Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische händel wegen Crypto-Calvinismi.
[Spaltenumbruch]

Den 23. Octobr. ward allen predigern und
schuldienern der alten und neuen stadt Eiß-
leben vom oberauffseher ein schreiben zuge-
schickt/ darinnen sie folgenden montag zur in-
troduction
des neuen Superintendenten citiret
und vorbeschieden wurden. Diese citation
gaben sie den anwesenden Herren Grafen zuer-
kennen/ bekamen aber darauff keine antwort.
Jngleichen haben auch etliche der Fürstin pre-
diger solches J. F. G. heimgelassenen Secreta-
rium
und Schösser Wolff Wiesenern berich-
tet/ und um rathgebeten/ haben ihnen aber zur
antwort gegeben/ möchten den rath bey sich
selber nehmen/ sie könten ihnen hierinnen nicht
rathen/ es wäre ein grosser gegenparth etc. Jst
also das ministerium von denen Hrn. Grafen
allerseits trost-und schutzloß gelassen worden.

Den 24. Octobr. läst der Herr Autumnus
sein colloquium wieder abfordern/ stellets ei-
nem jeden frey/ und auff sein gewissen/ was er
hierinnen thun wolle.

Den 25. Octobr. kommt D. Adamus Rode-
rus Superintendens
zu Merseburg/ neben dem
neuen Superintendenten M. Philippo Seidlero
in der Breiterin gasthoff/ liessen den Pfarr-
herrn zu S. Andreas zu sich forderen/ welcher
sie allen zustand jetzigen streits/ so wolder Hrn.
Graffen rechtes/ und JJ. GG. beschwerung
nothdürfftig berichtet/ auch erinnert/ was diß
fürnehmen für zerrüttung in dieser graffschafft
kirchen geben würde. Darauff sie sich beyde
erkläret/ daß diese fürstellung deß Superinten-
den
ten den Hrn. Graffen zu keinem nachtheil/
noch verkleinerung JJ. GG. rechtens gemei-
net/ dem ministerio auch zu keiner gefahr/ weder
in ihren vocationibus noch confession gereichen
solte; Bäten/ sie solten kein mißtrauen in
sie setzen/ sie hätten auch ein jeder eine seele zu
verwahren/ so hätten sie auch so wohl als wir
der formae concordiae subscribiret/ wolten auch
noch nicht gerne/ daß der geringste küster ih-
renthalben solte gefähret/ vielweniger entur-
laubet werden/ geschweige dann ein prediger.

Den 24. Octob. haben der Fürstin predi-
ger an den oberauffseher/ und folgents den 26.
Octobr. frühe um 6. uhr an D. Rotherum und
M. Seidlerum geschrieben/ und um 6. wochen
bedenckzeit gebetten/ und daß sie die beyden
Theologen wolten helfen verbitten/ daß sie mit
der stipulation verschonet würden/ und frist
haben möchten/ an ihre Obrigkeit deßhalben
zuschreiben; kriegen eine abschlägige antwort
von dem oberauffseher/ von den Theologen aber
gar keine/ unangesehen/ daß alle drey Pastores
in D. Roderi herberge aufwarten/ und mit ihm
zugleich auch mündliche unterredung pflegen
wollen/ so können sie doch nicht fürkommen;
darüber bedencken sie sich/ und gehen sämtlich
zu M. Seidlero, welcher in M. Molingen schul-
behausung gangen war/ mit dem halten sie die-
se unterredung: Erstlich wird die sache wie-
derholet/ und angezeiget/ wie beschwerlich ih-
nen dieses fürfiele/ und allerley bekümmerniß
machte ihrer pflicht/ gewissens/ und guten na-
mens halber/ daß sie stipulation thun solten/
müsten ja von ihrer Obrigkeit loß gezehlet
werden/ bätten um intercession, daß sie möch-
ten darmit verschonet werden. Er antwortet/
daß ihm unser zustand sehr zu hertzen gienge/
und uns wolglauben könte/ weil er in gleichem
casu gestecket. Darnach antwortet er auff un-
[Spaltenumbruch] ser einwenden/ wir dörfften uns derohalben
kein Gewissen machen/ weil supremus magi-
stratus
solches befähle; Wir solten distingui-
ren inter superiorem und inferiorem magistra-
tum.
Zudem so hätten wir unserer Obrigkeit
keinen leiblichen eyd gethan/ daß wir die loß-
zehlung vorwendeten (mit denen unterthanen
hätte es viel einen anderen bescheid) wir blie-
ben in unsern vocationibus und pflichten; Un-
sers guten namens halber hätten wir uns auch
nicht zu befürchten/ non enim quid vulgus, sed
quid recte sentientes judicent, attendendum es-
se.
Vermahnet uns/ wir solten uns selbst nicht
ein unglück über den halß ziehen/ wurffen uns
für das griechische dictum: [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]. Daß sie aber weiter begehren
zu wissen/ ob sie bey ihren confessionibus, cere-
moni
en und was dem anhängig solten gelas-
sen werden/ antwortet er: Omnino. Unter-
dessen kommt D. Rotherus, und wird Seidle-
tus
ins pfarrhauß erfordert/ nimmts doch auff
sich/ daß er unserthalben mit dem oberauffse-
her reden wolle.

