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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische händel wegen Crypto-Calvinismi.
[Spaltenumbruch]

Den 23. Octobr. ward allen predigern und
schuldienern der alten und neuen stadt Eiß-
leben vom oberauffseher ein schreiben zuge-
schickt/ darinnen sie folgenden montag zur in-
troduction
des neuen Superintendenten citiret
und vorbeschieden wurden. Diese citation
gaben sie den anwesenden Herren Grafen zuer-
kennen/ bekamen aber darauff keine antwort.
Jngleichen haben auch etliche der Fürstin pre-
diger solches J. F. G. heimgelassenen Secreta-
rium
und Schösser Wolff Wiesenern berich-
tet/ und um rathgebeten/ haben ihnen aber zur
antwort gegeben/ möchten den rath bey sich
selber nehmen/ sie könten ihnen hierinnen nicht
rathen/ es wäre ein grosser gegenparth etc. Jst
also das ministerium von denen Hrn. Grafen
allerseits trost-und schutzloß gelassen worden.

Den 24. Octobr. läst der Herr Autumnus
sein colloquium wieder abfordern/ stellets ei-
nem jeden frey/ und auff sein gewissen/ was er
hierinnen thun wolle.

Den 25. Octobr. kommt D. Adamus Rode-
rus Superintendens
zu Merseburg/ neben dem
neuen Superintendenten M. Philippo Seidlero
in der Breiterin gasthoff/ liessen den Pfarr-
herrn zu S. Andreas zu sich forderen/ welcher
sie allen zustand jetzigen streits/ so wolder Hrn.
Graffen rechtes/ und JJ. GG. beschwerung
nothdürfftig berichtet/ auch erinnert/ was diß
fürnehmen für zerrüttung in dieser graffschafft
kirchen geben würde. Darauff sie sich beyde
erkläret/ daß diese fürstellung deß Superinten-
den
ten den Hrn. Graffen zu keinem nachtheil/
noch verkleinerung JJ. GG. rechtens gemei-
net/ dem ministerio auch zu keiner gefahr/ weder
in ihren vocationibus noch confession gereichen
solte; Bäten/ sie solten kein mißtrauen in
sie setzen/ sie hätten auch ein jeder eine seele zu
verwahren/ so hätten sie auch so wohl als wir
der formae concordiae subscribiret/ wolten auch
noch nicht gerne/ daß der geringste küster ih-
renthalben solte gefähret/ vielweniger entur-
laubet werden/ geschweige dann ein prediger.

Den 24. Octob. haben der Fürstin predi-
ger an den oberauffseher/ und folgents den 26.
Octobr. frühe um 6. uhr an D. Rotherum und
M. Seidlerum geschrieben/ und um 6. wochen
bedenckzeit gebetten/ und daß sie die beyden
Theologen wolten helfen verbitten/ daß sie mit
der stipulation verschonet würden/ und frist
haben möchten/ an ihre Obrigkeit deßhalben
zuschreiben; kriegen eine abschlägige antwort
von dem oberauffseher/ von den Theologen aber
gar keine/ unangesehen/ daß alle drey Pastores
in D. Roderi herberge aufwarten/ und mit ihm
zugleich auch mündliche unterredung pflegen
wollen/ so können sie doch nicht fürkommen;
darüber bedencken sie sich/ und gehen sämtlich
zu M. Seidlero, welcher in M. Molingen schul-
behausung gangen war/ mit dem halten sie die-
se unterredung: Erstlich wird die sache wie-
derholet/ und angezeiget/ wie beschwerlich ih-
nen dieses fürfiele/ und allerley bekümmerniß
machte ihrer pflicht/ gewissens/ und guten na-
mens halber/ daß sie stipulation thun solten/
müsten ja von ihrer Obrigkeit loß gezehlet
werden/ bätten um intercession, daß sie möch-
ten darmit verschonet werden. Er antwortet/
daß ihm unser zustand sehr zu hertzen gienge/
und uns wolglauben könte/ weil er in gleichem
casu gestecket. Darnach antwortet er auff un-
[Spaltenumbruch] ser einwenden/ wir dörfften uns derohalben
kein Gewissen machen/ weil supremus magi-
stratus
solches befähle; Wir solten distingui-
ren inter superiorem und inferiorem magistra-
tum.
Zudem so hätten wir unserer Obrigkeit
keinen leiblichen eyd gethan/ daß wir die loß-
zehlung vorwendeten (mit denen unterthanen
hätte es viel einen anderen bescheid) wir blie-
ben in unsern vocationibus und pflichten; Un-
sers guten namens halber hätten wir uns auch
nicht zu befürchten/ non enim quid vulgus, sed
quid recte sentientes judicent, attendendum es-
se.
Vermahnet uns/ wir solten uns selbst nicht
ein unglück über den halß ziehen/ wurffen uns
für das griechische dictum: [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]. Daß sie aber weiter begehren
zu wissen/ ob sie bey ihren confessionibus, cere-
moni
en und was dem anhängig solten gelas-
sen werden/ antwortet er: Omnino. Unter-
dessen kommt D. Rotherus, und wird Seidle-
tus
ins pfarrhauß erfordert/ nimmts doch auff
sich/ daß er unserthalben mit dem oberauffse-
her reden wolle.

