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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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wie auch einigen anderen Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
nicht die vernunfft. Und daß also unser
gemüthe
intellectualis oder verständlich
seyn solte/ nicht aber
rationalis oder ver-
nünfftlich/ wenn es GOTTes ebenbild

Dem ver-
stand/
genau ausdrücken soll. Dieses Parado-
xum
muß ich erläutern/ damit man al-
les/ was nur zu wissen ist/ sonderlich vor
die
Adeptos, untersuchen könne. Nach
meinem wunsch fänget alle liebe zur
weisheit von der erkäntnis sein selbst an/
und gehet auch darinn fort/ sie mag nun

Dem
grund al-
ler weiß-
heit/ nem-
lich der er-
käntniß
sein selbst.
physica oder moralis seyn. Darum will ich
nun den verstand und die erkäntnis un-
ser selbst/ die so tieff ist/ vortragen/ so viel
ich in meiner schwachheit erreichen kan.
Denn dieses ist die ungezweiffelte mei-
nung der schulen/ daß GOTT dem men-
schen nichts köstlichers geschencket ha-
be als die vernunfft/ durch welche wir
allein von den
bestien unterschieden/ hin-
gegen den Engeln etwas ähnlich seyn/
also habe auch ich von jugend auf ge-
glaubet/ weil man mich so beredet hat.
Aber nach dem mein erkäntnis gewach-
sen/ und ich meine seele einmal recht be-
schauet habe/ bin ich gar anders sinnes
worden. Denn ich bekenne/ daß ich lieber
im verborgenen weise seyn will/ als einen
schein davon haben/ und daß ich begie-
riger gewesen bin zu lernen/ als zu leh-
ren bemühet.

Von ver-
führung
durch die
vernunfft.

10. Gleichwol hab ich etwas leh-
ren müssen/ damit ich das empfan-
gene pfund nicht vergrabe. So ist mir
demnach die vernunfft einsmals gezei-
get worden in einem Gesichte in gestalt
eines dicken und dunckeln nebels da sie
sich vorstellete als eine ernehrerin/ füh-
rerin und beschützerin des gemüths/ die
von GOTT also geordnet wäre/ auch
zu erlangung alles rechtschaffenen gu-
ten. Ja sie bezeugete/ daß sie das steuer-
ruder des lebens-lauffes/ der vornehm-
ste theil des gemüths/ und eine erfinde-
rin aller wissenschafften wäre. Denn die
seele hat bey dem ersten anschauen die
vernunfft mit grossen Freuden aufge-
nommen/ und mit jubilieren/ glück-
wünschen/ und wohlgefallen verlan-
get/ daß dieselbe bey ihr ruhen möchte.
Damit es aber sich durch allzugrosse
leichtgläubigkeit nicht versehe/ fiel es die
vernunfft mit seinen eigenen waffen an/

Deren ein-
würffen
und hö-
hen.
und sprach: Wenn nun du/ vernunfft/ zu
meinem dienst bestimmet bist/ so muß
ich nicht dir/ sondern du must mir fol-
gen: Zumal/ da du nichts sagest/ noch
durch gewisse schlüsse beweisest/ daß ich
dir es nicht zuvor eingepflantzet hätte.
Wie
praetendirest du denn nun als eine
Jüngerin über die Meister- und als eine
Tochter über die Mutter die herrschafft.
Dieses
argument, das aus meiner arrogantz
kam/ hat mir gewiesen/ daß der seelen
nichts näher sey/ als der hochmuth: Wel-
che erhebung/ wie sie aus dem ungehor-
sam entspringt/ sie gleichwol mit dem
mantel der tugend bedecket/ damit sie
nicht durch leichtgläubigkeit abgefüh-
ret würde.

[Spaltenumbruch]

11. Die vernunfft aber gab diese ant-
wort/ wiewol nicht gerade heraus/ son-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

dern nur/ daß sie dem gemüth eine furcht
einjagen möchte/ und also dasselbe durch
tieffsinniges
scrupuliren zu seinem wil-Verwerf-
fung und
gefangen-
nehmung.

