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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Eusebio Meisnero, Torrentio, Weitsio, Boreel und andern Niederländern.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
und da er sich nicht dran kehrte/ wurde er sus-
pendi
ret/ bis einige Hochteutsche Theologi
dazu gezogen wurden/ welche die alten Sa-
tzungen hierinnen nach ihrer Gewohnheit be-
haupteten. vid. Consil. Witteb. P. II. pag. 150.
seqq.

25. Der offt angezogene Voetius gedencket
auch eines mannes/ der in den Niederlanden
Torrentii
meinun-
gen.
unruhe verursachet habe mit nahmen Torren-
tius,
welcher sonst ein Mahler gewesen/ und
vorgegeben/ die hölle sey nichts anders als
wenn man in der welt unglücklich sey/ der him-
mel aber/ wenn man hier könne wolund lustig
leben. Der Rath zu Harlem hätte wieder ihn
inquirirt/ weil er aber alles geleugnet/ hätte er
gantzer 20. jahr müssen gefangen sitzen/ und da
man ihn hernach loß gelassen/ wäre er nach En-
geland gezogen/ von dar er anno 49. wieder-
gekommen und gestorben. vid. Voet. Disputat.
selectae T. I. Dissertat. de Atheis, p. 223. &
exeo Theophilus Spizelius in scrutinio Athei-
smi p. 42 Johannes Müller Atheis. devict. p.
29.

26. Unter die Niederteutschen Enthusiasten
und Fanaticos hat Hornbeckius l. c. p. 423. und
aus ihm Carolus in Memorab. Eccles. T. I.
Weitsii.p. 841. Johannem Weitsium gezehlet/ weil die-
ser um das jahr 1634. zu Franckfurt allerhand
schriften unter seltzamen tituln heraus gegeben/
als: Offenbarung des himmlischen
baums/ himmlisches
Electuarium, Catho-
lisches consilium und medicament und derglei-
chen/ dabey er anmercket/ daß solche leute un-
ter hohen tituln nur etwas sonderliches suchen/
und die leute bezaubern wolten.

Dantziger
streit mit
Jacob
Adam,

27. Sonsten ist auch zu Dantzig um den an-
fang dieses seculi grosse unruhe über einen Pre-
diger daselbst namens Jacob Adam entstan-
den/ der zuvor in der Pfaltz unter den Refor-
mirt
en gepredigt/ hernach zu S. Elisabeth in
Dantzig Pfarrer worden/ anno 1603. wie
Christophorus Hartknoch in der Preußi-
schen kirchen-historie
L. III. c. 5. p. 575.
berichtet. Diese beförderung vertroß alsbald
die Lutherischen Prediger daselbst/ daß sie her-
nach von ihm öffentlich schrieben/ er wäre wie
eine eule auffgestellet worden/ Calvini-
sche vögel damit zu fangen.
Er hat aber/
nach Hartknochii bericht/ die damals gewöhn-
liche Notul, so meistens wider die Reformirten
gestellet gewesen/ also unterschrieben: Ut verbo
DEI, doctrinae Prophetarum & Apostolorum
& Augustanae Confessioni, ita huic notulae sub-

Uber dem
Calvini-
smo.
scribo, worinnen er allem ansehen nach die an-
dern zu hintergehen/ und seine secte fortzupflan-
tzen gesuchet/ wie er denn alsbald in den pre-
digten die meinung Calvini von der gnaden-
wahl ausgebreitet/ die privat-beicht abge-
schaffet/ und nur eine gemeine vermahnung ge-
halten/ bey dem Abendmahl gemein speise-
brod gebraucht/ viel almossen gesammlet/ und
ausgetheilet/ den andern Predigern aber ihren
geitz auffgerücket/ und dergleichen dinge mehr
vorgenommen/ die zur spaltung anlaß gegeben.
Die Lutheraner aber habe sich ihm bald wieder-
setzet/ und hat ihm ein Politicus ein privat-col-
loquium
angeboten/ welches aber/ weil der
Rath dazumal den Reformirten meistentheils
geneigt gewesen/ von demselben untersagt wor-
den. Jndessen haben auch etliche andere Pre-
diger sonderlich Coletus und Waltherus öffent-
[Spaltenumbruch] lich wieder ihn geschrieben/ nachdem er denJahr
MDC.
biß
MDCC.