Da nun zu dem actu geleutet wird/ samm-
len sich viele pastores auff dem kirchhoffe. Da
werden allerhand unterredungen hincinde ge-
pflogen: Der meiste theil hielt darfür ceden-
dum esse tempori,
(weils ein mere politicum)
und die grosse gewalt vorhanden/ auch die
gefahr/ daß durch unsere verweigerung nicht
allein unserer Obrigkeit mehr eingriffe gesche-
hen/ sondern auch unsere anbefohlene Kirchen
mit verdächtigen persohnen möchten belästi-
get werden/ wir aber vermög unsers ampts
und unser Kirchen schuldig solches zuverhüten.
Da dieses die prediger zu S. Andreas erfah-
ren/ haben sie den oberauffseher mündlich an-
gesprochen und erinnert/ was sie hierbevor in
ansuchung wegen ihrer besoldung angezogen/
nemlich/ daß sie vor ihre person sich in den
streit der hohen obrigkeit/ wegen deß juris pa-
tronatus,
nicht mengen wolten. Könten aber
gleichwol sich auch in keine anordnung ohne
JJ. GG. vorwissen und einwilligung einlas-
sen. Zu den wären sie auch allbereit von JJ.
GG. an Autumnum gewiesen/ und hätte dem-
selben gleichwol handgelöbniß gethan/ wäre
derohalben ihnen sehr bedencklich/ daß sie
zweyen Superintendenten angeloben solten.
Bäten derohalben es woltens S. G. doch da-
hin richten/ da ja diese erweisung ihren fort-
gang haben solte/ daß es mit der Herren Graf-
fen consens geschehen/ und sie beydes der Hn.
Graffen pflicht und deß gelöbniß/ so sie dem
Herren Autumno gethan/ möchten loß gezeh-
let werden/ so solte es dann an ihnen auch nicht
mangeln. Darauff gibt er zur antwort: Er
könte leicht erachten/ was die Herren Graffen
vorbedencken hätten/ daß sich JJ. GG. auff
unser ansuchen nicht erklären wolten. Es
verstünden JJ. GG. selbst wol/ daß sie nichts
könten erhalten. Sein gnädigster Chur-Fürst
und Herr hätte darum mit der sache so lang-
samumgangen/ daß er JJ. GG. zeit genug
liese/ die sache am Käyserlichen hoffe oder Kam-
mergerichte/ oder wo sie wolten/ zusuchen/ da-
mit sie sich nicht zu beschweren/ als wären sie
von Jhro Chur-Fürstl. Gnaden übereilet wor-
den. Sie hättens auch wol daselbst gesucht/
aber bißhero nichts erhalten können. Hät-
ten auch noch in neulichkeit ein schreiben von

Käy-
A. K. H. Vierter Theil. L l l
Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto-Calviniſmi.
[Spaltenumbruch]

Den 23. Octobr. ward allen predigern und
ſchuldienern der alten und neuen ſtadt Eiß-
leben vom oberauffſeher ein ſchreiben zuge-
ſchickt/ darinnen ſie folgenden montag zur in-
troduction
des neuen Superintendenten citiret
und vorbeſchieden wurden. Dieſe citation
gaben ſie den anweſenden Herren Grafen zuer-
kennen/ bekamen aber darauff keine antwort.
Jngleichen haben auch etliche der Fuͤrſtin pre-
diger ſolches J. F. G. heimgelaſſenen Secreta-
rium
und Schoͤſſer Wolff Wieſenern berich-
tet/ und um rathgebeten/ haben ihnen aber zur
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ſelber nehmen/ ſie koͤnten ihnen hierinnen nicht
rathen/ es waͤre ein groſſer gegenparth ꝛc. Jſt
alſo das miniſterium von denen Hrn. Grafen
allerſeits troſt-und ſchutzloß gelaſſen worden.

