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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. VI. Von Cornherten/ Coolhaesen/ Herberts/ Stevarto,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
den/ gegen welche er sich sehr wol erkläret/ und
da gleich die synodales auch die verdammung
der gegensätze von ihm gefodert/ wäre doch alles
endlich gütlich beygeleget worden/ anno
Andere be-
schuldi-
gungen
und
schrifften.
1593. Hingegen aber will nun Voetius l. c. versi-
chern/ wiewol ohne den geringsten beweiß/ als
wenn Heberts in seinen schrifften/ David Joris
und anderer Enthusiasten meinungen vorge-
bracht hätte/ und beziehet sich auff einen com-
mentarium historicum
der Staaten von Hol-
land/ der anno 1592. gedruckt worden. Er
nennet daselbsten noch Herboldum Tombergi-
um,
der aus Oberteutschland auch dorthin ge-
kommen und Heberts college worden wäre/
der auch Sebastian Franckens buch in einer
edition als erleuchtet und Gottesgelehrt gelo-
bet/ und damit sich selbiger irrthümer theilhaff-
tig gemachet hätte. Wie sie denn auch beyde
von Voetio beschuldiget werden/ als hätten sie
gelehret/ ein jeder könne in seiner religion GOtt
gefallen und selig werden. Polit. Eccles. p.
596. conf. ejusdem Catechis. Remonst. p. 264.
Bibliothec. Theol. p. 553. it. Oomius l. c. p.
607.
Dargegen versichert Petrus Poiret in seiner
Epistel ad Auctorem Bibliothecae Univers. §. 6.
p.
500. daß Herberti schrifften recht
gülden
wären/ und daß die remonstranten
alles/ was sie zuerst gutes gehabt/ von
ihm genommen. Wie wol die heutigen
von diesem wunder mann und von ihrem
eigenen ersten ursprung wenig wüsten
und seine Göttliche schrifften und
princi-
pia
verlassen oder gar bestritten hätten.
Wer diese bücher hat oder in die hände bekommt/
kan selbst nach sehen/ welche parthey recht habe:
mir ist davon nichts vor auge kommen/ ohne was
mir aus dessen verclaring over sekere articulen
p. 26. communicirt
worden: daer vom Heidelbergi-
schen Catechismo dieses bekennet: Jhr sprecht/
ihr haltet den Catechismum nicht vor
eine menschliche oder menschen-lehre etc.

Antwort: ihr müsset ja gleichwol be-
kennen/ daß es menschen gewesen seyn/
die da irren und fehlen konten/ welche
denselben zusammen getragen haben.
Die-
ses beweister aus Petri Datheni bekäntniß/ wel-
cher vor seinem tod geschrieben hätte: ich habe
mir vorgenommen/ nicht mehr zu lehren;
denn ich gestehe/ daß ich lange gnug
blind und ein leiter der blinden gewesen
sey.
Daraus schliest er/ die Reformirten
halten von ihren Lehrern mehr als sie
von sich selbst hielten.

22. Weiter hin hat es unterschiedliche sol-
che personen unter den Reformirten gegeben/
welche der Clerisey nach ihren principiis un-
Stevarti
zeugniß/
erträglich gewesen. Samuel Maresius gedencket
von einem Prediger/ Adamo Stevarto zu Sedan
in Champagne, der die reformirte Kirche da-
selbst verwirret/ dem Consistorio ungehorsam
gewesen/ und sich sonst sehr hartnäckig und
und streit.unbescheiden bezeiget/ dahero er Anno 1630.
als ein Schismaticus in bann gethan worden.
Und ob er wol an andere Richter appelliret
hätte/ auch dieselben von dem Fürsten erlan-
get/ so wäre er doch vier jahr darauf noch ein-
mal excommuniciret worden. Vid. ejus Foede-
rat. Belg. ad Pastores Ecclesiast. Alloquium.