Da nun zu dem actu geleutet wird/ samm-
len sich viele pastores auff dem kirchhoffe. Da
werden allerhand unterredungen hincinde ge-
pflogen: Der meiste theil hielt darfür ceden-
dum esse tempori,
(weils ein mere politicum)
und die grosse gewalt vorhanden/ auch die
gefahr/ daß durch unsere verweigerung nicht
allein unserer Obrigkeit mehr eingriffe gesche-
hen/ sondern auch unsere anbefohlene Kirchen
mit verdächtigen persohnen möchten belästi-
get werden/ wir aber vermög unsers ampts
und unser Kirchen schuldig solches zuverhüten.
Da dieses die prediger zu S. Andreas erfah-
ren/ haben sie den oberauffseher mündlich an-
gesprochen und erinnert/ was sie hierbevor in
ansuchung wegen ihrer besoldung angezogen/
nemlich/ daß sie vor ihre person sich in den
streit der hohen obrigkeit/ wegen deß juris pa-
tronatus,
nicht mengen wolten. Könten aber
gleichwol sich auch in keine anordnung ohne
JJ. GG. vorwissen und einwilligung einlas-
sen. Zu den wären sie auch allbereit von JJ.
GG. an Autumnum gewiesen/ und hätte dem-
selben gleichwol handgelöbniß gethan/ wäre
derohalben ihnen sehr bedencklich/ daß sie
zweyen Superintendenten angeloben solten.
Bäten derohalben es woltens S. G. doch da-
hin richten/ da ja diese erweisung ihren fort-
gang haben solte/ daß es mit der Herren Graf-
fen consens geschehen/ und sie beydes der Hn.
Graffen pflicht und deß gelöbniß/ so sie dem
Herren Autumno gethan/ möchten loß gezeh-
let werden/ so solte es dann an ihnen auch nicht
mangeln. Darauff gibt er zur antwort: Er
könte leicht erachten/ was die Herren Graffen
vorbedencken hätten/ daß sich JJ. GG. auff
unser ansuchen nicht erklären wolten. Es
verstünden JJ. GG. selbst wol/ daß sie nichts
könten erhalten. Sein gnädigster Chur-Fürst
und Herr hätte darum mit der sache so lang-
samumgangen/ daß er JJ. GG. zeit genug
liese/ die sache am Käyserlichen hoffe oder Kam-
mergerichte/ oder wo sie wolten/ zusuchen/ da-
mit sie sich nicht zu beschweren/ als wären sie
von Jhro Chur-Fürstl. Gnaden übereilet wor-
den. Sie hättens auch wol daselbst gesucht/
aber bißhero nichts erhalten können. Hät-
ten auch noch in neulichkeit ein schreiben von

Käy-
A. K. H. Vierter Theil. L l l
Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto-Calviniſmi.
[Spaltenumbruch]

Den 23. Octobr. ward allen predigern und
ſchuldienern der alten und neuen ſtadt Eiß-
leben vom oberauffſeher ein ſchreiben zuge-
ſchickt/ darinnen ſie folgenden montag zur in-
troduction
des neuen Superintendenten citiret
und vorbeſchieden wurden. Dieſe citation
gaben ſie den anweſenden Herren Grafen zuer-
kennen/ bekamen aber darauff keine antwort.
Jngleichen haben auch etliche der Fuͤrſtin pre-
diger ſolches J. F. G. heimgelaſſenen Secreta-
rium
und Schoͤſſer Wolff Wieſenern berich-
tet/ und um rathgebeten/ haben ihnen aber zur
antwort gegeben/ moͤchten den rath bey ſich
ſelber nehmen/ ſie koͤnten ihnen hierinnen nicht
rathen/ es waͤre ein groſſer gegenparth ꝛc. Jſt
alſo das miniſterium von denen Hrn. Grafen
allerſeits troſt-und ſchutzloß gelaſſen worden.

Den 24. Octobr. laͤſt der Herr Autumnus
ſein colloquium wieder abfordern/ ſtellets ei-
nem jeden frey/ und auff ſein gewiſſen/ was er
hierinnen thun wolle.

Den 25. Octobr. kommt D. Adamus Rode-
rus Superintendens
zu Merſeburg/ neben dem
neuen Superintendenten M. Philippo Seidlero
in der Breiterin gaſthoff/ lieſſen den Pfarr-
herrn zu S. Andreas zu ſich forderen/ welcher
ſie allen zuſtand jetzigen ſtreits/ ſo wolder Hrn.
Graffen rechtes/ und JJ. GG. beſchwerung
nothduͤrfftig berichtet/ auch erinnert/ was diß
fuͤrnehmen fuͤr zerruͤttung in dieſer graffſchafft
kirchen geben wuͤrde. Darauff ſie ſich beyde
erklaͤret/ daß dieſe fuͤrſtellung deß Superinten-
den
ten den Hrn. Graffen zu keinem nachtheil/
noch verkleinerung JJ. GG. rechtens gemei-
net/ dem miniſterio auch zu keiner gefahr/ weder
in ihren vocationibus noch confeſſion gereichen
ſolte; Baͤten/ ſie ſolten kein mißtrauen in
ſie ſetzen/ ſie haͤtten auch ein jeder eine ſeele zu
verwahren/ ſo haͤtten ſie auch ſo wohl als wir
der formæ concordiæ ſubſcribiret/ wolten auch
noch nicht gerne/ daß der geringſte kuͤſter ih-
renthalben ſolte gefaͤhret/ vielweniger entur-
laubet werden/ geſchweige dann ein prediger.

