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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eislebische Händel.
[Spaltenumbruch] Die confession aber betreffend/ erkläret sich das
ministerium einmüthig/ daß sie bey derselben
bleiben/ und bey einander umtretten wolte. Dar-
neben ward auch geschlossen/ daß man sich raths
bey benach barten Ministeriis erholen solte/ wes
man sich auff den nothfall zu verhalten. Und
ward ein schreiben vom Ministerio zu Eißleben
concipirt/ und der Theologischen facultät zu
Jena/ und dem Ministerio zu Halle überschicket
und derer censuren gebeten.

Den 15. Octobr. schickten die Vorder-Orti-
schen Herrn Graffen ihren Pfarrherrn und Di-
aconis
zu S. Andreas eine inhibition, daß sie
sich nicht solten an einen andern Superinten-
den
ten weisen lassen. Diese inhibition läst a-
ber den 19. Octobr. Graff Bruno durch J. G.
Cantzler/ Kilian Stissern wiederum abfordern/
mit bericht/ daß J. G. Vettern davon zögen und
liessen J. G. allein in der patsche stecken/ welches
J. G. beschwerlich/ und solte wohl endlich die
ungnade auff sie allein weltzen. Derowegen
solten sie J. G. die inhibition wieder zuschi-
cken/ und thun/ was sie mit gutem gewissen ver-
antworten könten. Jmmassen dann J. G. sich biß
anhero über das Ministerium nicht zu beschwe-
ren. Solten halten weil sie könten/ solten auch
doch sich nicht in gefahr bringen/ es auch also
machen/ daß sie JJ. GG. nichts vergeben.

Darauff ward gebeten/ daß der Herr Cantz-
ler wolte helffen zurathen/ wie man ihm thun
solte/ JJ. GG. wolten sie der pflicht nicht er-
lassen/ könten das Ministerium auch gleichwol
nicht schützen/ und liessen nun die inhibition
wieder abfordern. Was sie dann nun machen
solten/ stäcken recht zwischen thür und angel/ bä-
ten derowegen/ er wolle mit J. G. reden/ weil
sie die inhibition liessen wieder abfordern/ daß
sich J. G. erklären wolten/ wes sie sich verhalten
solten/ wenn der Churfürst zu Sachsen den neu-
en Superintendenten würde introduciren las-
sen/ und wolte J. G. sonderlich diese 3. puncte zu
gemüthe führen.

1.

Erstlich wolten J. G ihre kirchen in acht neh-
men/ denn wenn wir uns Churfürstlicher anord-
nung solten wiedersetzen/ so würden wir gewiß
darüber unsere abschiede bekommen; wäre nun
der neue Superintendens verdächtig/ wie J. G.
sich besorget/ so würde man ihme an unsere stätte
gewißlich solcheleute zuordnen/ die seines schlags
wären/ damit er einen anhang bekäme/ und wür-
de also mit gewalt falsche lehre einreissen/ wel-
ches gleichwol/ ob GOtt will/ nicht geschehen
solte/ wenn wir bey unsern kirchen blieben/ und
würde dennoch der Superintendens müssen an
sich halten/ und nicht so laut ruffen dürffen/
wenn er allein wäre/ als wenn er einen anhang
hätte. Solten nun J. G. zu solcher zerrüttung
ursach geben/ das wolte warlich schwer zu ver-
antworten seyn.

2.

Zum andern wolte J. G. auch darauff sehen/
wenn uns der Churfürst zu Sachsen solte entur-
lauben/ so würde er gewißlich in J. Churfürstl.
Gn. namen andere Prediger lassen einsetzen/ kä-
men also JJ. GG. um ihr recht gantz und gar;
da sie gleichwohl noch etwas davon behielten/
wenn wir in unsern vocationibus gelassen wür-
den. Denn es hätte sich der Herr Oberauffseher
gleichwol erkläret/ daß es nur um die person des
Superintendenten zu thun wäre; wenn wir dann
nur handgelöbnis thäten/ so solten wir in un-
[Spaltenumbruch] sern vocationibus, und derer Herrn Graffen
pflicht gelassen werden.