Fast eben um selbige zeit bekamen die Hollän-
dischen Prediger zu Leyden mit einem mann
[Spaltenumbruch] daselbsten/ namens Eusebio Meisnero, von Ba-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

sel/ zu thun/ der sonst seiner Profession nach ein
Corrector in der Druckerey war. Von diesem
berichtet man/ daß er darauf gedrungen/ manMeisneri
vortrag
von der
Schrifft
und denen
offenba-
rungen.

müste die Schrifft gantz allein lesen ohne aus-
legung/ und daß er zugleich allerhand Imagi-
narias visiones
vorgegeben/ Hornbeckius citi-
ret aus dessen brieff an Rivetum folgende wor-
te: Auf wessen befehl und auctorität hal-
ten wir wol unsern wahren dienst mit
unserm predigen? Meinet ihr/ daß es
nicht auf Göttlichen befehl oder GOt-
tes namen geschehe/ so muß man allein
die Schrifft ohne auslegung lesen/ als
welche gäntzlich/ unstreitig und lauter
GOttes wort ist. Jn der ersten Kirche
wurde Christus auf allerhand weise ver-
kündiget/ seit der zeit aber geschiehets
nur zum schem/ und nicht in der wahr-
heit/ wenn es auch gleich nach dem buch-
staben der wahrheit geschiehet. Und da-
hero ist auch gewiß gnug/ daß nach der
ersten Apostolischen Kirchen biß auf die-
sen tag keine wahre sichtbare Kirche sey
noch gewesen sey/ ob wol unter allen ver-
meinten hauffen etliche seyn oder seyn
können/ welche zu wahren Gliedern
Christi lebendig gemacht werden.
L. VI.
Summ. Controv. pag.
465.

23. Was sonst auch um selbe zeit ein Pro-Stevarti
schulzanck.

fessor Philosophiae zu Leyden Simon Stevar-
tus
wider die andern Lehrer daselbst vor einen
streit gehabt/ gehöret eben nicht in die Kir-
chen-historie/ zumal es meistens scholastische
grillen und andere wunderliche meinungen
betroffen/ auch meist auf mißgunst und calu-
mni
en hinaus gelauffen/ wie davon die
Schrifft zeuget/ deren titul ist: Specimen tum
inscitiae tum malitiae detectae in calumniis &
mendaciis partim Stevartii furibundi, partim
Revii iracundi per Philavtium Eleutherium
Atheniensem. Dicaeopoli 1648. in 4to, Ma-
resius
gedencket am angeführten orte: Er ha-
be seine meinungen so hefftig verfochten/ daß
er auch alle/ die ihm widersprochen/ Atheisten
genennet/ und der Ketzereyen beschuldiget. Un-
ter seinen meinungen aber waren unter andern
folgende:

Nullam dari insitam DEI notitiam: Pecca-
tum originale non esse habitum vitiosum na-
tura nobis congenitum ac debitum in natura
lapsa vi generationis ordinariae, sed tantum
ex pacto. Multipraesenriam non soli DEO
convenire. Naturam creatam virtute divina
pluribus subsistentiis creatis terminari posse&c.

Die grillen sind des wiederholens nicht werth/
die er meist aus der Aristotelischen Philoso-
phi
e gefangen/ wie der gedachte Eleutherius
in Specimine pag. 5. u. f. erwiesen hat.

24. Ein anderer streit erhub sich dazumalHirnii vor-
haben mit
den hosti-
en.

in Roterdam mit einem Lutherischen Prediger
daselbst M. Hieronymo Hirnio, der in der da-
sigen Lutherischen Kirche an statt der oblaten
im Abendmahl/ wie die Reformirten/ gar ein
brod brauchen und brechen wolte/ dawider
sich aber die andern Augspurgischen Confes-
sion
s-verwandten in Holland setzten. Nichts
desto weniger aber bekam er bey den gemeinen
leuten beyfall/ und fing also an das Abend-
mahl zu halten. Der Synodus verbot es ihm/