Den 24. Octob. haben der Fuͤrſtin predi-
ger an den oberauffſeher/ und folgents den 26.
Octobr. fruͤhe um 6. uhr an D. Rotherum und
M. Seidlerum geſchrieben/ und um 6. wochen
bedenckzeit gebetten/ und daß ſie die beyden
Theologen wolten helfen verbitten/ daß ſie mit
der ſtipulation verſchonet wuͤrden/ und friſt
haben moͤchten/ an ihre Obrigkeit deßhalben
zuſchreiben; kriegen eine abſchlaͤgige antwort
von dem oberauffſeher/ von den Theologen aber
gar keine/ unangeſehen/ daß alle drey Paſtores
in D. Roderi herberge aufwarten/ und mit ihm
zugleich auch muͤndliche unterredung pflegen
wollen/ ſo koͤnnen ſie doch nicht fuͤrkommen;
daruͤber bedencken ſie ſich/ und gehen ſaͤmtlich
zu M. Seidlero, welcher in M. Molingen ſchul-
behauſung gangen war/ mit dem halten ſie die-
ſe unterredung: Erſtlich wird die ſache wie-
derholet/ und angezeiget/ wie beſchwerlich ih-
nen dieſes fuͤrfiele/ und allerley bekuͤmmerniß
machte ihrer pflicht/ gewiſſens/ und guten na-
mens halber/ daß ſie ſtipulation thun ſolten/
muͤſten ja von ihrer Obrigkeit loß gezehlet
werden/ baͤtten um interceſſion, daß ſie moͤch-
ten darmit verſchonet werden. Er antwortet/
daß ihm unſer zuſtand ſehr zu hertzen gienge/
und uns wolglauben koͤnte/ weil er in gleichem
caſu geſtecket. Darnach antwortet er auff un-
[Spaltenumbruch] ſer einwenden/ wir doͤrfften uns derohalben
kein Gewiſſen machen/ weil ſupremus magi-
ſtratus
ſolches befaͤhle; Wir ſolten diſtingui-
ren inter ſuperiorem und inferiorem magiſtra-
tum.
Zudem ſo haͤtten wir unſerer Obrigkeit
keinen leiblichen eyd gethan/ daß wir die loß-
zehlung vorwendeten (mit denen unterthanen
haͤtte es viel einen anderen beſcheid) wir blie-
ben in unſern vocationibus und pflichten; Un-
ſers guten namens halber haͤtten wir uns auch
nicht zu befuͤrchten/ non enim quid vulgus, ſed
quid rectè ſentientes judicent, attendendum eſ-
ſe.
Vermahnet uns/ wir ſolten uns ſelbſt nicht
ein ungluͤck uͤber den halß ziehen/ wurffen uns
fuͤr das griechiſche dictum: [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]. Daß ſie aber weiter begehren
zu wiſſen/ ob ſie bey ihren confeſſionibus, cere-
moni
en und was dem anhaͤngig ſolten gelaſ-
ſen werden/ antwortet er: Omnino. Unter-
deſſen kommt D. Rotherus, und wird Seidle-
tus
ins pfarrhauß erfordert/ nimmts doch auff
ſich/ daß er unſerthalben mit dem oberauffſe-
her reden wolle.

Da nun zu dem actu geleutet wird/ ſamm-
len ſich viele paſtores auff dem kirchhoffe. Da
werden allerhand unterredungen hincinde ge-
pflogen: Der meiſte theil hielt darfuͤr ceden-
dum eſſe tempori,
(weils ein merè politicum)
und die groſſe gewalt vorhanden/ auch die
gefahr/ daß durch unſere verweigerung nicht
allein unſerer Obrigkeit mehr eingriffe geſche-
hen/ ſondern auch unſere anbefohlene Kirchen
mit verdaͤchtigen perſohnen moͤchten belaͤſti-
get werden/ wir aber vermoͤg unſers ampts
und unſer Kirchen ſchuldig ſolches zuverhuͤten.
Da dieſes die prediger zu S. Andreas erfah-
ren/ haben ſie den oberauffſeher muͤndlich an-
geſprochen und erinnert/ was ſie hierbevor in
anſuchung wegen ihrer beſoldung angezogen/
nemlich/ daß ſie vor ihre perſon ſich in den
ſtreit der hohen obrigkeit/ wegen deß juris pa-
tronatus,
nicht mengen wolten. Koͤnten aber
gleichwol ſich auch in keine anordnung ohne
JJ. GG. vorwiſſen und einwilligung einlaſ-
ſen. Zu den waͤren ſie auch allbereit von JJ.
GG. an Autumnum gewieſen/ und haͤttē dem-
ſelben gleichwol handgeloͤbniß gethan/ waͤre
derohalben ihnen ſehr bedencklich/ daß ſie
zweyen Superintendenten angeloben ſolten.
