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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. VI. Von Cornherten/ Coolhaesen/ Herberts/ Stevarto,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
chen-frieden durch wiederspruch stöh-
ren und von derselben straffe. Von de-
nen die anders als die kirche lehren/ und
ob man dieselben mit dem tod straffen
solle.

Ob man gegen die/ so anders lehren/
disputiren solle oder nicht. Von dem
bücherschreiben/ ausgeben/ drucken und
verkauffen/ haben und lesen.

Vom urtheil über andere/ die man noch
nicht gehört. Ob es schrifftmässig sey
daß die Lehrer zu beschützung ihrer lehre
die Obrigkeit zu hülffruffen. Von dem
schelten wieder die barmhertzigkeit/ und
lob der strengigkeit/ und anstifften zum
blutvergiessen in glaubens-sachen.

Ob es recht sey/ daß die Lehrer der welt-
lichen Obrigkeit weiß machen/ als wenn
sie schuldig sey/ einige menschen in glau-
bens-sachen umzubringen.

15. Diese mattrie von peinlichen gerichten
wider die ketzer hat er in dem folgenden tractat
selbiges theils wider Justum Lipsium sehr weit-
läufftig von p. 44. biß 174. deducirt/ und zwar
so wol aus Göttlichen als menschlichen rechten/
zeugnissen und gründen/ so/ daß seine feinde
selbst bekennen müssen/ er habe Lipsium völlig
eingetrieben/ wie wir oben aus Voetio gehöret.
Weil das buch gar zu weitläufftig ist/ und der
inhalt selbsten viel bogen ausmachen würde/
muß ich es dismal vorbey gehen. Wiewol es
wehrt ist/ daß es auch in andern Nationen kund
werde. Dieses ist ein vor allemal zu mercken/
daß die sache der gewissens-freyheit sein haupt-
zweck in allen schrifften gewesen/ und zwar nicht
allein/ daß er die unbefugte herrschafft der fal-
schen lehrer verworffen/ sondern auch unter de-
nen die etwas bessers erkant hätten/ solche frey-
Von frey-
heit der
gläubigen.
heit vor nöthig erachtet hat. Zu welchem ende
er auch bey dem vorschlag/ wenn einige sich bey
dem verderb aller secten zusammen halten wol-
ten/ ausdrücklich bedinget/ daß es alles in solcher
freyheit geschehen müsse/ da niemand sich an-
massete und ausgäbe/ als wäre er von GOtt ge-
sandt entweder zu lehren/ oder die sacramenta zu
handeln/ sondern daß dieses alles frey/ und um
der schwachen willen ohne zwang und noth blie-
be. Und dahero findet man in seinem dritten
Tomo in dem büchlein wieder Danaeum, Smeg-
ma
genant/ allezeit diese worte zum beschluß:
Was braucht der eines bandes/ der frey
leben kan?
Wat behoeft hy bant, die onge-
banden leven kan.
Und solcher bekäntnis wegen/
welche den grund der Clericalischen herrschafft
übern hauffen geworffen/ hat man sich über ihn
beschweret/ daß er ein rechter Libertiner gewe-
Liberti-
nismus.
sen/ und den kern vom Libertinismo den leuten
eingepräget habe/ wie Hornbeckius l. c. p. 471.
klaget. item, daß er gehoffet/ es würden noch
vor dem jüngsten tag männer auffstehen/ die den
Aposteln gleich seyn würden/ und eine rechte
kirche CHristi sammlen. Vid. Seylerus l. c.

16. Es ist aber dieses sonderlich an dem
mann löblich gewesen/ daß er gleichwol vor sich
selbst keine neue secte angefangen/ sondern eben
solchen sectirischen spaltungen spinnenfeind ge-
wesen. Deswegen man auch im dritten tomo
Von de-
nen secten.
einen gantzen tractat von verminderung der
secten findet. Es haben auch die Reformir-
ten prediger und darunter Hornbeckius l. c.
[Spaltenumbruch] selbst diesen seinen sinn nicht tadeln können/ daßJahr
MDC.
biß
MDCC.

