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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
grossen ängsten/ die um mich her waren/
von dem völligen gruß des friedens ent-
zogen worden: Jndem ich mich nur im-
mer dieses besorgte/ daß ich unnützer
knecht mit dem geringen
talent nicht gar
begraben würde. Wer nun dieses mir
vor eine ruhmredigkeit ausleget/ der
mag es meinetwegenthun/ wenn er nur
ihm selbst nicht schadet. Denn ich
will mich freuen um meines nächsten
und der nachkommen nutzens willen al-
le schmach davon zu tragen/ und will
meines wunsches geniessen. Man mag
mir nun eine verwegenheit oder sonst et-
was vorwerffen.

Seine
schrifften.

6. Was aber seine schrifften betrifft/ sind die-
selbe erstlich eintzeln nach einander herausge-
kommen/ als da sind sein tractat de Magnetica Cu-
ratione vulnerum, anno
1624. das supplemen-
tum de spadanis fontibus 1626. Doctrina fe-
brium
1642. Die Opuscula inaudita de Lythi-
asi, de febribus, tumoribus Galeni & de peste
anno 1644. Deliramenta catharri &c.
Her-
nach aber sind sie meist zusammen Lateinisch an-
no
1648. zu Amsterdam/ und anno 1651. zu
Venedig gedruckt worden/ und noch vermehr-
ter von seinem sohn selbst anno 1652. zu Am-
Und deren
editiones.
sterdam/ wie auch ferner zu Londen anno
1655. mit diesem titul: Ortus Medicinae, id
est, initia Physicae inaudita, progressus novus in
morborum ultionem ad vitam longam, auctore
Johann Baptista van Helmont, Toparcha in
Merode, Royenborch, Orschot, Pellines &c.
Edente auctoris filio Francisco Mercurio van
Helmont, cum ejus praefatione ex Belgico trans-
lata. Editio nova cum que locupletiori rerum
& verborum indice, prae illa Venetiis nuper ex-
cusa multam partem adauctior reddita & exor-
natior.
Nachmals sind eben diese opeta in
folio anno
1667. zu Leyden und noch weiter
anders wo in die viermal auffgelegt worden/ zu-
letzt in Hochteutscher sprache in folio ohne be-
nennung des Editoris und des orts.

Unter-
schiedliche
urtheile
von ihm.

7. Die unterschiedlichen und offt wieder ein-
ander lauffenden judicia von diesem manne sind
hin und wieder/ und sonderlich bey denen Me-
dicis,
häuffig anzutreffen/ auch so ferne anzu-
sehen/ und zu prüfen/ als etwa ein scribente der
Göttlichen wahrheit und weißheit mit ernst
beygepflichtet hat/ oder nicht. Wer nicht in
der Heidnischen und seiner eigenen natürlichen
blindheit und thorheit gäntzlich ersoffen/ oder
durch die falsch berühmte kunst derer schulge-
lehrten bezaubert gewesen/ hat auch diesen mann
so wol als andereseines gleichen in seinen gaben
aufrichtig erkannt/ und wo er auch einige mensch-
liche fehler bey ihm mit angemercket/ gleich-
wol mit denen welt- und vernunffts-geistern
Lobsprü-
che.
nicht alsbald gespottet/ gelästert/ oder alles zu-
sammen verworffen. Unter den Medicis ist
sonderlich das judicium Johannis Pharamundi
Rhumelii
bekannt/ der anno 1662. in der Medici-
na Spagyrica Helmontium
vor ein grosses licht
in der Medicin gehalten und weitläuftig recom
mendir
et hat. So hat auch so gar ein Fran-
tzösischer Jesuite Renatus Rapinus (unge-
acht Helmontius der Jesuiten nicht zum besten
gedencket) gleichwol von ihm in seinen Re-
flexions sur la Philosophie Ancienne & Mo-
derne (Paris.
1676. in 12.) p. 54. und 56. dieses be-
kannt/ daß er nebenst Galilaeo Bacone Verula-
[r ]io, Boyle
und Cartesio unter den heutigen
[Spaltenumbruch] Philosophis viel auffsehens gemachet/ und inJahr
MDC.
biß
MDCC.