Heydelbergischen Catechismum und hernach
anno 1610. einige frag-stücken/ und weiter ei-
nige erklärung vom Abendmahl herausgege-
ben. Darüber sind in folgenden jahren viel
streit-schrifften gewechselt worden/ und hat das
gantze Lutherische Ministerium anno 1615. zu
Rostock ein examen oder probe wieder Ada-
mum publici
rt/ worauff es nach und nach da-
selbst etwas stille worden/ weil die meisten Re-
formirt
en so wol im Rath als Ministerio nach-
einander abgestorben. Die vornehmsten be-
schwerungen Adami wieder die Lutherischen
Prediger waren diese: Sie machten auff den"
Cantzeln wieder ihn einen so grossen lermen/"
da sie doch lieber jedermann seine bücher prüfen/"
und hernach urtheilen lassen solten/ oder auch"
ein colloquium anstellen. Sie hätten auch"
ausgesprenget/ als hätte sich der teuffel"
in eine katze verstecket/
und unter seiner pre-
digt in seiner Kirchen die leute geplagt. Wel-
ches aber eine natürliche katze anno 1604. den
18. Januarii gewesen/ die in die kirche aus dem
hospital gekommen/ und den leuten etwa auff
den halß gesprungen/ darüber sie geschrieen
und ein lermen worden.

28. Jch muß aber hie noch eines mannes ge-
dencken/ der unter denen Reformirten und zwar
nicht vor-sondern wieder sie einige streitigkeiten
erreget: Dieser war Adamus Boreel, geborenBoreels
streit/

in Seeland anno 1603. und in der erudition
sonderlich in der Hebreischen sprach ziemlich ge-
übet/ der erst anno 1667. verstorben: Seine wie-
dersacher beschweren sich über ihn/ daß er viel irr-und leh-
ren.

thümer aus Puccio, Sebastian Francken und
andern gelernet/ auch daher ums jahr 1645. in
Amsterdam eine eigene gemeine sammlen und
auffrichten wollen. Davon Hornbeckius l. c.
p.
463. u. f. Voetius in Polit Eccl. L. II. Tr. I.
c. l. p. 219. Seylerus l. c. p. 100. Gernlerus
Comment. in lib. 2. Samuel. p.
605. gar viel
melden. Einige setzen ihn unter die Socinianer/
weil er eines und das andere aus Socini Episteln
genommen. Wie denn Sandius in der Biblio-Schriff-
ten.

theca Anti-Trinitariorum p. 144. ihn dahin
ziehet/ und folgende schrifften von ihm herrech-
net.

De veritate historiae Evangelicae, welches D.
Henricus Morus in explanatione magni My-
sterii pietatis l. 7. c.
11. u. f. excerpiret und er-
läutert.

Concatenatio aurea Christiana seu cognitio
DEI ac Domini nostri Jesu Christi. 1677. in
4to.
und Holländisch.

De kennisse Godts ende onses Heeren Jesu
Christi. Amsterdam, 1677. in 4to.

Onderhandelingenoopende den Broederly-
cken Godtsdienstaangevangen in presentie der
urienden, in Amsterdam den 8. Septemb.
1674.

Tractatus de fraterna religione inchoata in
praesentia amicorum, Amstelodami die 8. Sept.
anno 1664. MS.

Andere Manuscripta von ihm soll der Men-
nistische Prediger zu Amsterdam Galenus Abra-
hami
bey sich haben/ wie Sandius berichtet/ und
aus diesem Benthem im Holländ. Kirchen-
staat/ der das meiste aus Sandio in der Socinia-
ner historie genommen. Conf. Witte Diar.
Biogr. anno
1667.

29. Der meiste widerspruch aber ist von sei-

ner
A. K. H. Dritter Theil. J 2

Euſebio Meiſnero, Torrentio, Weitſio, Boreel und andern Niederlaͤndern.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
und da er ſich nicht dran kehrte/ wurde er ſus-
pendi
ret/ bis einige Hochteutſche Theologi
dazu gezogen wurden/ welche die alten Sa-
tzungen hierinnen nach ihrer Gewohnheit be-
haupteten. vid. Conſil. Witteb. P. II. pag. 150.
ſeqq.

