Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch]Jahr MDC. biß MDCC.grossen ängsten/ die um mich her waren/ von dem völligen gruß des friedens ent- zogen worden: Jndem ich mich nur im- mer dieses besorgte/ daß ich unnützer knecht mit dem geringentalentnicht gar begraben würde. Wer nun dieses mir vor eine ruhmredigkeit ausleget/ der mag es meinetwegenthun/ wenn er nur ihm selbst nicht schadet. Denn ich will mich freuen um meines nächsten und der nachkommen nutzens willen al- le schmach davon zu tragen/ und will meines wunsches geniessen. Man mag mir nun eine verwegenheit oder sonst et- was vorwerffen.
Seine schrifften.
6. Was aber seine schrifften betrifft/ sind die- selbe erstlich eintzeln nach einander herausge- kommen/ als da sind sein tractat de Magnetica Cu- ratione vulnerum, anno 1624. das supplemen- tum de spadanis fontibus 1626. Doctrina fe- brium 1642. Die Opuscula inaudita de Lythi- asi, de febribus, tumoribus Galeni & de peste anno 1644. Deliramenta catharri &c. Her- nach aber sind sie meist zusammen Lateinisch an- no 1648. zu Amsterdam/ und anno 1651. zu Venedig gedruckt worden/ und noch vermehr- ter von seinem sohn selbst anno 1652. zu Am- Und deren editiones.sterdam/ wie auch ferner zu Londen anno 1655. mit diesem titul: Ortus Medicinae, id est, initia Physicae inaudita, progressus novus in morborum ultionem ad vitam longam, auctore Johann Baptista van Helmont, Toparcha in Merode, Royenborch, Orschot, Pellines &c. Edente auctoris filio Francisco Mercurio van Helmont, cum ejus praefatione ex Belgico trans- lata. Editio nova cum que locupletiori rerum & verborum indice, prae illa Venetiis nuper ex- cusa multam partem adauctior reddita & exor- natior. Nachmals sind eben diese opeta in folio anno 1667. zu Leyden und noch weiter anders wo in die viermal auffgelegt worden/ zu- letzt in Hochteutscher sprache in folio ohne be- nennung des Editoris und des orts.
Unter- schiedliche urtheile von ihm.
7. Die unterschiedlichen und offt wieder ein- ander lauffenden judicia von diesem manne sind hin und wieder/ und sonderlich bey denen Me- dicis, häuffig anzutreffen/ auch so ferne anzu- sehen/ und zu prüfen/ als etwa ein scribente der Göttlichen wahrheit und weißheit mit ernst beygepflichtet hat/ oder nicht. Wer nicht in der Heidnischen und seiner eigenen natürlichen blindheit und thorheit gäntzlich ersoffen/ oder durch die falsch berühmte kunst derer schulge- lehrten bezaubert gewesen/ hat auch diesen mann so wol als andereseines gleichen in seinen gaben aufrichtig erkannt/ und wo er auch einige mensch- liche fehler bey ihm mit angemercket/ gleich- wol mit denen welt- und vernunffts-geistern Lobsprü- che.nicht alsbald gespottet/ gelästert/ oder alles zu- sammen verworffen. Unter den Medicis ist sonderlich das judicium Johannis Pharamundi Rhumelii bekannt/ der anno 1662. in der Medici- na Spagyrica Helmontium vor ein grosses licht in der Medicin gehalten und weitläuftig recom mendiret hat. So hat auch so gar ein Fran- tzösischer Jesuite Renatus Rapinus (unge- acht Helmontius der Jesuiten nicht zum besten gedencket) gleichwol von ihm in seinen Re- flexions sur la Philosophie Ancienne & Mo- derne (Paris. 1676. in 12.) p. 54. und 56. dieses be- kannt/ daß er nebenst Galilaeo Bacone Verula- [r ]io, Boyle und Cartesio unter den heutigen [Spaltenumbruch]Philosophis viel auffsehens gemachet/ und inJahr MDC. biß MDCC. der natur ein grosses gethan habe. Aus dem gleichfals berühmten Philosopho Johanne Ca- ramuel a Lobkowitz führet Koenigius in seiner Bi- bliotheca p. 382. gleichfals ein sehr rühmliches zeugniß von Helmontio an; daß er ihn nem- lich gekannt/ und sehr gottsfürchtig gelehrt und berühmt gefunden. Er sey aber ein geschworner feindAristotelis und Galeni gewesen/ und haben die leute in 2. oder 3. tagen schnell curirt/ daß sie entweder genesen oder es sich zum tode geschickt/ daher er nur zu den despera- ten patienten geruffen/ die von andern verlassen worden. Ein sonst gar orthodoxer Lutheri- scher Pfarrer Caspar Eyner nennet ihn einen grossen mann/ der in seinerProfessione Medico-Philos. schwerlich seines gleichen ha- be/ und möchte gern eines Academischen The- ologi erklärung über einen locum aus ihm hö- ren in Quietismo S. p. 347. und 350. Und welche auch noch in einigen dingen mit ihm nicht über einstimmen wollen/ die haben dennoch vieles aus ihm angezogen und appro- biret/ das sonst wieder die gemeinen principia laufft/ wie unter andern bey dem auctore der annotationum über des Thomae Browne Reli- gionem Medici hin und wider zu sehen ist.