Baͤten derohalben es woltens S. G. doch da-
hin richten/ da ja dieſe erweiſung ihren fort-
gang haben ſolte/ daß es mit der Herren Graf-
fen conſens geſchehen/ und ſie beydes der Hn.
Graffen pflicht und deß geloͤbniß/ ſo ſie dem
Herren Autumno gethan/ moͤchten loß gezeh-
let werden/ ſo ſolte es dann an ihnen auch nicht
mangeln. Darauff gibt er zur antwort: Er
koͤnte leicht erachten/ was die Herren Graffen
vorbedencken haͤtten/ daß ſich JJ. GG. auff
unſer anſuchen nicht erklaͤren wolten. Es
verſtuͤnden JJ. GG. ſelbſt wol/ daß ſie nichts
koͤnten erhalten. Sein gnaͤdigſter Chur-Fuͤrſt
und Herr haͤtte darum mit der ſache ſo lang-
ſamumgangen/ daß er JJ. GG. zeit genug
lieſe/ die ſache am Kaͤyſerlichen hoffe oder Kam-
mergerichte/ oder wo ſie wolten/ zuſuchen/ da-
mit ſie ſich nicht zu beſchweren/ als waͤren ſie
von Jhro Chur-Fuͤrſtl. Gnaden uͤbereilet wor-
den. Sie haͤttens auch wol daſelbſt geſucht/
aber bißhero nichts erhalten koͤnnen. Haͤt-
ten auch noch in neulichkeit ein ſchreiben von

Kaͤy-
A. K. H. Vierter Theil. L l l
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0753" n="452"/>
            <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. LIX.</hi> Eißlebi&#x017F;che ha&#x0364;ndel wegen <hi rendition="#aq">Crypto-Calvini&#x017F;mi.</hi></fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Den 23. Octobr. ward allen predigern und<lb/>
&#x017F;chuldienern der alten und neuen &#x017F;tadt Eiß-<lb/>
leben vom oberauff&#x017F;eher ein &#x017F;chreiben zuge-<lb/>
&#x017F;chickt/ darinnen &#x017F;ie folgenden montag zur <hi rendition="#aq">in-<lb/>
troduction</hi> des neuen <hi rendition="#aq">Superintendent</hi>en <hi rendition="#aq">citi</hi>ret<lb/>
und vorbe&#x017F;chieden wurden. Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">citation</hi><lb/>
gaben &#x017F;ie den anwe&#x017F;enden Herren Grafen zuer-<lb/>
kennen/ bekamen aber darauff keine antwort.<lb/>
Jngleichen haben auch etliche der Fu&#x0364;r&#x017F;tin pre-<lb/>
diger &#x017F;olches J. F. G. heimgela&#x017F;&#x017F;enen <hi rendition="#aq">Secreta-<lb/>
rium</hi> und Scho&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Wolff Wie&#x017F;enern berich-<lb/>
tet/ und um rathgebeten/ haben ihnen aber zur<lb/>
antwort gegeben/ mo&#x0364;chten den rath bey &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elber nehmen/ &#x017F;ie ko&#x0364;nten ihnen hierinnen nicht<lb/>
rathen/ es wa&#x0364;re ein gro&#x017F;&#x017F;er gegenparth &#xA75B;c. J&#x017F;t<lb/>
al&#x017F;o das <hi rendition="#aq">mini&#x017F;terium</hi> von denen Hrn. Grafen<lb/>
aller&#x017F;eits tro&#x017F;t-und &#x017F;chutzloß gela&#x017F;&#x017F;en worden.</p><lb/>
            <p>Den 24. Octobr. la&#x0364;&#x017F;t der Herr <hi rendition="#aq">Autumnus</hi><lb/>
&#x017F;ein <hi rendition="#aq">colloquium</hi> wieder abfordern/ &#x017F;tellets ei-<lb/>
nem jeden frey/ und auff &#x017F;ein gewi&#x017F;&#x017F;en/ was er<lb/>
hierinnen thun wolle.</p><lb/>
            <p>Den 25. Octobr. kommt <hi rendition="#aq">D. Adamus Rode-<lb/>
rus Superintendens</hi> zu Mer&#x017F;eburg/ neben dem<lb/>
neuen <hi rendition="#aq">Superintendent</hi>en <hi rendition="#aq">M. Philippo Seidlero</hi><lb/>
in der Breiterin ga&#x017F;thoff/ lie&#x017F;&#x017F;en den Pfarr-<lb/>
herrn zu S. Andreas zu &#x017F;ich forderen/ welcher<lb/>
&#x017F;ie allen zu&#x017F;tand jetzigen &#x017F;treits/ &#x017F;o wolder Hrn.<lb/>
Graffen rechtes/ und JJ. GG. be&#x017F;chwerung<lb/>
nothdu&#x0364;rfftig berichtet/ auch erinnert/ was diß<lb/>
fu&#x0364;rnehmen fu&#x0364;r zerru&#x0364;ttung in die&#x017F;er graff&#x017F;chafft<lb/>
kirchen geben wu&#x0364;rde. Darauff &#x017F;ie &#x017F;ich beyde<lb/>
erkla&#x0364;ret/ daß die&#x017F;e fu&#x0364;r&#x017F;tellung deß <hi rendition="#aq">Superinten-<lb/>
den</hi>ten den Hrn. Graffen zu keinem nachtheil/<lb/>
