Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. III. Num. VII. Arminianischer historie erläuterung.
[Spaltenumbruch] "die ich auch alda nach erforderung der sache et-
"was genauer untersucht habe/ und darin dieje-
"nige freyheit gebrauchet/ welche die auctorität
"Göttlichen worts und die veranlassung des
"wercks zu erfordern schiene. Hieraus ist er-
"folget/ daß etliche brüder in den benachtbarten
"vereinigten provintzien gelegenheit genommen/
"da es sich am wenigsten geschicket/ und an-
"derswo ausführlicher erkläret werden wird/
"etliche dinge als fremd und nicht orthodox öf-
"fentlich zu bestraffen/ und mich auch von den
"cantzeln der ketzerey zu beschuldigen. Ja sie ha-
"ben auch durch briefe bey einer gewissen The-
"ologi
schen Facultät einer Teutschen reformir-
"ten Academie zu wege gebracht/ daß 3. Pro-
"fessores
ein unreiffes und übereiltes urtheil
"wieder mich geben solten: Gegen welche ich
"allhier gedrungen werde solenniter zu excipi-
"r
en/ welches in Göttlichen und menschlichen
"rechten denen zugelassen ist/ die sich unrecht-
"mäßig beschweret befinden. Nachdem ich nun
"nicht ohne ursach darvor halte/ daß dieselben
"brüder/ die nicht undeutlich diesen ihren vorsatz
"zuerkennen geben/ auch andere Academien
"und kirchen/ so von mir nicht gründlich infor-
"miret
sind/ ansuchen möchten/ daß sie derglei-
"chen urtheil über meine schrifft geben: So
"hab ich vor gut befunden/ solches bevorstehen-
"de übel und einreissende ärgernis mit einigen
"schreiben abzulehnen. Dahero bitte ich euch
"alle zusammen/ und jeden insonderheit hertz-
"lich/ um JEsu CHristi und der gemeinen se-
"ligkeit willen/ ihr wollet euch durch die hitzigen
"vorurtheile nicht bewegen lassen sondern in
"dieser sache euer gäntzlich und endlich urtheil
"so lange aussetzen/ biß ihr die volle erklärung
"von etlichen dunckeln orthen/ die ich unter
"händen habe/ durchleset/ und mit dem tra-
"ctat
selber oder denen daraus gezogenen arti-
"ckeln wol überleget habet: Denn wo ihr die-
"ses thut/ werdet ihr viel besser von dem haupt-
"zweck und von der gantzen methode (welche
"beyde ich vor einfältig und recht Christlich
"halte/ urtheilen können: Und also werdet ihr
"euren bruder und mitknecht in dem HErrn
"nicht leichtlich mit einem urtheil belegen/
"das euch einmal reuen möchte. Lebet wol
"sehr liebe brüder in dem HErrn/ und trachtet
"von hertzen nach dem gemeinen frieden der
"kirche etc.

8. "Jn der Dedication seiner Exegeseos
"schreibeter unter andern also: Wer kan leug-
"nen/ daß heutiges tages unter den gelehrten
"vielerley streitigkeiten und eitele fragen über
"dunckele sachen auf die bahn gebracht werden/
"welche in GOttes wort nicht berühret/ und
"derohalben unnöthig zur seligkeit sind/ gleich-
"wol aber so hefftig getrieben werden/ als ob
"der kern/ brunn und grund der Christlichen re-
"ligion darinne einig und allein bestünde; wer
"weiß auch nicht/ daß bey dem undützen gezäncke
"der Gelehrten/ und dem verdammen gegen ein-
"ander die gründliche und wahre erkäntnis
"GOttes und CHristi unter dem volck gar sehr
"verdunckelt wird/ ja kaum noch von jemand
"zu hertzen genommen/ und sonderlich die sor-
"ge ein gut gewissen zu haben (ausser welchem
"der glaube warhafftig allezeit in gefahr ist 1.
"Tim. I.) insgemein an den nagel gehencket/
"und die liebe mehr und mehr ausgeblasen/
[Spaltenumbruch] hingegen der haß und zorn auch gegen un-"
schuldige angezündet/ und den fleischlichen"
affecten bey hindansetzung der furcht GOttes/"
und der wahren Christlichen Gottseligkeit"
überall öffentlich voller platz gegeben wird."