Zum dritten/ wolten auch J. G. bedencken/3.
daß ihnen wenig darmit gedient würde/ wenn
wir arme diener mit unsern armen weibern und
kindern solten ins elend kommen/ und geschehe
nur wegen ihres juris patronatus, und nicht pro-
pter confessionem,
da würde jedermann schrey-
en/ wir wären störrige Flacianische köpffe/ wären
rebellen gewesen. Das wolte uns warlich be-
schwerlich seyn/ und an unserer wohlfahrt und
förderung hindern; Und würde gleichwol JJ.
GG. sachen dardurch nichts geholffen. Denn
wenn wir uns gleich enturlauben liessen/ so wür-
de darum der Churfürst von seinem fürneh-
men nicht abstehen/ sondern nichts destoweniger
fortfahren.

Diß wolte er mit J. G. reden/ und sie wieder
beantworten/ sie wolten gerne halten/ weil sie
halten könten/ wenn es aber auff den äussersten
nothfall käme/ wüsten sie warlich nicht/ mit was
gewissen sie sich in diesem fall könten enturlau-
ben lassen.

Darauff antwortete er: er hätte von J. G.
vernommen/ daß sie nicht gerne wolten/ daß sie
von J. G kirchen solten abgeschafft werden/ und
ihrenthalben in beschwerung kommen; könten
selbst leicht erachten/ daß sie sich endlich nicht
würden erwehren können. Jedoch wolte J. G.
nicht gebühren/ daß sie ihnen dazu rathen solten/
hätten das gnädige vertrauen/ weil sie bißhero
gnug gethan/ und der sache nichts vergeben/
sie würden auch auff den fall wissen/ weß sie sich
halten solten. Wolte aber solches seinem G. H.
in unterthänigkeit fürbringen/ und sie wiederum
beantworten/ es ist aber keine antwort hierauff
erfolget.

Gleicher gestalt haben sie auch Graff Otten/
und Graff Hanß Günthern im jetzt gedachten be-
dencken erinnert/ und mit JJ. GG. nothwendige
mündliche unterredung gehalten; haben darauff
zur antwort gegeben: es könten JJ. GG. leicht
erachten/ daß es dem Ministerio beschwerlich
gnug seyn müste/ daß man sie so unbillig mit der
besoldung hemmete und aushungern wolte. Sie
wolten uns gerne helffen/ so wüsten sie keinen
rath darzu/ man hätte ihnen das ihrige so genau
gespannet/ daß sie selber kaum ihr auskommen
haben könten. Hätten nicht gemeinet/ daß es
diese wege erreichen sollen/ könten aber nicht für
gewalt/ hätten auch leyder sorge/ wir würden
nicht fürüber können/ würden endlich willigen
müssen. Jedoch wolten sie es uns nicht heissen/
wir würden selbst wissen/ was wir thun solten.
So wolten sie uns auch nicht gerne von ihren
kirchen entrathen/ vielweniger daß wir mit un-
sern armen kindern ihrentwegen solten in noth
und elend kommen/ begehrten auch nicht/ daß
wir hierzu selbsten solten ursache geben. Wenn
es die confession beträffe/ wie sie dann leyder be-
sorgten/ daß es wohl kommen würde/ denn sie
wüsten gewiß/ dz dieser Superintendens ein Ertz-
Calviniste wäre/ so wäre es alsdann ein ander
ding/ da würden wir selbst wissen/ wie wir uns
verhalten solten/ es würde sich mit der zeit wohl
schicken/ wir möchten thun was wir wolten/ es
hätte gute wege/ wir könten ihnen an ihrer sache
nichts vergeben/ sie wüsten doch wohl/ was sie
thun solten. Bey dieser antwort liessens JJ.
GG. bewenden.

Den

Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eislebiſche Haͤndel.
[Spaltenumbruch] Die confeſſion aber betreffend/ erklaͤret ſich das
miniſterium einmuͤthig/ daß ſie bey derſelben
bleiben/ und bey einander umtꝛetten woltē. Dar-
neben ward auch geſchloſſen/ daß man ſich raths
bey benach barten Miniſteriis erholen ſolte/ wes
man ſich auff den nothfall zu verhalten. Und
ward ein ſchreiben vom Miniſterio zu Eißleben
concipirt/ und der Theologiſchen facultaͤt zu
Jena/ und dem Miniſterio zu Halle uͤberſchicket
und derer cenſuren gebeten.