8. Bey denen verkehrten eifferern/ Aristote-Widrige urtheile von ihm. lischen Theologen und Galenischen Medicis aber hat er destoweniger applausum und gehör gefunden/ je untüchtiger solche gemüther sind/ die Göttliche warheit und weißheit zu erkennen oder zu aestimiren. Sie zehlen ihn unter die Paracelsistischen distillir-köpffe/ die sich in die Theologie wider ihren beruff hätten einmi- schen wollen/ wie bey Wilhelm Christophoro Heimio im band des innerlichen und äus- serlichen Gottesdienstes/ und aus ihm bey Colbergen im Platonischen Christenthum P. I. c. 4. p. 197. zu sehen. Sie wissen auch sel- ber nicht/ mit was vor einem ketzer-name sie ihn belegen sollen/ weil er sich zu keiner eigentlichen secte bekant. Gleichwol geben sie ihn bald vorVerketze- rung. einen Socinianer an/ bald vor einen Paracelsi- sten; straffen sich aber selbst alsbald lügen/ in- dem sie bekennen/ daß er Paracelsum vielfältig durchziehe/ und sonderlich in der materie vom lapide Philosophorum verwerffe/ wie bey ge- dachtem Colbergen l. c. und P. II. p. 200. zu se- hen ist. Wir wollen aber lieber die vornehm- sten puncte/ worinnen die schul-lehrer mit ihm nicht zu frieden sind/ selbst kürtzlich aus seinen und andern schrifften durchgehen/ und einem geübten und bescheidenen leser das urtheil selb- sten überlassen.
9. Zuförderst ist schon aus seinen oben an- gezogenen worten zu sehen/ daß er die Göttli- che krafft/ wirckung und erleuchtung in gläu- bigen seelen nicht mit den verkehrten Welt- gelehrten verworffen/ sondern vielmehr als den einigen grund/ wie er in der Schrifft sel- ber ligt/ erkant und gebraucht habe. Deswe-Helmontii vortrag von der vernunfft. gen er aus eigener erfahrung von diesem weg folgendes öffentlich bekant/ in dem Tractat Venatio Scientiarum §. 1. u. f. Man hält die vernunfft insgemein vor das leben der seelen/ oder vor das leben unsers le- bens. Jch aber gläube/ daß der allmäch- tige GOTT allein sey der weg/ die wahrheit/ das leben und licht der leben- digen und aller dinge; dieses aber ist ja
nicht
Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch]Jahr MDC. biß MDCC.groſſen aͤngſten/ die um mich her waren/ von dem voͤlligen gruß des friedens ent- zogen worden: Jndem ich mich nur im- mer dieſes beſorgte/ daß ich unnuͤtzer knecht mit dem geringentalentnicht gar begraben wuͤrde. Wer nun dieſes mir vor eine ruhmredigkeit ausleget/ der mag es meinetwegenthun/ wenn er nur ihm ſelbſt nicht ſchadet. Denn ich will mich freuen um meines naͤchſten und der nachkommen nutzens willen al- le ſchmach davon zu tragen/ und will meines wunſches genieſſen. Man mag mir nun eine verwegenheit oder ſonſt et- was vorwerffen.