Nur allein der unglückliche und elende zanck"
von der allgegenwart des leibes CHristi/ der"
nun so viele jahr her mit so grossem ärgernis"
von beyden seiten obwol auff ungleiche arth"
auff dem Theatro der Christen heit ist getrie-"
ben worden/ kan uns zu einem lebendigen"
exempel dienen. Und gleichwol ist unsere"
schändliche und ernstlich zubeklagende blind-"
heit in der warheit so groß/ daß wir den ur-"
sprung von so einem grossen übel noch nicht"
bemercken können. Ja auch diejenigen/ die"
uns diesen brunn und ursprung freundlich"
und sanffmüthig zu entdecken suchen/ selbigen"
zu zeigen/ und bey zeiten zu verstopffen/ die neh-"
men wir schändlich herum/ und machen sie bey"
freund und feind aus/ alsserfinder der neuerun-"
gen/ verführer und verwirrer der kirchen/"
wir machen sie verdächtig nicht nur einer ketze-"
rey/ sondern auch der atheisterey und offenba-"
rer gottlosigkeit/ man macht sie zu einer fabel"
des volcks/ und ladet jedermans haß auff sie;"
aber ach daß nur allein die exempel von solchem"
bösen verfahren hierinne gefunden würden/ und"
daß ihrer nicht mehr wären! Denn ihr selbsten/"
Durchl. Staaten habt davon nicht ein exempel"
gesehen in diesen euren Provintzien/ und zwar"
unter brüdern von einer confession, und werdet"
ihrer künfftig noch mehr sehen/ da dieses sich"
ausbreitende übel immer vor sich gehet durch die"
vereinigung der partheyen/ in der resolution"
der gemäßigten freyheit/ die ihr löblich ange-"
fangen habt. Von mir will ich allein dieses"
sagen/ daß ich nicht allein von den feinden/"
sondern auch von etlichen brüdern/ von wel-"
chen ichs am wenigsten erwartete/ fürwar sehr"
grausam gegeisselt worden/ nicht daß ich ei-"
nige lehr-puncten des wahren glaubens/ die"
in der H. Schrifft ausgedruckt seyn/ auff ei-"
nige weise umstosse oder in zweiffel ziehe (wie"
es wol einige eifferer mir auslegen) sondern"
daß ich einige pur menschliche opinionen
und bloß
scholastische lehren/ die vor
diesem unter dem namen der
Aristoteli-
schen Philosophie angenommen/ und all-
mählich in unsere religion eingebracht
seyn/ aber in GOttes wort nirgends
gefunden werden/ vielweniger in dem-
selben klar und deutlich stehen/ und de-
rohalben zum wesen des glaubens nicht
gehören/ ja von den Altvätern zumtheil
bestritten/ zum theil als unnütz gantz
vorbey gegangen/ zum theil in zweiffel
gezogen seyn/ daß ich dieselbe freymü-
thig untersuche/ und die gründe/ womit
man solche beweisen will/ ernstlich ge-
gen die H. Schrifft und die rechten ur-
sachen halte. Ja daß ich in etlichen
sehr hohen und dunckelndingen/ die wir
in dieser welt nicht völlig verstehen kön-
nen/ als nirgends von Gott deutlich ge-
offenbaret/ und die von keinem mensch-
lichen/ sonderlich gemeinem verstand

(als der meiste hauffe der menschen hat/ und der-
gleichen ich auch gerne bekenne/ daß der meini-
ge sey) in diesem sterblichem leben begrif-

fen

Th. IV. Sect. III. Num. VII. Arminianiſcher hiſtorie erlaͤuterung.
[Spaltenumbruch] „die ich auch alda nach erforderung der ſache et-
„was genauer unterſucht habe/ und darin dieje-
„nige freyheit gebrauchet/ welche die auctoritaͤt
„Goͤttlichen worts und die veranlaſſung des
„wercks zu erfordern ſchiene. Hieraus iſt er-
„folget/ daß etliche bruͤder in den benachtbarten
„vereinigten provintzien gelegenheit genom̃en/
„da es ſich am wenigſten geſchicket/ und an-
„derswo ausfuͤhrlicher erklaͤret werden wird/
„etliche dinge als fremd und nicht orthodox oͤf-
„fentlich zu beſtraffen/ und mich auch von den
„cantzeln der ketzerey zu beſchuldigen. Ja ſie ha-
„ben auch durch briefe bey einer gewiſſen The-
„ologi
ſchen Facultaͤt einer Teutſchen reformir-
„ten Academie zu wege gebracht/ daß 3. Pro-
„feſſores
ein unreiffes und uͤbereiltes urtheil
„wieder mich geben ſolten: Gegen welche ich
„allhier gedrungen werde ſolenniter zu excipi-
„r
en/ welches in Goͤttlichen und menſchlichen
„rechten denen zugelaſſen iſt/ die ſich unrecht-
„maͤßig beſchweret befinden. Nachdem ich nun
„nicht ohne urſach darvor halte/ daß dieſelben
„bruͤder/ die nicht undeutlich dieſen ihren voꝛſatz
„zuerkennen geben/ auch andere Academien
„und kirchen/ ſo von mir nicht gruͤndlich infor-
„miret
ſind/ anſuchen moͤchten/ daß ſie derglei-
„chen urtheil uͤber meine ſchrifft geben: So
„hab ich vor gut befunden/ ſolches bevorſtehen-
„de uͤbel und einreiſſende aͤrgernis mit einigen
„ſchreiben abzulehnen. Dahero bitte ich euch
„alle zuſammen/ und jeden inſonderheit hertz-
„lich/ um JEſu CHriſti und der gemeinen ſe-
„ligkeit willen/ ihr wollet euch durch die hitzigen
„vorurtheile nicht bewegen laſſen ſondern in
„dieſer ſache euer gaͤntzlich und endlich urtheil
„ſo lange ausſetzen/ biß ihr die volle erklaͤrung
„von etlichen dunckeln orthen/ die ich unter
„haͤnden habe/ durchleſet/ und mit dem tra-
„ctat
ſelber oder denen daraus gezogenen arti-
„ckeln wol uͤberleget habet: Denn wo ihr die-
„ſes thut/ werdet ihr viel beſſer von dem haupt-
„zweck und von der gantzen methode (welche
„beyde ich vor einfaͤltig und recht Chriſtlich
„halte/ urtheilen koͤnnen: Und alſo werdet ihr
„euren bruder und mitknecht in dem HErꝛn
„nicht leichtlich mit einem urtheil belegen/
„das euch einmal reuen moͤchte. Lebet wol
„ſehr liebe bruͤder in dem HErꝛn/ und trachtet
„von hertzen nach dem gemeinen frieden der
„kirche ꝛc.