25. Der offt angezogene Voëtius gedencket
auch eines mannes/ der in den Niederlanden
Torrentii
meinun-
gen.
unruhe verurſachet habe mit nahmen Torren-
tius,
welcher ſonſt ein Mahler geweſen/ und
vorgegeben/ die hoͤlle ſey nichts anders als
wenn man in der welt ungluͤcklich ſey/ der him-
mel aber/ wenn man hier koͤnne wolund luſtig
leben. Der Rath zu Harlem haͤtte wieder ihn
inquirirt/ weil er aber alles geleugnet/ haͤtte er
gantzer 20. jahr muͤſſen gefangen ſitzen/ und da
man ihn hernach loß gelaſſen/ waͤre er nach En-
geland gezogen/ von dar er anno 49. wieder-
gekom̃en und geſtorben. vid. Voët. Diſputat.
ſelectæ T. I. Diſſertat. de Atheis, p. 223. &
exeo Theophilus Spizelius in ſcrutinio Athei-
ſmi p. 42 Johannes Müller Atheiſ. devict. p.
29.

26. Unter die Niederteutſchen Enthuſiaſten
und Fanaticos hat Hornbeckius l. c. p. 423. und
aus ihm Carolus in Memorab. Eccleſ. T. I.
Weitſii.p. 841. Johannem Weitſium gezehlet/ weil die-
ſer um das jahr 1634. zu Franckfurt allerhand
ſchriften unter ſeltzamen tituln heraus gegeben/
als: Offenbarung des himmliſchen
baums/ himmliſches
Electuarium, Catho-
liſches conſilium und medicament und derglei-
chen/ dabey er anmercket/ daß ſolche leute un-
ter hohen tituln nur etwas ſonderliches ſuchen/
und die leute bezaubern wolten.

Dantziger
ſtreit mit
Jacob
Adam,

27. Sonſten iſt auch zu Dantzig um den an-
fang dieſes ſeculi groſſe unruhe uͤber einen Pre-
diger daſelbſt namens Jacob Adam entſtan-
den/ der zuvor in der Pfaltz unter den Refor-
mirt
en gepredigt/ hernach zu S. Eliſabeth in
Dantzig Pfarrer worden/ anno 1603. wie
Chriſtophorus Hartknoch in der Preußi-
ſchen kirchen-hiſtorie
L. III. c. 5. p. 575.
berichtet. Dieſe befoͤrderung vertroß alsbald
die Lutheriſchen Prediger daſelbſt/ daß ſie her-
nach von ihm oͤffentlich ſchrieben/ er waͤre wie
eine eule auffgeſtellet worden/ Calvini-
ſche voͤgel damit zu fangen.
Er hat aber/
nach Hartknochii bericht/ die damals gewoͤhn-
liche Notul, ſo meiſtens wider die Reformirten
geſtellet geweſen/ alſo unterſchrieben: Ut verbo
DEI, doctrinæ Prophetarum & Apoſtolorum
& Auguſtanæ Confeſſioni, ita huic notulæ ſub-

Uber dem
Calvini-
ſmo.
ſcribo, worinnen er allem anſehen nach die an-
dern zu hintergehen/ und ſeine ſecte fortzupflan-
tzen geſuchet/ wie er denn alsbald in den pre-
digten die meinung Calvini von der gnaden-
wahl ausgebreitet/ die privat-beicht abge-
ſchaffet/ und nur eine gemeine vermahnung ge-
halten/ bey dem Abendmahl gemein ſpeiſe-
brod gebraucht/ viel almoſſen geſammlet/ und
ausgetheilet/ den andern Predigern aber ihren
geitz auffgeruͤcket/ und dergleichen dinge mehr
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Die Lutheraner aber habë ſich ihm bald wieder-
ſetzet/ und hat ihm ein Politicus ein privat-col-
loquium
angeboten/ welches aber/ weil der
Rath dazumal den Reformirten meiſtentheils
geneigt geweſen/ von demſelben unterſagt wor-
den. Jndeſſen haben auch etliche andere Pre-
diger ſonderlich Coletus und Waltherus oͤffent-
[Spaltenumbruch] lich wieder ihn geſchrieben/ nachdem er denJahr
MDC.
biß
MDCC.