Den 24. Octobr. laͤſt der Herr Autumnus
ſein colloquium wieder abfordern/ ſtellets ei-
nem jeden frey/ und auff ſein gewiſſen/ was er
hierinnen thun wolle.

Den 25. Octobr. kommt D. Adamus Rode-
rus Superintendens
zu Merſeburg/ neben dem
neuen Superintendenten M. Philippo Seidlero
in der Breiterin gaſthoff/ lieſſen den Pfarr-
herrn zu S. Andreas zu ſich forderen/ welcher
ſie allen zuſtand jetzigen ſtreits/ ſo wolder Hrn.
Graffen rechtes/ und JJ. GG. beſchwerung
nothduͤrfftig berichtet/ auch erinnert/ was diß
fuͤrnehmen fuͤr zerruͤttung in dieſer graffſchafft
kirchen geben wuͤrde. Darauff ſie ſich beyde
erklaͤret/ daß dieſe fuͤrſtellung deß Superinten-
den
ten den Hrn. Graffen zu keinem nachtheil/
noch verkleinerung JJ. GG. rechtens gemei-
net/ dem miniſterio auch zu keiner gefahr/ weder
in ihren vocationibus noch confeſſion gereichen
ſolte; Baͤten/ ſie ſolten kein mißtrauen in
ſie ſetzen/ ſie haͤtten auch ein jeder eine ſeele zu
verwahren/ ſo haͤtten ſie auch ſo wohl als wir
der formæ concordiæ ſubſcribiret/ wolten auch
noch nicht gerne/ daß der geringſte kuͤſter ih-
renthalben ſolte gefaͤhret/ vielweniger entur-
laubet werden/ geſchweige dann ein prediger.

Den 24. Octob. haben der Fuͤrſtin predi-
ger an den oberauffſeher/ und folgents den 26.
Octobr. fruͤhe um 6. uhr an D. Rotherum und
M. Seidlerum geſchrieben/ und um 6. wochen
bedenckzeit gebetten/ und daß ſie die beyden
Theologen wolten helfen verbitten/ daß ſie mit
der ſtipulation verſchonet wuͤrden/ und friſt
haben moͤchten/ an ihre Obrigkeit deßhalben
zuſchreiben; kriegen eine abſchlaͤgige antwort
von dem oberauffſeher/ von den Theologen aber
gar keine/ unangeſehen/ daß alle drey Paſtores
in D. Roderi herberge aufwarten/ und mit ihm
zugleich auch muͤndliche unterredung pflegen
wollen/ ſo koͤnnen ſie doch nicht fuͤrkommen;
daruͤber bedencken ſie ſich/ und gehen ſaͤmtlich
zu M. Seidlero, welcher in M. Molingen ſchul-
behauſung gangen war/ mit dem halten ſie die-
ſe unterredung: Erſtlich wird die ſache wie-
derholet/ und angezeiget/ wie beſchwerlich ih-
nen dieſes fuͤrfiele/ und allerley bekuͤmmerniß
machte ihrer pflicht/ gewiſſens/ und guten na-
mens halber/ daß ſie ſtipulation thun ſolten/
muͤſten ja von ihrer Obrigkeit loß gezehlet
werden/ baͤtten um interceſſion, daß ſie moͤch-
ten darmit verſchonet werden. Er antwortet/
daß ihm unſer zuſtand ſehr zu hertzen gienge/
und uns wolglauben koͤnte/ weil er in gleichem
caſu geſtecket. Darnach antwortet er auff un-
[Spaltenumbruch] ſer einwenden/ wir doͤrfften uns derohalben
kein Gewiſſen machen/ weil ſupremus magi-
ſtratus
ſolches befaͤhle; Wir ſolten diſtingui-
ren inter ſuperiorem und inferiorem magiſtra-
tum.
Zudem ſo haͤtten wir unſerer Obrigkeit
keinen leiblichen eyd gethan/ daß wir die loß-
zehlung vorwendeten (mit denen unterthanen
haͤtte es viel einen anderen beſcheid) wir blie-
ben in unſern vocationibus und pflichten; Un-
ſers guten namens halber haͤtten wir uns auch
nicht zu befuͤrchten/ non enim quid vulgus, ſed
quid rectè ſentientes judicent, attendendum eſ-
ſe.
Vermahnet uns/ wir ſolten uns ſelbſt nicht
ein ungluͤck uͤber den halß ziehen/ wurffen uns
fuͤr das griechiſche dictum: [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]. Daß ſie aber weiter begehren
zu wiſſen/ ob ſie bey ihren confeſſionibus, cere-
moni
en und was dem anhaͤngig ſolten gelaſ-
ſen werden/ antwortet er: Omnino. Unter-
deſſen kommt D. Rotherus, und wird Seidle-
tus
ins pfarrhauß erfordert/ nimmts doch auff
ſich/ daß er unſerthalben mit dem oberauffſe-
her reden wolle.