und

Th. III. C. VI. Von Cornherten/ Coolhaeſen/ Herberts/ Stevarto,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
den/ gegen welche er ſich ſehr wol erklaͤret/ und
da gleich die ſynodales auch die verdammung
der gegenſaͤtze von ihm gefodert/ waͤre doch alles
endlich guͤtlich beygeleget worden/ anno
Andere be-
ſchuldi-
gungen
und
ſchrifften.
1593. Hingegen aber will nun Voëtius l. c. verſi-
chern/ wiewol ohne den geringſten beweiß/ als
wenn Heberts in ſeinen ſchrifften/ David Joris
und anderer Enthuſiaſten meinungen vorge-
bracht haͤtte/ und beziehet ſich auff einen com-
mentarium hiſtoricum
der Staaten von Hol-
land/ der anno 1592. gedruckt worden. Er
nennet daſelbſten noch Herboldum Tombergi-
um,
der aus Oberteutſchland auch dorthin ge-
kommen und Heberts college worden waͤre/
der auch Sebaſtian Franckens buch in einer
edition als erleuchtet und Gottesgelehrt gelo-
bet/ und damit ſich ſelbiger irꝛthuͤmer theilhaff-
tig gemachet haͤtte. Wie ſie denn auch beyde
von Voëtio beſchuldiget werden/ als haͤtten ſie
gelehret/ ein jeder koͤnne in ſeiner religion GOtt
gefallen und ſelig werden. Polit. Eccleſ. p.
596. conf. ejusdem Catechiſ. Remonſt. p. 264.
Bibliothec. Theol. p. 553. it. Oomius l. c. p.
607.
Dargegen verſichert Petrus Poiret in ſeiner
Epiſtel ad Auctorem Bibliothecæ Univerſ. §. 6.
p.
500. daß Herberti ſchrifften recht
guͤlden
waͤren/ und daß die remonſtranten
alles/ was ſie zuerſt gutes gehabt/ von
ihm genommen. Wie wol die heutigen
von dieſem wunder mann und von ihrem
eigenen erſten urſprung wenig wuͤſten
und ſeine Goͤttliche ſchrifften und
princi-
pia
verlaſſen oder gar beſtritten haͤtten.
Wer dieſe buͤcher hat oder in die haͤnde bekom̃t/
kan ſelbſt nach ſehen/ welche parthey recht habe:
mir iſt davon nichts vor augë kom̃en/ ohne was
mir aus deſſen verclaring over ſekere articulen
p. 26. com̃unicirt
wordẽ: daer vom Heidelbergi-
ſchen Catechiſmo dieſes bekeñet: Jhr ſprecht/
ihr haltet den Catechiſmum nicht vor
eine menſchliche oder menſchen-lehre ꝛc.

Antwort: ihr muͤſſet ja gleichwol be-
kennen/ daß es menſchen geweſen ſeyn/
die da irren und fehlen konten/ welche
denſelben zuſam̃en getragen haben.
Die-
ſes beweiſter aus Petri Datheni bekaͤntniß/ wel-
cher vor ſeinem tod geſchrieben haͤtte: ich habe
mir vorgenom̃en/ nicht mehr zu lehren;
denn ich geſtehe/ daß ich lange gnug
blind und ein leiter der blinden geweſen
ſey.
Daraus ſchlieſt er/ die Reformirten
halten von ihren Lehrern mehr als ſie
von ſich ſelbſt hielten.

22. Weiter hin hat es unterſchiedliche ſol-
che perſonen unter den Reformirten gegeben/
welche der Cleriſey nach ihren principiis un-
Stevarti
zeugniß/
ertraͤglich geweſen. Samuel Mareſius gedencket
von einem Prediger/ Adamo Stevarto zu Sedan
in Champagne, der die reformirte Kirche da-
ſelbſt verwirret/ dem Conſiſtorio ungehorſam
geweſen/ und ſich ſonſt ſehr hartnaͤckig und
und ſtreit.unbeſcheiden bezeiget/ dahero er Anno 1630.
als ein Schismaticus in bann gethan worden.
Und ob er wol an andere Richter appelliret
haͤtte/ auch dieſelben von dem Fuͤrſten erlan-
get/ ſo waͤre er doch vier jahr darauf noch ein-
mal excommuniciret worden. Vid. ejus Fœde-
rat. Belg. ad Paſtores Eccleſiaſt. Alloquium.