der natur ein grosses gethan habe. Aus dem
gleichfals berühmten Philosopho Johanne Ca-
ramuel a Lobkowi
tz führet Koenigius in seiner Bi-
bliotheca p.
382. gleichfals ein sehr rühmliches
zeugniß von Helmontio an; daß er ihn nem-
lich gekannt/ und sehr gottsfürchtig gelehrt
und berühmt
gefunden. Er sey aber ein
geschworner feind
Aristotelis und Galeni
gewesen/ und haben die leute in 2. oder 3. tagen
schnell curirt/ daß sie entweder genesen oder es sich
zum tode geschickt/ daher er nur zu den despera-
ten patienten geruffen/ die von andern verlassen
worden. Ein sonst gar orthodoxer Lutheri-
scher Pfarrer Caspar Eyner nennet ihn einen
grossen mann/ der in seiner
Professione
Medico-Philos.
schwerlich seines gleichen ha-
be/ und möchte gern eines Academischen The-
ologi
erklärung über einen locum aus ihm hö-
ren in Quietismo S. p. 347. und 350. Und
welche auch noch in einigen dingen mit ihm
nicht über einstimmen wollen/ die haben
dennoch vieles aus ihm angezogen und appro-
bir
et/ das sonst wieder die gemeinen principia
laufft/ wie unter andern bey dem auctore der
annotationum über des Thomae Browne Reli-
gionem Medici
hin und wider zu sehen ist.

8. Bey denen verkehrten eifferern/ Aristote-Widrige
urtheile
von ihm.

lischen Theologen und Galenischen Medicis
aber hat er destoweniger applausum und gehör
gefunden/ je untüchtiger solche gemüther sind/
die Göttliche warheit und weißheit zu erkennen
oder zu aestimiren. Sie zehlen ihn unter die
Paracelsistischen distillir-köpffe/ die sich in die
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schen wollen/ wie bey Wilhelm Christophoro
Heimio
im band des innerlichen und äus-
serlichen Gottesdienstes/
und aus ihm bey
Colbergen im Platonischen Christenthum P.
I. c. 4. p.
197. zu sehen. Sie wissen auch sel-
ber nicht/ mit was vor einem ketzer-name sie ihn
belegen sollen/ weil er sich zu keiner eigentlichen
secte bekant. Gleichwol geben sie ihn bald vorVerketze-
rung.

einen Socinianer an/ bald vor einen Paracelsi-
sten; straffen sich aber selbst alsbald lügen/ in-
dem sie bekennen/ daß er Paracelsum vielfältig
durchziehe/ und sonderlich in der materie vom
lapide Philosophorum verwerffe/ wie bey ge-
dachtem Colbergen l. c. und P. II. p. 200. zu se-
hen ist. Wir wollen aber lieber die vornehm-
sten puncte/ worinnen die schul-lehrer mit ihm
nicht zu frieden sind/ selbst kürtzlich aus seinen
und andern schrifften durchgehen/ und einem
geübten und bescheidenen leser das urtheil selb-
sten überlassen.

9. Zuförderst ist schon aus seinen oben an-
gezogenen worten zu sehen/ daß er die Göttli-
che krafft/ wirckung und erleuchtung in gläu-
bigen seelen nicht mit den verkehrten Welt-
gelehrten verworffen/ sondern vielmehr als
den einigen grund/ wie er in der Schrifft sel-
ber ligt/ erkant und gebraucht habe. Deswe-Helmontii
vortrag
von der
vernunfft.

gen er aus eigener erfahrung von diesem weg
folgendes öffentlich bekant/ in dem Tractat
Venatio Scientiarum
§. 1. u. f. Man hält
die vernunfft insgemein vor das leben
der seelen/ oder vor das leben unsers le-
bens. Jch aber gläube/ daß der allmäch-
tige GOTT allein sey der weg/ die
wahrheit/ das leben und licht der leben-
digen und aller dinge; dieses aber ist ja

nicht

Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
groſſen aͤngſten/ die um mich her waren/
von dem voͤlligen gruß des friedens ent-
zogen worden: Jndem ich mich nur im-
mer dieſes beſorgte/ daß ich unnuͤtzer
knecht mit dem geringen
talent nicht gar
begraben wuͤrde. Wer nun dieſes mir
vor eine ruhmredigkeit ausleget/ der
mag es meinetwegenthun/ wenn er nur
ihm ſelbſt nicht ſchadet. Denn ich
will mich freuen um meines naͤchſten
und der nachkommen nutzens willen al-
le ſchmach davon zu tragen/ und will
meines wunſches genieſſen. Man mag
mir nun eine verwegenheit oder ſonſt et-
was vorwerffen.