noch verkleinerung JJ. GG. rechtens gemei-<lb/>
net/ dem <hi rendition="#aq">mini&#x017F;terio</hi> auch zu keiner gefahr/ weder<lb/>
in ihren <hi rendition="#aq">vocationibus</hi> noch <hi rendition="#aq">confe&#x017F;&#x017F;ion</hi> gereichen<lb/>
&#x017F;olte; Ba&#x0364;ten/ &#x017F;ie &#x017F;olten kein mißtrauen in<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;etzen/ &#x017F;ie ha&#x0364;tten auch ein jeder eine &#x017F;eele zu<lb/>
verwahren/ &#x017F;o ha&#x0364;tten &#x017F;ie auch &#x017F;o wohl als wir<lb/>
der <hi rendition="#aq">formæ concordiæ &#x017F;ub&#x017F;cribi</hi>ret/ wolten auch<lb/>
noch nicht gerne/ daß der gering&#x017F;te ku&#x0364;&#x017F;ter ih-<lb/>
renthalben &#x017F;olte gefa&#x0364;hret/ vielweniger entur-<lb/>
laubet werden/ ge&#x017F;chweige dann ein prediger.</p><lb/>
            <p>Den 24. Octob. haben der Fu&#x0364;r&#x017F;tin predi-<lb/>
ger an den oberauff&#x017F;eher/ und folgents den 26.<lb/>
Octobr. fru&#x0364;he um 6. uhr an <hi rendition="#aq">D. Rotherum</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">M. Seidlerum</hi> ge&#x017F;chrieben/ und um 6. wochen<lb/>
bedenckzeit gebetten/ und daß &#x017F;ie die beyden<lb/><hi rendition="#aq">Theolog</hi>en wolten helfen verbitten/ daß &#x017F;ie mit<lb/>
der <hi rendition="#aq">&#x017F;tipulation</hi> ver&#x017F;chonet wu&#x0364;rden/ und fri&#x017F;t<lb/>
haben mo&#x0364;chten/ an ihre Obrigkeit deßhalben<lb/>
zu&#x017F;chreiben; kriegen eine ab&#x017F;chla&#x0364;gige antwort<lb/>
von dem oberauff&#x017F;eher/ von den <hi rendition="#aq">Theolog</hi>en aber<lb/>
gar keine/ unange&#x017F;ehen/ daß alle drey <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;tores</hi><lb/>
in <hi rendition="#aq">D. Roderi</hi> herberge aufwarten/ und mit ihm<lb/>
zugleich auch mu&#x0364;ndliche unterredung pflegen<lb/>
wollen/ &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie doch nicht fu&#x0364;rkommen;<lb/>
daru&#x0364;ber bedencken &#x017F;ie &#x017F;ich/ und gehen &#x017F;a&#x0364;mtlich<lb/>
zu <hi rendition="#aq">M. Seidlero,</hi> welcher in <hi rendition="#aq">M.</hi> Molingen &#x017F;chul-<lb/>
behau&#x017F;ung gangen war/ mit dem halten &#x017F;ie die-<lb/>
&#x017F;e unterredung: Er&#x017F;tlich wird die &#x017F;ache wie-<lb/>
derholet/ und angezeiget/ wie be&#x017F;chwerlich ih-<lb/>
nen die&#x017F;es fu&#x0364;rfiele/ und allerley beku&#x0364;mmerniß<lb/>
machte ihrer pflicht/ gewi&#x017F;&#x017F;ens/ und guten na-<lb/>
mens halber/ daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">&#x017F;tipulation</hi> thun &#x017F;olten/<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;ten ja von ihrer Obrigkeit loß gezehlet<lb/>
werden/ ba&#x0364;tten um <hi rendition="#aq">interce&#x017F;&#x017F;ion,</hi> daß &#x017F;ie mo&#x0364;ch-<lb/>
ten darmit ver&#x017F;chonet werden. Er antwortet/<lb/>
daß ihm un&#x017F;er zu&#x017F;tand &#x017F;ehr zu hertzen gienge/<lb/>
und uns wolglauben ko&#x0364;nte/ weil er in gleichem<lb/><hi rendition="#aq">ca&#x017F;u</hi> ge&#x017F;tecket. Darnach antwortet er auff un-<lb/><cb/>
&#x017F;er einwenden/ wir do&#x0364;rfften uns derohalben<lb/>
kein Gewi&#x017F;&#x017F;en machen/ weil <hi rendition="#aq">&#x017F;upremus magi-<lb/>
&#x017F;tratus</hi> &#x017F;olches befa&#x0364;hle; Wir &#x017F;olten <hi rendition="#aq">di&#x017F;tingui-</hi><lb/>
ren <hi rendition="#aq">inter &#x017F;uperiorem</hi> und <hi rendition="#aq">inferiorem magi&#x017F;tra-<lb/>
tum.</hi> Zudem &#x017F;o ha&#x0364;tten wir un&#x017F;erer Obrigkeit<lb/>
keinen leiblichen eyd gethan/ daß wir die loß-<lb/>
zehlung vorwendeten (mit denen unterthanen<lb/>
ha&#x0364;tte es viel einen anderen be&#x017F;cheid) wir blie-<lb/>
ben in un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">vocationibus</hi> und pflichten; Un-<lb/>