Da nun zu dem actu geleutet wird/ ſamm-
len ſich viele paſtores auff dem kirchhoffe. Da
werden allerhand unterredungen hincinde ge-
pflogen: Der meiſte theil hielt darfuͤr ceden-
dum eſſe tempori,
(weils ein merè politicum)
und die groſſe gewalt vorhanden/ auch die
gefahr/ daß durch unſere verweigerung nicht
allein unſerer Obrigkeit mehr eingriffe geſche-
hen/ ſondern auch unſere anbefohlene Kirchen
mit verdaͤchtigen perſohnen moͤchten belaͤſti-
get werden/ wir aber vermoͤg unſers ampts
und unſer Kirchen ſchuldig ſolches zuverhuͤten.
Da dieſes die prediger zu S. Andreas erfah-
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geſprochen und erinnert/ was ſie hierbevor in
anſuchung wegen ihrer beſoldung angezogen/
nemlich/ daß ſie vor ihre perſon ſich in den
ſtreit der hohen obrigkeit/ wegen deß juris pa-
tronatus,
nicht mengen wolten. Koͤnten aber
gleichwol ſich auch in keine anordnung ohne
JJ. GG. vorwiſſen und einwilligung einlaſ-
ſen. Zu den waͤren ſie auch allbereit von JJ.
GG. an Autumnum gewieſen/ und haͤttē dem-
ſelben gleichwol handgeloͤbniß gethan/ waͤre
derohalben ihnen ſehr bedencklich/ daß ſie
zweyen Superintendenten angeloben ſolten.
Baͤten derohalben es woltens S. G. doch da-
hin richten/ da ja dieſe erweiſung ihren fort-
gang haben ſolte/ daß es mit der Herren Graf-
fen conſens geſchehen/ und ſie beydes der Hn.
Graffen pflicht und deß geloͤbniß/ ſo ſie dem
Herren Autumno gethan/ moͤchten loß gezeh-
let werden/ ſo ſolte es dann an ihnen auch nicht
mangeln. Darauff gibt er zur antwort: Er
koͤnte leicht erachten/ was die Herren Graffen
vorbedencken haͤtten/ daß ſich JJ. GG. auff
unſer anſuchen nicht erklaͤren wolten. Es
verſtuͤnden JJ. GG. ſelbſt wol/ daß ſie nichts
koͤnten erhalten. Sein gnaͤdigſter Chur-Fuͤrſt
und Herr haͤtte darum mit der ſache ſo lang-
ſamumgangen/ daß er JJ. GG. zeit genug
lieſe/ die ſache am Kaͤyſerlichen hoffe oder Kam-
mergerichte/ oder wo ſie wolten/ zuſuchen/ da-
mit ſie ſich nicht zu beſchweren/ als waͤren ſie
von Jhro Chur-Fuͤrſtl. Gnaden uͤbereilet wor-
den. Sie haͤttens auch wol daſelbſt geſucht/
aber bißhero nichts erhalten koͤnnen. Haͤt-
ten auch noch in neulichkeit ein ſchreiben von