Seine
ſchrifften.

6. Was aber ſeine ſchrifften betrifft/ ſind die-
ſelbe erſtlich eintzeln nach einander herausge-
kom̃en/ als da ſind ſein tractat de Magnetica Cu-
ratione vulnerum, anno
1624. das ſupplemen-
tum de ſpadanis fontibus 1626. Doctrina fe-
brium
1642. Die Opuſcula inaudita de Lythi-
aſi, de febribus, tumoribus Galeni & de peſte
anno 1644. Deliramenta catharri &c.
Her-
nach aber ſind ſie meiſt zuſammen Lateiniſch an-
no
1648. zu Amſterdam/ und anno 1651. zu
Venedig gedruckt worden/ und noch vermehr-
ter von ſeinem ſohn ſelbſt anno 1652. zu Am-
Und deren
editiones.
ſterdam/ wie auch ferner zu Londen anno
1655. mit dieſem titul: Ortus Medicinæ, id
eſt, initia Phyſicæ inaudita, progreſſus novus in
morborum ultionem ad vitam longam, auctore
Johann Baptiſta van Helmont, Toparcha in
Merode, Royenborch, Orſchot, Pellines &c.
Edente auctoris filio Franciſco Mercurio van
Helmont, cum ejus præfatione ex Belgico trans-
lata. Editio nova cum que locupletiori rerum
& verborum indice, præ illa Venetiis nuper ex-
cuſa multam partem adauctior reddita & exor-
natior.
Nachmals ſind eben dieſe opeta in
folio anno
1667. zu Leyden und noch weiter
anders wo in die viermal auffgelegt worden/ zu-
letzt in Hochteutſcher ſprache in folio ohne be-
nennung des Editoris und des orts.

Unter-
ſchiedliche
urtheile
von ihm.

7. Die unterſchiedlichen und offt wieder ein-
andeꝛ lauffenden judicia von dieſem manne ſind
hin und wieder/ und ſonderlich bey denen Me-
dicis,
haͤuffig anzutreffen/ auch ſo ferne anzu-
ſehen/ und zu pruͤfen/ als etwa ein ſcribente der
Goͤttlichen wahrheit und weißheit mit ernſt
beygepflichtet hat/ oder nicht. Wer nicht in
der Heidniſchen und ſeiner eigenen natuͤrlichen
blindheit und thorheit gaͤntzlich erſoffen/ oder
durch die falſch beruͤhmte kunſt derer ſchulge-
lehrten bezaubert geweſen/ hat auch dieſen mann
ſo wol als andereſeines gleichen in ſeinen gaben
aufrichtig erkañt/ und wo er auch einige menſch-
liche fehler bey ihm mit angemercket/ gleich-
wol mit denen welt- und vernunffts-geiſtern
Lobſpruͤ-
che.
nicht alsbald geſpottet/ gelaͤſtert/ oder alles zu-
ſammen verworffen. Unter den Medicis iſt
ſonderlich das judicium Johannis Pharamundi
Rhumelii
bekañt/ der anno 1662. in der Medici-
na Spagyrica Helmontium
vor ein groſſes licht
in der Medicin gehalten uñ weitlaͤuftig recom
mendir
et hat. So hat auch ſo gar ein Fran-
tzoͤſiſcher Jeſuite Renatus Rapinus (unge-
acht Helmontius der Jeſuiten nicht zum beſten
gedencket) gleichwol von ihm in ſeinen Re-
flexions ſur la Philoſophie Ancienne & Mo-
derne (Pariſ.
1676. in 12.) p. 54. und 56. dieſes be-
kannt/ daß er nebenſt Galilæo Bacone Verula-
[r ]io, Boyle
und Carteſio unter den heutigen
[Spaltenumbruch] Philoſophis viel auffſehens gemachet/ und inJahr
MDC.
biß
MDCC.