&#x017F;ers guten namens halber ha&#x0364;tten wir uns auch<lb/>
nicht zu befu&#x0364;rchten/ <hi rendition="#aq">non enim quid vulgus, &#x017F;ed<lb/>
quid rectè &#x017F;entientes judicent, attendendum e&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e.</hi> Vermahnet uns/ wir &#x017F;olten uns &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
ein unglu&#x0364;ck u&#x0364;ber den halß ziehen/ wurffen uns<lb/>
fu&#x0364;r das griechi&#x017F;che <hi rendition="#aq">dictum:</hi> <gap reason="fm" unit="chars"/><lb/><gap reason="fm" unit="chars"/>. Daß &#x017F;ie aber weiter begehren<lb/>
zu wi&#x017F;&#x017F;en/ ob &#x017F;ie bey ihren <hi rendition="#aq">confe&#x017F;&#x017F;ionibus, cere-<lb/>
moni</hi>en und was dem anha&#x0364;ngig &#x017F;olten gela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en werden/ antwortet er: <hi rendition="#aq">Omnino.</hi> Unter-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en kommt <hi rendition="#aq">D. Rotherus,</hi> und wird <hi rendition="#aq">Seidle-<lb/>
tus</hi> ins pfarrhauß erfordert/ nimmts doch auff<lb/>
&#x017F;ich/ daß er un&#x017F;erthalben mit dem oberauff&#x017F;e-<lb/>
her reden wolle.</p><lb/>
            <p>Da nun zu dem <hi rendition="#aq">actu</hi> geleutet wird/ &#x017F;amm-<lb/>
len &#x017F;ich viele <hi rendition="#aq">pa&#x017F;tores</hi> auff dem kirchhoffe. Da<lb/>
werden allerhand unterredungen <hi rendition="#aq">hincinde</hi> ge-<lb/>
pflogen: Der mei&#x017F;te theil hielt darfu&#x0364;r <hi rendition="#aq">ceden-<lb/>
dum e&#x017F;&#x017F;e tempori,</hi> (weils ein <hi rendition="#aq">merè politicum</hi>)<lb/>
und die gro&#x017F;&#x017F;e gewalt vorhanden/ auch die<lb/>
gefahr/ daß durch un&#x017F;ere verweigerung nicht<lb/>
allein un&#x017F;erer Obrigkeit mehr eingriffe ge&#x017F;che-<lb/>
hen/ &#x017F;ondern auch un&#x017F;ere anbefohlene Kirchen<lb/>
mit verda&#x0364;chtigen per&#x017F;ohnen mo&#x0364;chten bela&#x0364;&#x017F;ti-<lb/>
get werden/ wir aber vermo&#x0364;g un&#x017F;ers ampts<lb/>
und un&#x017F;er Kirchen &#x017F;chuldig &#x017F;olches zuverhu&#x0364;ten.<lb/>
Da die&#x017F;es die prediger zu S. Andreas erfah-<lb/>
ren/ haben &#x017F;ie den oberauff&#x017F;eher mu&#x0364;ndlich an-<lb/>
ge&#x017F;prochen und erinnert/ was &#x017F;ie hierbevor in<lb/>
an&#x017F;uchung wegen ihrer be&#x017F;oldung angezogen/<lb/>
nemlich/ daß &#x017F;ie vor ihre per&#x017F;on &#x017F;ich in den<lb/>
&#x017F;treit der hohen obrigkeit/ wegen deß <hi rendition="#aq">juris pa-<lb/>
tronatus,</hi> nicht mengen wolten. Ko&#x0364;nten aber<lb/>
gleichwol &#x017F;ich auch in keine anordnung ohne<lb/>
JJ. GG. vorwi&#x017F;&#x017F;en und einwilligung einla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Zu den wa&#x0364;ren &#x017F;ie auch allbereit von JJ.<lb/>
GG. an <hi rendition="#aq">Autumnum</hi> gewie&#x017F;en/ und ha&#x0364;tt&#x0113; dem-<lb/>
&#x017F;elben gleichwol handgelo&#x0364;bniß gethan/ wa&#x0364;re<lb/>
derohalben ihnen &#x017F;ehr bedencklich/ daß &#x017F;ie<lb/>
zweyen <hi rendition="#aq">Superintenden</hi>ten angeloben &#x017F;olten.<lb/>
Ba&#x0364;ten derohalben es woltens S. G. doch da-<lb/>
hin richten/ da ja die&#x017F;e erwei&#x017F;ung ihren fort-<lb/>
gang haben &#x017F;olte/ daß es mit der Herren Graf-<lb/>
fen <hi rendition="#aq">con&#x017F;ens</hi> ge&#x017F;chehen/ und &#x017F;ie beydes der Hn.<lb/>
Graffen pflicht und deß gelo&#x0364;bniß/ &#x017F;o &#x017F;ie dem<lb/>
Herren <hi rendition="#aq">Autumno</hi> gethan/ mo&#x0364;chten loß gezeh-<lb/>
let werden/ &#x017F;o &#x017F;olte es dann an ihnen auch nicht<lb/>
mangeln. Darauff gibt er zur antwort: Er<lb/>
ko&#x0364;nte leicht erachten/ was die Herren Graffen<lb/>
vorbedencken ha&#x0364;tten/ daß &#x017F;ich JJ. GG. auff<lb/>
un&#x017F;er an&#x017F;uchen nicht erkla&#x0364;ren wolten. Es<lb/>