8. „Jn der Dedication ſeiner Exegeſeos
„ſchreibeter unter andern alſo: Wer kan leug-
„nen/ daß heutiges tages unter den gelehrten
„vielerley ſtreitigkeiten und eitele fragen uͤber
„dunckele ſachen auf die bahn gebracht werden/
„welche in GOttes wort nicht beruͤhret/ und
„derohalben unnoͤthig zur ſeligkeit ſind/ gleich-
„wol aber ſo hefftig getrieben werden/ als ob
„der kern/ brunn und grund der Chriſtlichen re-
„ligion darinne einig und allein beſtuͤnde; wer
„weiß auch nicht/ daß bey dem uñuͤtzen gezaͤncke
„der Gelehrten/ und dem verdammen gegen ein-
„ander die gruͤndliche und wahre erkaͤntnis
„GOttes und CHriſti unter dem volck gar ſehr
„verdunckelt wird/ ja kaum noch von jemand
„zu hertzen genommen/ und ſonderlich die ſor-
„ge ein gut gewiſſen zu haben (auſſer welchem
„der glaube warhafftig allezeit in gefahr iſt 1.
Tim. I.) insgemein an den nagel gehencket/
„und die liebe mehr und mehr ausgeblaſen/
[Spaltenumbruch] hingegen der haß und zorn auch gegen un-“
ſchuldige angezuͤndet/ und den fleiſchlichen“
affecten bey hindanſetzung der furcht GOttes/“
und der wahren Chriſtlichen Gottſeligkeit“
uͤberall oͤffentlich voller platz gegeben wird.“
Nur allein der ungluͤckliche und elende zanck“
von der allgegenwart des leibes CHriſti/ der“
nun ſo viele jahr her mit ſo groſſem aͤrgernis“
von beyden ſeiten obwol auff ungleiche arth“
auff dem Theatro der Chriſten heit iſt getrie-“
ben worden/ kan uns zu einem lebendigen“
exempel dienen. Und gleichwol iſt unſere“
ſchaͤndliche und ernſtlich zubeklagende blind-“
heit in der warheit ſo groß/ daß wir den ur-“
ſprung von ſo einem groſſen uͤbel noch nicht“
bemercken koͤnnen. Ja auch diejenigen/ die“
uns dieſen brunn und urſprung freundlich“
und ſanffmuͤthig zu entdecken ſuchen/ ſelbigen“
zu zeigen/ und bey zeiten zu verſtopffen/ die neh-“
men wir ſchaͤndlich herum/ und machen ſie bey“
freund und feind aus/ alsſeꝛfindeꝛ der neuerun-“
gen/ verfuͤhrer und verwirrer der kirchen/“
wir machen ſie verdaͤchtig nicht nur einer ketze-“
rey/ ſondern auch der atheiſterey und offenba-“
rer gottloſigkeit/ man macht ſie zu einer fabel“
des volcks/ und ladet jedermans haß auff ſie;“
aber ach daß nuꝛ allein die exempel von ſolchem“
boͤſen veꝛfahꝛen hieriñe gefunden wuͤꝛden/ und“
daß ihrer nicht mehr waͤren! Deñ ihr ſelbſten/“
Duꝛchl. Staatẽ habt davon nicht ein exempel“
geſehen in dieſen euren Provintzien/ und zwar“
unter bruͤdern von einer confeſſion, uñ werdet“
ihrer kuͤnfftig noch mehr ſehen/ da dieſes ſich“
ausbreitende uͤbel im̃er vor ſich gehet duꝛch die“
vereinigung der partheyen/ in der reſolution
der gemaͤßigten freyheit/ die ihr loͤblich ange-“
fangen habt. Von mir will ich allein dieſes“
ſagen/ daß ich nicht allein von den feinden/“
ſondern auch von etlichen bruͤdern/ von wel-“
chen ichs am wenigſten erwartete/ fuͤrwar ſehr“
grauſam gegeiſſelt worden/ nicht daß ich ei-“
nige lehr-puncten des wahren glaubens/ die“
in der H. Schrifft ausgedruckt ſeyn/ auff ei-“
nige weiſe umſtoſſe oder in zweiffel ziehe (wie“
es wol einige eifferer mir auslegen) ſondern“
daß ich einige pur menſchliche opinionen
und bloß
ſcholaſtiſche lehren/ die vor
dieſem unter dem namen der
Ariſtoteli-
ſchen Philoſophie angenommen/ und all-
maͤhlich in unſere religion eingebracht
ſeyn/ aber in GOttes wort nirgends
gefunden werden/ vielweniger in dem-
ſelben klar und deutlich ſtehen/ und de-
rohalben zum weſen des glaubens nicht
gehoͤren/ ja von den Altvaͤtern zumtheil
beſtritten/ zum theil als unnuͤtz gantz
vorbey gegangen/ zum theil in zweiffel
gezogen ſeyn/ daß ich dieſelbe freymuͤ-
thig unterſuche/ und die gruͤnde/ womit
man ſolche beweiſen will/ ernſtlich ge-