er die secten durch das wahre Christenthum ver-
einigen/ und sie alle zur H. Schrifft alleinifüh-
ren wollen: nur daß sie vor unerträglich halten/
wenn er ihre kirche auch unter die secten
gerechnet/ und eine so gut als die ande-
re gehalten/ das ordentliche
Ministerium
samt dessen auctorität und gewalt bestür-
met und mit füssen getreten hätte.
Und
eben davon schreibet auch der vorredner über
seine opera p. 8. Seine miß gönstige hätten ihn
meist deßwegen angefeindet/ weil er sich in keine
äusserliche kirche begeben/ auch selbst keine eige-
ne auffgerichtet; davon er auch sehr offte selbst
gesagt hätte: Es wären ja mehr als zu
viel kirchen/ und wäre nöthiger sie ein-
zureissen als neue zu bauen; und denn-
noch wäre keine wahre oder allgemeine
freye kirche/ sondern lauter
sectirische/
und ihre meisten stiffter und kirch-mei-
ster wären ungesunde bauleute. Man
hätte ihm auch darüber noch gesagt/ als
wenn er die leute ohne äusserliche kirche
gantz wild machen wolte/ welches aber
falsch gewesen.

17. Jn diesem und dergleichen seinem vor-Wieder-
spruch ge-
gen ihn.

haben haben ihm nun viel interessirte wieder-
sprochen/ sonderlich die Prediger zu Delft in ei-
nem tractat: Examen inauditi medii nuper edi-
ti a Theodoro Volckert ad minuendas sectas &
partium studia. Delphis
1582. Jngleichen her-
nach Lambertus Danaeus, damals Professor zu
Leyden/ wie Voetius l. c. p. 219. gedencket. Es
haben ihn auch seine wiedersacher mit allerhand
ketzer-namen verhast und verdächtig machen
wollen/ wie er selbst in einem schreiben an die
Commissarios T. II. p. 236. klaget/ daß sie ihn
einen Pelagianer gescholten. Und p. 581. klagtSchmäh-
worte und
calumni-
en.

er über gar viel calumnien/ die die Prediger
wieder ihn ausgesprenget/ als wenn es das
volck von der kirche ab und zum Atheismo füh-
ren wolte; item, daß er die Reformirte kirche
deßwegen vor gebrechlich hielte/ damit er selbst
eine auffrichten könte; daß er auch bloß aus
haß wieder den verstorbenen Calvinum alles ge-
schrieben/ und denen Papisten damit einen ge-
fallen thun/ wollen etc. Dergleichen aufflagen
man wieder ihn häuffig findet beym Oomio p.
I. Theolog. pract. p. 606. Voetio in Catechi-
smo Remonstrantium p.
599. und in Politia
Ecclesiast. l. c.
allwo er ihn semi-paganum, se-
mi-idiotam, semi-libertinum,
und dergleichen
titulirt/ ungeacht so wol Voetius selber als
Pontanus und andere gelehrte dieses mannes
gaben auffrichtig bekannt gehabt. Er hatInquisiti-
on
und
verja-
gung.

würcklich der Clerisey feindschafft erfahren
müssen/ da diese nicht geruhet/ biß die Staaten
und der Rath zu Delft anno 1577. 78. und 83.
eine inquisition wider ihn angestellt/ und er
aus der stadt Delft verjaget worden/ davon sei-
ne Apologie/ Haemscherm genant/ handelt. Vid.
T. III. op. p. 144. 147. v. 434. conf. Voetius l.
c. L. IV. c. 1. p.
454. und p. 386. 416. Was er
sonsten von seinen feinden wegen seiner auffrich-
tigkeit und treue erlitten/ ist oben in seinem le-
bens-lauff berühret worden.

18. Jn gedachter vorrede über Cornherts
Opera werden unterschiedliche andere personen
genennet/ welche fast eben dergleichen um sel-
bige zeit in Holland von der wahrheit gezeu-

get/

Th. III. C. VI. Von Cornherten/ Coolhaeſen/ Herberts/ Stevarto,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
chen-frieden durch wiederſpruch ſtoͤh-
ren und von derſelben ſtraffe. Von de-
nen die anders als die kirche lehren/ und
ob man dieſelben mit dem tod ſtraffen
ſolle.

Ob man gegen die/ ſo anders lehren/
diſputiren ſolle oder nicht. Von dem
buͤcherſchreiben/ ausgeben/ drucken und
verkauffen/ haben und leſen.