Kaͤy-
A. K. H. Vierter Theil. L l l
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[452/0753] Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebiſche haͤndel wegen Crypto-Calviniſmi. Den 23. Octobr. ward allen predigern und ſchuldienern der alten und neuen ſtadt Eiß- leben vom oberauffſeher ein ſchreiben zuge- ſchickt/ darinnen ſie folgenden montag zur in- troduction des neuen Superintendenten citiret und vorbeſchieden wurden. Dieſe citation gaben ſie den anweſenden Herren Grafen zuer- kennen/ bekamen aber darauff keine antwort. Jngleichen haben auch etliche der Fuͤrſtin pre- diger ſolches J. F. G. heimgelaſſenen Secreta- rium und Schoͤſſer Wolff Wieſenern berich- tet/ und um rathgebeten/ haben ihnen aber zur antwort gegeben/ moͤchten den rath bey ſich ſelber nehmen/ ſie koͤnten ihnen hierinnen nicht rathen/ es waͤre ein groſſer gegenparth ꝛc. Jſt alſo das miniſterium von denen Hrn. Grafen allerſeits troſt-und ſchutzloß gelaſſen worden. Den 24. Octobr. laͤſt der Herr Autumnus ſein colloquium wieder abfordern/ ſtellets ei- nem jeden frey/ und auff ſein gewiſſen/ was er hierinnen thun wolle. Den 25. Octobr. kommt D. Adamus Rode- rus Superintendens zu Merſeburg/ neben dem neuen Superintendenten M. Philippo Seidlero in der Breiterin gaſthoff/ lieſſen den Pfarr- herrn zu S. Andreas zu ſich forderen/ welcher ſie allen zuſtand jetzigen ſtreits/ ſo wolder Hrn. Graffen rechtes/ und JJ. GG. beſchwerung nothduͤrfftig berichtet/ auch erinnert/ was diß fuͤrnehmen fuͤr zerruͤttung in dieſer graffſchafft kirchen geben wuͤrde. Darauff ſie ſich beyde erklaͤret/ daß dieſe fuͤrſtellung deß Superinten- denten den Hrn. Graffen zu keinem nachtheil/ noch verkleinerung JJ. GG. rechtens gemei- net/ dem miniſterio auch zu keiner gefahr/ weder in ihren vocationibus noch confeſſion gereichen ſolte; Baͤten/ ſie ſolten kein mißtrauen in ſie ſetzen/ ſie haͤtten auch ein jeder eine ſeele zu verwahren/ ſo haͤtten ſie auch ſo wohl als wir der formæ concordiæ ſubſcribiret/ wolten auch noch nicht gerne/ daß der geringſte kuͤſter ih- renthalben ſolte gefaͤhret/ vielweniger entur- laubet werden/ geſchweige dann ein prediger. Den 24. Octob. haben der Fuͤrſtin predi- ger an den oberauffſeher/ und folgents den 26. Octobr. fruͤhe um 6. uhr an D. Rotherum und M. Seidlerum geſchrieben/ und um 6. wochen bedenckzeit gebetten/ und daß ſie die beyden Theologen wolten helfen verbitten/ daß ſie mit der ſtipulation verſchonet wuͤrden/ und friſt haben moͤchten/ an ihre Obrigkeit deßhalben zuſchreiben; kriegen eine abſchlaͤgige antwort von dem oberauffſeher/ von den Theologen aber gar keine/ unangeſehen/ daß alle drey Paſtores in D. Roderi herberge aufwarten/ und mit ihm zugleich auch muͤndliche unterredung pflegen wollen/ ſo koͤnnen ſie doch nicht fuͤrkommen; daruͤber bedencken ſie ſich/ und gehen ſaͤmtlich zu M. Seidlero, welcher in M. Molingen ſchul- behauſung gangen war/ mit dem halten ſie die- ſe unterredung: Erſtlich wird die ſache wie- derholet/ und angezeiget/ wie beſchwerlich ih- nen dieſes fuͤrfiele/ und allerley bekuͤmmerniß machte ihrer pflicht/ gewiſſens/ und guten na- mens halber/ daß ſie ſtipulation thun ſolten/ muͤſten ja von ihrer Obrigkeit loß gezehlet werden/ baͤtten um interceſſion, daß ſie moͤch- ten darmit verſchonet werden. Er antwortet/ daß ihm unſer zuſtand ſehr zu hertzen gienge/ und uns wolglauben koͤnte/ weil er in gleichem caſu geſtecket. Darnach antwortet er auff un- ſer einwenden/ wir doͤrfften uns derohalben kein Gewiſſen machen/ weil ſupremus magi- ſtratus ſolches befaͤhle; Wir ſolten diſtingui- ren inter ſuperiorem und inferiorem magiſtra- tum. Zudem ſo haͤtten wir unſerer Obrigkeit keinen leiblichen eyd gethan/ daß wir die loß- zehlung vorwendeten (mit denen unterthanen haͤtte es viel einen anderen beſcheid) wir blie- ben in unſern vocationibus und pflichten; Un- ſers guten namens halber haͤtten wir uns auch nicht zu befuͤrchten/ non enim quid vulgus, ſed quid rectè ſentientes judicent, attendendum eſ- ſe. Vermahnet uns/ wir ſolten uns ſelbſt nicht ein ungluͤck uͤber den halß ziehen/ wurffen uns fuͤr das griechiſche dictum: _ _ . Daß ſie aber weiter begehren zu wiſſen/ ob ſie bey ihren confeſſionibus, cere- monien und was dem anhaͤngig ſolten gelaſ- ſen werden/ antwortet er: Omnino. Unter- deſſen kommt D. Rotherus, und wird Seidle- tus ins pfarrhauß erfordert/ nimmts doch auff ſich/ daß er unſerthalben mit dem oberauffſe- her reden wolle. Da nun zu dem actu geleutet wird/ ſamm- len ſich viele paſtores auff dem kirchhoffe. Da werden allerhand unterredungen hincinde ge- pflogen: Der meiſte theil hielt darfuͤr ceden- dum eſſe tempori, (weils ein merè politicum) und die groſſe gewalt vorhanden/ auch die gefahr/ daß durch unſere verweigerung nicht allein unſerer Obrigkeit mehr eingriffe geſche- hen/ ſondern auch unſere anbefohlene Kirchen mit verdaͤchtigen perſohnen moͤchten belaͤſti- get werden/ wir aber vermoͤg unſers ampts und unſer Kirchen ſchuldig ſolches zuverhuͤten. Da dieſes die prediger zu S. Andreas erfah- ren/ haben ſie den oberauffſeher muͤndlich an- geſprochen und erinnert/ was ſie hierbevor in anſuchung wegen ihrer beſoldung angezogen/ nemlich/ daß ſie vor ihre perſon ſich in den ſtreit der hohen obrigkeit/ wegen deß juris pa- tronatus, nicht mengen wolten. Koͤnten aber gleichwol ſich auch in keine anordnung ohne JJ. GG. vorwiſſen und einwilligung einlaſ- ſen. Zu den waͤren ſie auch allbereit von JJ. GG. an Autumnum gewieſen/ und haͤttē dem- ſelben gleichwol handgeloͤbniß gethan/ waͤre derohalben ihnen ſehr bedencklich/ daß ſie zweyen Superintendenten angeloben ſolten. Baͤten derohalben es woltens S. G. doch da- hin richten/ da ja dieſe erweiſung ihren fort- gang haben ſolte/ daß es mit der Herren Graf- fen conſens geſchehen/ und ſie beydes der Hn. Graffen pflicht und deß geloͤbniß/ ſo ſie dem Herren Autumno gethan/ moͤchten loß gezeh- let werden/ ſo ſolte es dann an ihnen auch nicht mangeln. Darauff gibt er zur antwort: Er koͤnte leicht erachten/ was die Herren Graffen vorbedencken haͤtten/ daß ſich JJ. GG. auff unſer anſuchen nicht erklaͤren wolten. Es verſtuͤnden JJ. GG. ſelbſt wol/ daß ſie nichts koͤnten erhalten. Sein gnaͤdigſter Chur-Fuͤrſt und Herr haͤtte darum mit der ſache ſo lang- ſamumgangen/ daß er JJ. GG. zeit genug lieſe/ die ſache am Kaͤyſerlichen hoffe oder Kam- mergerichte/ oder wo ſie wolten/ zuſuchen/ da- mit ſie ſich nicht zu beſchweren/ als waͤren ſie von Jhro Chur-Fuͤrſtl. Gnaden uͤbereilet wor- den. Sie haͤttens auch wol daſelbſt geſucht/ aber bißhero nichts erhalten koͤnnen. Haͤt- ten auch noch in neulichkeit ein ſchreiben von Kaͤy- A. K. H. Vierter Theil. L l l

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/753>, abgerufen am 16.07.2024.