gen die H. Schrifft und die rechten ur-
ſachen halte. Ja daß ich in etlichen
ſehr hohen und dunckelndingen/ die wir
in dieſer welt nicht voͤllig verſtehen koͤn-
nen/ als nirgends von Gott deutlich ge-
offenbaret/ und die von keinem menſch-
lichen/ ſonderlich gemeinem verſtand

(als der meiſte hauffe der menſchen hat/ und der-
gleichen ich auch gerne bekenne/ daß der meini-
ge ſey) in dieſem ſterblichem leben begrif-

fen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0786" n="478"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. VII. Arminiani</hi>&#x017F;cher hi&#x017F;torie erla&#x0364;uterung.</fw><lb/><cb/>
&#x201E;die ich auch alda nach erforderung der &#x017F;ache et-<lb/>
&#x201E;was genauer unter&#x017F;ucht habe/ und darin dieje-<lb/>
&#x201E;nige freyheit gebrauchet/ welche die <hi rendition="#aq">auctorit</hi>a&#x0364;t<lb/>
&#x201E;Go&#x0364;ttlichen worts und die veranla&#x017F;&#x017F;ung des<lb/>
&#x201E;wercks zu erfordern &#x017F;chiene. Hieraus i&#x017F;t er-<lb/>
&#x201E;folget/ daß etliche bru&#x0364;der in den benachtbarten<lb/>
&#x201E;vereinigten provintzien gelegenheit genom&#x0303;en/<lb/>
&#x201E;da es &#x017F;ich am wenig&#x017F;ten ge&#x017F;chicket/ und an-<lb/>
&#x201E;derswo ausfu&#x0364;hrlicher erkla&#x0364;ret werden wird/<lb/>
&#x201E;etliche dinge als fremd und nicht <hi rendition="#aq">orthodox</hi> o&#x0364;f-<lb/>
&#x201E;fentlich zu be&#x017F;traffen/ und mich auch von den<lb/>
&#x201E;cantzeln der ketzerey zu be&#x017F;chuldigen. Ja &#x017F;ie ha-<lb/>
&#x201E;ben auch durch briefe bey einer gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">The-<lb/>
&#x201E;ologi</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Facult</hi>a&#x0364;t einer Teut&#x017F;chen reformir-<lb/>
&#x201E;ten <hi rendition="#aq">Academi</hi>e zu wege gebracht/ daß 3. <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
&#x201E;fe&#x017F;&#x017F;ores</hi> ein unreiffes und u&#x0364;bereiltes urtheil<lb/>
&#x201E;wieder mich geben &#x017F;olten: Gegen welche ich<lb/>
&#x201E;allhier gedrungen werde <hi rendition="#aq">&#x017F;olenniter</hi> zu <hi rendition="#aq">excipi-<lb/>
&#x201E;r</hi>en/ welches in Go&#x0364;ttlichen und men&#x017F;chlichen<lb/>
&#x201E;rechten denen zugela&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ die &#x017F;ich unrecht-<lb/>
&#x201E;ma&#x0364;ßig be&#x017F;chweret befinden. Nachdem ich nun<lb/>
&#x201E;nicht ohne ur&#x017F;ach darvor halte/ daß die&#x017F;elben<lb/>
&#x201E;bru&#x0364;der/ die nicht undeutlich die&#x017F;en ihren vo&#xA75B;&#x017F;atz<lb/>
&#x201E;zuerkennen geben/ auch andere <hi rendition="#aq">Academi</hi>en<lb/>
&#x201E;und kirchen/ &#x017F;o von mir nicht gru&#x0364;ndlich <hi rendition="#aq">infor-<lb/>
&#x201E;miret</hi> &#x017F;ind/ an&#x017F;uchen mo&#x0364;chten/ daß &#x017F;ie derglei-<lb/>
&#x201E;chen urtheil u&#x0364;ber meine &#x017F;chrifft geben: So<lb/>
&#x201E;hab ich vor gut befunden/ &#x017F;olches bevor&#x017F;tehen-<lb/>
&#x201E;de u&#x0364;bel und einrei&#x017F;&#x017F;ende a&#x0364;rgernis mit einigen<lb/>
&#x201E;&#x017F;chreiben abzulehnen. Dahero bitte ich euch<lb/>
&#x201E;alle zu&#x017F;ammen/ und jeden in&#x017F;onderheit hertz-<lb/>
&#x201E;lich/ um JE&#x017F;u CHri&#x017F;ti und der gemeinen &#x017F;e-<lb/>
&#x201E;ligkeit willen/ ihr wollet euch durch die hitzigen<lb/>
&#x201E;vorurtheile nicht bewegen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ondern in<lb/>
&#x201E;die&#x017F;er &#x017F;ache euer ga&#x0364;ntzlich und endlich urtheil<lb/>
&#x201E;&#x017F;o lange aus&#x017F;etzen/ biß ihr die volle erkla&#x0364;rung<lb/>