Faſt eben um ſelbige zeit bekamen die Hollaͤn-
diſchen Prediger zu Leyden mit einem mann
[Spaltenumbruch] daſelbſten/ namens Euſebio Meiſnero, von Ba-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ſel/ zu thun/ der ſonſt ſeiner Profesſion nach ein
Corrector in der Druckerey war. Von dieſem
berichtet man/ daß er darauf gedrungen/ manMeiſneri
vortrag
von der
Schrifft
und denen
offenba-
rungen.

muͤſte die Schrifft gantz allein leſen ohne aus-
legung/ und daß er zugleich allerhand Imagi-
narias viſiones
vorgegeben/ Hornbeckius citi-
ret aus deſſen brieff an Rivetum folgende wor-
te: Auf weſſen befehl und auctoritaͤt hal-
ten wir wol unſern wahren dienſt mit
unſerm predigen? Meinet ihr/ daß es
nicht auf Goͤttlichen befehl oder GOt-
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die Schrifft ohne auslegung leſen/ als
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wurde Chriſtus auf allerhand weiſe ver-
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nur zum ſchem/ und nicht in der wahr-
heit/ wenn es auch gleich nach dem buch-
ſtaben der wahrheit geſchiehet. Und da-
hero iſt auch gewiß gnug/ daß nach der
erſten Apoſtoliſchen Kirchen biß auf die-
ſen tag keine wahre ſichtbare Kirche ſey
noch geweſen ſey/ ob wol unter allen ver-
meinten hauffen etliche ſeyn oder ſeyn
koͤnnen/ welche zu wahren Gliedern
Chriſti lebendig gemacht werden.
L. VI.
Summ. Controv. pag.
465.

23. Was ſonſt auch um ſelbe zeit ein Pro-Stevarti
ſchulzanck.

feſſor Philoſophiæ zu Leyden Simon Stevar-
tus
wider die andern Lehrer daſelbſt vor einen
ſtreit gehabt/ gehoͤret eben nicht in die Kir-
chen-hiſtorie/ zumal es meiſtens ſcholaſtiſche
grillen und andere wunderliche meinungen
betroffen/ auch meiſt auf mißgunſt und calu-
mni
en hinaus gelauffen/ wie davon die
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Revii iracundi per Philavtium Eleutherium
Athenienſem. Dicæopoli 1648. in 4to, Ma-
reſius
gedencket am angefuͤhrten orte: Er ha-
be ſeine meinungen ſo hefftig verfochten/ daß
er auch alle/ die ihm widerſprochen/ Atheiſten
genennet/ und der Ketzereyen beſchuldiget. Un-
ter ſeinen meinungen aber waren unter andern
folgende:

Nullam dari inſitam DEI notitiam: Pecca-
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tura nobis congenitum ac debitum in natura
lapſa vi generationis ordinariæ, ſed tantum
ex pacto. Multipræſenriam non ſoli DEO
convenire. Naturam creatam virtute divina
pluribus ſubſiſtentiis creatis terminari poſſe&c.

Die grillen ſind des wiederholens nicht werth/
die er meiſt aus der Ariſtoteliſchen Philoſo-
phi
e gefangen/ wie der gedachte Eleutherius
in Specimine pag. 5. u. f. erwieſen hat.