Vom urtheil uͤber andere/ die man noch
nicht gehoͤrt. Ob es ſchrifftmaͤſſig ſey
daß die Lehrer zu beſchuͤtzung ihrer lehre
die Obrigkeit zu huͤlffruffen. Von dem
ſchelten wieder die barmhertzigkeit/ und
lob der ſtrengigkeit/ und anſtifften zum
blutvergieſſen in glaubens-ſachen.

Ob es recht ſey/ daß die Lehrer der welt-
lichen Obrigkeit weiß machen/ als wenn
ſie ſchuldig ſey/ einige menſchen in glau-
bens-ſachen umzubringen.

15. Dieſe mattrie von peinlichen gerichten
wider die ketzer hat er in dem folgenden tractat
ſelbiges theils wider Juſtum Lipſium ſehr weit-
laͤufftig von p. 44. biß 174. deducirt/ und zwar
ſo wol aus Goͤttlichen als menſchlichen rechten/
zeugniſſen und gruͤnden/ ſo/ daß ſeine feinde
ſelbſt bekennen muͤſſen/ er habe Lipſium voͤllig
eingetrieben/ wie wir oben aus Voëtio gehoͤret.
Weil das buch gar zu weitlaͤufftig iſt/ und der
inhalt ſelbſten viel bogen ausmachen wuͤrde/
muß ich es dismal vorbey gehen. Wiewol es
wehrt iſt/ daß es auch in andern Nationen kund
werde. Dieſes iſt ein vor allemal zu mercken/
daß die ſache der gewiſſens-freyheit ſein haupt-
zweck in allen ſchrifften geweſen/ und zwar nicht
allein/ daß er die unbefugte herꝛſchafft der fal-
ſchen lehrer verworffen/ ſondern auch unter de-
nen die etwas beſſers erkant haͤtten/ ſolche frey-
Von frey-
heit der
glaͤubigen.
heit vor noͤthig erachtet hat. Zu welchem ende
er auch bey dem vorſchlag/ wenn einige ſich bey
dem verderb aller ſecten zuſammen halten wol-
tẽ/ ausdruͤcklich bedinget/ daß es alles in ſolcher
freyheit geſchehen muͤſſe/ da niemand ſich an-
maſſete und ausgaͤbe/ als waͤre er von GOtt ge-
ſandt entweder zu lehren/ oder die ſacramenta zu
handeln/ ſondern daß dieſes alles frey/ und um
der ſchwachen willen ohne zwang und noth blie-
be. Und dahero findet man in ſeinem dritten
Tomo in dem buͤchlein wieder Danæum, Smeg-
ma
genant/ allezeit dieſe worte zum beſchluß:
Was braucht der eines bandes/ der frey
leben kan?
Wat behoeft hy bant, die onge-
banden leven kan.
Und ſolcher bekaͤntnis wegen/
welche den grund der Clericaliſchen herꝛſchafft
uͤbern hauffen geworffen/ hat man ſich uͤber ihn
beſchweret/ daß er ein rechter Libertiner gewe-
Liberti-
niſmus.
ſen/ und den kern vom Libertiniſmo den leuten
eingepraͤget habe/ wie Hornbeckius l. c. p. 471.
klaget. item, daß er gehoffet/ es wuͤrden noch
vor dem juͤngſten tag maͤnner auffſtehen/ die den
Apoſteln gleich ſeyn wuͤrden/ und eine rechte
kirche CHriſti ſammlen. Vid. Seylerus l. c.

16. Es iſt aber dieſes ſonderlich an dem
mann loͤblich geweſen/ daß er gleichwol vor ſich
ſelbſt keine neue ſecte angefangen/ ſondern eben
ſolchen ſectiriſchen ſpaltungen ſpinnenfeind ge-
weſen. Deswegen man auch im dritten tomo
Von de-
nen ſecten.
einen gantzen tractat von verminderung der
ſecten findet. Es haben auch die Reformir-
ten prediger und darunter Hornbeckius l. c.
[Spaltenumbruch] ſelbſt dieſen ſeinen ſinn nicht tadeln koͤnnen/ daßJahr
MDC.
biß
MDCC.