Heydelbergiſchen Catechiſmum und hernach
anno 1610. einige frag-ſtuͤcken/ und weiter ei-
nige erklaͤrung vom Abendmahl herausgege-
ben. Daruͤber ſind in folgenden jahren viel
ſtreit-ſchrifften gewechſelt worden/ und hat das
gantze Lutheriſche Miniſterium anno 1615. zu
Roſtock ein examen oder probe wieder Ada-
mum publici
rt/ worauff es nach und nach da-
ſelbſt etwas ſtille worden/ weil die meiſten Re-
formirt
en ſo wol im Rath als Miniſterio nach-
einander abgeſtorben. Die vornehmſten be-
ſchwerungen Adami wieder die Lutheriſchen
Prediger waren dieſe: Sie machten auff den“
Cantzeln wieder ihn einen ſo groſſen lermen/“
da ſie doch lieber jedermañ ſeine buͤcheꝛ pꝛuͤfen/“
und hernach urtheilen laſſen ſolten/ oder auch“
ein colloquium anſtellen. Sie haͤtten auch“
ausgeſprenget/ als haͤtte ſich der teuffel“
in eine katze verſtecket/
und unter ſeiner pre-
digt in ſeiner Kirchen die leute geplagt. Wel-
ches aber eine natuͤrliche katze anno 1604. den
18. Januarii geweſen/ die in die kirche aus dem
hoſpital gekommen/ und den leuten etwa auff
den halß geſprungen/ daruͤber ſie geſchrieen
und ein lermen worden.

28. Jch muß aber hie noch eines mannes ge-
dencken/ der unter denen Reformirten und zwar
nicht vor-ſondern wieder ſie einige ſtreitigkeiten
erreget: Dieſer war Adamus Boreel, geborenBoreels
ſtreit/

in Seeland anno 1603. und in der erudition
ſonderlich in der Hebreiſchen ſprach ziemlich ge-
uͤbet/ der erſt anno 1667. verſtorben: Seine wie-
derſacher beſchwerẽ ſich uͤber ihn/ daß er viel irr-und leh-
ren.

thuͤmer aus Puccio, Sebaſtian Francken und
andern gelernet/ auch daher ums jahr 1645. in
Amſterdam eine eigene gemeine ſammlen und
auffrichten wollen. Davon Hornbeckius l. c.
p.
463. u. f. Voëtius in Polit Eccl. L. II. Tr. I.
c. l. p. 219. Seylerus l. c. p. 100. Gernlerus
Comment. in lib. 2. Samuel. p.
605. gar viel
melden. Einige ſetzen ihn unter die Socinianer/
weil er eines und das andere aus Socini Epiſteln
genommen. Wie denn Sandius in der Biblio-Schriff-
ten.

theca Anti-Trinitariorum p. 144. ihn dahin
ziehet/ und folgende ſchrifften von ihm herrech-
net.

De veritate hiſtoriæ Evangelicæ, welches D.
Henricus Morus in explanatione magni My-
ſterii pietatis l. 7. c.
11. u. f. excerpiret und er-
laͤutert.

Concatenatio aurea Chriſtiana ſeu cognitio
DEI ac Domini noſtri Jeſu Chriſti. 1677. in
4to.
und Hollaͤndiſch.

De kenniſſe Godts ende onſes Heeren Jeſu
Chriſti. Amſterdam, 1677. in 4to.

Onderhandelingenoopende den Brœderly-
cken Godtsdienſtaangevangen in preſentie der
urienden, in Amſterdam den 8. Septemb.
1674.

Tractatus de fraterna religione inchoata in
præſentia amicorum, Amſtelodami die 8. Sept.
anno 1664. MS.

Andere Manuſcripta von ihm ſoll der Men-
niſtiſche Prediger zu Amſterdam Galenus Abra-
hami
bey ſich haben/ wie Sandius berichtet/ und
aus dieſem Benthem im Hollaͤnd. Kirchen-
ſtaat/ der das meiſte aus Sandio in der Socinia-
ner hiſtorie genommen. Conf. Witte Diar.
Biogr. anno
1667.