&#x201E;von etlichen dunckeln orthen/ die ich unter<lb/>
&#x201E;ha&#x0364;nden habe/ durchle&#x017F;et/ und mit dem <hi rendition="#aq">tra-<lb/>
&#x201E;ctat</hi> &#x017F;elber oder denen daraus gezogenen arti-<lb/>
&#x201E;ckeln wol u&#x0364;berleget habet: Denn wo ihr die-<lb/>
&#x201E;&#x017F;es thut/ werdet ihr viel be&#x017F;&#x017F;er von dem haupt-<lb/>
&#x201E;zweck und von der gantzen <hi rendition="#aq">methode</hi> (welche<lb/>
&#x201E;beyde ich vor einfa&#x0364;ltig und recht Chri&#x017F;tlich<lb/>
&#x201E;halte/ urtheilen ko&#x0364;nnen: Und al&#x017F;o werdet ihr<lb/>
&#x201E;euren bruder und mitknecht in dem HEr&#xA75B;n<lb/>
&#x201E;nicht leichtlich mit einem urtheil belegen/<lb/>
&#x201E;das euch einmal reuen mo&#x0364;chte. Lebet wol<lb/>
&#x201E;&#x017F;ehr liebe bru&#x0364;der in dem HEr&#xA75B;n/ und trachtet<lb/>
&#x201E;von hertzen nach dem gemeinen frieden der<lb/>
&#x201E;kirche &#xA75B;c.</p><lb/>
            <p>8. &#x201E;Jn der <hi rendition="#aq">Dedication</hi> &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Exege&#x017F;eos</hi><lb/>
&#x201E;&#x017F;chreibeter unter andern al&#x017F;o: Wer kan leug-<lb/>
&#x201E;nen/ daß heutiges tages unter den gelehrten<lb/>
&#x201E;vielerley &#x017F;treitigkeiten und eitele fragen u&#x0364;ber<lb/>
&#x201E;dunckele &#x017F;achen auf die bahn gebracht werden/<lb/>
&#x201E;welche in GOttes wort nicht beru&#x0364;hret/ und<lb/>
&#x201E;derohalben unno&#x0364;thig zur &#x017F;eligkeit &#x017F;ind/ gleich-<lb/>
&#x201E;wol aber &#x017F;o hefftig getrieben werden/ als ob<lb/>
&#x201E;der kern/ brunn und grund der Chri&#x017F;tlichen re-<lb/>
&#x201E;ligion darinne einig und allein be&#x017F;tu&#x0364;nde; wer<lb/>
&#x201E;weiß auch nicht/ daß bey dem un&#x0303;u&#x0364;tzen geza&#x0364;ncke<lb/>
&#x201E;der Gelehrten/ und dem verdammen gegen ein-<lb/>
&#x201E;ander die gru&#x0364;ndliche und wahre erka&#x0364;ntnis<lb/>
&#x201E;GOttes und CHri&#x017F;ti unter dem volck gar &#x017F;ehr<lb/>
&#x201E;verdunckelt wird/ ja kaum noch von jemand<lb/>
&#x201E;zu hertzen genommen/ und &#x017F;onderlich die &#x017F;or-<lb/>
&#x201E;ge ein gut gewi&#x017F;&#x017F;en zu haben (au&#x017F;&#x017F;er welchem<lb/>
&#x201E;der glaube warhafftig allezeit in gefahr i&#x017F;t 1.<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Tim. I.</hi>) insgemein an den nagel gehencket/<lb/>
&#x201E;und die liebe mehr und mehr ausgebla&#x017F;en/<lb/><cb/>
hingegen der haß und zorn auch gegen un-&#x201C;<lb/>
&#x017F;chuldige angezu&#x0364;ndet/ und den flei&#x017F;chlichen&#x201C;<lb/><hi rendition="#aq">affect</hi>en bey hindan&#x017F;etzung der furcht GOttes/&#x201C;<lb/>
und der wahren Chri&#x017F;tlichen Gott&#x017F;eligkeit&#x201C;<lb/>
u&#x0364;berall o&#x0364;ffentlich voller platz gegeben wird.&#x201C;<lb/>
Nur allein der unglu&#x0364;ckliche und elende zanck&#x201C;<lb/>
von der allgegenwart des leibes CHri&#x017F;ti/ der&#x201C;<lb/>
nun &#x017F;o viele jahr her mit &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;em a&#x0364;rgernis&#x201C;<lb/>
von beyden &#x017F;eiten obwol auff ungleiche arth&#x201C;<lb/>
auff dem <hi rendition="#aq">Theatro</hi> der Chri&#x017F;ten heit i&#x017F;t getrie-&#x201C;<lb/>
ben worden/ kan uns zu einem lebendigen&#x201C;<lb/>
exempel dienen. Und gleichwol i&#x017F;t un&#x017F;ere&#x201C;<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndliche und ern&#x017F;tlich zubeklagende blind-&#x201C;<lb/>
heit in der warheit &#x017F;o groß/ daß wir den ur-&#x201C;<lb/>
&#x017F;prung von &#x017F;o einem gro&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;bel noch nicht&#x201C;<lb/>