Seine ſchrifften.
6. Was aber ſeine ſchrifften betrifft/ ſind die- ſelbe erſtlich eintzeln nach einander herausge- kom̃en/ als da ſind ſein tractat de Magnetica Cu- ratione vulnerum, anno 1624. das ſupplemen- tum de ſpadanis fontibus 1626. Doctrina fe- brium 1642. Die Opuſcula inaudita de Lythi- aſi, de febribus, tumoribus Galeni & de peſte anno 1644. Deliramenta catharri &c. Her- nach aber ſind ſie meiſt zuſammen Lateiniſch an- no 1648. zu Amſterdam/ und anno 1651. zu Venedig gedruckt worden/ und noch vermehr- ter von ſeinem ſohn ſelbſt anno 1652. zu Am- Und deren editiones.ſterdam/ wie auch ferner zu Londen anno 1655. mit dieſem titul: Ortus Medicinæ, id eſt, initia Phyſicæ inaudita, progreſſus novus in morborum ultionem ad vitam longam, auctore Johann Baptiſta van Helmont, Toparcha in Merode, Royenborch, Orſchot, Pellines &c. Edente auctoris filio Franciſco Mercurio van Helmont, cum ejus præfatione ex Belgico trans- lata. Editio nova cum que locupletiori rerum & verborum indice, præ illa Venetiis nuper ex- cuſa multam partem adauctior reddita & exor- natior. Nachmals ſind eben dieſe opeta in folio anno 1667. zu Leyden und noch weiter anders wo in die viermal auffgelegt worden/ zu- letzt in Hochteutſcher ſprache in folio ohne be- nennung des Editoris und des orts.
Unter- ſchiedliche urtheile von ihm.
7. Die unterſchiedlichen und offt wieder ein- andeꝛ lauffenden judicia von dieſem manne ſind hin und wieder/ und ſonderlich bey denen Me- dicis, haͤuffig anzutreffen/ auch ſo ferne anzu- ſehen/ und zu pruͤfen/ als etwa ein ſcribente der Goͤttlichen wahrheit und weißheit mit ernſt beygepflichtet hat/ oder nicht. Wer nicht in der Heidniſchen und ſeiner eigenen natuͤrlichen blindheit und thorheit gaͤntzlich erſoffen/ oder durch die falſch beruͤhmte kunſt derer ſchulge- lehrten bezaubert geweſen/ hat auch dieſen mann ſo wol als andereſeines gleichen in ſeinen gaben aufrichtig erkañt/ und wo er auch einige menſch- liche fehler bey ihm mit angemercket/ gleich- wol mit denen welt- und vernunffts-geiſtern Lobſpruͤ- che.nicht alsbald geſpottet/ gelaͤſtert/ oder alles zu- ſammen verworffen. Unter den Medicis iſt ſonderlich das judicium Johannis Pharamundi Rhumelii bekañt/ der anno 1662. in der Medici- na Spagyrica Helmontium vor ein groſſes licht in der Medicin gehalten uñ weitlaͤuftig recom mendiret hat. So hat auch ſo gar ein Fran- tzoͤſiſcher Jeſuite Renatus Rapinus (unge- acht Helmontius der Jeſuiten nicht zum beſten gedencket) gleichwol von ihm in ſeinen Re- flexions ſur la Philoſophie Ancienne & Mo- derne (Pariſ. 1676. in 12.) p. 54. und 56. dieſes be- kannt/ daß er nebenſt Galilæo Bacone Verula- [r ]io, Boyle und Carteſio unter den heutigen [Spaltenumbruch]Philoſophis viel auffſehens gemachet/ und inJahr MDC. biß MDCC. der natur ein groſſes gethan habe. Aus dem gleichfals beruͤhmten Philoſopho Johanne Ca- ramuel à Lobkowitz fuͤhꝛet Kœnigius in ſeineꝛ Bi- bliotheca p. 382. gleichfals ein ſehr ruͤhmliches zeugniß von Helmontio an; daß er ihn nem- lich gekañt/ und ſehr gottsfuͤrchtig gelehrt und beruͤhmt gefunden. Er ſey aber ein geſchworner feindAriſtotelis und Galeni geweſen/ und haben die leute in 2. oder 3. tagen ſchnell curiꝛt/ daß ſie entwedeꝛ geneſen odeꝛ es ſich zum tode geſchickt/ daher er nur zu den deſpera- ten patienten geruffen/ die von andern verlaſſen worden. Ein ſonſt gar orthodoxer Lutheri- ſcher Pfarrer Caſpar Eyner nennet ihn einen groſſen mann/ der in ſeinerProfeſſione Medico-Philoſ. ſchwerlich ſeines gleichen ha- be/ und moͤchte gern eines Academiſchen The- ologi erklaͤrung uͤber einen locum aus ihm hoͤ- ren in Quietiſmo S. p. 347. und 350. Und welche auch noch in einigen dingen mit ihm nicht uͤber einſtimmen wollen/ die haben dennoch vieles aus ihm angezogen und appro- biret/ das ſonſt wieder die gemeinen principia laufft/ wie unter andern bey dem auctore der annotationum uͤber des Thomæ Browne Reli- gionem Medici hin und wider zu ſehen iſt.