ver&#x017F;tu&#x0364;nden JJ. GG. &#x017F;elb&#x017F;t wol/ daß &#x017F;ie nichts<lb/>
ko&#x0364;nten erhalten. Sein gna&#x0364;dig&#x017F;ter Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
und Herr ha&#x0364;tte darum mit der &#x017F;ache &#x017F;o lang-<lb/>
&#x017F;amumgangen/ daß er JJ. GG. zeit genug<lb/>
lie&#x017F;e/ die &#x017F;ache am Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen hoffe oder Kam-<lb/>
mergerichte/ oder wo &#x017F;ie wolten/ zu&#x017F;uchen/ da-<lb/>
mit &#x017F;ie &#x017F;ich nicht zu be&#x017F;chweren/ als wa&#x0364;ren &#x017F;ie<lb/>
von Jhro Chur-Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Gnaden u&#x0364;bereilet wor-<lb/>
den. Sie ha&#x0364;ttens auch wol da&#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ucht/<lb/>
aber bißhero nichts erhalten ko&#x0364;nnen. Ha&#x0364;t-<lb/>
ten auch noch in neulichkeit ein &#x017F;chreiben von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> L l l</fw><fw place="bottom" type="catch">Ka&#x0364;y-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0753] Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto-Calviniſmi. Den 23. Octobr. ward allen predigern und ſchuldienern der alten und neuen ſtadt Eiß- leben vom oberauffſeher ein ſchreiben zuge- ſchickt/ darinnen ſie folgenden montag zur in- troduction des neuen Superintendenten citiret und vorbeſchieden wurden. Dieſe citation gaben ſie den anweſenden Herren Grafen zuer- kennen/ bekamen aber darauff keine antwort. Jngleichen haben auch etliche der Fuͤrſtin pre- diger ſolches J. F. G. heimgelaſſenen Secreta- rium und Schoͤſſer Wolff Wieſenern berich- tet/ und um rathgebeten/ haben ihnen aber zur antwort gegeben/ moͤchten den rath bey ſich ſelber nehmen/ ſie koͤnten ihnen hierinnen nicht rathen/ es waͤre ein groſſer gegenparth ꝛc. Jſt alſo das miniſterium von denen Hrn. Grafen allerſeits troſt-und ſchutzloß gelaſſen worden. Den 24. Octobr. laͤſt der Herr Autumnus ſein colloquium wieder abfordern/ ſtellets ei- nem jeden frey/ und auff ſein gewiſſen/ was er hierinnen thun wolle. Den 25. Octobr. kommt D. Adamus Rode- rus Superintendens zu Merſeburg/ neben dem neuen Superintendenten M. Philippo Seidlero in der Breiterin gaſthoff/ lieſſen den Pfarr- herrn zu S. Andreas zu ſich forderen/ welcher ſie allen zuſtand jetzigen ſtreits/ ſo wolder Hrn. Graffen rechtes/ und JJ. GG. beſchwerung nothduͤrfftig berichtet/ auch erinnert/ was diß fuͤrnehmen fuͤr zerruͤttung in dieſer graffſchafft kirchen geben wuͤrde. Darauff ſie ſich beyde erklaͤret/ daß dieſe fuͤrſtellung deß Superinten- denten den Hrn. Graffen zu keinem nachtheil/ noch verkleinerung JJ. GG. rechtens gemei- net/ dem miniſterio auch zu keiner gefahr/ weder in ihren vocationibus noch confeſſion gereichen ſolte; Baͤten/ ſie ſolten kein mißtrauen in ſie ſetzen/ ſie haͤtten auch ein jeder eine ſeele zu verwahren/ ſo haͤtten ſie auch ſo wohl als wir der formæ concordiæ ſubſcribiret/ wolten auch noch nicht gerne/ daß der geringſte kuͤſter ih- renthalben ſolte gefaͤhret/ vielweniger entur- laubet werden/ geſchweige dann ein prediger. Den 24. Octob. haben der Fuͤrſtin predi- ger an den oberauffſeher/ und folgents den 26. Octobr. fruͤhe um 6. uhr an D. Rotherum und M. Seidlerum geſchrieben/ und um 6. wochen bedenckzeit gebetten/ und daß ſie die beyden Theologen wolten helfen verbitten/ daß ſie mit der ſtipulation verſchonet wuͤrden/ und friſt haben moͤchten/ an ihre Obrigkeit deßhalben zuſchreiben; kriegen eine abſchlaͤgige antwort von dem oberauffſeher/ von den Theologen aber gar keine/ unangeſehen/ daß alle drey Paſtores in D. Roderi herberge aufwarten/ und mit ihm zugleich auch muͤndliche unterredung pflegen wollen/ ſo koͤnnen ſie doch nicht fuͤrkommen; daruͤber bedencken ſie ſich/ und gehen ſaͤmtlich zu M. Seidlero, welcher in M. Molingen ſchul- behauſung gangen war/ mit dem halten ſie die- ſe