͤgen. Sein eigener aus- druck hievon iſt unter andern folgender: Jch habe alsbald geſehen/ daß man auff der Univerſitæt niemand zum Examine zulieſſe/ wo er nicht mit einem langē rock behenget oder verlarvet waͤre/ gleich als wenn das kleid alsbald die gelehrſamkeit machte: Und dafing ich an zu eꝛkennen/ daß die Pro- feffores von langen zeiten her die jungen leute nur vor narren hielten. Darauff unterſuchte ich mich ſelbſten/ und fand/ daß ich nichs wuſte. Jn der Phyſica hoff- te ich etwas zu lernen aus dem Globo, dazu ich auch das Aſtrolabium, den annulum und theoricas planetarum brauchte/ ich that auch die Logiſticen und Algebram zur luſt dazu. Ferner nahm ich die Elementa Eucli- dis, weil noch die wahrheit darinne war/ es kam mir auch des Cornelii Gemmæ Ars Cyclognomica als eine andere Methaphyſica in die haͤnde. Und weil dieſe den Nicola- um Copernicum ſonderlich recommendirte/ machte ich mir ſelbigen auch bekannt. Da lernete ich ein hauffen Excentricitates und eine andere umdrehung des himmels/ und ſolche ſachen/ die der zeit nicht werth waren. Da begunte mir auch die Aſtrono- mie veraͤchtlich zu werden/ weil ſie wenig gewißheit und wahrheit verſprach/ und hingegen viel eitele dinge. Da ich nun den curſum abſolvirt/ und gleichwol nichts gruͤndliches noch wahres gelernet hatte/ ſchlug ich den Magiſter-titul aus/ und wolte nicht leiden/ daß die Profeſſores einen pi- ckelhering aus mir machten/ mich zum Magiſter der 7. freyen kuͤnſte erklaͤrten/ der ich noch nicht einmal ein ſchuͤler war. Von den ſchulen und deren elend/ Wie auch der gemei- nen ge- lehrſam- keit. Jahr MDC. biß MDCC. Von dem Magiſter machen. 22. Als ich nun ſo die wahrheit ſuch- te/ nicht aber den ſchein/ ſo machte ich mich von den ſchulen weg. Man ver- ſprach mir die beſte Præbende/ wenn ich Theologiam ſtudiren wolte. Aber es ſchreckte mich S. Bernhardus ab/ daß ich nicht die ſunden des volcks freſſen moch- te. Jch bat aber den HErrn JEſum/ daß er mich dahin fuͤhrte/ wo ich ihm am beſten gefiele ꝛc. Dabey er zugleich er- zehlet/ wie er die Jeſuiten zu Lœven gehoͤret/ und nichts als leer ſtroh und erbaͤrmlich zuſam- mengeſtoppelt zeug gefunden haͤtte. Jm tra- ctat Ignotus hoſpes morbus §. 6. ſchreibet er ebenfals aus erfahrung hievon: Es iſt die- ſes die kranckheit unſerer zeiten/ daß durch GOttes verborgene gerichte die heucheley deren Obern durch ihren be- trug credit bekoͤmt/ und unter dem ſchein der Gottſeligkeit ihre boßheit vortraͤgt. Jn dieſem verwirrtem und elendem zu- ſtande habe ich auff GOttes befehl an- gefangen das elend der menſchen/ und die irrthuͤmer derer aͤrtzte/ die mir vor meinem gemuͤth offenbar waren/ anzu- mercken. Damit gleich wie die heuche- ley mich und alle meine guͤter im grund verderbet hat/ alſo ich auch zugleich und vornemlich erkennete/ daß der vater der luͤgen in die heidniſchen ſchulen den becher der unwiſſenheit/ und den gifft durch die gewinnſucht eingefuͤhret habe ꝛc. 23. Was er aber in ſpecie von der medicin und derſelben zuſtand geurtheilet habe/ iſt aus allen ſeinen ſchriffren durchgehends zu ſehen/ und alſo hier zu weitlaͤufftig anzufuͤhren. Sei- ne intention hiebey hat er in der vorrede uͤber Ignotum hoſpitem morbum §. 1. u. f. alſo kurtz zuſammen gefaſſet: Jch habe nach Goͤtt- lichem wolgefallen entdecken wollen/ daß bißhero die urſachen der kranckhei- ten/ die erkaͤntnis ihres weſens und die mittel/ vor der welt/ und meiſt in den ſchulen verborgen geweſen. Es hat mich zwar geſchmertzet/ daß dieſe blind- heit der vorigen und jetzigen zeiten wahr ſey/ und daß ſie durch mich unnuͤ- tzen alten mann entdecket werden ſoll. Auch hat mich von hertzen verdroſſen/ daß die Medici ſo wol um ihr eigen/ als des naͤchſten leben ſo ſorgloß/ und nur auff den gewinn erpicht geweſen/ wo nicht dieſes GOttes ſchickung waͤre/ daß ſo lange die ſchulen denen heidni- ſchen lehren anhiengen/ ſie auch in die- ſer fin- Von der Mediein.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/90>, abgerufen am 11.05.2024.