8. Bey denen verkehrten eifferern/ Ariſtote-Widrige urtheile von ihm. liſchen Theologen und Galeniſchen Medicis aber hat er deſtoweniger applauſum und gehoͤr gefunden/ je untuͤchtiger ſolche gemuͤther ſind/ die Goͤttliche warheit und weißheit zu erkennen oder zu æſtimiren. Sie zehlen ihn unter die Paracelſiſtiſchen diſtillir-koͤpffe/ die ſich in die Theologie wider ihren beruff haͤtten einmi- ſchen wollen/ wie bey Wilhelm Chriſtophoro Heimio im band des innerlichen und aͤuſ- ſerlichen Gottesdienſtes/ und aus ihm bey Colbergen im Platoniſchen Chriſtenthum P. I. c. 4. p. 197. zu ſehen. Sie wiſſen auch ſel- ber nicht/ mit was vor einem ketzer-namē ſie ihn belegen ſollen/ weil er ſich zu keiner eigentlichen ſecte bekant. Gleichwol geben ſie ihn bald vorVerketze- rung. einen Socinianer an/ bald vor einen Paracelſi- ſten; ſtraffen ſich aber ſelbſt alsbald luͤgen/ in- dem ſie bekennen/ daß er Paracelſum vielfaͤltig durchziehe/ und ſonderlich in der materie vom lapide Philoſophorum verwerffe/ wie bey ge- dachtem Colbergen l. c. und P. II. p. 200. zu ſe- hen iſt. Wir wollen aber lieber die vornehm- ſten puncte/ worinnen die ſchul-lehrer mit ihm nicht zu frieden ſind/ ſelbſt kuͤrtzlich aus ſeinen und andern ſchrifften durchgehen/ und einem geuͤbten und beſcheidenen leſer das urtheil ſelb- ſten uͤberlaſſen.
9. Zufoͤrderſt iſt ſchon aus ſeinen oben an- gezogenen worten zu ſehen/ daß er die Goͤttli- che krafft/ wirckung und erleuchtung in glaͤu- bigen ſeelen nicht mit den verkehrten Welt- gelehrten verworffen/ ſondern vielmehr als den einigen grund/ wie er in der Schrifft ſel- ber ligt/ erkant und gebraucht habe. Deswe-Helmontii vortrag von der vernunfft. gen er aus eigener erfahrung von dieſem weg folgendes oͤffentlich bekant/ in dem Tractat Venatio Scientiarum §. 1. u. f. Man haͤlt die vernunfft insgemein vor das leben der ſeelen/ oder vor das leben unſers le- bens. Jch aber glaͤube/ daß der allmaͤch- tige GOTT allein ſey der weg/ die wahrheit/ das leben und licht der leben- digen und aller dinge; dieſes aber iſt ja
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zogen worden: Jndem ich mich nur im-
mer dieſes beſorgte/ daß ich unnuͤtzer
knecht mit dem geringen talent nicht gar
begraben wuͤrde. Wer nun dieſes mir
vor eine ruhmredigkeit ausleget/ der
mag es meinetwegenthun/ wenn er nur
ihm ſelbſt nicht ſchadet. Denn ich
will mich freuen um meines naͤchſten
und der nachkommen nutzens willen al-
le ſchmach davon zu tragen/ und will
meines wunſches genieſſen. Man mag
mir nun eine verwegenheit oder ſonſt et-
was vorwerffen.