bemercken ko&#x0364;nnen. Ja auch diejenigen/ die&#x201C;<lb/>
uns die&#x017F;en brunn und ur&#x017F;prung freundlich&#x201C;<lb/>
und &#x017F;anffmu&#x0364;thig zu entdecken &#x017F;uchen/ &#x017F;elbigen&#x201C;<lb/>
zu zeigen/ und bey zeiten zu ver&#x017F;topffen/ die neh-&#x201C;<lb/>
men wir &#x017F;cha&#x0364;ndlich herum/ und machen &#x017F;ie bey&#x201C;<lb/>
freund und feind aus/ als&#x017F;e&#xA75B;finde&#xA75B; der neuerun-&#x201C;<lb/>
gen/ verfu&#x0364;hrer und verwirrer der kirchen/&#x201C;<lb/>
wir machen &#x017F;ie verda&#x0364;chtig nicht nur einer ketze-&#x201C;<lb/>
rey/ &#x017F;ondern auch der <hi rendition="#aq">athei&#x017F;t</hi>erey und offenba-&#x201C;<lb/>
rer gottlo&#x017F;igkeit/ man macht &#x017F;ie zu einer fabel&#x201C;<lb/>
des volcks/ und ladet jedermans haß auff &#x017F;ie;&#x201C;<lb/>
aber ach daß nu&#xA75B; allein die exempel von &#x017F;olchem&#x201C;<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en ve&#xA75B;fah&#xA75B;en hierin&#x0303;e gefunden wu&#x0364;&#xA75B;den/ und&#x201C;<lb/>
daß ihrer nicht mehr wa&#x0364;ren! Den&#x0303; ihr &#x017F;elb&#x017F;ten/&#x201C;<lb/>
Du&#xA75B;chl. Staat&#x1EBD; habt davon nicht ein exempel&#x201C;<lb/>
ge&#x017F;ehen in die&#x017F;en euren Provintzien/ und zwar&#x201C;<lb/>
unter bru&#x0364;dern von einer <hi rendition="#aq">confe&#x017F;&#x017F;ion,</hi> un&#x0303; werdet&#x201C;<lb/>
ihrer ku&#x0364;nfftig noch mehr &#x017F;ehen/ da die&#x017F;es &#x017F;ich&#x201C;<lb/>
ausbreitende u&#x0364;bel im&#x0303;er vor &#x017F;ich gehet du&#xA75B;ch die&#x201C;<lb/>
vereinigung der partheyen/ in der <hi rendition="#aq">re&#x017F;olution</hi>&#x201C;<lb/>
der gema&#x0364;ßigten freyheit/ die ihr lo&#x0364;blich ange-&#x201C;<lb/>
fangen habt. Von mir will ich allein die&#x017F;es&#x201C;<lb/>
&#x017F;agen/ daß ich nicht allein von den feinden/&#x201C;<lb/>
&#x017F;ondern auch von etlichen bru&#x0364;dern/ von wel-&#x201C;<lb/>
chen ichs am wenig&#x017F;ten erwartete/ fu&#x0364;rwar &#x017F;ehr&#x201C;<lb/>
grau&#x017F;am gegei&#x017F;&#x017F;elt worden/ nicht daß ich ei-&#x201C;<lb/>
nige lehr-puncten des wahren glaubens/ die&#x201C;<lb/>
in der H. Schrifft ausgedruckt &#x017F;eyn/ auff ei-&#x201C;<lb/>
nige wei&#x017F;e um&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e oder in zweiffel ziehe (wie&#x201C;<lb/>
es wol einige eifferer mir auslegen) &#x017F;ondern&#x201C;<lb/><hi rendition="#fr">daß ich einige pur men&#x017F;chliche</hi> <hi rendition="#aq">opinion</hi><hi rendition="#fr">en<lb/>
und bloß</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;chola</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;ti&#x017F;che lehren/ die vor<lb/>
die&#x017F;em unter dem namen der</hi> <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;toteli-</hi><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophie</hi> <hi rendition="#fr">angenommen/ und all-<lb/>
ma&#x0364;hlich in un&#x017F;ere religion eingebracht<lb/>
&#x017F;eyn/ aber in GOttes wort nirgends<lb/>
gefunden werden/ vielweniger in dem-<lb/>
&#x017F;elben klar und deutlich &#x017F;tehen/ und de-<lb/>
rohalben zum we&#x017F;en des glaubens nicht<lb/>
geho&#x0364;ren/ ja von den Altva&#x0364;tern zumtheil<lb/>
be&#x017F;tritten/ zum theil als unnu&#x0364;tz gantz<lb/>
vorbey gegangen/ zum theil in zweiffel<lb/>
gezogen &#x017F;eyn/ daß ich die&#x017F;elbe freymu&#x0364;-<lb/>
thig unter&#x017F;uche/ und die gru&#x0364;nde/ womit<lb/>
man &#x017F;olche bewei&#x017F;en will/ ern&#x017F;tlich ge-<lb/>
gen die H. Schrifft und die rechten ur-<lb/>