len hätte. Denn sie sprach: Die seele ha-
be keine glückseligkeit zu hoffen/ ohne
die vernunfft. Die menschen würden
verderben müssen unter den reitzungen
der sinnen/ wo die laster nicht durch die
vernunfft im zaum gehalten würden. Es
antwortete aber das forschende gemüth:
Weg mit dir! es ist nichts von diesem
aus dir oder durch dich hergekommen:
sondern ich empfange diese erkäntnis
aus dem glauben/ und die ausübung aus
der gnade. Vielmehr befiehlt der glau-
be/ daß wir dich um seinet willen ver-
lassen. Denn deine betrügerey hat auch
wol bey sehr gereinigten männern viel
hundert ritzen und wunden
(spaltungen
und trennung) verursachet. Eine iede zer-
schneidung aber führet ihre
sophistische
vernünfftliche Schlüsse mit sich. Denn
die vernunfft bringet allerseits an statt
des glaubens nur eine meinung mit sich/
der glaube aber rühret aus der gnade
her/ nicht aber aus der hinterlistigen
vernunfft. Du
(vernunfft) betriegest auch
wol die klügsten/ wenn sie sich auf dich
verlassen/ und führest sie mit dir in den
abgrund alles elendes. Schließlich hat
mein gemüthe durch den glauben be-
trachtet/ daß nur eine eintzige form und
ein wesen der wahrheit sey/ und daß al-
ler verstand nur mit wahrhafftigen din-
gen zu thun habe. Dahero hat mein ge-
müthe bey der untersuchung beschloffen/
den verstand an statt der vernunfft
hoch zu achten/ und folglich habe ich
angefangen zu besorgen/ daß nicht die
vernunfft/ welche so viel hundert tausend
menschen unter dem schein der Gottse-
ligkeit/ der Wahrheit und des Gottes-
dienstes/ und unter der vielfältigkeit des
irrthums hinderlistig betrieget/ als eine
heuchlerische schmeichlerin und listige
verführerin mich auch verleiten möchte.

12. Dannenhero argwohnete mein
gemüth/ daß die vernunfft allerhand ü-
berredungen erdachte ihr zu folgen/ und
mich zu betriegen/ so offt sie von dem ge-
müthe zum richter oder beysitzer erweh-
let würde. Jmgleichen daß die vernunfft
sich gar zu einer schmeichlerin oder scla-
vin der lüsten und begierden hingebe/
auch bey denen allerfrömmsten/ und daß
sie mehr meinungen/ verwegenheit und
thorheit als weisheit und wahrheit mit
sich brächte/ denn sie könte leicht hin-
und wieder-wancken/ und bald auf die-
ses/ bald auf jenes
extremum fallen/ auch
überall gründe erfinden/ erdichten/ und
unterlegen/ wie es etwa die begierden
mit sich brächten. Ja bisweilen handele
sie durch schlüsse/ und falle gar aus ih-
rem vernünfftlichen theil heraus/ bleibs
also ungewiß und
indifferent/ und in ih-
rer unwissenheit unbeständig/ da sie

doch
A. K. H. Dritter Theil. K 2

wie auch einigen anderen Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
nicht die vernunfft. Und daß alſo unſer
gemuͤthe
intellectualis oder verſtaͤndlich
ſeyn ſolte/ nicht aber
rationalis oder ver-
nuͤnfftlich/ wenn es GOTTes ebenbild

Dem ver-
ſtand/
genau ausdruͤcken ſoll. Dieſes Parado-
xum
muß ich erlaͤutern/ damit man al-
les/ was nur zu wiſſen iſt/ ſonderlich vor
die
Adeptos, unterſuchen koͤnne. Nach
meinem wunſch faͤnget alle liebe zur
weisheit von der erkaͤntnis ſein ſelbſt an/
und gehet auch darinn fort/ ſie mag nun

Dem
grund al-
ler weiß-
heit/ nem-
lich der er-
kaͤntniß
ſein ſelbſt.
phyſica oder moralis ſeyn. Darum will ich
nun den verſtand und die erkaͤntnis un-
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ich in meiner ſchwachheit erreichen kan.
Denn dieſes iſt die ungezweiffelte mei-
nung der ſchulen/ daß GOTT dem men-
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Aber nach dem mein erkaͤntnis gewach-
ſen/ und ich meine ſeele einmal recht be-
ſchauet habe/ bin ich gar anders ſinnes
worden. Denn ich bekenne/ daß ich lieber
im verborgenen weiſe ſeyn will/ als einen
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riger geweſen bin zu lernen/ als zu leh-
ren bemuͤhet.

Von ver-
fuͤhrung
durch die
vernunfft.