Jahr
MDC.
biß
MDCC.
6. Was aber ſeine ſchrifften betrifft/ ſind die-
ſelbe erſtlich eintzeln nach einander herausge-
kom̃en/ als da ſind ſein tractat de Magnetica Cu-
ratione vulnerum, anno 1624. das ſupplemen-
tum de ſpadanis fontibus 1626. Doctrina fe-
brium 1642. Die Opuſcula inaudita de Lythi-
aſi, de febribus, tumoribus Galeni & de peſte
anno 1644. Deliramenta catharri &c. Her-
nach aber ſind ſie meiſt zuſammen Lateiniſch an-
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Venedig gedruckt worden/ und noch vermehr-
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ſterdam/ wie auch ferner zu Londen anno
1655. mit dieſem titul: Ortus Medicinæ, id
eſt, initia Phyſicæ inaudita, progreſſus novus in
morborum ultionem ad vitam longam, auctore
Johann Baptiſta van Helmont, Toparcha in
Merode, Royenborch, Orſchot, Pellines &c.
Edente auctoris filio Franciſco Mercurio van
Helmont, cum ejus præfatione ex Belgico trans-
lata. Editio nova cum que locupletiori rerum
& verborum indice, præ illa Venetiis nuper ex-
cuſa multam partem adauctior reddita & exor-
natior. Nachmals ſind eben dieſe opeta in
folio anno 1667. zu Leyden und noch weiter
anders wo in die viermal auffgelegt worden/ zu-
letzt in Hochteutſcher ſprache in folio ohne be-
nennung des Editoris und des orts.
Und deren
editiones.
7. Die unterſchiedlichen und offt wieder ein-
andeꝛ lauffenden judicia von dieſem manne ſind
hin und wieder/ und ſonderlich bey denen Me-
dicis, haͤuffig anzutreffen/ auch ſo ferne anzu-
ſehen/ und zu pruͤfen/ als etwa ein ſcribente der
Goͤttlichen wahrheit und weißheit mit ernſt
beygepflichtet hat/ oder nicht. Wer nicht in
der Heidniſchen und ſeiner eigenen natuͤrlichen
blindheit und thorheit gaͤntzlich erſoffen/ oder
durch die falſch beruͤhmte kunſt derer ſchulge-
lehrten bezaubert geweſen/ hat auch dieſen mann
ſo wol als andereſeines gleichen in ſeinen gaben
aufrichtig erkañt/ und wo er auch einige menſch-
liche fehler bey ihm mit angemercket/ gleich-
wol mit denen welt- und vernunffts-geiſtern
nicht alsbald geſpottet/ gelaͤſtert/ oder alles zu-
ſammen verworffen. Unter den Medicis iſt
ſonderlich das judicium Johannis Pharamundi
Rhumelii bekañt/ der anno 1662. in der Medici-
na Spagyrica Helmontium vor ein groſſes licht
in der Medicin gehalten uñ weitlaͤuftig recom
mendiret hat. So hat auch ſo gar ein Fran-
tzoͤſiſcher Jeſuite Renatus Rapinus (unge-
acht Helmontius der Jeſuiten nicht zum beſten
gedencket) gleichwol von ihm in ſeinen Re-
flexions ſur la Philoſophie Ancienne & Mo-
derne (Pariſ. 1676. in 12.) p. 54. und 56. dieſes be-
kannt/ daß er nebenſt Galilæo Bacone Verula-
r io, Boyle und Carteſio unter den heutigen
Philoſophis viel auffſehens gemachet/ und in
der natur ein groſſes gethan habe. Aus dem
gleichfals beruͤhmten Philoſopho Johanne Ca-
ramuel à Lobkowitz fuͤhꝛet Kœnigius in ſeineꝛ Bi-
bliotheca p. 382. gleichfals ein ſehr ruͤhmliches
zeugniß von Helmontio an; daß er ihn nem-
lich gekañt/ und ſehr gottsfuͤrchtig gelehrt
und beruͤhmt gefunden. Er ſey aber ein
geſchworner feind Ariſtotelis und Galeni
geweſen/ und haben die leute in 2. oder 3. tagen
ſchnell curiꝛt/ daß ſie entwedeꝛ geneſen odeꝛ es ſich
zum tode geſchickt/ daher er nur zu den deſpera-
ten patienten geruffen/ die von andern verlaſſen
worden. Ein ſonſt gar orthodoxer Lutheri-
ſcher Pfarrer Caſpar Eyner nennet ihn einen
groſſen mann/ der in ſeiner Profeſſione
Medico-Philoſ. ſchwerlich ſeines gleichen ha-
be/ und moͤchte gern eines Academiſchen The-
ologi erklaͤrung uͤber einen locum aus ihm hoͤ-
ren in Quietiſmo S. p. 347. und 350. Und
welche auch noch in einigen dingen mit ihm
nicht uͤber einſtimmen wollen/ die haben
dennoch vieles aus ihm angezogen und appro-
biret/ das ſonſt wieder die gemeinen principia
laufft/ wie unter andern bey dem auctore der
annotationum uͤber des Thomæ Browne Reli-
gionem Medici hin und wider zu ſehen iſt.