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A. K. H. Dritter Theil. J 2
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[67/0079] Euſebio Meiſnero, Torrentio, Weitſio, Boreel und andern Niederlaͤndern. und da er ſich nicht dran kehrte/ wurde er ſus- pendiret/ bis einige Hochteutſche Theologi dazu gezogen wurden/ welche die alten Sa- tzungen hierinnen nach ihrer Gewohnheit be- haupteten. vid. Conſil. Witteb. P. II. pag. 150. ſeqq. Jahr MDC. biß MDCC. 25. Der offt angezogene Voëtius gedencket auch eines mannes/ der in den Niederlanden unruhe verurſachet habe mit nahmen Torren- tius, welcher ſonſt ein Mahler geweſen/ und vorgegeben/ die hoͤlle ſey nichts anders als wenn man in der welt ungluͤcklich ſey/ der him- mel aber/ wenn man hier koͤnne wolund luſtig leben. Der Rath zu Harlem haͤtte wieder ihn inquirirt/ weil er aber alles geleugnet/ haͤtte er gantzer 20. jahr muͤſſen gefangen ſitzen/ und da man ihn hernach loß gelaſſen/ waͤre er nach En- geland gezogen/ von dar er anno 49. wieder- gekom̃en und geſtorben. vid. Voët. Diſputat. ſelectæ T. I. Diſſertat. de Atheis, p. 223. & exeo Theophilus Spizelius in ſcrutinio Athei- ſmi p. 42 Johannes Müller Atheiſ. devict. p. 29. Torrentii meinun- gen. 26. Unter die Niederteutſchen Enthuſiaſten und Fanaticos hat Hornbeckius l. c. p. 423. und aus ihm Carolus in Memorab. Eccleſ. T. I. p. 841. Johannem Weitſium gezehlet/ weil die- ſer um das jahr 1634. zu Franckfurt allerhand ſchriften unter ſeltzamen tituln heraus gegeben/ als: Offenbarung des himmliſchen baums/ himmliſches Electuarium, Catho- liſches conſilium und medicament und derglei- chen/ dabey er anmercket/ daß ſolche leute un- ter hohen tituln nur etwas ſonderliches ſuchen/ und die leute bezaubern wolten. Weitſii. 27. Sonſten iſt auch zu Dantzig um den an- fang dieſes ſeculi groſſe unruhe uͤber einen Pre- diger daſelbſt namens Jacob Adam entſtan- den/ der zuvor in der Pfaltz unter den Refor- mirten gepredigt/ hernach zu S. Eliſabeth in Dantzig Pfarrer worden/ anno 1603. wie Chriſtophorus Hartknoch in der Preußi- ſchen kirchen-hiſtorie L. III. c. 5. p. 575. berichtet. Dieſe befoͤrderung vertroß alsbald die Lutheriſchen Prediger daſelbſt/ daß ſie her- nach von ihm oͤffentlich ſchrieben/ er waͤre wie eine eule auffgeſtellet worden/ Calvini- ſche voͤgel damit zu fangen. Er hat aber/ nach Hartknochii bericht/ die damals gewoͤhn- liche Notul, ſo meiſtens wider die Reformirten geſtellet geweſen/ alſo unterſchrieben: Ut verbo DEI, doctrinæ Prophetarum & Apoſtolorum & Auguſtanæ Confeſſioni, ita huic notulæ ſub- ſcribo, worinnen er allem anſehen nach die an- dern zu hintergehen/ und ſeine ſecte fortzupflan- tzen geſuchet/ wie er denn alsbald in den pre- digten die meinung Calvini von der gnaden- wahl ausgebreitet/ die privat-beicht abge- ſchaffet/ und nur eine gemeine vermahnung ge- halten/ bey dem Abendmahl gemein ſpeiſe- brod gebraucht/ viel almoſſen geſammlet/ und ausgetheilet/ den andern Predigern aber ihren geitz auffgeruͤcket/ und dergleichen dinge mehr vorgenommen/ die zur ſpaltung anlaß gegeben. Die Lutheraner aber habë ſich ihm bald wieder- ſetzet/ und hat ihm ein Politicus ein privat-col- loquium angeboten/ welches aber/ weil der Rath dazumal den Reformirten meiſtentheils geneigt geweſen/ von demſelben unterſagt