der natur ein groſſes gethan habe. Aus dem
gleichfals beruͤhmten Philoſopho Johanne Ca-
ramuel à Lobkowi
tz fuͤhꝛet Kœnigius in ſeineꝛ Bi-
bliotheca p.
382. gleichfals ein ſehr ruͤhmliches
zeugniß von Helmontio an; daß er ihn nem-
lich gekañt/ und ſehr gottsfuͤrchtig gelehrt
und beruͤhmt
gefunden. Er ſey aber ein
geſchworner feind
Ariſtotelis und Galeni
geweſen/ und haben die leute in 2. oder 3. tagen
ſchnell curiꝛt/ daß ſie entwedeꝛ geneſen odeꝛ es ſich
zum tode geſchickt/ daher er nur zu den deſpera-
ten patienten geruffen/ die von andern verlaſſen
worden. Ein ſonſt gar orthodoxer Lutheri-
ſcher Pfarrer Caſpar Eyner nennet ihn einen
groſſen mann/ der in ſeiner
Profeſſione
Medico-Philoſ.
ſchwerlich ſeines gleichen ha-
be/ und moͤchte gern eines Academiſchen The-
ologi
erklaͤrung uͤber einen locum aus ihm hoͤ-
ren in Quietiſmo S. p. 347. und 350. Und
welche auch noch in einigen dingen mit ihm
nicht uͤber einſtimmen wollen/ die haben
dennoch vieles aus ihm angezogen und appro-
bir
et/ das ſonſt wieder die gemeinen principia
laufft/ wie unter andern bey dem auctore der
annotationum uͤber des Thomæ Browne Reli-
gionem Medici
hin und wider zu ſehen iſt.

8. Bey denen verkehrten eifferern/ Ariſtote-Widrige
urtheile
von ihm.

liſchen Theologen und Galeniſchen Medicis
aber hat er deſtoweniger applauſum und gehoͤr
gefunden/ je untuͤchtiger ſolche gemuͤther ſind/
die Goͤttliche warheit und weißheit zu erkennen
oder zu æſtimiren. Sie zehlen ihn unter die
Paracelſiſtiſchen diſtillir-koͤpffe/ die ſich in die
Theologie wider ihren beruff haͤtten einmi-
ſchen wollen/ wie bey Wilhelm Chriſtophoro
Heimio
im band des innerlichen und aͤuſ-
ſerlichen Gottesdienſtes/
und aus ihm bey
Colbergen im Platoniſchen Chriſtenthum P.
I. c. 4. p.
197. zu ſehen. Sie wiſſen auch ſel-
ber nicht/ mit was vor einem ketzer-namē ſie ihn
belegen ſollen/ weil er ſich zu keiner eigentlichen
ſecte bekant. Gleichwol geben ſie ihn bald vorVerketze-
rung.

einen Socinianer an/ bald vor einen Paracelſi-
ſten; ſtraffen ſich aber ſelbſt alsbald luͤgen/ in-
dem ſie bekennen/ daß er Paracelſum vielfaͤltig
durchziehe/ und ſonderlich in der materie vom
lapide Philoſophorum verwerffe/ wie bey ge-
dachtem Colbergen l. c. und P. II. p. 200. zu ſe-
hen iſt. Wir wollen aber lieber die vornehm-
ſten puncte/ worinnen die ſchul-lehrer mit ihm
nicht zu frieden ſind/ ſelbſt kuͤrtzlich aus ſeinen
und andern ſchrifften durchgehen/ und einem
geuͤbten und beſcheidenen leſer das urtheil ſelb-
ſten uͤberlaſſen.

9. Zufoͤrderſt iſt ſchon aus ſeinen oben an-
gezogenen worten zu ſehen/ daß er die Goͤttli-
che krafft/ wirckung und erleuchtung in glaͤu-
bigen ſeelen nicht mit den verkehrten Welt-
gelehrten verworffen/ ſondern vielmehr als
den einigen grund/ wie er in der Schrifft ſel-
ber ligt/ erkant und gebraucht habe. Deswe-Helmontii
vortrag
von der
vernunfft.