Lobſpruͤ-
che.
Jahr
MDC.
biß
MDCC.
8. Bey denen verkehrten eifferern/ Ariſtote-
liſchen Theologen und Galeniſchen Medicis
aber hat er deſtoweniger applauſum und gehoͤr
gefunden/ je untuͤchtiger ſolche gemuͤther ſind/
die Goͤttliche warheit und weißheit zu erkennen
oder zu æſtimiren. Sie zehlen ihn unter die
Paracelſiſtiſchen diſtillir-koͤpffe/ die ſich in die
Theologie wider ihren beruff haͤtten einmi-
ſchen wollen/ wie bey Wilhelm Chriſtophoro
Heimio im band des innerlichen und aͤuſ-
ſerlichen Gottesdienſtes/ und aus ihm bey
Colbergen im Platoniſchen Chriſtenthum P.
I. c. 4. p. 197. zu ſehen. Sie wiſſen auch ſel-
ber nicht/ mit was vor einem ketzer-namē ſie ihn
belegen ſollen/ weil er ſich zu keiner eigentlichen
ſecte bekant. Gleichwol geben ſie ihn bald vor
einen Socinianer an/ bald vor einen Paracelſi-
ſten; ſtraffen ſich aber ſelbſt alsbald luͤgen/ in-
dem ſie bekennen/ daß er Paracelſum vielfaͤltig
durchziehe/ und ſonderlich in der materie vom
lapide Philoſophorum verwerffe/ wie bey ge-
dachtem Colbergen l. c. und P. II. p. 200. zu ſe-
hen iſt. Wir wollen aber lieber die vornehm-
ſten puncte/ worinnen die ſchul-lehrer mit ihm
nicht zu frieden ſind/ ſelbſt kuͤrtzlich aus ſeinen
und andern ſchrifften durchgehen/ und einem
geuͤbten und beſcheidenen leſer das urtheil ſelb-
ſten uͤberlaſſen.
Widrige
urtheile
von ihm.
Verketze-
rung.
9. Zufoͤrderſt iſt ſchon aus ſeinen oben an-
gezogenen worten zu ſehen/ daß er die Goͤttli-
che krafft/ wirckung und erleuchtung in glaͤu-
bigen ſeelen nicht mit den verkehrten Welt-
gelehrten verworffen/ ſondern vielmehr als
den einigen grund/ wie er in der Schrifft ſel-
ber ligt/ erkant und gebraucht habe. Deswe-
gen er aus eigener erfahrung von dieſem weg
folgendes oͤffentlich bekant/ in dem Tractat
Venatio Scientiarum §. 1. u. f. Man haͤlt
die vernunfft insgemein vor das leben
der ſeelen/ oder vor das leben unſers le-
bens. Jch aber glaͤube/ daß der allmaͤch-
tige GOTT allein ſey der weg/ die
wahrheit/ das leben und licht der leben-
digen und aller dinge; dieſes aber iſt ja
nicht
Helmontii
vortrag
von der
vernunfft.
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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/86>, abgerufen am 22.12.2024.
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