10. Gleichwol hab ich etwas leh-
ren muͤſſen/ damit ich das empfan-
gene pfund nicht vergrabe. So iſt mir
demnach die vernunfft einsmals gezei-
get worden in einem Geſichte in geſtalt
eines dicken und dunckeln nebels da ſie
ſich vorſtellete als eine ernehrerin/ fuͤh-
rerin und beſchuͤtzerin des gemuͤths/ die
von GOTT alſo geordnet waͤre/ auch
zu erlangung alles rechtſchaffenen gu-
ten. Ja ſie bezeugete/ daß ſie das ſteuer-
ruder des lebens-lauffes/ der vornehm-
ſte theil des gemuͤths/ und eine erfinde-
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ſeele hat bey dem erſten anſchauen die
vernunfft mit groſſen Freuden aufge-
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wuͤnſchen/ und wohlgefallen verlan-
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Damit es aber ſich durch allzugroſſe
leichtglaͤubigkeit nicht verſehe/ fiel es die
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Deren ein-
wuͤrffen
und hoͤ-
hen.
und ſprach: Wenn nun du/ vernunfft/ zu
meinem dienſt beſtimmet biſt/ ſo muß
ich nicht dir/ ſondern du muſt mir fol-
gen: Zumal/ da du nichts ſageſt/ noch
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Wie
prætendireſt du denn nun als eine
Juͤngerin uͤber die Meiſter- und als eine
Tochter uͤber die Mutter die herrſchafft.
Dieſes
argument, das aus meiner arrogantz
kam/ hat mir gewieſen/ daß der ſeelen
nichts naͤher ſey/ als der hochmuth: Wel-
che erhebung/ wie ſie aus dem ungehor-
ſam entſpringt/ ſie gleichwol mit dem
mantel der tugend bedecket/ damit ſie
nicht durch leichtglaͤubigkeit abgefuͤh-
ret wuͤrde.

[Spaltenumbruch]

11. Die vernunfft aber gab dieſe ant-
wort/ wiewol nicht gerade heraus/ ſon-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

dern nur/ daß ſie dem gemuͤth eine furcht
einjagen moͤchte/ und alſo daſſelbe durch
tieffſinniges
ſcrupuliren zu ſeinem wil-Verwerf-
fung und
gefangen-
nehmung.

len haͤtte. Denn ſie ſprach: Die ſeele ha-
be keine gluͤckſeligkeit zu hoffen/ ohne
die vernunfft. Die menſchen wuͤrden
verderben muͤſſen unter den reitzungen
der ſinnen/ wo die laſter nicht durch die
vernunfft im zaum gehalten wuͤrden. Es
antwortete aber das forſchende gemuͤth:
Weg mit dir! es iſt nichts von dieſem
aus dir oder durch dich hergekommen:
ſondern ich empfange dieſe erkaͤntnis
aus dem glauben/ und die ausuͤbung aus
der gnade. Vielmehr befiehlt der glau-
be/ daß wir dich um ſeinet willen ver-
laſſen. Denn deine betruͤgerey hat auch
wol bey ſehr gereinigten maͤnnern viel
hundert ritzen und wunden
(ſpaltungen
und trennung) verurſachet. Eine iede zer-
ſchneidung aber fuͤhret ihre
ſophiſtiſche
vernuͤnfftliche Schluͤſſe mit ſich. Denn
die vernunfft bringet allerſeits an ſtatt
des glaubens nur eine meinung mit ſich/
der glaube aber ruͤhret aus der gnade
her/ nicht aber aus der hinterliſtigen
vernunfft. Du
(vernunfft) betriegeſt auch
wol die kluͤgſten/ wenn ſie ſich auf dich
verlaſſen/ und fuͤhreſt ſie mit dir in den
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mein gemuͤthe durch den glauben be-
trachtet/ daß nur eine eintzige form und
ein weſen der wahrheit ſey/ und daß al-
ler verſtand nur mit wahrhafftigen din-
gen zu thun habe. Dahero hat mein ge-
muͤthe bey der unterſuchung beſchloffen/
den verſtand an ſtatt der vernunfft
hoch zu achten/ und folglich habe ich
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vernunfft/ welche ſo viel hundert tauſend
menſchen unter dem ſchein der Gottſe-
ligkeit/ der Wahrheit und des Gottes-
dienſtes/ und unter der vielfaͤltigkeit des
irrthums hinderliſtig betrieget/ als eine
heuchleriſche ſchmeichlerin und liſtige
verfuͤhrerin mich auch verleiten moͤchte.