Den 15. Octobr. ſchickten die Vorder-Orti-
ſchen Herrn Graffen ihren Pfarrherrn und Di-
aconis
zu S. Andreas eine inhibition, daß ſie
ſich nicht ſolten an einen andern Superinten-
den
ten weiſen laſſen. Dieſe inhibition laͤſt a-
ber den 19. Octobr. Graff Bruno durch J. G.
Cantzler/ Kilian Stiſſern wiederum abfordern/
mit bericht/ daß J. G. Vettern davon zoͤgen und
lieſſen J. G. allein in der patſche ſtecken/ welches
J. G. beſchwerlich/ und ſolte wohl endlich die
ungnade auff ſie allein weltzen. Derowegen
ſolten ſie J. G. die inhibition wieder zuſchi-
cken/ und thun/ was ſie mit gutem gewiſſen ver-
antworten koͤnten. Jm̃aſſen dann J. G. ſich biß
anhero uͤber das Miniſterium nicht zu beſchwe-
ren. Solten halten weil ſie koͤnten/ ſolten auch
doch ſich nicht in gefahr bringen/ es auch alſo
machen/ daß ſie JJ. GG. nichts vergeben.

Darauff ward gebeten/ daß der Herr Cantz-
ler wolte helffen zurathen/ wie man ihm thun
ſolte/ JJ. GG. wolten ſie der pflicht nicht er-
laſſen/ koͤnten das Miniſterium auch gleichwol
nicht ſchuͤtzen/ und lieſſen nun die inhibition
wieder abfordern. Was ſie dann nun machen
ſolten/ ſtaͤcken recht zwiſchen thuͤr und angel/ baͤ-
ten derowegen/ er wolle mit J. G. reden/ weil
ſie die inhibition lieſſen wieder abfordern/ daß
ſich J. G. erklaͤren wolten/ wes ſie ſich verhalten
ſolten/ wenn der Churfuͤrſt zu Sachſen den neu-
en Superintendenten wuͤrde introduciren laſ-
ſen/ und wolte J. G. ſonderlich dieſe 3. puncte zu
gemuͤthe fuͤhren.

1.

Erſtlich wolten J. G ihre kirchen in acht neh-
men/ denn wenn wir uns Churfuͤrſtlicher anord-
nung ſolten wiederſetzen/ ſo wuͤrden wir gewiß
daruͤber unſere abſchiede bekommen; waͤre nun
der neue Superintendens verdaͤchtig/ wie J. G.
ſich beſorget/ ſo wuͤꝛde man ihme an unſere ſtaͤtte
gewißlich ſolcheleute zuordnen/ die ſeines ſchlags
waͤren/ damit er einen anhang bekaͤme/ und wuͤr-
de alſo mit gewalt falſche lehre einreiſſen/ wel-
ches gleichwol/ ob GOtt will/ nicht geſchehen
ſolte/ wenn wir bey unſern kirchen blieben/ und
wuͤrde dennoch der Superintendens muͤſſen an
ſich halten/ und nicht ſo laut ruffen duͤrffen/
wenn er allein waͤre/ als wenn er einen anhang
haͤtte. Solten nun J. G. zu ſolcher zerruͤttung
urſach geben/ das wolte warlich ſchwer zu ver-
antworten ſeyn.

2.

Zum andern wolte J. G. auch darauff ſehen/
wenn uns der Churfuͤrſt zu Sachſen ſolte entur-
lauben/ ſo wuͤrde er gewißlich in J. Churfuͤrſtl.
Gn. namen andere Prediger laſſen einſetzen/ kaͤ-
men alſo JJ. GG. um ihr recht gantz und gar;
da ſie gleichwohl noch etwas davon behielten/
wenn wir in unſern vocationibus gelaſſen wuͤr-
den. Denn es haͤtte ſich der Herr Oberauffſeher
gleichwol erklaͤret/ daß es nur um die perſon des
Superintendenten zu thun waͤre; weñ wir dann
nur handgeloͤbnis thaͤten/ ſo ſolten wir in un-
[Spaltenumbruch] ſern vocationibus, und derer Herrn Graffen
pflicht gelaſſen werden.