unterredung: Erſtlich wird die ſache wie- derholet/ und angezeiget/ wie beſchwerlich ih- nen dieſes fuͤrfiele/ und allerley bekuͤmmerniß machte ihrer pflicht/ gewiſſens/ und guten na- mens halber/ daß ſie ſtipulation thun ſolten/ muͤſten ja von ihrer Obrigkeit loß gezehlet werden/ baͤtten um interceſſion, daß ſie moͤch- ten darmit verſchonet werden. Er antwortet/ daß ihm unſer zuſtand ſehr zu hertzen gienge/ und uns wolglauben koͤnte/ weil er in gleichem caſu geſtecket. Darnach antwortet er auff un- ſer einwenden/ wir doͤrfften uns derohalben kein Gewiſſen machen/ weil ſupremus magi- ſtratus ſolches befaͤhle; Wir ſolten diſtingui- ren inter ſuperiorem und inferiorem magiſtra- tum. Zudem ſo haͤtten wir unſerer Obrigkeit keinen leiblichen eyd gethan/ daß wir die loß- zehlung vorwendeten (mit denen unterthanen haͤtte es viel einen anderen beſcheid) wir blie- ben in unſern vocationibus und pflichten; Un- ſers guten namens halber haͤtten wir uns auch nicht zu befuͤrchten/ non enim quid vulgus, ſed quid rectè ſentientes judicent, attendendum eſ- ſe. Vermahnet uns/ wir ſolten uns ſelbſt nicht ein ungluͤck uͤber den halß ziehen/ wurffen uns fuͤr das griechiſche dictum: _ _ . Daß ſie aber weiter begehren zu wiſſen/ ob ſie bey ihren confeſſionibus, cere- monien und was dem anhaͤngig ſolten gelaſ- ſen werden/ antwortet er: Omnino. Unter- deſſen kommt D. Rotherus, und wird Seidle- tus ins pfarrhauß erfordert/ nimmts doch auff ſich/ daß er unſerthalben mit dem oberauffſe- her reden wolle. Da nun zu dem actu geleutet wird/ ſamm- len ſich viele paſtores auff dem kirchhoffe. Da werden allerhand unterredungen hincinde ge- pflogen: Der meiſte theil hielt darfuͤr ceden- dum eſſe tempori, (weils ein merè politicum) und die groſſe gewalt vorhanden/ auch die gefahr/ daß durch unſere verweigerung nicht allein unſerer Obrigkeit mehr eingriffe geſche- hen/ ſondern auch unſere anbefohlene Kirchen mit verdaͤchtigen perſohnen moͤchten belaͤſti- get werden/ wir aber vermoͤg unſers ampts und unſer Kirchen ſchuldig ſolches zuverhuͤten. Da dieſes die prediger zu S. Andreas erfah- ren/ haben ſie den oberauffſeher muͤndlich an- geſprochen und erinnert/ was ſie hierbevor in anſuchung wegen ihrer beſoldung angezogen/ nemlich/ daß ſie vor ihre perſon ſich in den ſtreit der hohen obrigkeit/ wegen deß juris pa- tronatus, nicht mengen wolten. Koͤnten aber gleichwol ſich auch in keine anordnung ohne JJ. GG. vorwiſſen und einwilligung einlaſ- ſen. Zu den waͤren ſie auch allbereit von JJ. GG. an Autumnum gewieſen/ und haͤttē dem- ſelben gleichwol handgeloͤbniß gethan/ waͤre derohalben ihnen ſehr bedencklich/ daß ſie zweyen Superintendenten angeloben ſolten. Baͤten derohalben es woltens S. G. doch da- hin richten/ da ja dieſe erweiſung ihren fort- gang haben ſolte/ daß es mit der Herren Graf- fen conſens geſchehen/ und ſie beydes der Hn. Graffen pflicht und deß geloͤbniß/ ſo ſie dem Herren Autumno gethan/ moͤchten loß gezeh- let werden/ ſo ſolte es dann an ihnen auch nicht mangeln. Darauff gibt er zur antwort: Er koͤnte leicht erachten/ was die Herren Graffen vorbedencken haͤtten/ daß ſich JJ. GG. auff unſer anſuchen nicht erklaͤren wolten. Es verſtuͤnden JJ. GG. ſelbſt wol/ daß ſie nichts koͤnten erhalten. Sein gnaͤdigſter Chur-Fuͤrſt und Herr haͤtte darum mit der ſache ſo lang- ſamumgangen/ daß er JJ. GG. zeit genug lieſe/ die ſache am Kaͤyſerlichen hoffe oder Kam- mergerichte/ oder wo ſie wolten/ zuſuchen/ da- mit ſie ſich nicht zu beſchweren/ als waͤren ſie von Jhro Chur-Fuͤrſtl. Gnaden uͤbereilet wor- den. Sie haͤttens auch wol daſelbſt geſucht/ aber bißhero nichts erhalten koͤnnen. Haͤt- ten auch noch in neulichkeit ein ſchreiben von Kaͤy- A. K. H. Vierter Theil. L l l

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/753
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/753>, abgerufen am 01.11.2024.