24. Ein anderer ſtreit erhub ſich dazumalHirnii vor-
haben mit
den hoſti-
en.

in Roterdam mit einem Lutheriſchen Prediger
daſelbſt M. Hieronymo Hirnio, der in der da-
ſigen Lutheriſchen Kirche an ſtatt der oblaten
im Abendmahl/ wie die Reformirten/ gar ein
brod brauchen und brechen wolte/ dawider
ſich aber die andern Augſpurgiſchen Confes-
ſion
s-verwandten in Holland ſetzten. Nichts
deſto weniger aber bekam er bey den gemeinen
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[66/0078] Th. III. C. VI. Von Cornherten/ Coolhaeſen/ Herberts/ Stevarto, den/ gegen welche er ſich ſehr wol erklaͤret/ und da gleich die ſynodales auch die verdammung der gegenſaͤtze von ihm gefodert/ waͤre doch alles endlich guͤtlich beygeleget worden/ anno 1593. Hingegen aber will nun Voëtius l. c. verſi- chern/ wiewol ohne den geringſten beweiß/ als wenn Heberts in ſeinen ſchrifften/ David Joris und anderer Enthuſiaſten meinungen vorge- bracht haͤtte/ und beziehet ſich auff einen com- mentarium hiſtoricum der Staaten von Hol- land/ der anno 1592. gedruckt worden. Er nennet daſelbſten noch Herboldum Tombergi- um, der aus Oberteutſchland auch dorthin ge- kommen und Heberts college worden waͤre/ der auch Sebaſtian Franckens buch in einer edition als erleuchtet und Gottesgelehrt gelo- bet/ und damit ſich ſelbiger irꝛthuͤmer theilhaff- tig gemachet haͤtte. Wie ſie denn auch beyde von Voëtio beſchuldiget werden/ als haͤtten ſie gelehret/ ein jeder koͤnne in ſeiner religion GOtt gefallen und ſelig werden. Polit. Eccleſ. p. 596. conf. ejusdem Catechiſ. Remonſt. p. 264. Bibliothec. Theol. p. 553. it. Oomius l. c. p. 607. Dargegen verſichert Petrus Poiret in ſeiner Epiſtel ad Auctorem Bibliothecæ Univerſ. §. 6. p. 500. daß Herberti ſchrifften recht guͤlden waͤren/ und daß die remonſtranten alles/ was ſie zuerſt gutes gehabt/ von ihm genommen. Wie wol die heutigen von dieſem wunder mann und von ihrem eigenen erſten urſprung wenig wuͤſten und ſeine Goͤttliche ſchrifften und princi- pia verlaſſen oder gar beſtritten haͤtten. Wer dieſe buͤcher hat oder in die haͤnde bekom̃t/ kan ſelbſt nach ſehen/ welche parthey recht habe: mir iſt davon nichts vor augë kom̃en/ ohne was mir aus deſſen verclaring over ſekere articulen p. 26. com̃unicirt wordẽ: daer vom Heidelbergi- ſchen Catechiſmo dieſes bekeñet: Jhr ſprecht/ ihr haltet den Catechiſmum nicht vor eine menſchliche oder menſchen-lehre ꝛc. Antwort: ihr muͤſſet ja gleichwol be- kennen/ daß es menſchen geweſen ſeyn/ die da irren und fehlen konten/ welche denſelben zuſam̃en getragen haben. Die- ſes beweiſter aus Petri Datheni bekaͤntniß/ wel- cher vor ſeinem tod geſchrieben haͤtte: ich habe mir vorgenom̃en/ nicht mehr zu lehren; denn ich geſtehe/ daß ich lange gnug blind und ein leiter der blinden geweſen ſey. Daraus ſchlieſt er/ die Reformirten halten von ihren Lehrern mehr als ſie von ſich ſelbſt hielten. Jahr MDC. biß MDCC. Andere be- ſchuldi- gungen und ſchrifften. 22. Weiter hin hat es unterſchiedliche ſol- che perſonen unter den Reformirten gegeben/ welche der Cleriſey nach ihren principiis un- ertraͤglich geweſen. Samuel Mareſius gedencket von einem Prediger/ Adamo Stevarto zu Sedan in Champagne, der die reformirte Kirche da- ſelbſt verwirret/ dem Conſiſtorio ungehorſam geweſen/ und ſich ſonſt ſehr hartnaͤckig und unbeſcheiden bezeiget/ dahero er Anno 1630. als ein Schismaticus in bann gethan worden. Und ob er wol an andere Richter appelliret haͤtte/ auch dieſelben von dem