Zum dritten/ wolten auch J. G. bedencken/3.
daß ihnen wenig darmit gedient wuͤrde/ wenn
wir arme diener mit unſern armen weibern und
kindern ſolten ins elend kommen/ und geſchehe
nur wegen ihres juris patronatus, und nicht pro-
pter confeſſionem,
da wuͤrde jedermann ſchrey-
en/ wir waͤren ſtoͤrrige Flacianiſche koͤpffe/ waͤren
rebellen geweſen. Das wolte uns warlich be-
ſchwerlich ſeyn/ und an unſerer wohlfahrt und
foͤrderung hindern; Und wuͤrde gleichwol JJ.
GG. ſachen dardurch nichts geholffen. Denn
wenn wir uns gleich enturlauben lieſſen/ ſo wuͤr-
de darum der Churfuͤrſt von ſeinem fuͤrneh-
men nicht abſtehen/ ſondern nichts deſtoweniger
fortfahren.

Diß wolte er mit J. G. reden/ und ſie wieder
beantworten/ ſie wolten gerne halten/ weil ſie
halten koͤnten/ wenn es aber auff den aͤuſſerſten
nothfall kaͤme/ wuͤſten ſie warlich nicht/ mit was
gewiſſen ſie ſich in dieſem fall koͤnten enturlau-
ben laſſen.

Darauff antwortete er: er haͤtte von J. G.
vernommen/ daß ſie nicht gerne wolten/ daß ſie
von J. G kirchen ſolten abgeſchafft werden/ und
ihrenthalben in beſchwerung kommen; koͤnten
ſelbſt leicht erachten/ daß ſie ſich endlich nicht
wuͤrden erwehren koͤnnen. Jedoch wolte J. G.
nicht gebuͤhren/ daß ſie ihnen dazu rathen ſolten/
haͤtten das gnaͤdige vertrauen/ weil ſie bißhero
gnug gethan/ und der ſache nichts vergeben/
ſie wuͤrden auch auff den fall wiſſen/ weß ſie ſich
halten ſolten. Wolte aber ſolches ſeinem G. H.
in unterthaͤnigkeit fuͤrbringen/ und ſie wiederum
beantworten/ es iſt aber keine antwort hierauff
erfolget.

Gleicher geſtalt haben ſie auch Graff Otten/
und Graff Hanß Guͤntheꝛn im jetzt gedachten be-
dencken eriñert/ und mit JJ. GG. nothwendige
muͤndliche unterredung gehalten; haben darauff
zur antwort gegeben: es koͤnten JJ. GG. leicht
erachten/ daß es dem Miniſterio beſchwerlich
gnug ſeyn muͤſte/ daß man ſie ſo unbillig mit der
beſoldung hem̃ete und aushungern wolte. Sie
wolten uns gerne helffen/ ſo wuͤſten ſie keinen
rath darzu/ man haͤtte ihnen das ihrige ſo genau
geſpannet/ daß ſie ſelber kaum ihr auskommen
haben koͤnten. Haͤtten nicht gemeinet/ daß es
dieſe wege erreichen ſollen/ koͤnten aber nicht fuͤr
gewalt/ haͤtten auch leyder ſorge/ wir wuͤrden
nicht fuͤruͤber koͤnnen/ wuͤrden endlich willigen
muͤſſen. Jedoch wolten ſie es uns nicht heiſſen/
wir wuͤrden ſelbſt wiſſen/ was wir thun ſolten.
So wolten ſie uns auch nicht gerne von ihren
kirchen entrathen/ vielweniger daß wir mit un-
ſern armen kindern ihrentwegen ſolten in noth
und elend kommen/ begehrten auch nicht/ daß
wir hierzu ſelbſten ſolten urſache geben. Wenn
es die confeſſion betraͤffe/ wie ſie dann leyder be-
ſorgten/ daß es wohl kommen wuͤrde/ denn ſie
wuͤſten gewiß/ dz dieſer Superintendens ein Ertz-
Calviniſte waͤre/ ſo waͤre es alsdann ein ander
ding/ da wuͤrden wir ſelbſt wiſſen/ wie wir uns
verhalten ſolten/ es wuͤrde ſich mit der zeit wohl
ſchicken/ wir moͤchten thun was wir wolten/ es
haͤtte gute wege/ wir koͤnten ihnen an ihrer ſache
nichts vergeben/ ſie wuͤſten doch wohl/ was ſie
thun ſolten. Bey dieſer antwort lieſſens JJ.
GG. bewenden.