&#x017F;achen halte. Ja daß ich in etlichen<lb/>
&#x017F;ehr hohen und dunckelndingen/ die wir<lb/>
in die&#x017F;er welt nicht vo&#x0364;llig ver&#x017F;tehen ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ als nirgends von Gott deutlich ge-<lb/>
offenbaret/ und die von keinem men&#x017F;ch-<lb/>
lichen/ &#x017F;onderlich gemeinem ver&#x017F;tand</hi><lb/>
(als der mei&#x017F;te hauffe der men&#x017F;chen hat/ und der-<lb/>
gleichen ich auch gerne bekenne/ daß der meini-<lb/>
ge &#x017F;ey) <hi rendition="#fr">in die&#x017F;em &#x017F;terblichem leben begrif-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">fen</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[478/0786] Th. IV. Sect. III. Num. VII. Arminianiſcher hiſtorie erlaͤuterung. „die ich auch alda nach erforderung der ſache et- „was genauer unterſucht habe/ und darin dieje- „nige freyheit gebrauchet/ welche die auctoritaͤt „Goͤttlichen worts und die veranlaſſung des „wercks zu erfordern ſchiene. Hieraus iſt er- „folget/ daß etliche bruͤder in den benachtbarten „vereinigten provintzien gelegenheit genom̃en/ „da es ſich am wenigſten geſchicket/ und an- „derswo ausfuͤhrlicher erklaͤret werden wird/ „etliche dinge als fremd und nicht orthodox oͤf- „fentlich zu beſtraffen/ und mich auch von den „cantzeln der ketzerey zu beſchuldigen. Ja ſie ha- „ben auch durch briefe bey einer gewiſſen The- „ologiſchen Facultaͤt einer Teutſchen reformir- „ten Academie zu wege gebracht/ daß 3. Pro- „feſſores ein unreiffes und uͤbereiltes urtheil „wieder mich geben ſolten: Gegen welche ich „allhier gedrungen werde ſolenniter zu excipi- „ren/ welches in Goͤttlichen und menſchlichen „rechten denen zugelaſſen iſt/ die ſich unrecht- „maͤßig beſchweret befinden. Nachdem ich nun „nicht ohne urſach darvor halte/ daß dieſelben „bruͤder/ die nicht undeutlich dieſen ihren voꝛſatz „zuerkennen geben/ auch andere Academien „und kirchen/ ſo von mir nicht gruͤndlich infor- „miret ſind/ anſuchen moͤchten/ daß ſie derglei- „chen urtheil uͤber meine ſchrifft geben: So „hab ich vor gut befunden/ ſolches bevorſtehen- „de uͤbel und einreiſſende aͤrgernis mit einigen „ſchreiben abzulehnen. Dahero bitte ich euch „alle zuſammen/ und jeden inſonderheit hertz- „lich/ um JEſu CHriſti und der gemeinen ſe- „ligkeit willen/ ihr wollet euch durch die hitzigen „vorurtheile nicht bewegen laſſen ſondern in „dieſer ſache euer gaͤntzlich und endlich urtheil „ſo lange ausſetzen/ biß ihr die volle erklaͤrung „von etlichen dunckeln orthen/ die ich unter „haͤnden habe/ durchleſet/ und mit dem tra- „ctat ſelber oder denen daraus gezogenen arti- „ckeln wol uͤberleget habet: Denn wo ihr die- „ſes thut/ werdet ihr viel beſſer von dem haupt- „zweck und von der gantzen methode (welche „beyde ich vor einfaͤltig und recht Chriſtlich „halte/ urtheilen koͤnnen: Und alſo werdet ihr „euren bruder und mitknecht in dem HErꝛn „nicht leichtlich mit einem urtheil belegen/ „das euch einmal reuen moͤchte. Lebet wol „ſehr liebe bruͤder in dem HErꝛn/ und trachtet „von hertzen nach dem gemeinen frieden der „kirche ꝛc. 8. „Jn der Dedication ſeiner Exegeſeos „ſchreibeter unter andern alſo: Wer kan leug- „nen/ daß heutiges tages unter den gelehrten „vielerley ſtreitigkeiten und eitele fragen uͤber „dunckele ſachen auf die bahn gebracht werden/ „welche in GOttes wort nicht beruͤhret/ und „derohalben unnoͤthig zur ſeligkeit ſind/ gleich- „wol aber ſo hefftig getrieben werden/ als ob „der kern/ brunn und grund der Chriſtlichen re- „ligion darinne einig und allein beſtuͤnde; wer „weiß auch nicht/ daß bey dem uñuͤtzen gezaͤncke „der Gelehrten/ und dem verdammen gegen ein- „ander