Fuͤrſten erlan- get/ ſo waͤre er doch vier jahr darauf noch ein- mal excommuniciret worden. Vid. ejus Fœde- rat. Belg. ad Paſtores Eccleſiaſt. Alloquium. Faſt eben um ſelbige zeit bekamen die Hollaͤn- diſchen Prediger zu Leyden mit einem mann daſelbſten/ namens Euſebio Meiſnero, von Ba- ſel/ zu thun/ der ſonſt ſeiner Profesſion nach ein Corrector in der Druckerey war. Von dieſem berichtet man/ daß er darauf gedrungen/ man muͤſte die Schrifft gantz allein leſen ohne aus- legung/ und daß er zugleich allerhand Imagi- narias viſiones vorgegeben/ Hornbeckius citi- ret aus deſſen brieff an Rivetum folgende wor- te: Auf weſſen befehl und auctoritaͤt hal- ten wir wol unſern wahren dienſt mit unſerm predigen? Meinet ihr/ daß es nicht auf Goͤttlichen befehl oder GOt- tes namen geſchehe/ ſo muß man allein die Schrifft ohne auslegung leſen/ als welche gaͤntzlich/ unſtreitig und lauter GOttes wort iſt. Jn der erſten Kirche wurde Chriſtus auf allerhand weiſe ver- kuͤndiget/ ſeit der zeit aber geſchiehets nur zum ſchem/ und nicht in der wahr- heit/ wenn es auch gleich nach dem buch- ſtaben der wahrheit geſchiehet. Und da- hero iſt auch gewiß gnug/ daß nach der erſten Apoſtoliſchen Kirchen biß auf die- ſen tag keine wahre ſichtbare Kirche ſey noch geweſen ſey/ ob wol unter allen ver- meinten hauffen etliche ſeyn oder ſeyn koͤnnen/ welche zu wahren Gliedern Chriſti lebendig gemacht werden. L. VI. Summ. Controv. pag. 465. Stevarti zeugniß/ und ſtreit. Jahr MDC. biß MDCC. Meiſneri vortrag von der Schrifft und denen offenba- rungen. 23. Was ſonſt auch um ſelbe zeit ein Pro- feſſor Philoſophiæ zu Leyden Simon Stevar- tus wider die andern Lehrer daſelbſt vor einen ſtreit gehabt/ gehoͤret eben nicht in die Kir- chen-hiſtorie/ zumal es meiſtens ſcholaſtiſche grillen und andere wunderliche meinungen betroffen/ auch meiſt auf mißgunſt und calu- mnien hinaus gelauffen/ wie davon die Schrifft zeuget/ deren titul iſt: Specimen tum inſcitiæ tum malitiæ detectæ in calumniis & mendaciis partim Stevartii furibundi, partim Revii iracundi per Philavtium Eleutherium Athenienſem. Dicæopoli 1648. in 4to, Ma- reſius gedencket am angefuͤhrten orte: Er ha- be ſeine meinungen ſo hefftig verfochten/ daß er auch alle/ die ihm widerſprochen/ Atheiſten genennet/ und der Ketzereyen beſchuldiget. Un- ter ſeinen meinungen aber waren unter andern folgende: Stevarti ſchulzanck. Nullam dari inſitam DEI notitiam: Pecca- tum originale non eſſe habitum vitioſum na- tura nobis congenitum ac debitum in natura lapſa vi generationis ordinariæ, ſed tantum ex pacto. Multipræſenriam non ſoli DEO convenire. Naturam creatam virtute divina pluribus ſubſiſtentiis creatis terminari poſſe&c. Die grillen ſind des wiederholens nicht werth/ die er meiſt aus der Ariſtoteliſchen Philoſo- phie gefangen/ wie der gedachte Eleutherius in Specimine pag. 5. u. f. erwieſen hat. 24. Ein anderer ſtreit erhub ſich dazumal in Roterdam mit einem Lutheriſchen Prediger daſelbſt M. Hieronymo Hirnio, der in der da- ſigen Lutheriſchen Kirche an ſtatt der oblaten im Abendmahl/ wie die Reformirten/ gar ein brod brauchen und brechen wolte/ dawider ſich aber die andern Augſpurgiſchen Confes- ſions-verwandten in Holland ſetzten. Nichts deſto weniger aber bekam er bey den gemeinen leuten beyfall/ und fing alſo an das Abend- mahl zu halten. Der Synodus verbot es ihm/ und Hirnii vor- haben mit den hoſti- en.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/78>, abgerufen am 11.05.2024.