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[451/0752] Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eislebiſche Haͤndel. Die confeſſion aber betreffend/ erklaͤret ſich das miniſterium einmuͤthig/ daß ſie bey derſelben bleiben/ und bey einander umtꝛetten woltē. Dar- neben ward auch geſchloſſen/ daß man ſich raths bey benach barten Miniſteriis erholen ſolte/ wes man ſich auff den nothfall zu verhalten. Und ward ein ſchreiben vom Miniſterio zu Eißleben concipirt/ und der Theologiſchen facultaͤt zu Jena/ und dem Miniſterio zu Halle uͤberſchicket und derer cenſuren gebeten. Den 15. Octobr. ſchickten die Vorder-Orti- ſchen Herrn Graffen ihren Pfarrherrn und Di- aconis zu S. Andreas eine inhibition, daß ſie ſich nicht ſolten an einen andern Superinten- denten weiſen laſſen. Dieſe inhibition laͤſt a- ber den 19. Octobr. Graff Bruno durch J. G. Cantzler/ Kilian Stiſſern wiederum abfordern/ mit bericht/ daß J. G. Vettern davon zoͤgen und lieſſen J. G. allein in der patſche ſtecken/ welches J. G. beſchwerlich/ und ſolte wohl endlich die ungnade auff ſie allein weltzen. Derowegen ſolten ſie J. G. die inhibition wieder zuſchi- cken/ und thun/ was ſie mit gutem gewiſſen ver- antworten koͤnten. Jm̃aſſen dann J. G. ſich biß anhero uͤber das Miniſterium nicht zu beſchwe- ren. Solten halten weil ſie koͤnten/ ſolten auch doch ſich nicht in gefahr bringen/ es auch alſo machen/ daß ſie JJ. GG. nichts vergeben. Darauff ward gebeten/ daß der Herr Cantz- ler wolte helffen zurathen/ wie man ihm thun ſolte/ JJ. GG. wolten ſie der pflicht nicht er- laſſen/ koͤnten das Miniſterium auch gleichwol nicht ſchuͤtzen/ und lieſſen nun die inhibition wieder abfordern. Was ſie dann nun machen ſolten/ ſtaͤcken recht zwiſchen thuͤr und angel/ baͤ- ten derowegen/ er wolle mit J. G. reden/ weil ſie die inhibition lieſſen wieder abfordern/ daß ſich J. G. erklaͤren wolten/ wes ſie ſich verhalten ſolten/ wenn der Churfuͤrſt zu Sachſen den neu- en Superintendenten wuͤrde introduciren laſ- ſen/ und wolte J. G. ſonderlich dieſe 3. puncte zu gemuͤthe fuͤhren. Erſtlich wolten J. G ihre kirchen in acht neh- men/ denn wenn wir uns Churfuͤrſtlicher anord- nung ſolten wiederſetzen/ ſo wuͤrden wir gewiß daruͤber unſere abſchiede bekommen; waͤre nun der neue Superintendens verdaͤchtig/ wie J. G. ſich beſorget/ ſo wuͤꝛde man ihme an unſere ſtaͤtte gewißlich ſolcheleute zuordnen/ die ſeines ſchlags waͤren/ damit er einen anhang bekaͤme/ und wuͤr- de alſo mit gewalt falſche lehre einreiſſen/ wel- ches gleichwol/ ob GOtt will/ nicht geſchehen ſolte/ wenn wir bey unſern kirchen blieben/ und wuͤrde dennoch der Superintendens muͤſſen an ſich halten/ und nicht ſo laut ruffen duͤrffen/ wenn er allein waͤre/ als wenn er einen anhang haͤtte. Solten nun J. G. zu ſolcher zerruͤttung urſach geben/ das wolte warlich ſchwer zu ver- antworten ſeyn. Zum andern wolte J. G. auch darauff ſehen/ wenn uns der Churfuͤrſt zu Sachſen ſolte entur- lauben/ ſo wuͤrde er gewißlich in J. Churfuͤrſtl. Gn. namen andere Prediger laſſen einſetzen/ kaͤ- men alſo JJ. GG. um ihr recht gantz und gar; da ſie gleichwohl noch etwas davon behielten/ wenn wir in unſern vocationibus gelaſſen wuͤr- den. Denn es haͤtte ſich der Herr Oberauffſeher gleichwol erklaͤret/ daß es nur um die perſon des Superintendenten zu thun