die gruͤndliche und wahre erkaͤntnis „GOttes und CHriſti unter dem volck gar ſehr „verdunckelt wird/ ja kaum noch von jemand „zu hertzen genommen/ und ſonderlich die ſor- „ge ein gut gewiſſen zu haben (auſſer welchem „der glaube warhafftig allezeit in gefahr iſt 1. „Tim. I.) insgemein an den nagel gehencket/ „und die liebe mehr und mehr ausgeblaſen/ hingegen der haß und zorn auch gegen un-“ ſchuldige angezuͤndet/ und den fleiſchlichen“ affecten bey hindanſetzung der furcht GOttes/“ und der wahren Chriſtlichen Gottſeligkeit“ uͤberall oͤffentlich voller platz gegeben wird.“ Nur allein der ungluͤckliche und elende zanck“ von der allgegenwart des leibes CHriſti/ der“ nun ſo viele jahr her mit ſo groſſem aͤrgernis“ von beyden ſeiten obwol auff ungleiche arth“ auff dem Theatro der Chriſten heit iſt getrie-“ ben worden/ kan uns zu einem lebendigen“ exempel dienen. Und gleichwol iſt unſere“ ſchaͤndliche und ernſtlich zubeklagende blind-“ heit in der warheit ſo groß/ daß wir den ur-“ ſprung von ſo einem groſſen uͤbel noch nicht“ bemercken koͤnnen. Ja auch diejenigen/ die“ uns dieſen brunn und urſprung freundlich“ und ſanffmuͤthig zu entdecken ſuchen/ ſelbigen“ zu zeigen/ und bey zeiten zu verſtopffen/ die neh-“ men wir ſchaͤndlich herum/ und machen ſie bey“ freund und feind aus/ alsſeꝛfindeꝛ der neuerun-“ gen/ verfuͤhrer und verwirrer der kirchen/“ wir machen ſie verdaͤchtig nicht nur einer ketze-“ rey/ ſondern auch der atheiſterey und offenba-“ rer gottloſigkeit/ man macht ſie zu einer fabel“ des volcks/ und ladet jedermans haß auff ſie;“ aber ach daß nuꝛ allein die exempel von ſolchem“ boͤſen veꝛfahꝛen hieriñe gefunden wuͤꝛden/ und“ daß ihrer nicht mehr waͤren! Deñ ihr ſelbſten/“ Duꝛchl. Staatẽ habt davon nicht ein exempel“ geſehen in dieſen euren Provintzien/ und zwar“ unter bruͤdern von einer confeſſion, uñ werdet“ ihrer kuͤnfftig noch mehr ſehen/ da dieſes ſich“ ausbreitende uͤbel im̃er vor ſich gehet duꝛch die“ vereinigung der partheyen/ in der reſolution“ der gemaͤßigten freyheit/ die ihr loͤblich ange-“ fangen habt. Von mir will ich allein dieſes“ ſagen/ daß ich nicht allein von den feinden/“ ſondern auch von etlichen bruͤdern/ von wel-“ chen ichs am wenigſten erwartete/ fuͤrwar ſehr“ grauſam gegeiſſelt worden/ nicht daß ich ei-“ nige lehr-puncten des wahren glaubens/ die“ in der H. Schrifft ausgedruckt ſeyn/ auff ei-“ nige weiſe umſtoſſe oder in zweiffel ziehe (wie“ es wol einige eifferer mir auslegen) ſondern“ daß ich einige pur menſchliche opinionen und bloß ſcholaſtiſche lehren/ die vor dieſem unter dem namen der Ariſtoteli- ſchen Philoſophie angenommen/ und all- maͤhlich in unſere religion eingebracht ſeyn/ aber in GOttes wort nirgends gefunden werden/ vielweniger in dem- ſelben klar und deutlich ſtehen/ und de- rohalben zum weſen des glaubens nicht gehoͤren/ ja von den Altvaͤtern zumtheil beſtritten/ zum theil als unnuͤtz gantz vorbey gegangen/ zum theil in zweiffel gezogen ſeyn/ daß ich dieſelbe freymuͤ- thig unterſuche/ und die gruͤnde/ womit man ſolche beweiſen will/ ernſtlich ge- gen die H. Schrifft und die rechten ur- ſachen halte. Ja daß ich in etlichen ſehr hohen und dunckelndingen/ die wir in dieſer welt nicht voͤllig verſtehen koͤn- nen/ als nirgends von Gott deutlich ge- offenbaret/ und die von keinem menſch- lichen/ ſonderlich gemeinem verſtand (als der meiſte hauffe der menſchen hat/ und der- gleichen ich auch gerne bekenne/ daß der meini- ge ſey) in dieſem ſterblichem leben begrif- fen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/786
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/786>, abgerufen am 01.11.2024.