er die ſecten durch das wahre Chriſtenthum ver-
einigen/ und ſie alle zur H. Schrifft alleinifuͤh-
ren wollen: nur daß ſie vor unertraͤglich halten/
wenn er ihre kirche auch unter die ſecten
gerechnet/ und eine ſo gut als die ande-
re gehalten/ das ordentliche
Miniſterium
ſamt deſſen auctoritaͤt und gewalt beſtuͤꝛ-
met und mit fuͤſſen getreten haͤtte.
Und
eben davon ſchreibet auch der vorredner uͤber
ſeine opera p. 8. Seine miß goͤnſtige haͤtten ihn
meiſt deßwegen angefeindet/ weil er ſich in keine
aͤuſſerliche kirche begeben/ auch ſelbſt keine eige-
ne auffgerichtet; davon er auch ſehr offte ſelbſt
geſagt haͤtte: Es waͤren ja mehr als zu
viel kirchen/ und waͤre noͤthiger ſie ein-
zureiſſen als neue zu bauen; und denn-
noch waͤre keine wahre oder allgemeine
freye kirche/ ſondern lauter
ſectiriſche/
und ihre meiſten ſtiffter und kirch-mei-
ſter waͤren ungeſunde bauleute. Man
haͤtte ihm auch daruͤber noch geſagt/ als
wenn er die leute ohne aͤuſſerliche kirche
gantz wild machen wolte/ welches aber
falſch geweſen.

17. Jn dieſem und dergleichen ſeinem vor-Wieder-
ſpruch ge-
gen ihn.

haben haben ihm nun viel intereſſirte wieder-
ſprochen/ ſonderlich die Prediger zu Delft in ei-
nem tractat: Examen inauditi medii nuper edi-
ti à Theodoro Volckert ad minuendas ſectas &
partium ſtudia. Delphis
1582. Jngleichen her-
nach Lambertus Danæus, damals Profeſſor zu
Leyden/ wie Voëtius l. c. p. 219. gedencket. Es
haben ihn auch ſeine wiederſacher mit allerhand
ketzer-namen verhaſt und verdaͤchtig machen
wollen/ wie er ſelbſt in einem ſchreiben an die
Commiſſarios T. II. p. 236. klaget/ daß ſie ihn
einen Pelagianer geſcholten. Und p. 581. klagtSchmaͤh-
worte und
calumni-
en.

er uͤber gar viel calumnien/ die die Prediger
wieder ihn ausgeſprenget/ als wenn es das
volck von der kirche ab und zum Atheiſmo fuͤh-
ren wolte; item, daß er die Reformirte kirche
deßwegen vor gebrechlich hielte/ damit er ſelbſt
eine auffrichten koͤnte; daß er auch bloß aus
haß wieder den verſtorbenen Calvinum alles ge-
ſchrieben/ und denen Papiſten damit einen ge-
fallen thun/ wollen ꝛc. Dergleichen aufflagen
man wieder ihn haͤuffig findet beym Oomio p.
I. Theolog. pract. p. 606. Voëtio in Catechi-
ſmo Remonſtrantium p.
599. und in Politia
Eccleſiaſt. l. c.
allwo er ihn ſemi-paganum, ſe-
mi-idiotam, ſemi-libertinum,
und dergleichen
titulirt/ ungeacht ſo wol Voëtius ſelber als
Pontanus und andere gelehrte dieſes mannes
gaben auffrichtig bekannt gehabt. Er hatInquiſiti-
on
und
verja-
gung.

wuͤrcklich der Cleriſey feindſchafft erfahren
muͤſſen/ da dieſe nicht geruhet/ biß die Staaten
und der Rath zu Delft anno 1577. 78. und 83.
eine inquiſition wider ihn angeſtellt/ und er
aus der ſtadt Delft verjaget worden/ davon ſei-
ne Apologie/ Haemſcherm genant/ handelt. Vid.
T. III. op. p. 144. 147. v. 434. conf. Voëtius l.
c. L. IV. c. 1. p.
454. und p. 386. 416. Was er
ſonſten von ſeinen feinden wegen ſeiner auffrich-
tigkeit und treue erlitten/ iſt oben in ſeinem le-
bens-lauff beruͤhret worden.