waͤre; weñ wir dann nur handgeloͤbnis thaͤten/ ſo ſolten wir in un- ſern vocationibus, und derer Herrn Graffen pflicht gelaſſen werden. Zum dritten/ wolten auch J. G. bedencken/ daß ihnen wenig darmit gedient wuͤrde/ wenn wir arme diener mit unſern armen weibern und kindern ſolten ins elend kommen/ und geſchehe nur wegen ihres juris patronatus, und nicht pro- pter confeſſionem, da wuͤrde jedermann ſchrey- en/ wir waͤren ſtoͤrrige Flacianiſche koͤpffe/ waͤren rebellen geweſen. Das wolte uns warlich be- ſchwerlich ſeyn/ und an unſerer wohlfahrt und foͤrderung hindern; Und wuͤrde gleichwol JJ. GG. ſachen dardurch nichts geholffen. Denn wenn wir uns gleich enturlauben lieſſen/ ſo wuͤr- de darum der Churfuͤrſt von ſeinem fuͤrneh- men nicht abſtehen/ ſondern nichts deſtoweniger fortfahren. 3. Diß wolte er mit J. G. reden/ und ſie wieder beantworten/ ſie wolten gerne halten/ weil ſie halten koͤnten/ wenn es aber auff den aͤuſſerſten nothfall kaͤme/ wuͤſten ſie warlich nicht/ mit was gewiſſen ſie ſich in dieſem fall koͤnten enturlau- ben laſſen. Darauff antwortete er: er haͤtte von J. G. vernommen/ daß ſie nicht gerne wolten/ daß ſie von J. G kirchen ſolten abgeſchafft werden/ und ihrenthalben in beſchwerung kommen; koͤnten ſelbſt leicht erachten/ daß ſie ſich endlich nicht wuͤrden erwehren koͤnnen. Jedoch wolte J. G. nicht gebuͤhren/ daß ſie ihnen dazu rathen ſolten/ haͤtten das gnaͤdige vertrauen/ weil ſie bißhero gnug gethan/ und der ſache nichts vergeben/ ſie wuͤrden auch auff den fall wiſſen/ weß ſie ſich halten ſolten. Wolte aber ſolches ſeinem G. H. in unterthaͤnigkeit fuͤrbringen/ und ſie wiederum beantworten/ es iſt aber keine antwort hierauff erfolget. Gleicher geſtalt haben ſie auch Graff Otten/ und Graff Hanß Guͤntheꝛn im jetzt gedachten be- dencken eriñert/ und mit JJ. GG. nothwendige muͤndliche unterredung gehalten; haben darauff zur antwort gegeben: es koͤnten JJ. GG. leicht erachten/ daß es dem Miniſterio beſchwerlich gnug ſeyn muͤſte/ daß man ſie ſo unbillig mit der beſoldung hem̃ete und aushungern wolte. Sie wolten uns gerne helffen/ ſo wuͤſten ſie keinen rath darzu/ man haͤtte ihnen das ihrige ſo genau geſpannet/ daß ſie ſelber kaum ihr auskommen haben koͤnten. Haͤtten nicht gemeinet/ daß es dieſe wege erreichen ſollen/ koͤnten aber nicht fuͤr gewalt/ haͤtten auch leyder ſorge/ wir wuͤrden nicht fuͤruͤber koͤnnen/ wuͤrden endlich willigen muͤſſen. Jedoch wolten ſie es uns nicht heiſſen/ wir wuͤrden ſelbſt wiſſen/ was wir thun ſolten. So wolten ſie uns auch nicht gerne von ihren kirchen entrathen/ vielweniger daß wir mit un- ſern armen kindern ihrentwegen ſolten in noth und elend kommen/ begehrten auch nicht/ daß wir hierzu ſelbſten ſolten urſache geben. Wenn es die confeſſion betraͤffe/ wie ſie dann leyder be- ſorgten/ daß es wohl kommen wuͤrde/ denn ſie wuͤſten gewiß/ dz dieſer Superintendens ein Ertz- Calviniſte waͤre/ ſo waͤre es alsdann ein ander ding/ da wuͤrden wir ſelbſt wiſſen/ wie wir uns verhalten ſolten/ es wuͤrde ſich mit der zeit wohl ſchicken/ wir moͤchten thun was wir wolten/ es haͤtte gute wege/ wir koͤnten ihnen an ihrer ſache nichts vergeben/ ſie wuͤſten doch wohl/ was ſie thun ſolten. Bey dieſer antwort lieſſens JJ. GG. bewenden. Den

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/752>, abgerufen am 05.06.2024.