gen er aus eigener erfahrung von dieſem weg
folgendes oͤffentlich bekant/ in dem Tractat
Venatio Scientiarum
§. 1. u. f. Man haͤlt
die vernunfft insgemein vor das leben
der ſeelen/ oder vor das leben unſers le-
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[74/0086] Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, groſſen aͤngſten/ die um mich her waren/ von dem voͤlligen gruß des friedens ent- zogen worden: Jndem ich mich nur im- mer dieſes beſorgte/ daß ich unnuͤtzer knecht mit dem geringen talent nicht gar begraben wuͤrde. Wer nun dieſes mir vor eine ruhmredigkeit ausleget/ der mag es meinetwegenthun/ wenn er nur ihm ſelbſt nicht ſchadet. Denn ich will mich freuen um meines naͤchſten und der nachkommen nutzens willen al- le ſchmach davon zu tragen/ und will meines wunſches genieſſen. Man mag mir nun eine verwegenheit oder ſonſt et- was vorwerffen. Jahr MDC. biß MDCC. 6. Was aber ſeine ſchrifften betrifft/ ſind die- ſelbe erſtlich eintzeln nach einander herausge- kom̃en/ als da ſind ſein tractat de Magnetica Cu- ratione vulnerum, anno 1624. das ſupplemen- tum de ſpadanis fontibus 1626. Doctrina fe- brium 1642. Die Opuſcula inaudita de Lythi- aſi, de febribus, tumoribus Galeni & de peſte anno 1644. Deliramenta catharri &c. Her- nach aber ſind ſie meiſt zuſammen Lateiniſch an- no 1648. zu Amſterdam/ und anno 1651. zu Venedig gedruckt worden/ und noch vermehr- ter von ſeinem ſohn ſelbſt anno 1652. zu Am- ſterdam/ wie auch ferner zu Londen anno 1655. mit dieſem titul: Ortus Medicinæ, id eſt, initia Phyſicæ inaudita, progreſſus novus in morborum ultionem ad vitam longam, auctore Johann Baptiſta van Helmont, Toparcha in Merode, Royenborch, Orſchot, Pellines &c. Edente auctoris filio Franciſco Mercurio van Helmont, cum ejus præfatione ex Belgico trans- lata. Editio nova cum que locupletiori rerum & verborum indice, præ illa Venetiis nuper ex- cuſa multam partem adauctior reddita & exor- natior. Nachmals ſind eben dieſe opeta in folio anno 1667. zu Leyden und noch weiter anders wo in die viermal auffgelegt worden/ zu- letzt in Hochteutſcher ſprache in folio ohne be- nennung des Editoris und des orts. Und deren editiones. 7. Die unterſchiedlichen und offt wieder ein- andeꝛ lauffenden judicia von dieſem manne ſind hin und wieder/ und ſonderlich bey denen Me- dicis, haͤuffig anzutreffen/ auch ſo ferne anzu- ſehen/ und zu pruͤfen/ als etwa ein ſcribente der Goͤttlichen wahrheit und weißheit mit ernſt beygepflichtet hat/ oder nicht. Wer nicht in der Heidniſchen und ſeiner eigenen natuͤrlichen blindheit und thorheit gaͤntzlich erſoffen/ oder durch die falſch beruͤhmte kunſt derer ſchulge- lehrten bezaubert geweſen/ hat auch dieſen mann ſo wol als andereſeines gleichen in ſeinen gaben aufrichtig erkañt/ und wo er auch einige menſch- liche fehler bey ihm mit angemercket/ gleich- wol mit denen welt- und vernunffts-geiſtern nicht alsbald geſpottet/ gelaͤſtert/ oder alles zu- ſammen verworffen. Unter den Medicis iſt ſonderlich das judicium Johannis Pharamundi Rhumelii bekañt/ der anno 1662. in der Medici- na Spagyrica Helmontium vor ein groſſes licht in der Medicin gehalten uñ weitlaͤuftig recom mendiret hat. So hat auch ſo gar ein Fran- tzoͤſiſcher Jeſuite Renatus Rapinus (unge- acht Helmontius der Jeſuiten nicht zum beſten gedencket) gleichwol von ihm in ſeinen Re- flexions ſur la Philoſophie Ancienne & Mo- derne (Pariſ. 