12. Dannenhero argwohnete mein
gemuͤth/ daß die vernunfft allerhand uͤ-
berredungen erdachte ihr zu folgen/ und
mich zu betriegen/ ſo offt ſie von dem ge-
muͤthe zum richter oder beyſitzer erweh-
let wuͤrde. Jmgleichen daß die vernunfft
ſich gar zu einer ſchmeichlerin oder ſcla-
vin der luͤſten und begierden hingebe/
auch bey denen allerfroͤmmſten/ und daß
ſie mehr meinungen/ verwegenheit und
thorheit als weisheit und wahrheit mit
ſich braͤchte/ denn ſie koͤnte leicht hin-
und wieder-wancken/ und bald auf die-
ſes/ bald auf jenes
extremum fallen/ auch
uͤberall gruͤnde erfinden/ erdichten/ und
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mit ſich braͤchten. Ja bisweilen handele
ſie durch ſchluͤſſe/ und falle gar aus ih-
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rer unwiſſenheit unbeſtaͤndig/ da ſie

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A. K. H. Dritter Theil. K 2
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[75/0087] wie auch einigen anderen Medicis, die von den Theologen verworffen worden. nicht die vernunfft. Und daß alſo unſer gemuͤthe intellectualis oder verſtaͤndlich ſeyn ſolte/ nicht aber rationalis oder ver- nuͤnfftlich/ wenn es GOTTes ebenbild genau ausdruͤcken ſoll. Dieſes Parado- xum muß ich erlaͤutern/ damit man al- les/ was nur zu wiſſen iſt/ ſonderlich vor die Adeptos, unterſuchen koͤnne. Nach meinem wunſch faͤnget alle liebe zur weisheit von der erkaͤntnis ſein ſelbſt an/ und gehet auch darinn fort/ ſie mag nun phyſica oder moralis ſeyn. Darum will ich nun den verſtand und die erkaͤntnis un- ſer ſelbſt/ die ſo tieff iſt/ vortragen/ ſo viel ich in meiner ſchwachheit erreichen kan. Denn dieſes iſt die ungezweiffelte mei- nung der ſchulen/ daß GOTT dem men- ſchen nichts koͤſtlichers geſchencket ha- be als die vernunfft/ durch welche wir allein von den beſtien unterſchieden/ hin- gegen den Engeln etwas aͤhnlich ſeyn/ alſo habe auch ich von jugend auf ge- glaubet/ weil man mich ſo beredet hat. Aber nach dem mein erkaͤntnis gewach- ſen/ und ich meine ſeele einmal recht be- ſchauet habe/ bin ich gar anders ſinnes worden. Denn ich bekenne/ daß ich lieber im verborgenen weiſe ſeyn will/ als einen ſchein davon haben/ und daß ich begie- riger geweſen bin zu lernen/ als zu leh- ren bemuͤhet. Jahr MDC. biß MDCC. Dem ver- ſtand/ Dem grund al- ler weiß- heit/ nem- lich der er- kaͤntniß ſein ſelbſt. 10. Gleichwol hab ich etwas leh- ren muͤſſen/ damit ich das empfan- gene pfund nicht vergrabe. So iſt mir demnach die vernunfft einsmals gezei- get worden in einem Geſichte in geſtalt eines dicken und dunckeln nebels da ſie ſich vorſtellete als eine ernehrerin/ fuͤh- rerin und beſchuͤtzerin des gemuͤths/ die von GOTT alſo geordnet waͤre/ auch zu erlangung alles rechtſchaffenen gu- ten. Ja ſie bezeugete/ daß ſie das ſteuer- ruder des lebens-lauffes/ der vornehm- ſte theil des gemuͤths/ und eine erfinde- rin aller wiſſenſchafften waͤre. Denn die ſeele hat bey dem erſten anſchauen die vernunfft mit groſſen Freuden aufge- nommen/ und mit jubilieren/ gluͤck- wuͤnſchen/ und wohlgefallen verlan- get/ daß dieſelbe bey ihr ruhen moͤchte. Damit es aber ſich durch allzugroſſe leichtglaͤubigkeit nicht verſehe/ fiel es die vernunfft mit ſeinen eigenen waffen an/ und ſprach: Wenn nun du/ vernunfft/ zu meinem dienſt beſtimmet biſt/ ſo muß ich nicht dir/ ſondern du muſt mir fol- gen: Zumal/ da du nichts ſageſt/ noch durch gewiſſe ſchluͤſſe beweiſeſt/ daß ich dir es nicht zuvor eingepflantzet haͤtte. Wie prætendireſt du denn nun als eine Juͤngerin uͤber die Meiſter- und als eine Tochter uͤber die Mutter die herrſchafft. Dieſes argument, das aus meiner arrogantz kam/ hat mir gewieſen/ daß der ſeelen nichts naͤher ſey/ als der hochmuth: Wel- che erhebung/ wie ſie aus dem ungehor- ſam entſpringt/ ſie gleichwol mit dem mantel der tugend bedecket/ damit ſie nicht durch leichtglaͤubigkeit abgefuͤh- ret wuͤrde. Deren ein- wuͤrffen und hoͤ- hen. 11. Die vernunfft aber gab dieſe ant- wort/ wiewol nicht gerade heraus/ ſon- dern nur/ daß ſie dem gemuͤth eine furcht einjagen moͤchte/ und alſo daſſelbe durch tieffſinniges ſcrupuliren zu ſeinem wil- len haͤtte. Denn ſie ſprach: Die ſeele ha- be keine gluͤckſeligkeit zu hoffen/ ohne die vernunfft. Die menſchen wuͤrden verderben muͤſſen unter den reitzungen der ſinnen/ wo die laſter nicht durch die vernunfft im zaum gehalten wuͤrden. Es antwortete aber das forſchende gemuͤth: Weg mit dir! es iſt nichts von dieſem aus dir oder durch dich hergekommen: ſondern ich empfange dieſe erkaͤntnis aus dem glauben/ und die ausuͤbung aus der gnade. Vielmehr befiehlt der glau- be/ daß wir dich um ſeinet willen ver- laſſen. Denn deine betruͤgerey hat auch wol bey ſehr gereinigten maͤnnern viel hundert ritzen und wunden (ſpaltungen und trennung) verurſachet. Eine iede zer- ſchneidung aber fuͤhret ihre ſophiſtiſche vernuͤnfftliche Schluͤſſe mit ſich. Denn die vernunfft bringet allerſeits an ſtatt des glaubens nur eine meinung mit ſich/ der glaube aber ruͤhret aus der gnade her/ nicht aber aus der hinterliſtigen vernunfft. Du (vernunfft) betriegeſt auch wol die kluͤgſten/ wenn ſie ſich auf dich verlaſſen/ und fuͤhreſt ſie mit dir in den abgrund alles elendes. Schließlich hat mein gemuͤthe durch den glauben be- trachtet/ daß nur eine eintzige form und ein weſen der wahrheit ſey/ und daß al- ler verſtand nur mit wahrhafftigen din- gen zu thun habe. Dahero hat mein ge- muͤthe bey der unterſuchung beſchloffen/ den verſtand an ſtatt der vernunfft hoch zu achten/ und folglich habe ich angefangen zu beſorgen/ daß nicht die vernunfft/ welche ſo viel hundert tauſend menſchen unter dem ſchein der Gottſe- ligkeit/ der Wahrheit und des Gottes- dienſtes/ und unter der vielfaͤltigkeit des irrthums hinderliſtig betrieget/ als eine heuchleriſche ſchmeichlerin und liſtige verfuͤhrerin mich auch verleiten moͤchte. Jahr MDC. biß MDCC. Verwerf- fung und gefangen- nehmung. 12. Dannenhero argwohnete mein gemuͤth/ daß die vernunfft allerhand uͤ- berredungen erdachte ihr zu folgen/ und mich zu betriegen/ ſo offt ſie von dem ge- muͤthe zum richter oder beyſitzer erweh- let wuͤrde. Jmgleichen daß die vernunfft ſich gar zu einer ſchmeichlerin oder ſcla- vin der luͤſten und begierden hingebe/ auch bey denen allerfroͤmmſten/ und daß ſie mehr meinungen/ verwegenheit und thorheit als weisheit und wahrheit mit ſich braͤchte/ denn ſie koͤnte leicht hin- und wieder-wancken/ und bald auf die- ſes/ bald auf jenes extremum fallen/ auch uͤberall gruͤnde erfinden/ erdichten/ und unterlegen/ wie es etwa die begierden mit ſich braͤchten. Ja bisweilen handele ſie durch ſchluͤſſe/ und falle gar aus ih- rem vernuͤnfftlichen theil heraus/ bleibs alſo ungewiß und indifferent/ und in ih- rer unwiſſenheit unbeſtaͤndig/ da ſie doch A. K. H. Dritter Theil. K 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/87>, abgerufen am 11.05.2024.