wor- den. Jndeſſen haben auch etliche andere Pre- diger ſonderlich Coletus und Waltherus oͤffent- lich wieder ihn geſchrieben/ nachdem er den Heydelbergiſchen Catechiſmum und hernach anno 1610. einige frag-ſtuͤcken/ und weiter ei- nige erklaͤrung vom Abendmahl herausgege- ben. Daruͤber ſind in folgenden jahren viel ſtreit-ſchrifften gewechſelt worden/ und hat das gantze Lutheriſche Miniſterium anno 1615. zu Roſtock ein examen oder probe wieder Ada- mum publicirt/ worauff es nach und nach da- ſelbſt etwas ſtille worden/ weil die meiſten Re- formirten ſo wol im Rath als Miniſterio nach- einander abgeſtorben. Die vornehmſten be- ſchwerungen Adami wieder die Lutheriſchen Prediger waren dieſe: Sie machten auff den“ Cantzeln wieder ihn einen ſo groſſen lermen/“ da ſie doch lieber jedermañ ſeine buͤcheꝛ pꝛuͤfen/“ und hernach urtheilen laſſen ſolten/ oder auch“ ein colloquium anſtellen. Sie haͤtten auch“ ausgeſprenget/ als haͤtte ſich der teuffel“ in eine katze verſtecket/ und unter ſeiner pre- digt in ſeiner Kirchen die leute geplagt. Wel- ches aber eine natuͤrliche katze anno 1604. den 18. Januarii geweſen/ die in die kirche aus dem hoſpital gekommen/ und den leuten etwa auff den halß geſprungen/ daruͤber ſie geſchrieen und ein lermen worden. Uber dem Calvini- ſmo. Jahr MDC. biß MDCC. 28. Jch muß aber hie noch eines mannes ge- dencken/ der unter denen Reformirten und zwar nicht vor-ſondern wieder ſie einige ſtreitigkeiten erreget: Dieſer war Adamus Boreel, geboren in Seeland anno 1603. und in der erudition ſonderlich in der Hebreiſchen ſprach ziemlich ge- uͤbet/ der erſt anno 1667. verſtorben: Seine wie- derſacher beſchwerẽ ſich uͤber ihn/ daß er viel irr- thuͤmer aus Puccio, Sebaſtian Francken und andern gelernet/ auch daher ums jahr 1645. in Amſterdam eine eigene gemeine ſammlen und auffrichten wollen. Davon Hornbeckius l. c. p. 463. u. f. Voëtius in Polit Eccl. L. II. Tr. I. c. l. p. 219. Seylerus l. c. p. 100. Gernlerus Comment. in lib. 2. Samuel. p. 605. gar viel melden. Einige ſetzen ihn unter die Socinianer/ weil er eines und das andere aus Socini Epiſteln genommen. Wie denn Sandius in der Biblio- theca Anti-Trinitariorum p. 144. ihn dahin ziehet/ und folgende ſchrifften von ihm herrech- net. Boreels ſtreit/ und leh- ren. Schriff- ten. De veritate hiſtoriæ Evangelicæ, welches D. Henricus Morus in explanatione magni My- ſterii pietatis l. 7. c. 11. u. f. excerpiret und er- laͤutert. Concatenatio aurea Chriſtiana ſeu cognitio DEI ac Domini noſtri Jeſu Chriſti. 1677. in 4to. und Hollaͤndiſch. De kenniſſe Godts ende onſes Heeren Jeſu Chriſti. Amſterdam, 1677. in 4to. Onderhandelingenoopende den Brœderly- cken Godtsdienſtaangevangen in preſentie der urienden, in Amſterdam den 8. Septemb. 1674. Tractatus de fraterna religione inchoata in præſentia amicorum, Amſtelodami die 8. Sept. anno 1664. MS. Andere Manuſcripta von ihm ſoll der Men- niſtiſche Prediger zu Amſterdam Galenus Abra- hami bey ſich haben/ wie Sandius berichtet/ und aus dieſem Benthem im Hollaͤnd. Kirchen- ſtaat/ der das meiſte aus Sandio in der Socinia- ner hiſtorie genommen. Conf. Witte Diar. Biogr. anno 1667. 29. Der meiſte widerſpruch aber iſt von ſei- ner A. K. H. Dritter Theil. J 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/79>, abgerufen am 22.12.2024.