1676. in 12.) p. 54. und 56. dieſes be- kannt/ daß er nebenſt Galilæo Bacone Verula- r io, Boyle und Carteſio unter den heutigen Philoſophis viel auffſehens gemachet/ und in der natur ein groſſes gethan habe. Aus dem gleichfals beruͤhmten Philoſopho Johanne Ca- ramuel à Lobkowitz fuͤhꝛet Kœnigius in ſeineꝛ Bi- bliotheca p. 382. gleichfals ein ſehr ruͤhmliches zeugniß von Helmontio an; daß er ihn nem- lich gekañt/ und ſehr gottsfuͤrchtig gelehrt und beruͤhmt gefunden. Er ſey aber ein geſchworner feind Ariſtotelis und Galeni geweſen/ und haben die leute in 2. oder 3. tagen ſchnell curiꝛt/ daß ſie entwedeꝛ geneſen odeꝛ es ſich zum tode geſchickt/ daher er nur zu den deſpera- ten patienten geruffen/ die von andern verlaſſen worden. Ein ſonſt gar orthodoxer Lutheri- ſcher Pfarrer Caſpar Eyner nennet ihn einen groſſen mann/ der in ſeiner Profeſſione Medico-Philoſ. ſchwerlich ſeines gleichen ha- be/ und moͤchte gern eines Academiſchen The- ologi erklaͤrung uͤber einen locum aus ihm hoͤ- ren in Quietiſmo S. p. 347. und 350. Und welche auch noch in einigen dingen mit ihm nicht uͤber einſtimmen wollen/ die haben dennoch vieles aus ihm angezogen und appro- biret/ das ſonſt wieder die gemeinen principia laufft/ wie unter andern bey dem auctore der annotationum uͤber des Thomæ Browne Reli- gionem Medici hin und wider zu ſehen iſt. Lobſpruͤ- che. Jahr MDC. biß MDCC. 8. Bey denen verkehrten eifferern/ Ariſtote- liſchen Theologen und Galeniſchen Medicis aber hat er deſtoweniger applauſum und gehoͤr gefunden/ je untuͤchtiger ſolche gemuͤther ſind/ die Goͤttliche warheit und weißheit zu erkennen oder zu æſtimiren. Sie zehlen ihn unter die Paracelſiſtiſchen diſtillir-koͤpffe/ die ſich in die Theologie wider ihren beruff haͤtten einmi- ſchen wollen/ wie bey Wilhelm Chriſtophoro Heimio im band des innerlichen und aͤuſ- ſerlichen Gottesdienſtes/ und aus ihm bey Colbergen im Platoniſchen Chriſtenthum P. I. c. 4. p. 197. zu ſehen. Sie wiſſen auch ſel- ber nicht/ mit was vor einem ketzer-namē ſie ihn belegen ſollen/ weil er ſich zu keiner eigentlichen ſecte bekant. Gleichwol geben ſie ihn bald vor einen Socinianer an/ bald vor einen Paracelſi- ſten; ſtraffen ſich aber ſelbſt alsbald luͤgen/ in- dem ſie bekennen/ daß er Paracelſum vielfaͤltig durchziehe/ und ſonderlich in der materie vom lapide Philoſophorum verwerffe/ wie bey ge- dachtem Colbergen l. c. und P. II. p. 200. zu ſe- hen iſt. Wir wollen aber lieber die vornehm- ſten puncte/ worinnen die ſchul-lehrer mit ihm nicht zu frieden ſind/ ſelbſt kuͤrtzlich aus ſeinen und andern ſchrifften durchgehen/ und einem geuͤbten und beſcheidenen leſer das urtheil ſelb- ſten uͤberlaſſen. Widrige urtheile von ihm. Verketze- rung. 9. Zufoͤrderſt iſt ſchon aus ſeinen oben an- gezogenen worten zu ſehen/ daß er die Goͤttli- che krafft/ wirckung und erleuchtung in glaͤu- bigen ſeelen nicht mit den verkehrten Welt- gelehrten verworffen/ ſondern vielmehr als den einigen grund/ wie er in der Schrifft ſel- ber ligt/ erkant und gebraucht habe. Deswe- gen er aus eigener erfahrung von dieſem weg folgendes oͤffentlich bekant/ in dem Tractat Venatio Scientiarum §. 1. u. f. Man haͤlt die vernunfft insgemein vor das leben der ſeelen/ oder vor das leben unſers le- bens. Jch aber glaͤube/ daß der allmaͤch- tige GOTT allein ſey der weg/ die wahrheit/ das leben und licht der leben- digen und aller dinge; dieſes aber iſt ja nicht Helmontii vortrag von der vernunfft.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/86>, abgerufen am 11.05.2024.