18. Jn gedachter vorrede uͤber Cornherts
Opera werden unterſchiedliche andere perſonen
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[64/0076] Th. III. C. VI. Von Cornherten/ Coolhaeſen/ Herberts/ Stevarto, chen-frieden durch wiederſpruch ſtoͤh- ren und von derſelben ſtraffe. Von de- nen die anders als die kirche lehren/ und ob man dieſelben mit dem tod ſtraffen ſolle. Jahr MDC. biß MDCC. Ob man gegen die/ ſo anders lehren/ diſputiren ſolle oder nicht. Von dem buͤcherſchreiben/ ausgeben/ drucken und verkauffen/ haben und leſen. Vom urtheil uͤber andere/ die man noch nicht gehoͤrt. Ob es ſchrifftmaͤſſig ſey daß die Lehrer zu beſchuͤtzung ihrer lehre die Obrigkeit zu huͤlffruffen. Von dem ſchelten wieder die barmhertzigkeit/ und lob der ſtrengigkeit/ und anſtifften zum blutvergieſſen in glaubens-ſachen. Ob es recht ſey/ daß die Lehrer der welt- lichen Obrigkeit weiß machen/ als wenn ſie ſchuldig ſey/ einige menſchen in glau- bens-ſachen umzubringen. 15. Dieſe mattrie von peinlichen gerichten wider die ketzer hat er in dem folgenden tractat ſelbiges theils wider Juſtum Lipſium ſehr weit- laͤufftig von p. 44. biß 174. deducirt/ und zwar ſo wol aus Goͤttlichen als menſchlichen rechten/ zeugniſſen und gruͤnden/ ſo/ daß ſeine feinde ſelbſt bekennen muͤſſen/ er habe Lipſium voͤllig eingetrieben/ wie wir oben aus Voëtio gehoͤret. Weil das buch gar zu weitlaͤufftig iſt/ und der inhalt ſelbſten viel bogen ausmachen wuͤrde/ muß ich es dismal vorbey gehen. Wiewol es wehrt iſt/ daß es auch in andern Nationen kund werde. Dieſes iſt ein vor allemal zu mercken/ daß die ſache der gewiſſens-freyheit ſein haupt- zweck in allen ſchrifften geweſen/ und zwar nicht allein/ daß er die unbefugte herꝛſchafft der fal- ſchen lehrer verworffen/ ſondern auch unter de- nen die etwas beſſers erkant haͤtten/ ſolche frey- heit vor noͤthig erachtet hat. Zu welchem ende er auch bey dem vorſchlag/ wenn einige ſich bey dem verderb aller ſecten zuſammen halten wol- tẽ/ ausdruͤcklich bedinget/ daß es alles in ſolcher freyheit geſchehen muͤſſe/ da niemand ſich an- maſſete und ausgaͤbe/ als waͤre er von GOtt ge- ſandt entweder zu lehren/ oder die ſacramenta zu handeln/ ſondern daß dieſes alles frey/ und um der ſchwachen willen ohne zwang und noth blie- be. Und dahero findet man in ſeinem dritten Tomo in dem buͤchlein wieder Danæum, Smeg- ma genant/ allezeit dieſe worte zum beſchluß: Was braucht der eines bandes/ der frey leben kan? Wat behoeft hy bant, die onge- banden leven kan. Und ſolcher bekaͤntnis wegen/ welche den grund der Clericaliſchen herꝛſchafft uͤbern hauffen geworffen/ hat man ſich uͤber ihn beſchweret/ daß er ein rechter Libertiner gewe- ſen/ und den kern vom Libertiniſmo den leuten eingepraͤget habe/ wie Hornbeckius l. c. p. 471. klaget. item, daß er gehoffet/ es wuͤrden noch vor dem juͤngſten tag maͤnner auffſtehen/ die den Apoſteln gleich ſeyn wuͤrden/ und eine rechte kirche CHriſti ſammlen. Vid. Seylerus l. c. Von frey- heit der glaͤubigen. Liberti- niſmus. 16. Es iſt aber dieſes ſonderlich an dem mann loͤblich geweſen/ daß er gleichwol vor ſich ſelbſt keine neue ſecte angefangen/ ſondern eben ſolchen ſectiriſchen ſpaltungen ſpinnenfeind ge- weſen. Deswegen man auch im dritten tomo einen gantzen tractat von verminderung der ſecten findet. Es haben auch die Reformir- ten prediger und darunter Hornbeckius l. c. ſelbſt dieſen ſeinen ſinn nicht tadeln koͤnnen/ daß er die ſecten durch das wahre Chriſtenthum ver- einigen/ und ſie alle zur H. Schrifft alleinifuͤh- ren wollen: nur daß ſie vor unertraͤglich halten/ wenn er ihre kirche auch unter die ſecten gerechnet/ und eine ſo gut als die ande- re gehalten/ das ordentliche Miniſterium ſamt deſſen auctoritaͤt und gewalt beſtuͤꝛ- met und mit fuͤſſen getreten haͤtte. Und eben davon ſchreibet auch der vorredner uͤber ſeine opera p. 8. Seine miß goͤnſtige haͤtten ihn meiſt deßwegen angefeindet/ weil er ſich in keine aͤuſſerliche kirche begeben/ auch ſelbſt keine eige- ne auffgerichtet; davon er auch ſehr offte ſelbſt geſagt haͤtte: Es waͤren ja mehr als zu viel kirchen/ und waͤre noͤthiger ſie ein- zureiſſen als neue zu bauen; und denn- noch waͤre keine wahre oder allgemeine freye kirche/ ſondern lauter ſectiriſche/ und ihre meiſten ſtiffter und kirch-mei- ſter waͤren ungeſunde bauleute. Man haͤtte ihm auch daruͤber noch geſagt/ als wenn er die leute ohne aͤuſſerliche kirche gantz wild machen wolte/ welches aber falſch geweſen. Von de- nen ſecten. Jahr MDC. biß MDCC. 17. Jn dieſem und dergleichen ſeinem vor- haben haben ihm nun viel intereſſirte wieder- ſprochen/ ſonderlich die Prediger zu Delft in ei- nem tractat: Examen inauditi medii nuper edi- ti à Theodoro Volckert ad minuendas ſectas & partium ſtudia. Delphis 1582. Jngleichen her- nach Lambertus Danæus, damals Profeſſor zu Leyden/ wie Voëtius l. c. p. 219. gedencket. Es haben ihn auch ſeine wiederſacher mit allerhand ketzer-namen verhaſt und verdaͤchtig machen wollen/ wie er ſelbſt in einem ſchreiben an die Commiſſarios T. II. p. 236. klaget/ daß ſie ihn einen Pelagianer geſcholten. Und p. 581. klagt er uͤber gar viel calumnien/ die die Prediger wieder ihn ausgeſprenget/ als wenn es das volck von der kirche ab und zum Atheiſmo fuͤh- ren wolte; item, daß er die Reformirte kirche deßwegen vor gebrechlich hielte/ damit er ſelbſt eine auffrichten koͤnte; daß er auch bloß aus haß wieder den verſtorbenen Calvinum alles ge- ſchrieben/ und denen Papiſten damit einen ge- fallen thun/ wollen ꝛc. Dergleichen aufflagen man wieder ihn haͤuffig findet beym Oomio p. I. Theolog. pract. p. 606. Voëtio in Catechi- ſmo Remonſtrantium p. 599. und in Politia Eccleſiaſt. l. c. allwo er ihn ſemi-paganum, ſe- mi-idiotam, ſemi-libertinum, und dergleichen titulirt/ ungeacht ſo wol Voëtius ſelber als Pontanus und andere gelehrte dieſes mannes gaben auffrichtig bekannt gehabt. Er hat wuͤrcklich der Cleriſey feindſchafft erfahren muͤſſen/ da dieſe nicht geruhet/ biß die Staaten und der Rath zu Delft anno 1577. 78. und 83. eine inquiſition wider ihn angeſtellt/ und er aus der ſtadt Delft verjaget worden/ davon ſei- ne Apologie/ Haemſcherm genant/ handelt. Vid. T. III. op. p. 144. 147. v. 434. conf. Voëtius l. c. L. IV. c. 1. p. 454. und p. 386. 416. Was er ſonſten von ſeinen feinden wegen ſeiner auffrich- tigkeit und treue erlitten/ iſt oben in ſeinem le- bens-lauff beruͤhret worden. Wieder- ſpruch ge- gen ihn. Schmaͤh- worte und calumni- en. Inquiſiti- on und verja- gung. 18. Jn gedachter vorrede uͤber Cornherts Opera werden unterſchiedliche andere perſonen genennet/ welche faſt eben dergleichen um ſel- bige zeit in Holland von der wahrheit gezeu- get/

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/76>, abgerufen am 11.05.2024.